Eine Philosophische Auseinandersetzung mit dem Geist der Zeit




Die Grenze der Erkenntnis, sofern sie existieren, bzw. in-sistieren mag, ist gleich einem dünnen Faden, dessen Überquerung man sich so lange nicht gewahr wird, bis aus dem verborgenen Hinterhalt einer schleierhaften Re-alität heraus die Pfeile des alles vernichtenden Zweifels durch die stolze Brust der Überzeugung dringen.

Wir können zu keiner Zeit sagen, wie solch eine Grenze aussehen mag, noch wo ebendiese zu finden sei, da all unsere wohl gehüteten Schätze des Wissens unweigerlich an das Konzept einer realen und wirklichen Welt gebunden sind, in dessen Rahmen wir versuchen, die eigene Grenze abzutasten - und mit dessen Stückwerk wir glauben, der uns umgebenden und durchwebenden Wirklichkeit mehr abgewinnen zu können, als eine bloße Ahnung der Vergänglichkeit jeder materiellen wie immateriellen Strukturen.

Es bedarf einer ungeheuren Naivität, die allgemeine, auf alles zutreffende Grenze dingfest machen zu wollen, ohne die eigene, innwendige und - vor allem - der persönlichen Erfahrung zugängliche Grenze des Gewahrseins zu begreifen.
So ist eine Grenze der Erkenntnis immer nur innwendig zu verstehen, dem eigenen und höchst subjektiven Wesen aus der Seele sprechend.

Eine Betrachtung der all-gemeingültigen Erkenntnismauer, hinter die kein Geist zu blicken im Stande sei, muss also immer an die Frage nach der Ex-istenz eines reinen Objektes geknüpft sein, in dessen Relation wir unsere Erkenntnis messbar und begreifbar machen könnten.
Ein solch "reines Objekt" hüllt sich jedoch in die Leinentücher eines >Deus - irrealis< , also eines irrealen Götzenbildes, da ebenjene Qualität dieses "Objektes", für uns zum Zwecke einer objekt-iven Erkentnisabschätzung Wahrnehmbar zu sein, gleichsam das Wesen des absolut reinen Objekt-Seins negiert.

Jede Betrachtung einer vermeintlichen Objektiven Größe macht diese zu einer subjektiven Erfahrung und verleiht - so der Teufel will - jeder noch so definit geglaubten Perle der "all-gemeingültigen" Erkenntnis einen inneren Erfahrungshorizont, in dessen eigenen Grenzen sich das starre, an ein abgesegnetes Kreuz des Wissens festgenagelte losreißt und mit Lebendigkeit sich der Kreativität und des Zweifels zu bedienen beginnt.

Wenn also die Welt, in der wir unseren Alltag fristen, sich durch ihr Subjekt-Sein auszeichnet, so kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass eine allumfassende "Wahrheit", zu jener wir uns in Relation befänden, nur ein Luftschloss des Infantilen, klammernden Geistes darstellt, der sich nichts sehnlicher wünscht, als einen taktgebenden Schlag und eine klare Richtlinie seiner Existenz voranzustellen, womit er gleichsam die eigenen und inneren Grenzen - wenn auch unbewusst - festlegt.

In einer adoleszenten, sich mündig wähnenden Gesellschaft, schwebt jedoch mit allzu großer Macht ebendieser Infantile Geist, der verzweifelt versucht, die Variabilität unserer Erfahrungswelt in die enge Schublade einer definiten Weltanschauung, gleichsam einer mentalen Zwangsjacke, zu pressen.
Damit huldigen wir dem Mammon des Objektivismus, in völliger Umnachtung über den Umstand, dass die Grenze der Erkenntnis - wenn überhaupt von einer solchen gesprochen werden kann - nur innwendig vorherrscht und sich dort unter dem Einfluss dieses starren Geistes immer enger schnürt.

All jene Erkenntnis, die unter dem Banner der Allgemeingültigkeit thront, wird im Angesicht dessen zu einer Schein-Kenntnis und alle Wahrheiten zu Schein-, bzw. Teilwahrheiten, die sich allein durch Konsensbildung in der Gesellschaft definieren.
Jene Konsensbildung, begriffen als eine Kollektivdynamik von vielen, ihrerseits subjektiven Individuen, resultiert aus simplen Wahrnehmungs-Schnittstellen, denen man letztlich zum Zwecke der Kommunikation und des Austausches bestimmte Namen gab, welche als Informationshüllen dienen.
So entwickelten sich diese Hüllen immer weiter, wurden zu Formalismen, und in Kombination mit dem neuzeitlich anwachsenden Hoheitsanspruch Der Wissenschaft auf jene "Wahrheit", welcher zuvor der Religion (Dem Christentum) zu eigen war, bildete sich aus dem einst philosophischen Grundkonstrukt mit dem Einzug des Objektivismus ein starres Gerüst aus "Bewiesenen Tatsachen".

