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Franzobel ist der Künstlername des österreichischen Schriftstellers Franz Stefan Griebl. 2014 legte er seinen ersten Kriminalroman vor und das Thema wäre eigentlich damals sehr heiß gewesen: Doping im Sport.

Nach dem Todessturz eines Weltklasseläufers über 400 Meter (Spitzname Wiener Wunder, da es ein Wunder sei, sich international durchsetzen zu können) aus der Wohnung eines Dopingmittelhändlers spricht eigentlich alles für Selbstmord, da er erst vor kurzem des Dopings überführt worden ist. Nur Kommissar Falt Groschen glaubt wegen einer vor dem Sturz erhaltenen anonymen E-Mail und wegen des Orts nicht an Freitod. Im Lauf der Ermittlungen deckt er auf, dass im österreichischen Sport alle in Doping involviert sind: der Dopingmittelhändler, der Dopingfahnder, der Trainer, die Ehegattin, ein Spitzenjournalist. Sie alle hätten Gründe gehabt, ihn aus dem Fenster zu stoßen. Bei einem Lokalaugenschein konfrontiert Groschen alle mit ihrer moralischen Schuld, er ist jedoch überzeugt, niemand von ihnen war es.

SpoilerDanach gleitet die Geschichte ins eher Skurrile. Der Dopingmittelhändler wird erschossen in seiner Wohnung aufgefunden. Offensichtlicher Selbstmord, doch der Gerichtsmediziner findet heraus, dass er vor dem Todesschuss erschlagen worden ist, daher ein Selbstmord ausgeschlossen werden kann. Franzobel erfindet nun eine Nachbarfamilie: eine leidende ehemalige DDR-Spitzensportlerin, die in den 80er Jahren nach Wien geflohen ist, und ihr verkrüppelter Sohn, ein Opfer der Dopingmittel seiner Mutter (er kommt verkrüppelt zur Welt). Dieser verkrüppelte Sohn ist nun der Deus Ex Machina, der mit einer eigenartigen Konstruktion den Läufer aus dem Fenster stürzen lässt, wie er den Dopingmittelhändler erschlagen konnte, darauf geht Franzobel nicht ein, und zum Schluss will er den Kommissar mit Gift in einem Bier umbringen, der jedoch die beiden Bierflaschen austauscht.

Wir haben nun also einen Mörder und die sehr untreue Witwe kann die Lebensversicherung einstreifen (darüber schreibt Franzobel gar nicht mehr).

Zum Lesen ist dieser Krimi mühsam. Es gibt lange Beschreibungen und langatmige Passagen über Befindlichkeiten. Die Lösung des Falls ist an den Haaren herbeigezogen, nicht nachvollziehbar und übertrieben. Sprachlich sind einige Hoppalas im Text, die bei sorgfältigem Lektorat nicht hätten durchgehen dürfen. Ein ernstes Thema mit grundsätzlich richtigem Personal wird am Ende zur Presiflage. In einem Interview mit dem ORF erzählt Franzobel, dass er während des Schreibens noch nicht gewusst habe, wie der Krimi ausgehen werden und wer der Mörder sei. Man merkt beim Lesen diese Herangehensweise und sie ist nicht von Vorteil.