Candide

Erschienen ist dieser kurze Roman 1759 unter einem Pseudonym, und Voltaire möchte zeigen, dass die Welt nicht die beste aller Welten ist, jedoch am Ende findet er ein Rezept.

Kandide ist ein illegitimer Sohn der Schwester des westfälischen Barons von Donnerstrunkhausen, wird vom Hauslehrer Manglos unterrichtet, dass die Menschheit in der besten aller Welten lebe und verliebt sich in die Tochter seines Onkels, Kunigunde. Als seine Liebe entgegnet wird, wird er aus dem Landsitz vertrieben, da er keine 72 adeligen Ahnen vorweisen und somit Kunigunde nicht heiraten kann, und erfährt als nun der Welt Ausgesetzter eine Katastrophe nach der anderen.

Zuerst wird er von Werbern des bulgarischen Heers, die gegen die Abaren Krieg führen, brutalst entführt, und lernt kennen, sie sich Heere nicht nur gegenseitig abschlachten, sondern auch die Zivilbevölkerung. So wird auch der Landsitz des Barons abgefackelt und zerstört, die Bewohner wahllos ermordet bzw. vergewaltigt.

Wieder auf der Flucht trifft er auf den totgeglaubten Panglos, der von einer Geschlechtskrankheit entstellt ist, aber wieder geheilt werden kann, und erfährt, dass Kunigunde überlebt hat, als ihr nach einer Massenvergewaltigung der Bauch aufgeschlitzt worden ist. Die Suche führt sie nach Lissabon, wo Panglos nach dem großen Erdbeben einem Autodafé zum Opfer fällt und gehängt wird, während Kandide weiter nach Südamerika fliehen kann.

Auf der Suche nach Kunigunde, die ständig vergewaltigt und versklavt wird, auf wen sie immer trifft, begegnet er ihrem Bruder, der Jesuit in Paraguay geworden ist und als Grenzwächter tätig ist. Nach der Wiedersehensfreude und der Nachricht, dass Kunigunde in Buenos Aires bei einem hohen Tier als Lustsklavin gefangen ist, ersticht Kandide ihn, da er als Bruder und überlebender männlicher Haushaltsvorstand ihm die Ehe mit Kunigunde verweigert, da Kandide eben keine 72 adeligen Ahnen vorweisen kann und Kunigunde selbst 71 solche hat.

Mit seinem peruanischen Diener und Gefährten gerät er über einen unterirdischen Fluss nach Eldorado, dem ehemaligen Hauptsitz der Inka. Dort wird er in einer paradiesischen Umgebung von guten und toleranten Menschen bewirtet, die ihm bei der Abreise Unmengen an Gold, Silber und Edelsteinen ("Dreck") mitgeben. So kommt er nach Surinam und lernt einen alten Manichäer kennen (Martin), der die Welt vom Teufel gelenkt sieht (also das Gegenstück zur "besten aller Welten").

Sein Diener Kakambor erhält den Auftrag, Kunigunde freizukaufen, Kandide selbst will in die freie Republik Venedig. Auf der Überfahrt nach Europa kommt bei einem Piratenüberfall ein großer Teil seines Reichtums abhanden, aber es bleibt immer noch genug, um in Paris und England auf großem Fuß zu leben.

In Venedig wartet er sehr lange auf Kunigunde und Kakambo, bis er Letzteren als Diener von sechs ehemaligen Königen und Kaisern entdeckt. Sie seien bei einem türkischen Piratenüberfall versklavt worden und Kunigunde eine Serail-Sklavin. Kandide hat immer noch genug Edelsteine, um Kakambo freizukaufen, und auf der Fahrt nach Konstantinopel trifft er auf einer Galeere Kunigundes Bruder und Panglos als versklavte Ruderer. Beide haben Erhängen bzw. Schwertstich überlebt und sie bilden ein Team. Kunigunde wird freigekauft, Kandide heiratet die mittlerweile hässlich Gewordene, kauft ein Stück Land bei Istanbul und sie werden Bauern.

Eine völlig verrückte Geschichte, deren skurriler Ablauf mich ins Nacherzählen gebracht hat. Nirgendwo findet Kandide auch nur den geringsten Hinweis, dass diese Welt die beste aller Welten sei. Nicht nur die Europäer schlachten sich gegenseitig ab, auch die Osmanen und Araber in Nordafrika und im Nahen Osten (mit dem Unterschied, dass sie das Abschlachten fünf Mal am Tag unterbrechen, um zu Allah zu beten).

Menschen werden unglaublichst traktiert, die abstoßendste Geschichte wird von einer illegitimen Papsttochter (Grudrun) erzählt, ihr und weiteren Frauen wurde, als dem osmanischen Heer, das sie verschleppt hat, jeweils eine Pobacke abgeschnitten und an die Soldaten verfüttert.

In einem Gespräch mit Martin (dem manichäischen Philosophen) wird die Welterfahrung, die Panglos' Idee von der Welt konträr widerspricht, auf den Punkt gebracht:
Kandide. Glauben Sie wohl, daß die Menschen von jeher sich niedergemetzelt haben, wie heut zu Tage? Daß sie stets gelogen und betrogen haben, stets treulose, undankbare, räubrische, flatterhafte, schurkische, neidische, prasserische, trunkenbolde, geizige, ehrsüchtige, blutlechzende, verläumdrische, hurende, schwärmende, und alberne Geschöpfe gewesen sind?

Martin. Glauben Sie, daß die Sperber von jeher Tauben gefressen haben, wenn sie ihrer habhaft werden können?

Kandide. Wohl glaub' ich’s!

Martin. Nun dann, wenn das immer der Karakter der Sperber gewesen ist, warum sollen grade die Menschen ihren Karakter geändert haben?
Am Ende jedoch wird Voltaire fast kitschig optmistisch. Während der Begegnung mit einem türkischen Bauern, den Politik nicht interessiert, sondern nur sein Pampelmusenhain, der ihm in Selbstversorgung und durch Verkauf seiner Produkte in Istanbul mittels Arbeit die "drei schlimmsten Feinde, die Langeweile, das Laster und den Mangel verscheucht". Das Glück des Menschen also ist: Arbeit. Kandide, Kuningunde, ihr Bruder, Panglos und Martin werden also nun Bauern.

Das Schlusswort hat der von seinem Pessimismus nun befreite Martin:
Lasst uns arbeiten, ohne alle Vernünfteleien, sagte Martin. Das ist das einzige Mittel, sich das Leben erträglich zu machen.
Online hier:
http://www.zeno.org/Philosophie/M/Voltaire/Kandid+oder+die+beste+Welt
https://de.wikisource.org/wiki/Kandide