Der Erste Weltkrieg markierte Amerikas Aufstieg zur Weltmacht. Was als "Krieg zur Beendigung aller Kriege" verkauft wurde, erwies sich als Auftakt für ein Jahrhundert systematischer amerikanischer Kriegsführung. Von Woodrow Wilsons "demokratischen" Interventionen bis zum heutigen Ukraine-Krieg zeigt sich ein konsistentes Muster: Die USA führen Kriege nicht zur Verteidigung der Demokratie, sondern zur Sicherung ihrer globalen Hegemonie.

Krieg als Geschäftsmodell
Der Erste Weltkrieg brachte Amerika drei entscheidende Erkenntnisse: Kriege sind profitable Geschäfte, Europa lässt sich schwächen, und moralische Rhetorik verschleiert imperiale Interessen perfekt. Während Europa sich selbst zerfleischte, stiegen die USA zum Gläubiger der Welt auf. Woodrow Wilsons "Vierzehn Punkte" und das "Selbstbestimmungsrecht der Völker" waren die ersten großen Propagandaformeln amerikanischer Machtpolitik. Bereits 1918 zeigte sich das wahre Gesicht dieser "demokratischen" Außenpolitik: Wilson führte einen als "Expedition" getarnten Angriffskrieg gegen die junge Sowjetunion - „unter Verletzung der eigenen Verfassung und des Völkerrechts." Diese Intervention kostete über 400 amerikanische Soldaten das Leben und vergiftete die russisch-amerikanischen Beziehungen nachhaltig. „Der erste Schlag im Kalten Krieg kam unter dem liberalen Demokraten Woodrow Wilson." Die 1920er und 1930er Jahre nutzte Amerika zur systematischen Vorbereitung auf die globale Machtübernahme. Während sich Europa und Asien in regionalen Konflikten erschöpften, baute Washington seine Kapazitäten aus. Das "Plan Dog Memo" vom November 1940 - über ein Jahr vor Pearl Harbor - offenbarte die wahre amerikanische Strategie: Die Schwächung der europäischen Mächte würde die Chance zur Übernahme der Weltführung bieten, sobald auch Deutschland als wirtschaftlicher und militärischer Faktor eliminiert wäre. „Der Schlüsselfaktor, der vieles davon auslöste, ist der Zusammenbruch Frankreichs im späten Frühjahr und frühen Sommer 1940. Dies ist der Moment, in dem die amerikanischen Führer erkennen, dass die internationale Ordnung, die seit dem Ende des Ersten Weltkriegs bestand, auseinanderfällt [und] die Vereinigten Staaten auf den Eintritt in den Krieg in Europa vorbereitet werden." Die "Germany First"-Strategie war bereits 1940 festgelegt, noch bevor die USA offiziell im Krieg waren. Die Integration britischer Militärinfrastruktur in ein amerikanisch geführtes System begann mit dem "Destroyers-for-Bases"-Deal. Ab November 1942 war jedem Beobachter klar, dass nach dem Krieg nur noch die Sowjetunion der globalen Hegemonie der USA im Wege stehen würde.

Der Zweite Weltkrieg: Imperiale Machtübernahme
Jeremy Chamberlins revisionistische Analyse des Zweiten Weltkriegs deckt die imperiale Realität auf: Der Krieg war „kolonialen Ursprungs, genozidaler Durchführung und imperialen Ergebnisses."„Alle Hauptkriegführenden des Krieges kämpften als Imperien zur Verfolgung imperialer Ziele." „London und Paris erklärten Deutschland den Krieg, weil die Wehrmacht in Polen einmarschierte, nicht weil britische und französische Führer den politischen Grundsätzen des Nationalsozialismus oder des Faschismus allgemein widersprachen." Es war ein Machtkampf zwischen Imperien, kein ideologischer Kreuzzug. Die anglo-amerikanische Strategie war zynisch kalkuliert: Während die Sowjetunion die Hauptlast des Landkrieges trug - über 20 Millionen sowjetische Bürger starben -, führten Briten und Amerikaner einen "maritimen Kolonialkrieg", der ihnen erlaubte, "wann und wo sie kämpfen" wollten. Trumans zynische Formel lautete: "Wir sollten uns einfach raushalten und sie sich gegenseitig umbringen lassen."

