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Ernährungs- und Gesundheitsmythen: Ballaststoffe

7 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Ernährung, Kohlenhydrate, Verdauung ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Seite 1 von 1

Ernährungs- und Gesundheitsmythen: Ballaststoffe

20.09.2024 um 12:29
Ich beginne jetzt mal damit, zentrale Beiträge von mir zu verschiedenen Themen in meinem Blog zusammenzustellen. In laufenden Diskussionen sind diese meist schnell verschüttet worden, ich finde sie selbst nicht mehr auf Anhieb und kann immer nur darauf hinweisen, dass alles schon längst gesagt wurde und irgendwo bei Allmystery zu finden ist.
Jeder folgende Beitrag führt bei Klick auf den Link in den Original-Kontext in den Diskussionen. Diese sollen hier im Blog nicht erneut abgebildet werden.
Unter Umständen bin ich heute auf einem anderen Stand oder würde vielleicht nicht mehr alles unterschreiben, was ich mal gesagt habe, zum Teil auch in der Hitze des Gefechtes. Aber das bleibt weitgehende uneditiert. Wobei ich hier hauptsächlich das sammele, was grundlegend ist.
An dieser Stelle hier im Blog werde ich die Themen nicht weiter diskutieren. Wer das tun möchte, kann mich gerne in einem geeigneten Thread mit etwas zitieren und auf diese Weise heraufbeschwören bzw. herbeirufen. :ghost: :merle:
Von daher werden hier Kommentare wahrscheinlich gelöscht. Wenn es um technische Anmerkungen oder so geht, kann man mich damit lieber per PN ansprechen.


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Ernährungs- und Gesundheitsmythen: Ballaststoffe

20.09.2024 um 12:35
Beitrag #0001
12.02.2024 um 12:34
Ketogene Ernährung/Diät (Seite 15) (Beitrag von Nemon)


[Antwort auf den Beitrag eines anderen Users:]
Wie gesagt, fehlen mir außer kritischen Artikeln nicht die Artikel, sondern die Evidenz.
Eigentlich hatte ich einen Ausflug in die Archäobotanik gestartet, der sehr interessant werden kann, aber das Thema Ballaststoffe ist wohl vordringlich. Und es ist hier überhaupt nicht OT, sondern im Gegenteil mittendrin. Das liegt doch auf der Hand: Very Low Carb und Keto gehen einher mit minimalem Ballaststoffkonsum. Zum einen warnt einen die Kirche Des Flotten Stuhls davor, dass einem bei dieser Ernährung Tod und Teufel drohen. Zum anderen macht man eben seine eigenen Erfahrungen damit.

Für mich hat sich, ich habe das schon andeutungsweise beschrieben, so viel verbessert, dass es fast schon eine Erlösung ist. Ich wurde kürzlich untersucht, Folgeuntersuchung, nachdem es mal Probleme gab, und mir wurde ein Spitzen-Darm ohne jegliches Krebsrisiko attestiert. Ich soll mich in sechs Jahren wieder anstellen. Womit ich dann in etwa in den altersgemäßen Vorsorge-Plan eintrete.
Entgegen meiner Aussage (die allerdings zwischenzeitlich niemand widerlegt hat), dass es nur eine experimentelle Studie zu geben scheint, habe ich heute schon noch etwas mehr gefunden. Heute tauche ich da aber nicht tiefer ein, sondern begnüge mich einstweilen mit der Erkenntnis, dass bei dem, was ich gelesen habe, die vermeintlichen Vorteile der Ballaststoffe nicht ohne die negativen Auswirkungen genannt werden, die dem entgegenstehen.