Die heutige Wissenschaft ist auf dem Fundament des Babuschka-Prinzips gebaut:
Jede Theorie, soll sie in der seriösen Fachgemeinschaft Anklang finden, muss mit dem aktuellen Forschungsstand in Einklang zu bringen sein, der Prämisse der Reproduzierbarkeit Folge leisten und obendrein dazu in der Lage sein, ein bestimmtes Gebiet treffender zu beschreiben, als es der aktuelle Horizont zu tun vermag.
Im Rahmen unserer - bisher auch teils sehr konsistent - erarbeiteten Prinzipien, mag es zwar nicht auffallen, doch hat diese Vorgehensweise eine entscheidende Schwachstelle, durch die sich jegliche Kritik daran rechtfertigen lässt:

Die Grenze der Erkenntnis - im Rahmen des Objektivismus.

Wir sind überaus beschäftigt damit, unsere Überlegungen mit Experimenten überprüfbar zu machen, um die mit Hilfe der Mathematik errechneten Zusammenhänge zu rekonstruieren, dass wir dabei komplett übersehen, ja, sogar nicht einmal in Betracht ziehen, an welchen Stellen jenes Fundament eventuell auf Treibsand gebaut wurde.
Eine überaus tief einschlagende Enttäuschung packt jede Wissenschaftlerseele, wenn jahrelange Rechen-Arbeit am Experiment zu zerbrechen droht - zu Recht, wie ich finde.

Doch anstelle der Ursachenforschung, über dessen Möglichkeit ich mir selbst nicht im Klaren bin, die aber mit absoluter Sicherheit an die Frage nach der allgemeinen und Objektiven Wahrheit geknüpft sein muss, versuchen wir, im Rahmen des selben Fundamentes, sei es auch noch so instabil, die Symptome der fehlerhaften Konstruktion durch Hinzufügen vieler Abstrakta zu reparieren.
Das Konzept der Dunkeln Materie, bzw. Dunkeln Energie ist eines der brisantesten Beispiele aus der Physik der Gegenwart.

Im Wahn des Objektivismus übersehen wir zunehmend den subjektiven Charakter unserer Welt -
denn es handelt sich um eine Erfahrungs-Welt.
Niemand hätte Maschinen und Messergebnisse, wenn doch die Erfahrung dessen nicht vorherrschen würde, die sich erst im Bewusstsein und durch die Wahrnehmung anderer Subjekte gründet.
Was also können wir im Rahmen unserer eigenen Erkenntnis-Grenze als konsistent betrachten?
Worin liegt ein Hinweis verborgen, auf dessen Spur zu kommen uns keine Präzisionsmessgeräte verhelfen?

Vielleicht hilft es, einen folgenden Ansatz zu wählen:
Wenn wir in unserer Erfahrungs-Sphäre eine Konsensbildung als gerechtfertigt betrachten dürfen, dann die Wahrnehmung der Vergänglichkeit.


Ich wage zu behaupten, in Anbetracht jeglicher Entwicklung subjektiver Individuen, dass die allgemeine und als Selbstverständlichkeit verstandene Einstellung, ein solch dynamisches und komplexes System unüberschaubarer Variabilität, wie unsere Natur eines zu sein scheint, müsse wenigen starren und zugleich mit "schönen" Formeln mathematisch-physikalisch beschreibbaren Grundgesetzen gehorchen, ein kollektiver Auswuchs unseres Infantilen Geistes darstellt, welcher mit allein Mitteln der Überzeugung und selektiv-Wahrnehmung versucht, dem für sich unvorhersehbaren Gang des Lebens einen Hauch von Kontinuität zu verleihen, um nicht zuletzt unser Gefühl und Gewissen mit einer machtvollen Illusion der Kontrolle sanftmütig zu stimmen.

Aber dann bleibt immer noch die Frage:
Bannt diese Überzeugung nicht nur unsere Angst vor dem Ungewissen, sondern auch unser innerstes Potential des Fortschritts, unseren Keim der Entwicklung?







gez. Al_Nabu