Operation Unthinkable: Der geplante Krieg gegen den Verbündeten
Die imperiale Logik offenbarte sich unmittelbar nach Deutschlands Kapitulation. Operation "Unthinkable" - Churchills Plan für einen Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1945 - war ein weiterer Versuch, den "verbündeten" Gegner zu eliminieren. Der Plan sah vor, 100.000-200.000 deutsche Soldaten gegen ihre ehemaligen sowjetischen Gegner zu bewaffnen und „Russland den Willen der Vereinigten Staaten und des Britischen Reiches aufzuzwingen". Die militärische Sinnlosigkeit war den Planern bewusst - eine sowjetische Übermacht von über zwei zu eins würde „einen totalen Krieg erfordern, der sowohl lang als auch kostspielig wäre." Man musste den Gegner zunächst weiter systematisch schwächen. Diese Strategie wurde zur politischen und militärischen Blaupause für die nächsten Jahrzehnte.

Der militärisch-industrielle Komplex übernimmt die Macht
Bereits 1958 erkannte der Soziologe C. Wright Mills das Grundproblem: [„Der wirtschaftliche Wohlstand in den Vereinigten Staaten beruhte auf einer Kriegswirtschaft." Mills' Theorie des militärisch-industriellen Komplexes erklärt, warum amerikanische Politiker bei wirtschaftlichen Problemen reflexartig zu militärischen Lösungen greifen. Kriegshysterie bringt Rüstungsaufträge und die schaffen Arbeitsplätze. Ruth Leger Sivard dokumentierte die erschreckende Bilanz: Von 125 militärischen Konflikten zwischen 1946 und 1981 gingen 99 auf das Konto westlicher Mächte, nur 8 auf kommunistische Staaten. Die westliche Interventionsliste ist endlos: Korea, Vietnam, Guatemala, Iran, Dominikanische Republik, Chile, Grenada, Nicaragua, Kambodscha, Laos und und und. Demgegenüber stehen sowjetische Interventionen in Ungarn 1956, der Tschechoslowakei 1968 und Afghanistan 1979 sowie die Unterstützung einiger Befreiungsbewegungen in Afrika.

Die Mediale Kriegsvorbereitung
Die systematische Rolle der Medien bei der Kriegsvorbereitung lässt sich bis zur Russischen Revolution 1917 zurückverfolgen. Walter Lippmann und Charles Merz analysierten bereits 1920 die verzerrte Berichterstattung der New York Times über die Oktoberrevolution und stellten fest, dass die Zeitung „ein zutiefst voreingenommenes Bild der Ereignisse lieferte, das die Öffentlichkeit über jede wichtige Frage fehlinformierte." Diese Tradition setzte sich fort. Die New York Times fungierte seit 1917 als „konsequent und unerbittlich anti-sowjetisches und anti-russisches" Propagandaorgan. Die sowjetische Bedrohung wurde systematisch übertrieben, obwohl selbst General Douglas MacArthur anerkannte, dass [„während der frühen Phasen des Kalten Krieges die Russen durch den Zweiten Weltkrieg dezimiert waren und nicht auf rücksichtslose Expansion aus waren." Die mediale Manipulation folgt einem klaren Muster: [„Die Konzernmedien standen bei der Schürung öffentlicher Ängste an vorderster Front und führten zu einer Kriegspsychose." Während amerikanische Verbrechen systematisch verschwiegen werden, werden begangene oder auch nur behauptete Schandtaten der Gegner endlos wiederholt.

Was ist das Wort des Westens wert?
Die NATO-Osterweiterung nach 1989 erfolgte trotz wiederholter und explizit gegenteiliger Zusagen an die sowjetische Führung. Die hier dokumentierten Beteuerungen von "not an inch" bilden den roten Faden bei der Vorbereitung des 2+4-Vertrages. Sie waren keineswegs vage oder interpretierbar - sie waren explizit und eindeutig: "NATO troops would move no further east than they now were". Der systematische Bruch aller mündlich gegebenen Versprechen zeigt, dass die westlichen Führer von Anfang an planten, Russland zu betrügen und einzukreisen.

Brzezinski und die eurasische Schachbrett-Strategie
Zbigniew Brzezinski systematisierte die imperiale Logik in seinem Werk "The Grand Chessboard" (1997). Seine zentrale These: „Die Kontrolle über Eurasien und seine reichen Öl- und Gasressourcen ist der Schlüssel zur Weltherrschaft." Brzezinski verwendete bewusst imperiale Terminologie und sprach von „drei großen Imperativen imperialer Geostrategie":
1. Absprachen zwischen den Vasallen zu verhindern und ihre Abhängigkeit in Sicherheitsfragen zu bewahren
2. Die tributpflichtigen Staaten fügsam zu halten und zu schützen
3. Dafür zu sorgen, dass die "Barbarenvölker" sich nicht zusammenschließen