Alle beklagen bisher die schlechte Studienlage und geringe Evidenz!
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie zeigt wieder das ulkige Verhalten, obiges in den Vorbemerkungen zu sagen, im Kapitel über Ballaststoffe aber wieder weitgehend dem Norm-Narrativ zu folgen, wobei die Unverträglichkeiten jedoch erwähnt werde müssen. Folgendes etwa wird einleitend unter dem Zeichen der chronischen Obstipation gesagt:
Insgesamt ist die Studienlage zur Ätiologie und Pathophysiologie der Obstipation als spärlich und unbefriedigend einzustufen. Die unterschiedlichen Definitionen der Obstipation sowie methodische Schwächen im Studiendesign erlauben zumeist keine Aussagen mit hoher Evidenz.
STATEMENT 2–1
Assoziationen zwischen Obstipation und faserarmer Kost, verringerter Flüssigkeitsaufnahme, mangelnder Bewegung und
Unterdrückung des Defäkationsreizes sowie abrupter Änderungen der Lebensumstände wurden in der Literatur beschrieben.
Ein direkter kausaler Zusammenhang ist jedoch nicht belegt.
[Starker Konsens]
(geprüft 2021)
Kommentar
Die aufgeführten Faktoren werden häufig als tradierte Ursachen
einer Obstipation angesehen, lassen sich durch evidenzbasierte Daten jedoch nicht bestätigen [40, 41]. So haben Vergleiche zwischen
Obstipierten und Gesunden gezeigt, dass keiner der Faktoren
zwangsläufig zur Obstipation bzw. zur deutlichen Besserung der Beschwerden nach deren Behebung führt [40–46]. Vielmehr ist davon
auszugehen, dass eine bereits bestehende Obstipationsneigung
durch diese Faktoren getriggert bzw. klinisch evident wird. Zu allen
aufgeführten Faktoren ist die Studienlage uneinheitlich: Faserarme
Kost kann einerseits die Entwicklung einer Obstipation befördern,
andererseits wurden keine Unterschiede zwischen Obstipierten
und Nicht-Obstipierten hinsichtlich des Ballaststoffgehaltes der
Nahrung gefunden [46]. Studien zur Menge der Flüssigkeitszufuhr
zeigten ebenfalls widersprüchliche Ergebnisse.
[...]
Ballaststoffe haben oft unangenehme Begleitsymptome wie
z. B. Blähungen und abdominelle Krämpfe. Nebenwirkungen treten sowohl bei unlöslichen (Kleie etc.) als auch bei löslichen Ballaststoffen (Flohsamenschalen etc.) auf [177, 178].
Nur für Reizdarmpatienten wurde nachgewiesen, dass die löslichen Ballaststoffe besser verträglich sind als die natürlichen. Für
die Obstipations-Patienten fehlt ein solcher Nachweis [179, 180].
Bei Beschwerden unter Ballaststoffen ist es zunächst sinnvoll,
osmotische Abführmittel zu verschreiben, bevor eine Erhöhung
der Ballaststoffe eingeleitet wird, insbesondere bei Patienten mit
signifikanter Stuhlstase.
Quelle: https://register.awmf.org/assets/guidelines/021-019l_S2k_Chronische_Obstipation_2022-11.pdf
Ein der Studien, die die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie heranzieht, ist diese:
Systematic review with meta-analysis: effect of fibre supplementation on chronic idiopathic constipation in adults
S. Christodoulides, E. Dimidi, K. C. Fragkos, A. D. Farmer, K. Whelan, S. M. Scott
First published: 12 May 2016 https://doi.org/10.1111/apt.13662
Conclusions
This meta-analysis demonstrates that fibre is moderately effective, but also causes moderate gastrointestinal side effects. However, these findings need to be treated with caution due to a high risk of bias. Accordingly, further large, methodologically rigorous trials are required, before any definitive recommendation regarding its risk–benefit profile can be made.
Auf Deutsch:
Schlussfolgerungen
Diese Meta-Analyse zeigt, dass Ballaststoffe mäßig wirksam sind, aber auch mäßige gastrointestinale Nebenwirkungen verursachen. Aufgrund des hohen Risikos einer Verzerrung sind diese Ergebnisse jedoch mit Vorsicht zu genießen. Daher sind weitere große, methodisch strenge Studien erforderlich, bevor eine endgültige Empfehlung zum Nutzen-Risiko-Profil abgegeben werden kann.
Publication bias
The studies identified herein were too few in number to assess for evidence of asymmetry, and in turn for evidence of publication bias or other small study effects.36
Risk of bias
None of the studies was at low risk of bias, both at the study (Figure S6) and outcome level (data available on request), and none of the trials followed an intention-to-treat analysis. Attrition bias (incomplete outcome data) and reporting bias (selective reporting) were prevalent, whereas performance bias (blinding of participants and personnel) and other bias were low among trials, both at the study (Figure S6) and outcome level (data available on request). GRADE criteria were applied to interpret results and assess overall quality of evidence (confidence in effect estimates) for each outcome (Table 4). The quality of evidence in terms of response to therapy, stool frequency, and adverse events was graded as low, whereas the confidence in the effect estimates for stool consistency and gut microbiota concentrations was graded as very low.
Noch mal mein Statement dazu: Wer die Ballaststoffe predigt, muss auch auf deren schädliche Effekte hinweisen. Es scheint keine Evidenz für eine eindeutig gesundheitsfördernde Wirkung zu geben.
Als Pro-Argumente werden die nachweislichen Effekte genannt: Beschleunigter Stuhl, größeres Stuhlvolumen, weicherer Stuhl. ...ääähm. Für wen ist das überhaupt wünschenswert?!? Und wer will Flatulenz und Reizungen im Darm bis hin zu Schlimmerem? Und die kurzkettigen Fettsäuren, in die einige B. im Darm aufgespalten werden und die so wohltuend sind, bereitet sich mein Keto-Stoffwechsel auch allein.


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Ernährungs- und Gesundheitsmythen: Ballaststoffe

20.09.2024 um 12:50
Beitrag #0002
05.02.2024 um 13:58
Ketogene Ernährung/Diät (Seite 6) (Beitrag von Nemon)



Aus der Logik heraus, dass wir keine Kohlenhydrate brauchen und sie dann auch noch eher schädlich als nützlich sind, stellt sich die Frage eigentlich anders herum: Wie wäre zu rechtfertigen, dass wir sie brauchen?
Verdauungsbeschwerden sind zur Zivilisationskrankheit geworden, zahllose Menschen quälen sich mit Beschwerden. Was mit Blähungen, diversen Unverträglichkeiten und Allergien losgeht und bis zu schlimmen Reizdarm-Syndromen geht. Morbus. Crohn, Darmkrebs, you name it. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.

Ballastoffe sind bekanntlich, ganz vereinfacht gesagt, pflanzliche Nahrungsbestandteile, die das menschliche Verdauungssystem nicht aufspalten kann. Sie verursachen im Darm Stress und stehen in enger Verbindung mit den genannten Beschwerden.
Ich kenne keine wissenschaftliche Evidenz für die Behauptungen, dass Ballaststoffe für uns wichtig sind. Ein Teil ergibt sich aus dem Fehler der falsch-"ausgewogenen" Ernährung mit einem Übermaß an Gebäck etc. und des Industriefraßes. Dass das der Verdauung nicht bekommt, liegt nahe. Es aber mit zusätzlichen Ballaststoffen noch zu verschlimmern, ist der Hammer. Es gibt Studien, die zeigen, wie die Verstopfung zumimmt, wenn man diesen Teufel mit dem Belzebub auszutreiben versucht.
Die B-Progagierung enstammt der Zeit, als die Kellogs-Adventisten begannen, mit ihren gezuckerten Getreideprodukten die Ernährung zu dominieren. In diesem Kontext wurde auch die Mär der Ballaststoffe erfunden. Ab einem gewissen Zeitpunkt wurde massiv propagiert, dass wir unbedingt Ballaststoffe, in Englisch fiber, brauchen.

Ich bediene mich mal eben einer Studie. Die klinischen Studien widersprechen dem B-Mythos diametral. Das hier ist nicht die einzige.
Stopping or reducing dietary fiber intake reduces constipation and its associated symptoms
CONCLUSION: Idiopathic constipation and its associated symptoms can be effectively reduced by stopping or even lowering the intake of dietary fiber.

