Dies ist kein publiziertes Buch, sondern eine schriftliche Zusammenfassung der Ergebnisse einer "Aron Gabor Study Group", die wesentliche historische Werke sowie Dokumente zur ungarischen Geschichte im Zeitraum von 1938 bis 1958 studiert hat.

Für diesen Zeitraum ist diese Zusammenfassung eine sehr geeignete Einführung in die Geschichte Ungarns. Folgende Schwerpunkte sind gesetzt:

- Gebietserweiterungen durch die beiden Wiener Schiedssprüche
- Beteiligung am Überfall auf die Sowjetunion 1941
- Beiteiligung am Überfall auf Jugoslawien 1941 und Selbstmord des Regierungschefs Teleki
- Das Lavieren zwischen den Mächten und die Hoffnung auf die Westalliierten 1943
- Besetzung Ungarns durch Deutschland im März 1944
- Judendeportationen ab März 1944 bis zum Stopp im August
- Pfeilkreuzlerregime unter Szálasi ab Oktober 1944
- Judenmorde in Budapest durch marodierende Pfielkreuzlerbanden
- Errichtung des internationalen Schutzgettos in Budapest
- Schlacht um Budapest ("Festung Budapest")
- Freie Wahlen 1945
- Sowjetisierung und Errichtung des Einparteienstaat bis 1949
- Verlauf und Niederschlagung des Aufstands von Oktober/November 1956

Auf ausgewählte Punkte möchte ich eingehen, da sie für mich auch neue Informationen darstellten.

Die beiden Wiener Schiedssprüche von 1938 und 1940, mit denen Ungarn Teile der Slowakei bzw. Siebenbürgens zugesprochen wurden, waren vor allem von den italienischen Vermittlern durchgesetzt, Wortführer für Ungarn war der italienische Außenminister Graf Ciano. Deutschland und Hitler forcierten diese Lösungen nicht, standen ihnen aber auch nicht im Weg.

Nach einem Putsch in Jugoslawien trat dieses aus dem Dreibund mit Deutschland, Italien und Japan aus. Deutschland entschied sich für einen Angriff, Ungarn beteiligte sich trotz Bündnisses mit Jugoslawien und schnappte sich die Bácska. Regierungschef Teleki verübte wegen dieses Vertragsbruchs Selbstmord.

Regent ("Reichsverweser") Horthy wechselte sehr oft die Regierungschefs, Kanzler Kállay hoffte, nachdem ungarische Truppen aus der Sowjetunion abgezogen wurden, auf einen Waffenstillstand mit den Alliierten und eine Besetzung durch die westlichen Alliierten. Diese Hoffnung konnte jedoch nicht realisiert werden, da bereits Anfang 1943 die Westalliierten eine Front in Frankreich anvisierten und die geplante Invasion am Westbalkan verwarfen.

Nach der Besetzung Ungarns durch deutsche Truppen im März 1944 begann die Deportation der ungarischen Juden in Vernichtungslager. Offiziell wurden die ungarischen Juden zum Arbeitseinsatz nach Deutschland geschickt. Die Deportierungen wurden von ungarischen Offiziellen mit zum Teil großer Brutalität organisiert. Als im Sommer 1944 die ungarische Regierung vom Vatikan, der Schweiz und Schweden informiert wurde, dass die Juden in Vernichtungslager transportiert und dort ermordet werden, stoppte Horthy die Deportationen. Die Vernichtungsaktion war jedoch bereits so weit fortgeschritten, dass außerhalb von Budapest keine Juden mehr lebten.

Als im Oktober mit deutscher Hilfe sich Szálasi mit den Pfeilkreuzlern an die Macht putschte, wurden die Deportationen zwar nicht wieder aufgenommen, aber marodierende Banden ermordeten Zehntausende Juden in Budapest, oft wurden sie vom Ufer oder von Brücken in die Donau geschossen. Auch waren sie zur Zwangsarbeit verwendet und in Judenhäusern gettoisiert. Szálasi war ideologisch ein "Ethnopluralist", er stellte sich für jede ungarische Ethnie ein genau abgegrenztes Gebiet vor, in der sie unvermischt lebt. Eine Auslieferung der Juden an Deutschland lehnte er ab, da sie ungarische Subjekte seien, die jedoch mehr oder weniger rechtlos sein sollen. Bei Märschen zu Arbeitseinsätzen (zum Beispiel an der Grenze zu Österreich) verstarben Zehntausende an Krankheit, Erschöpfung oder durch Mord.

Die Schweiz, Schweden und der Vatikan stellten Schutzpässe aus, und ein internationales Schutzgetto wurde eingerichtet, um so viele juden wie möglich vor dem höchstwahrscheinlichen schnellen Tod zu retten.

Am 13. Februar kapitulierten die letzten deutschen Truppen nach einer fast zweimonatigen Schlacht um Budapest.

Am 4. November 1945 fanden - nach Alliiertenübereinkommen - freie Wahlen statt, bei denen die Partei der Kleinen Landwirte die absolute Mehrheit erringen konnte. Die Kommunistische Partei war mit 17 % der Stimmen nur drittstärkste Kraft (auch hinter den Sozialdemokraten). Auf Druck durch die Sowjetunion erhielten die Kommunisten jedoch das Innenministerium und damit Zugriff auf Polizei und Geheimdienste.

Schritt für Schritt wurden durch falsche Anschuldigungen nichtkommunistische Politiker verhaftet und verurteilt, 1947 waren die Kommunisten mit 22 % die stärkste Partei, 1948 wurden die Sozialdemokraten mit den Kommunisten zwangsvereinigt, 1949 war nur mehr die Partei der Ungarischen Werktätigen zu den Wahlen zugelassen, eine stalinistische Verfassung wurde verabschiedet und schrittweise wurden alle Privatunternehmen verstaatlicht.

Nach Stalins Tod kämpften zwei Fraktionen um die Macht in der Partei (der Stalinist Rákosi und Imre Nagy, die sich als Staatschef abwechselten). Als Kompromiss wurde im Juni 1956 der Stalinist Ernő Gerő als Staatschef eingesetzt, der schließlich im Zuge der Aufstände ab 23. Oktober 1956 wieder durch Imre Nagy ersetzt wurde.

Am 1. November 1956 erklärte die ungarische Regierung den Austritt aus dem Warschauer Pakt, die Illegalität von ausländischen Truppen in Ungarn sowie Ungarn zu einem politisch wie wirtschaftlich pluralistischen Land. Die Sowjetunion marschierte mit zusätzlichen Truppen in das nun freie Ungarn ein und putschte am 4. November 1956 mit militärischer Unterstützung eine illegitime Schattenregierung unter János Kádár an die Macht.

Zwei Gründe waren laut diesem Text ausschlaggebend, dass die Sowjetunion sich sicher fühlte, militärisch handeln zu können, ohne einen Konflikt mit dem Westen zu riskieren:

1. Es dauerte vier Tage, bis die UNO über Ungarn beriet
2. Die Kampfhandlungen am Suezkanal ab 29. Oktober


Einen Fehler habe ich in diesem Text bewusst wahrgenommen: die österreichischen Heimwehren (paramilitärische, pro-italienische faschistische Einheiten) werden mit der SA (den Nationalsozialisten) verwechselt. Die Heimwehren waren nicht Pro-Hitler, wie zweimal angeführt ist.

Der Text ist hier online zu lesen:
http://www.hungarianhistory.com/lib/mirror/