Die Ukraine bezeichnete Brzezinski als „zentrale Figur auf dem eurasischen Schachbrett" - ohne sie könne Russland „kein eurasisches Reich mehr" sein. Mit der Ukraine hingegen erlange Russland „automatisch die Mittel, ein mächtiges Europa und Asien umspannendes Reich zu werden." Diese Analyse von 1997 liest sich heute wie eine Prophezeiung des Ukraine-Krieges. Brzezinskis Albtraum-Szenario war [„eine große Koalition zwischen China, Russland und vielleicht dem Iran, ein nicht durch Ideologie, sondern durch die tief sitzende Unzufriedenheit aller Beteiligten geeintes antihegemoniales Bündnis." Genau diese Koalition entsteht heute als direkte Reaktion auf die aggressive NATO-Expansion und die wirtschaftliche Kriegsführung des Westens.

Konstruierte Bedrohungen und verweigerte Friedenschancen
Die Darstellung Russlands als existenzielle Bedrohung entbehrt jeder faktischen Grundlage. Mit einem Verteidigungshaushalt von etwa 70 Milliarden Dollar gibt Russland zehnmal weniger aus als die USA mit fast 700 Milliarden. Das russische Bruttoinlandsprodukt entspricht dem Spaniens - kaum die Basis für Welteroberungspläne. Selbst Michail Gorbatschow, der den Kalten Krieg beendete, bewertete ihn realistisch: Er „machte uns alle zu Verlierern." Henry Wallace, Roosevelts ehemaliger Vizepräsident, repräsentierte 1948 eine Alternative zur entstehenden Kriegspolitik. Wallace „widersprach dem Kalten Krieg, einschließlich des Marshall-Plans und der Truman-Doktrin" und warnte vor den Gefahren eines Rüstungswettlaufs. Sein Scheitern markierte den endgültigen Sieg der Kriegspartei über die Friedenskräfte.

Die Abschaffung demokratischer Kontrolle
James Madison warnte bereits 1795: [„Von allen Feinden der öffentlichen Freiheit ist der Krieg vielleicht der gefürchtetste, weil er den Keim aller anderen umfasst und entwickelt... Keine Nation könnte ihre Freiheit inmitten dauernder Kriegsführung bewahren." Diese Warnung erwies sich als prophetisch. Der permanente Kriegszustand ermöglicht es, demokratische Kontrolle zu umgehen, Verfassungsrechte einzuschränken und gigantische Ressourcen ohne öffentliche Diskussion zu verschwenden. Während Billionen für Kriege ausgegeben werden, verfallen Infrastruktur, Bildungssystem und Gesundheitsversorgung. Die „korrumpierenden Auswirkungen auf die US-Politik und -Gesellschaft, die durch Jahre des Kalten Krieges und des Krieges gegen den Terror entstanden sind," sind unübersehbar.

Jugoslawien: Testlauf für die neue Weltordnung
Der Zerfall Jugoslawiens bot die erste Gelegenheit, die neue amerikanische Weltordnung zu testen. Unter dem Vorwand "humanitärer Intervention" führte die NATO 1999 einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Serbien. Ohne UN-Mandat bombardierte das Bündnis 78 Tage lang zivile Ziele, darunter die chinesische Botschaft in Belgrad. Der Kosovo-Krieg etablierte die Doktrin der "Responsibility to Protect" - das Recht der USA und ihrer Verbündeten, überall zu intervenieren, wo sie "Menschenrechtsverletzungen" diagnostizieren. Diese Doktrin wurde zur Blaupause für alle späteren Interventionen: Irak, Libyen, Syrien, und schließlich die Ukraine. Nach den Erfahrungen im Irak entwickelte Washington subtilere Methoden des Regimewechsels. Die "Farbrevolutionen" in Georgien (2003), der Ukraine (2004/2014) und anderen post-sowjetischen Staaten folgten einem klaren Muster: US-finanzierte NGOs, Social Media-Kampagnen und die Instrumentalisierung legitimer Proteste für geopolitische Ziele. Die Orangene Revolution 2004 in der Ukraine war der erste große Testlauf. Als der pro-russische Viktor Janukowitsch 2010 demokratisch gewählt wurde, begannen die USA sofort mit der Vorbereitung seines Sturzes. Victoria Nulands berüchtigter Ausspruch "Fuck the EU" während der Maidan-Proteste 2014 offenbarte die wahren Machtverhältnisse: Europa war Juniorpartner in einem rein amerikanischen Projekt.