(...)
Lack of fiber in the diet was first postulated in 1971 as the cause of diseases such as diverticulosis, hemorrhoids and colorectal cancer[1]. Since then, partly due to widespread media publicity, it is now widely accepted that dietary fiber is a necessary component of a healthy diet and is required for normal bowel movement[2-5]. It is popularly used in the management of constipation by the public and by many doctors. Insoluble fiber is known to increase stool weight and decrease colonic transit time[6,7]. Fiber is said to aid in water retention in the colon and results in stools that are less dry and easier to evacuate. However, the reality is that stool moisture content remains at 70%-75% regardless of the amount of fiber and water consumed[7,8].
There is recent evidence that low fiber intake does not equate to constipation[9]. Patients with chronic constipation also have similar fiber intake to controls[10-13]. Patients with chronic constipation may also have worsening symptoms when dietary fiber intake is increased[14]. Another study found that lactulose was more effective in easing constipation when compared with fiber[15].
It has also been our experience that many patients with constipation are already consuming a large amount of fiber before they seek medical attention.
https://www.wjgnet.com/1007-9327/full/v18/i33/4593.htm

Der Verweis oben im Zitat mit der [1] führt zu diesem Paper von 1971 (erneut veröffentlicht 1993, daher das irreführende Datum):
https://journals.lww.com/dcrjournal/abstract/1993/36110/epidemiology_of_cancer_of_the_colon_and_rectum.16.aspx

Für weiterführende Info ist dieser Artikel hilfreich (u. a. mit dem Thema Kellog's):
https://sci.med.nutrition.narkive.com/d22rPcAT/the-fiber-myth

Folgende Aussage von Dr. Dennis Burkit steht dem Vernehmen nach also am Beginn des Fiber-Mythos:
Conclusions
All experimental studies in cancer are eventually aimed at limiting or curing the disease. When relationships have been established between environmental factors and the incidence of a particular disease, whether benign or malignant, evasive action can be taken before the actual causative agents or mode of action is understood. Cholera was evaded by the avoidance of sewage-contaminated water a century before the v. cholera was identified as the cause of the disease. Lung cancer can largely be avoided by abstinence from smoking cigarettes, although the carcinogenic mechanism whereby tobacco smoke causes cancer is not yet understood. A relationship can be demonstrated between certain bowel diseases and diet, and although this has not yet been shown to be causitive in the case of cancer, the relationship between an over-refined diet and diverticular disease can now be considered established. In view of the evidence, it seems justifiable to issue a warning against the removal of so much of the unabsorbable fiber from our food, and the associated over-ingestion of refined carbohydrates.
Maschinenübersetzung des entscheidenen Passus:
Es lässt sich ein Zusammenhang zwischen bestimmten Darmerkrankungen und der Ernährung nachweisen, und obwohl dieser Zusammenhang im Falle von Krebs noch nicht nachgewiesen ist, kann der Zusammenhang zwischen einer zu raffinierten Ernährung und Divertikelkrankheiten inzwischen als erwiesen gelten. In Anbetracht der Beweise scheint es gerechtfertigt, vor der Entfernung so vieler nicht absorbierbarer Ballaststoffe aus unserer Nahrung und dem damit verbundenen übermäßigen Verzehr von raffinierten Kohlenhydraten zu warnen
Quelle: https://journals.lww.com/dcrjournal/abstract/1993/36110/epidemiology_of_cancer_of_the_colon_and_rectum.16.aspx

Hammer, oder? Aber so funktioniert die Welt.
So viel mal für den Anfang.

Ballaststoffe sind ein weiterer Mythos, der sich wahrscheinlich nicht lange unwidersprochen halten können wird, wenn wissenschaftliche Evidenz und logisches Denken sich durchsetzen.


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Ernährungs- und Gesundheitsmythen: Ballaststoffe

20.09.2024 um 12:56
Beitrag #0003
10.02.2024 um 16:32
Ketogene Ernährung/Diät (Seite 14) (Beitrag von Nemon)


Ich wollte noch was nachgetragen haben zu den Ballaststoffen.
Ich hatte gepostet:

Beitrag von Nemon (Seite 6)
Entgegen der dortigen Ansage scheint das nach wie vor die einzige experimentelle Studie zur Wirkung von Ballaststoffen zu sein. Die hat kein überragendes Niveau, aber sonst liegt eben nichts vor, das nicht epidemologisch wäre. Wenn jemand noch eine kennt, her damit :Y: Um das Ergebnis zu verdeutlichen, trage ich noch eine Grafik nach, die das Ergebnis sehr gut verdeutlicht:

fiberreductioneffects

Die Grafik zeigt auf einen Blick, was hier in Tabelle 2 als Ergebnis herauskam: Der Verzicht auf Ballaststoffe führte zu - null - Problemen bzw. Abklingen der zuvor verzeichneten Beschwerdebilder.

Die Studie:
World J Gastroenterol. Sep 7, 2012; 18(33): 4593-4596
Published online Sep 7, 2012. doi: 10.3748/wjg.v18.i33.4593
Stopping or reducing dietary fiber intake reduces constipation and its associated symptoms

Ho KS, Tan CYM, Mohd Daud MA, Seow-Choen F. Stopping or reducing dietary fiber intake reduces constipation and its associated symptoms. World J Gastroenterol 2012; 18(33): 4593-4596 [PMID: 22969234 DOI: 10.3748/wjg.v18.i33.4593]
https://www.wjgnet.com/1007-9327/full/v18/i33/4593.htm

Mehr Forschung wäre sehr wünschenswert, um dem Ballaststoff-Dogma Evidenz zu verleihen - oder eben sich von ihm zu verabschieden.


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Ernährungs- und Gesundheitsmythen: Ballaststoffe

19.10.2024 um 12:23
Ich bin auf die Forschung rund um Divertikulose und Ballaststoffe der Gruppe um Anne F. Peery gestoßen. Anne F. Peery, MD ( https://www.med.unc.edu/medicine/gi/people/anne-peery-md-mscr/)

Hintergrund, siehe Ausgangsbeitrag oben: In offiziellen Leitlinien werden Ballaststoffe in hoher Menge dringend empfohlen – für die Darmgesundheit und vermeintlich gesundheitsförderlichen Antrieb des Stuhlgangs. Peery et al. zeigen hier, dass ein häufigerer Stuhlgang eher die Divertikulose fördert und eine ballaststoffarme Ernährung die Divertikulose nicht fördert. Dto. Rotes Fleisch und Fett.
Das waren keine RCTs, aber immerhin Querschnittsstudien mit recht guter Beobachtung der Ernährung der Probanden und das Ganze auch auf Basis von Koloskopien.

Im Folgenden als Notiz das Wesentliche zu dieser Forschung:



Reply (aus einer Antwort auf eine Kritik einer Studien-Publikation):
https://www.cghjournal.org/article/S1542-3565(14)00717-4/fulltext

For 40 years, despite limited research, physicians and patients widely believed that a low-fiber diet and constipation contributed to the development of asymptomatic diverticulosis. A low-fiber diet has been identified as a risk factor for symptomatic diverticular disease in a handful of studies, including the work by Crowe et al cited by Dr Floch.1 However, risk factors for the development of asymptomatic diverticulosis may be different than those for symptomatic diverticular disease and should be studied independently.
In a previous study,2 we assessed risk factors associated with asymptomatic diverticulosis. We found that participants with regular bowel movements had a higher risk of diverticulosis compared to participants who had less frequent bowel movements, and that dietary fiber intake was associated with a higher prevalence of diverticula. To validate our findings, we performed a second study of asymptomatic diverticulosis.3 As was clearly detailed in our methods, the 2 studies had completely different subject populations. We limited this new analysis to participants with no knowledge of their diverticular status to reduce the risk of bias. Contrary to conventional wisdom, our second study suggests that neither constipation nor a low-fiber diet is associated with an increased risk of diverticulosis.

Übersetzt von DeepL:
40 Jahre lang glaubten Ärzte und Patienten trotz begrenzter Forschungsergebnisse weithin, dass eine ballaststoffarme Ernährung und Verstopfung zur Entwicklung einer asymptomatischen Divertikulose beitragen. Eine ballaststoffarme Ernährung wurde in einer Handvoll Studien als Risikofaktor für eine symptomatische Divertikelkrankheit identifiziert, darunter die von Dr. Floch zitierte Arbeit von Crowe et al.1 Die Risikofaktoren für die Entwicklung einer asymptomatischen Divertikulose können sich jedoch von denen für eine symptomatische Divertikelkrankheit unterscheiden und sollten unabhängig davon untersucht werden.
In einer früheren Studie2 haben wir Risikofaktoren untersucht, die mit asymptomatischer Divertikulose assoziiert sind. Wir fanden heraus, dass Teilnehmer mit regelmäßigem Stuhlgang ein höheres Divertikulose-Risiko hatten als Teilnehmer, die weniger häufig Stuhlgang hatten, und dass die Aufnahme von Ballaststoffen mit einer höheren Prävalenz von Divertikeln verbunden war. Um unsere Ergebnisse zu validieren, führten wir eine zweite Studie über asymptomatische Divertikulose durch.3 Wie in unseren Methoden klar dargelegt, hatten die beiden Studien völlig unterschiedliche Probandenpopulationen. Wir beschränkten diese neue Analyse auf Teilnehmer, die nichts über ihren Divertikelstatus wussten, um das Risiko einer Verzerrung zu verringern. Entgegen der landläufigen Meinung deutet unsere zweite Studie darauf hin, dass weder Verstopfung noch eine ballaststoffarme Ernährung mit einem erhöhten Divertikuloserisiko verbunden sind.



Die oben angegebene Studie 1 ist diese hier (Peery et al. / 2012)
A High-Fiber Diet Does Not Protect Against Asymptomatic Diverticulosis
https://www.gastrojournal.org/article/S0016-5085(11)01509-5/fulltext

Erkenntnisse hieraus:

Results
The prevalence of diverticulosis increased with age, as expected. High intake of fiber did not reduce the prevalence of diverticulosis. Instead, the quartile with the highest fiber intake had a greater prevalence of diverticulosis than the lowest (prevalence ratio = 1.30; 95% confidence interval, 1.13–1.50). Risk increased when calculated based on intake of total fiber, fiber from grains, soluble fiber, and insoluble fiber. Constipation was not a risk factor. Compared to individuals with <7 bowel movements per week, individuals with >15 bower movements per week had a 70% greater risk for diverticulosis (prevalence ratio = 1.70; 95% confidence interval, 1.24–2.34). Neither physical inactivity nor intake of fat or red meat was associated with diverticulosis.

Conclusions
A high-fiber diet and increased frequency of bowel movements are associated with greater, rather than lower, prevalence of diverticulosis. Hypotheses regarding risk factors for asymptomatic diverticulosis should be reconsidered.

Übersetzt von DeepL:

Ergebnisse
Die Prävalenz der Divertikulose nahm erwartungsgemäß mit dem Alter zu. Eine hohe Aufnahme von Ballaststoffen reduzierte die Prävalenz der Divertikulose nicht. Stattdessen wies das Quartil mit der höchsten Ballaststoffaufnahme eine höhere Prävalenz von Divertikulose auf als das niedrigste (Prävalenzverhältnis = 1,30; 95 % Konfidenzintervall, 1,13-1,50). Das Risiko erhöhte sich, wenn es auf der Grundlage der Aufnahme von Gesamtballaststoffen, Ballaststoffen aus Getreide, löslichen Ballaststoffen und unlöslichen Ballaststoffen berechnet wurde. Verstopfung war kein Risikofaktor. Im Vergleich zu Personen mit <7 Stuhlgängen pro Woche hatten Personen mit >15 Stuhlgängen pro Woche ein 70 % höheres Risiko für Divertikulose (Prävalenzverhältnis = 1,70; 95 % Konfidenzintervall, 1,24-2,34). Weder körperliche Inaktivität noch der Verzehr von Fett oder rotem Fleisch wurden mit Divertikulose in Verbindung gebracht.

Schlussfolgerungen
Eine ballaststoffreiche Ernährung und eine erhöhte Häufigkeit des Stuhlgangs sind eher mit einer höheren als mit einer niedrigeren Prävalenz der Divertikulose verbunden. Hypothesen über Risikofaktoren für asymptomatische Divertikulose sollten überdacht werden.