Maidan 2014: Der Putsch als "Revolution"
Der Maidan-Putsch 2014 war das Meisterstück amerikanischer Regimewechsel-Technologie. Unter dem Deckmantel einer "pro-europäischen Revolution" stürzten nationalistische Kräfte mit Unterstützung des Westens eine gewählte Regierung. Das Assoziierungsabkommen mit der EU war nur der Vorwand - das eigentliche Ziel war die militärische Einbindung der Ukraine in die NATO-Strukturen. Die sofortige Anerkennung der Putsch-Regierung durch den Westen, während Russlands Sicherheitsinteressen vollständig ignoriert wurden, führte zu den vorhersehbaren Reaktionen: der Wiedervereinigung der Krim mit Russland und dem Aufstand im Donbass. Beide Ereignisse wurden von der westlichen Propaganda als "russische Aggression" dargestellt, obwohl sie direkte Folgen des westlichen Putsches waren. Die Minsker Abkommen von 2014 und 2015 sollten eine friedliche Lösung des Ukraine-Konflikts ermöglichen. Doch wie Angela Merkel, François Hollande und Petro Poroschenko später zugaben, dienten die Abkommen nur dazu, Zeit zu gewinnen, um die Ukraine militärisch aufzurüsten. „Das Minsker Abkommen 2014 war der Versuch, der Ukraine Zeit zu geben... Diese Zeit hat die Ukraine genutzt, um stärker zu werden" - so Merkels Geständnis 2022. Acht Jahre lang wurde Russland hingehalten, während der Westen systematisch die Ukraine militarisierte und für den Krieg gegen Russland vorbereitete. Die über 14.000 Toten im Donbass zwischen 2014 und 2022 waren das Ergebnis dieser zynischen Politik.

Der Stellvertreterkrieg 2022: Vorhersehbar und gewollt
Russlands militärische Intervention am 24. Februar 2022 war die vorhersehbare Reaktion auf 30 Jahre systematischer NATO-Expansion und acht Jahre Betrug bei den Minsker Abkommen. Putin hatte jahrelang vor den roten Linien gewarnt - sie wurden wiederholt bewusst überschritten. Der Ukraine-Krieg folgt exakt Brzezinskis Schachbrett-Logik: Russland soll geschwächt, Europa von russischer Energie abgeschnitten und China gezeigt werden, was passiert, wenn man amerikanische Hegemonie herausfordert. Die Ukraine ist dabei nur der Schauplatz, nicht das eigentliche Ziel. Die westliche Strategie ist zynisch klar: Die Ukraine soll "bis zum letzten Ukrainer" kämpfen, um Russland zu schwächen. Friedensverhandlungen werden systematisch sabotiert - wie die Verhinderung des Istanbul-Abkommens im Frühjahr 2022 durch Boris Johnson zeigt. Der Krieg muss weitergehen, um die strategischen Ziele zu erreichen.

Der rote Faden: Ein Jahrhundert fortgesetzter Aggressionen
Von Wilsons Intervention in Russland 1918 bis zum Ukraine-Krieg 2022 zeigt sich ein konsistentes Muster amerikanischer Außenpolitik: die systematische Bekämpfung jeder Macht, die der US-Hegemonie gefährlich werden könnte. Ideologien wechseln - Zarismus, Kommunismus, Autoritarismus -, die imperiale Logik bleibt dieselbe. Die USA haben seit 1945 in 79 Prozent aller militärischen Konflikte weltweit interveniert. Sie haben mehr gewählte Regierungen gestürzt als jede andere Macht der Geschichte. Sie unterhalten über 800 Militärstützpunkte in mehr als 70 Ländern. Sie geben mehr für Rüstung aus als die nächsten zehn Länder zusammen. „Ohne ein genaues historisches Bewusstsein erleben wir, wie sich die Geschichte wiederholt, diesmal als Farce." Die Kontinuität von Churchills Plänen 1945 bis zur heutigen NATO-Osterweiterung und Ukraine-Krise zeigt, dass die westliche Außenpolitik einem konsistenten Muster folgt. Der Ukraine-Krieg ist keine überraschende Entwicklung, sondern die logische Konsequenz einer seit 1918 verfolgten Strategie der eurasischen Kontrolle. Nur durch das Verständnis dieser historischen Kontinuität lässt sich der Kreislauf von Konfrontation und Krieg durchbrechen, der seit über einem Jahrhundert die Welt bedroht. Die Alternative ist eine endlose Fortsetzung der imperialen Machtpolitik unter wechselnden ideologischen Vorzeichen - von der "kommunistischen Bedrohung" über die "Achse des Bösen" bis hin zum "Kampf der Demokratien gegen die Diktaturen."