Die oben angegebene Studie 2, die darauf folgte, ist diese hier:
Constipation and a Low-Fiber Diet Are Not Associated With Diverticulosis
https://www.cghjournal.org/article/S1542-3565(13)01056-2/fulltext

Erkenntnisse hieraus:

Results
Constipation was not associated with an increased risk of diverticulosis. Participants with less frequent bowel movements (<7/wk) had reduced odds of diverticulosis compared with those with regular bowel movements (7/wk) (odds ratio [OR], 0.56; 95% confidence interval [CI], 0.40–0.80). Those reporting hard stools also had reduced odds (OR, 0.75; 95% CI, 0.55–1.02). There was no association between diverticulosis and straining (OR, 0.85; 95% CI, 0.59–1.22) or incomplete bowel movement (OR, 0.85; 95% CI, 0.61–1.20). We found no association between dietary fiber intake and diverticulosis (OR, 0.96; 95% CI, 0.71–1.30) in comparing the highest quartile with the lowest (mean intake, 25 vs 8 g/day).

Conclusions
In our cross-sectional, colonoscopy-based study, neither constipation nor a low-fiber diet was associated with an increased risk of diverticulosis.


Übersetzt von DeepL:


Ergebnisse
Verstopfung war nicht mit einem erhöhten Risiko für Divertikulose verbunden. Teilnehmer mit seltenerem Stuhlgang (<7/Woche) hatten ein geringeres Risiko für Divertikulose als Teilnehmer mit regelmäßigem Stuhlgang (7/Woche) (Odds Ratio [OR], 0,56; 95% Konfidenzintervall [CI], 0,40-0,80). Diejenigen, die über harten Stuhlgang berichteten, hatten ebenfalls ein geringeres Risiko (OR, 0,75; 95% CI, 0,55-1,02). Es gab keinen Zusammenhang zwischen Divertikulose und Anstrengung (OR, 0,85; 95% CI, 0,59-1,22) oder unvollständigem Stuhlgang (OR, 0,85; 95% CI, 0,61-1,20). Wir fanden keinen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Ballaststoffen und Divertikulose (OR, 0,96; 95% CI, 0,71-1,30), wenn wir das höchste Quartil mit dem niedrigsten verglichen (mittlere Aufnahme, 25 vs. 8 g/Tag).

Schlussfolgerungen
In unserer koloskopiebasierten Querschnittsstudie war weder Verstopfung noch eine ballaststoffarme Ernährung mit einem erhöhten Divertikuloserisiko verbunden.


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Ernährungs- und Gesundheitsmythen: Ballaststoffe

09.12.2025 um 14:23
Mal wieder ein kleines Update zum Thema, als Artikel-Entwurf. Entwurf deshalb, weil alle Punkte nur angdeutet sind und ich wesentluch weiter in die Tiefe gehen könnte. Es ist aber auch mal ganz angenehm, leicht "verdauliche" Kost anzubieten ;)

Saecum, Hyperkarnivore und der Ballaststoff-Mythos
– Warum ein rückgebauter Blinddarm schlecht zum Vollkorn-Dogma passt –


Der menschliche Blinddarm (Caecum, lat. häufig auch sæcum geschrieben) ist im Vergleich zu klassischen Pflanzenfressern stark reduziert und dient uns nicht mehr als eigentliche Fermentationskammer für grobe Pflanzenfasern, also Ballaststoffe. Diese Anatomie spiegelt eine lange evolutionäre Phase wider, in der die Homo Linie überwiegend von tierischer Nahrung lebte und funktionell in die hyperkarnivore Nische gehörte – und sie prägt unseren Stoffwechsel bis heute so deutlich, dass der Mensch physiologisch weiterhin dieser hyperkarnivoren Nische zuzuordnen ist, auch wenn sich seine reale Ernährung seit dem Neolithikum stark in Richtung pflanzen und kohlenhydratreicher Kost verschoben hat.

Anatomie und Stoffwechsel des Menschen sind damit eindeutig tierisch zentriert: Der Dickdarm ist im Vergleich zu anderen Primaten stark verkleinert, der Dünndarm deutlich verlängert; aus der Fermentation von Ballaststoffen kann nur ein kleiner Bruchteil des Energiebedarfs gedeckt werden, während Fettverbrennung, rascher Übergang in Ketose und hohe Fastentoleranz zu den dominanten Anpassungen gehören. Unverarbeitete tierische Lebensmittel wie Muskelfleisch, Organe und Eier enthalten im Gegensatz zu vielen pflanzlichen Nahrungsmitteln kaum Antinährstoffe und verursachen – abgesehen von individuellen Allergien und Problemen mit Milchprodukten – deutlich seltener Unverträglichkeiten als etwa gluten oder lectinreiche Getreide, FODMAP haltige Gemüse oder Hülsenfrüchte.

Mit dem Übergang zu Ackerbau und Viehzucht im Neolithikum verschob sich die gelebte Ernährungsweise radikal hin zu stärke und pflanzenreicher Kost, während die physiologische Grundarchitektur weitgehend die eines ehemaligen Hyperkarnivoren blieb. Es entstand ein klassischer Evolutions Mismatch: Ein Verdauungs und Stoffwechselsystem, das auf energiedichte, antinährstoffarme Tiernahrung optimiert ist, wird dauerhaft mit großen Mengen schwer oder gar nicht verwertbarer Pflanzenmatrix, Antinährstoffen und rasch resorbierbaren Kohlenhydraten konfrontiert. Regionale, relativ junge genetische Anpassungen – etwa an Stärke oder Milchzucker – ändern an diesem Grunddesign wenig: Sie erlauben einzelnen Populationen, bestimmte Kohlenhydratquellen besser zu tolerieren, verwandeln den Menschen aber nicht in einen robust pflanzenangepassten Generalisten.

Vor diesem Hintergrund wirkt das moderne Ballaststoff-Narrativ inkonsistent. Leitlinien, Gesundheitskampagnen und Ernährungsempfehlungen stellen hohe Faserzufuhren gerne als alternativlosen Schlüssel zu Darmgesundheit und Prävention dar, obwohl die experimentelle Evidenz zu Obstipation schwach und heterogen bleibt und selbst in offiziellen Empfehlungen unerwünschte Wirkungen wie Blähungen, abdominelle Schmerzen und Krämpfe ausdrücklich genannt werden. Aber auch hier denkt kaum jemand weiter und zählt wirklich mal 1+1 zusammen, um sich die Logik bzw. Unlogik klar vor Augen zu führen.

Interventionsnahe klinische Studien zur chronischen Obstipation zeigen, dass das Reduzieren oder Absetzen ballaststoffreicher Kost bei einem Teil der Betroffenen die Beschwerden klar bessern kann, und kliniknahe, koloskopiebasierte Querschnittsstudien zur Divertikulose legen nahe, dass weder Verstopfung noch eine faserarme Ernährung mit einem erhöhten Divertikuloserisiko einhergehen – teils findet sich sogar eine höhere Divertikulose Prävalenz bei hoher Faserzufuhr und sehr häufigem Stuhlgang.

Anstatt Divertikelerkrankungen primär als Folge eines vermeintlichen „Ballaststoffmangels“ zu deuten, lässt sich diese Datenlage mindestens ebenso gut als Ausdruck einer chronischen mechanischen und fermentativen Überlastung des Darms durch schlecht verwertbares Pflanzenmaterial verstehen – in einem Organismus, dessen Verdauungssystem evolutionär nie auf dauerhafte Hochlast Fermentation ausgelegt war. Ballaststoffe können in diesem Rahmen zwar bei manchen Menschen bestimmte Symptome moderat beeinflussen, verursachen aber bei vielen anderen spürbare Reizungen, Gasbildung und Beschwerden. Plausibler erscheint daher, Ballaststoffe nicht als universell gesundheitsfördernde Pflichtkomponente zu betrachten, sondern als optionales Werkzeug mit engem Anwendungsfenster und erheblichem Potenzial für individuelle Unverträglichkeit – während eine tierzentrierte, ballaststoffarme Ernährung für viele Menschen gerade deshalb so gut funktioniert, weil sie der ursprünglichen hyperkarnivoren Ausstattung des Menschen wesentlich näherkommt. All dies kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen.


Quellenverzeichnis Spoiler
Ben Dor M, Sirtoli R, Barkai R (2021): The evolution of the human trophic level during the Pleistocene.
Rekonstruiert den menschlichen trophic level über das Pleistozän; kommt auf eine über lange Phasen hyperkarnivore Homo Linie und leitet dies u.a. aus Darmmorphologie, Fettstoffwechsel, Magen pH, Jagdökologie und genetischen Daten ab.
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ajpa.24247

Konner M, Eaton SB u.a.: Hunter gatherer diets and activity as a model for health promotion.
Klassische Evolutionsmedizin Arbeit, die paläolithische, tierbetonte Jäger und Sammler Ernährung dem neolithisch industriellen Kostmuster gegenüberstellt und das Mismatch Konzept für moderne Zivilisationskrankheiten formuliert.
https://www.melvinkonner.com/wp-content/uploads/2023/07/Konner-Eaton-Hunter%E2%80%90gatherer-diets-and-activity-as-a-model-for-health-promotion.pdf

Fermentation von Ballaststoffen im menschlichen Kolon (klassische und neuere Arbeiten, zusammengefasst bei Ben Dor).
Zeigt, dass Menschen im Gegensatz zu großen Pflanzenfressern nur einen kleinen Anteil ihrer Energie aus Ballaststoff Fermentation beziehen können; rigorose Schätzungen liegen bei deutlich unter 10%, wahrscheinlich unter 4%.
Beispiel: „Fermentation of dietary fibre by human colonic bacteria“
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/8383353/

AWMF S2k Leitlinie „Chronische Obstipation“ (2022)
Stellt fest, dass die Ätiologie/Pathophysiologie der Obstipation nur unzureichend geklärt ist; die Evidenz für Ballaststoffempfehlungen ist begrenzt, Effektstärken moderat, Nebenwirkungen wie Blähungen und Krämpfe sind häufig.
https://register.awmf.org/assets/guidelines/021-019l_S2k_Chronische_Obstipation_2022-11.pdf

Christodoulides S et al. (2016): Effect of fibre supplementation on chronic idiopathic constipation in adults.
Systematic Review/Meta Analyse zu Fasersupplementen bei chronischer Obstipation; findet nur mäßige Wirksamkeit bei gleichzeitig moderaten gastrointestinalen Nebenwirkungen und insgesamt niedriger Evidenzqualität.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26910088/

Ho KS et al. (2012): Stopping or reducing dietary fiber intake reduces constipation and its associated symptoms. World J Gastroenterol 18(33):4593–4596.
Klinische Interventionsstudie bei Patienten mit idiopathischer Obstipation; Reduktion bzw. Absetzen von Ballaststoffen führt bei einem Großteil zu deutlicher Symptomverbesserung.
https://www.wjgnet.com/1007-9327/full/v18/i33/4593.htm

Peery AF et al. (2012): A high-fiber diet does not protect against asymptomatic diverticulosis. Gastroenterology 142(2):266–272.
Koloskopiebasierte Querschnittsstudie; hohe Ballaststoffzufuhr senkt die Prävalenz asymptomatischer Divertikulose nicht, in den höchsten Faserquartilen findet sich sogar eine höhere Prävalenz; häufige Defäkation ist eher mit höherem Risiko assoziiert.
Link: https://www.gastrojournal.org/article/S0016-5085(11)01509-5/fulltext[14]

Peery AF et al. (2013): Constipation and a low-fiber diet are not associated with diverticulosis. Clin Gastroenterol Hepatol 11(12):1622–1627.
Ebenfalls koloskopiebasierte Querschnittsstudie; weder Obstipation noch niedrige Ballaststoffzufuhr sind mit erhöhtem Divertikuloserisiko verbunden.
https://www.cghjournal.org/article/S1542-3565(13)01056-2/fulltext[16]

Identification of differences in human and great ape phytanic acid metabolism (2010) und verwandte Arbeiten.
Diskutieren Unterschiede im Umgang mit bestimmten Lipiden und sekundären Pflanzenstoffen zwischen Menschen und Menschenaffen; unterstreichen die besondere Rolle tierischer Nahrung und die Problematik mancher Pflanzeninhaltsstoffe.
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC2964658/

„The Critical Role Played by Animal Source Foods in Human Biological and Cultural Evolution“ (aktuelle Übersicht).
Betont die zentrale Bedeutung tierischer Lebensmittel für Nährstoffversorgung, Gehirnentwicklung und metabolische Stabilität und diskutiert die Limitationen pflanzlicher Alternativen mit höherer Antinährstoff Last.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022316623025518

Ben Bikman (2025): How Omega‑3s Supercharge Fat Loss and Muscle Gain.
Kurze Lecture zu den metabolischen Effekten langkettiger, tierischer Omega‑3‑Fettsäuren (EPA/DHA) auf Fettverbrennung, Mitochondrienfunktion und Muskelproteinsynthese; betont die geringe Relevanz pflanzlicher ALA‑Quellen und die Notwendigkeit ausreichender Zufuhr aus Fisch bzw. tierischen Fetten.
Link: Youtube: 128: Wie Omega-3-Fettsäuren den Fettabbau und den Muskelaufbau mit Dr. Ben Bikman ankurbeln
128: Wie Omega-3-Fettsäuren den Fettabbau und den Muskelaufbau mit Dr. Ben Bikman ankurbeln
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Dieser Beitrag stammt inhaltlich und konzeptionell von mir. Für einzelne Formulierungen, Strukturierungsvorschläge und die Einordnung von Studien habe ich die KI‑Assistenz „Perplexity AI“ (Sprachmodell) bewusst als kritisches Arbeitswerkzeug eingesetzt.​

In der Erarbeitung des Textes gab es einen intensiven, teilweise kontroversen Dialog: Ich habe die KI ausdrücklich angewiesen, nicht affirmativ zu reagieren, sondern meine Thesen (z.B. Hyperkarnivorie, Ballaststoff‑Narrativ) streng gegen die verfügbare Evidenz zu prüfen, Gegenargumente und alternative Deutungen anzubringen und Begriffe zu präzisieren. Dabei habe ich Vorschläge der KI mehrfach zurückgewiesen oder nachgeschärft, wenn sie meiner Position, meiner Quellenlage oder meinem Anspruch an Präzision widersprachen.​​

Die KI hat u. a. beim Auffinden und kondensierten Zusammenfassen einschlägiger Fachquellen, beim Formulieren alternativer Textversionen und beim Herausarbeiten logischer Schwachstellen unterstützt. Auswahl der Quellen, Interpretation der Studien, argumentative Linie sowie alle inhaltlichen Wertungen und Schlussfolgerungen liegen jedoch vollständig bei mir als Autor; die KI diente ausschließlich als Hilfsmittel im Rahmen eines von mir gesteuerten, kritisch geführten Arbeitsprozesses.




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Ernährungs- und Gesundheitsmythen: Ballaststoffe

09.12.2025 um 16:37
Und als Schmankerl gleich noch eine Anekdote hinterher. Auch dies als kurzer Artikelentwurf – nicht zuletzt, weil unter anderem das Thema Kelloggs’s, Food-Industrie und sog, Ernährungswissenschaft noch stark ausgeweitet und vertieft gehört.

Burkitt, Kellogg’s & Co. – von der Hypothese zum Dogma


Ende der 1960er- und Anfang der 1970er Jahre formulierte der britische Chirurg Denis Burkitt die sogenannte „dietary fibre hypothesis“ (Fibre = Ballaststoffe). Aus Beobachtungen an afrikanischen Populationen mit höherem Stuhlvolumen und geringerer Inzidenz bestimmter Kolonerkrankungen leitete er ab, dass ein Mangel an „roughage“ bzw. Ballaststoffen in der westlichen Ernährung für eine ganze Serie von Zivilisationskrankheiten verantwortlich sei – von Divertikulose und Kolonkarzinom bis hin zu kardiovaskulären Erkrankungen. Die spätere historische Aufarbeitung – etwa durch Campbell und Kollegen sowie neuere Reviews zur Geschichte der Fiber-hypothese – betont ausdrücklich, dass Burkitts weitreichende Schlussfolgerungen im Wesentlichen auf ökologischen Beobachtungen und kleinen, methodisch limitierten Studien beruhten und damit deutlich über die damalige Datenlage hinausgingen: Kleine, überwiegend beobachtende Studien, methodische Schwächen, kaum harte klinische Endpunkte. Trotzdem wurde Burkitts einfache Gleichung „faserarm = krank“ rasch zum prägendsten Narrativ der damaligen Ernährungsmedizin und floss in Lehrbücher, Leitlinien und öffentliche Gesundheitsbotschaften ein, lange bevor robuste randomisierte Studien vorlagen – und bis heute gibt es für viele der damals postulierten Effekte (insbesondere zu Obstipation, Divertikulose und kolorektalem Krebs) keine großen, methodisch sauberen Interventionsstudien mit klaren, klinisch relevanten Ergebnissen, die das ursprüngliche Versprechen eindeutig einlösen würden.

Cerealien-Industrie und „verlängerte“ Ernährungswissenschaft

Parallel dazu etablierte sich die Frühstückscereal-Industrie rund um Kellogg, die historisch tief im Umfeld der Siebenten-Tags Adventisten verwurzelt ist. John Harvey Kellogg entwickelte Cornflakes und ähnliche Produkte explizit als Instrument einer religiös motivierten „health reform“, die pflanzenbetonte, fleischarme und „reizstoffarme“ Kost propagierte. Im 20. Jahrhundert baute die Firma Kellogg auf dieser Basis ein globales Cereal Geschäft auf, in dem „Vollkorn“, „Ballaststoffe“ und „leichte Verdauung“ zu zentralen Marketingversprechen wurden.

Um diesen Kurs wissenschaftlich zu unterfüttern, schuf Kellogg eigene Forschungs und Kommunikationsstrukturen. Mit dem W. K. Kellogg Institute for Food & Nutrition Research betreibt der Konzern ein firmeneigenes „Institut für Lebensmittel- und Ernährungsforschung“, das als zentrales F&E Zentrum neue Getreideprodukte entwickelt und ihnen eine wissenschaftliche Aura verleiht. Zusätzlich organisiert das Unternehmen Fortbildungsprogramme („Continuing Nutrition Education“) für Ernährungsfachkräfte, finanziert Studien zu Getreidefasern und präsentiert diese als „Latest Science“ zur Bedeutung von Cerealien und Cereal Fibre für die Gesundheit. Besonders deutlich wird die Instrumentalisierung der Ernährungswissenschaft im Fall des „Kellogg Breakfast Council“: Ein Gremium aus Ernährungsberatern wurde als „unabhängige Experten“ präsentiert, stand aber unter Bezahlung und vertraglichen Vorgaben des Unternehmens, positive Botschaften zu Cerealien in Medien und sozialen Netzwerken zu verbreiten.

Vom Faser-Hype zur Ernährungspyramide

Die Kombination aus Burkitts eingängiger, aber schwach belegter Faser Hypothese und der systematischen Kommunikationsarbeit getreidebasierter Konzerne schuf den idealen Nährboden für das heutige Ballaststoff Dogma. In der klassischen Ernährungspyramide erscheinen stark verarbeitete Getreideprodukte und Frühstückscerealien als breite Basis, legitimiert mit dem Verweis auf „wichtige Ballaststoffe“, während tierische Lebensmittel in den „sparsam genießen“-Bereich an die Spitze verschoben bzw. Ins Abseits verdrängt wurden – ein Bild, das historische Hypothesen, religiöse Ideologie und Industrieinteressen eleganter vereint, als es die zugrunde liegende Evidenz zur menschlichen Physiologie und zu klinischen Endpunkten jemals rechtfertigen könnte.


Quellen zum historischen Exkurs Spoiler
Campbell AK, et al. (2018): Denis Burkitt and the origins of the dietary fibre hypothesis. Nutrition Research Reviews.
Historische Analyse, wie Burkitt aus begrenzten Beobachtungsdaten seine „dietary fibre hypothesis“ entwickelte und welchen Einfluss diese auf das moderne Ballaststoff Narrativ hatte; betont die schmale empirische Basis und die schnelle dogmatische Verbreitung.
(Abstract/Volltext je nach Zugriff): https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28583217/

Burkitt DP (u.a. 1970er): Originalarbeiten zu „Dietary fibre and disease“.
Frühere Publikationen, in denen Burkitt faserarme westliche Kost mit Divertikelkrankheit, Darmkrebs und anderen Zivilisationskrankheiten in Verbindung bringt; dienen als Primärquelle für die ursprüngliche Hypothesenformulierung.
Beispiel (JAMA Artikel als Scan): http://ernaehrungsdenkwerkstatt.de/fileadmin/user_upload/EDWText/Personen/Burkitt%20Dietary%20Fiber-Disease%20JAMA%20229_1068_1974.pdf

Jones JM (2023): Dietary fibre and health: the story so far. Proceedings of the Nutrition Society.
Aktuelle Übersicht, die sowohl die historische Entwicklung der Faser Hypothese als auch die heutige Evidenzlage zusammenfasst und Burkitts Rolle sowie die Limitierungen der frühen Daten explizit diskutiert. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36786062/

O’Keefe SJD (2011/2019): The association between dietary fibre deficiency and high-income lifestyle diseases.
Diskutiert Burkitts Erbe kritisch und zeigt, wie aus der ursprünglichen Hypothese ein breites Krankheits Narrativ für „Western diseases“ wurde, das bis heute Leitlinien und Public Health Botschaften prägt. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6944853/

Biografische Darstellungen zu Denis Parsons Burkitt
Zeichnen Lebensweg, afrikanische Tätigkeit und den Weg von der klinischen Beobachtung zur globalen Faser Hypothese nach; hilfreich zur Einordnung von Motivation und Kontext. (PDF Biografie): http://ernaehrungsdenkwerkstatt.de/fileadmin/user_upload/EDWText/Personen/Burkitt_DP_Biograpy_JNU_124_1551_1994.pdf

Artikel zu John Harvey Kellogg, Adventismus und der Entstehung der Frühstückscerealien.
Beschreiben die adventistischen Wurzeln von Kelloggs Gesundheitslehre, die Entwicklung von Cornflakes und anderen Cerealien als Teil einer religiös motivierten „health reform“ sowie die frühe Vermarktung von Getreideprodukten als „gesund“ und „leicht verdaulich“.
Beispiel (Smithsonian): https://www.smithsonianmag.com/history/secret-ingredient-kelloggs-corn-flakes-seventh-day-adventism-180964247/

W. K. Kellogg Institute for Food & Nutrition Research und Unternehmensdokumente.
Unternehmensnahe Quellen, die das firmeneigene „Institute for Food & Nutrition Research“ als zentrales F&E Zentrum für neue Lebensmittel und Ernährungsinnovationen vorstellen; zeigen, wie Forschung und Produktentwicklung unter einem „Nutrition“-Label gebündelt werden.
Beispiel (Projektbeschreibung): https://clarkcc.com/project/w-k-kellogg-institute-for-food-nutrition-research/

Kellogg: Continuing Nutrition Education & „Latest Science“
Informationsseiten für Health Professionals, auf denen Kellogg Fortbildungen, Konferenzen und gesponserte Studien zu Getreiden, Protein und Ballaststoffen bewirbt; illustrieren die Rolle des Unternehmens als Anbieter „ernährungswissenschaftlicher“ Inhalte.
Beispiel (CNE Programm): https://www.kelloggs.in/en_IN/hcp/healthprofessional/events/continuing-nutrition-education.html

Kellogg makes historic settlement agreement / Breakfast Council (STAT, Detroit Free Press u.a.)
Recherchen, die offenlegen, wie Kellogg mit einem „Breakfast Council“ aus bezahlten Ernährungsberaterinnen arbeitete, die als unabhängige Experten auftraten, aber vertraglich verpflichtet waren, positive Botschaften zu Cerealien zu verbreiten; belegen die Instrumentalisierung von Ernährungsfachleuten für Marketingzwecke.
Beispiel (STAT Artikel): https://www.statnews.com/2016/11/21/kellogg-cereal-nutrition/

Kellogg shows commitment to fiber research / PR Materialien zur Faserforschung
Unternehmenskommunikation, die explizit die Finanzierung und Bewerbung von „Fiber Research“ und Cereal Fibre Studien durch Kellogg dokumentiert; illustriert das Interesse, die eigene Produktkategorie wissenschaftlich zu legitimieren.
Beispiel (Food Business News): https://www.foodbusinessnews.net/articles/257-kellogg-shows-commitment-to-fiber-research



Hinweis zur Nutzung von KI-Unterstützung: Entspricht dem vorigen Artikel


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