Kirsten Boie - Skogland
20.09.2025 um 16:01
Dies ist ein Politthriller mit Märchenelementen für Kinder (eher nicht mehr für Jugendliche) von Kirsten Boie aus dem Jahr 2005, der letztes Jahr wieder aufgelegt wurde.
Skogland ist eine fiktive skandinavische Inselgruppe mit zwei Hauptinseln: einer Südinsel und einer Nordinsel. In diese packt Boie an Konfliktpotenzial, was nur möglich ist. Skogland ist aufgrund von Erzen und Erdöl auf und um der Nordinsel reich (wie Norwegen und Schweden), doch nur die Bewohner der Südinsel sind wohlhabend. Es gibt nämlich eine ethnische Spaltung. Die Südskogen sind groß, hellhäutig, blond, blauäugig und die Nordskogen sind klein, dunkelhäutig, mit brauenen Haaren und braunen Augen. Die Nordskogen werden von den Südskogen als Billigarbeitskräfte ausgebeutet und sie haben nicht die gleichen Rechte wie die Südskogen. Politisch ist es eine Monarchie. Es gibt auch ein Parlament, aber es wird nur das Gebäude erwähnt und nicht, dass es auch eine Funktion hat. Gegenüber dem Ausland ist Skogland abgeschottet wie Nordkorea: Die Grenzen sind dicht und Telefon- wie Internetverbindungen ins Ausland sind nichtexistent.
Bei Handlungsbeginn ist der König von Skogland verstorben, bevor er ein Gleichstellungsgesetz von Nord- und Südskogen verabschieden kann. Da seine Tochter Marlen erst 14 Jahre alt ist, übernimmt sein Schwager Norin als Vizekönig die Macht, aber er lehnt das Gesetz ab, im Gegenteil: Er will mit Militärmacht nordskogische Rebellengruppen niederringen und die Nordinsel militärisch besetzen. Die 14-jährige Prinzessin ist in einem Eliteinternat, jedoch eines Tages verschwunden. Es ist unklar, ob sie entführt worden ist.
Ortswechsel nach Norddeutschland. Die 14-jährige Jarven wohnt mit ihrer Mutter in einer Kleinstadt im Großraum Lübeck. Wer ihr Vater ist, weiß sie nicht. Sie stammen aus ärmlichen Verhältnissen, aber da ihre Mutter sehr viel Wert auf Etiquette legt, kann sie sich ein Standbein mit Benimm-Kursen für den Managementbereich aufbauen. Gegenüber ihrer Tochter verhält sie sich wie eine Helikoptermutter, sie erlaubt ihr praktisch nichts, nicht einmal auf Klassenfahrten darf sie mit. Jarven hat eine Freundin: Tina.
Als eine Filmcrew aus Skogland im Ort unter Schülerinnen für eine Prinzessinnenrolle castet, werden Jarven und Tina extra angesprochen, am Casting teilzunehmen. Obwohl ihre Mutter es verbietet, geht Jarven hin. Ihre Sachen inklusive Handys müssen sie in einen Spind geben. Jarven gewinnt das Casting, was sie wundert, da Tina ja blond und schlank ist, während sie braunhaarig und eher rundlich ist. Gleich nach dem Casting wird Jarven mit einem Privatflugzeug nach Skogland geflogen, und ihre Mutter freut sich via Textnachricht sehr über ihren Erfolg und wünscht Jarven alles Gute. Was Jarven nicht weiß: Ihr Handy ist manipuliert, die Antworten stammen nicht von ihrer Mutter, die zu diesem Zeitpunkt bereits in einen Hinterhalt gelockt wird.
In Skogland wird ihr aufgetischt, dass sie die Prinzessin zu ihrem Geburtstag auf dem Balkon mit Norin vertreten soll, da das Volk sie sehen will. Story: Die Prinzessin will sich nach dem Tod ihres Vaters ausruhen. Ein besseres Casting gebe es nicht und der Prinzessin wäre geholfen. Einquartiert wird sie in einem Landschloss. Jarven wird von einer Maskenbildnerin hergerichtet, sodass sie beinahe aussieht wie Prinzessin Marlen. Der Auftritt gelingt erfolgreich, und Jarven soll noch eine Woche bleiben, um die Prinzession nochmal zu vertreten. Wieder erhält Jarven eine gefälschte freudige Nachricht von ihrer Mutter, Telefonkontakt zu ihr und zu Tina kann Jarven jedoch nicht herstellen, was sie etwas verwundert.
Verwicklung: Eine Gruppe von Rebellenkindern entführt Jarven aus dem Schloss und verschleppt sie auf die Nordinsel. Jarven kommt drauf, dass einer der Jungen die verkleidete Prinzessin Marlen ist und ein anderer, Joas, lange mit seinem Vater am königlichen Hof gelebt hat. Auch hat sie das Gefühl, dass diese Gruppe mehr über sie weiß als sie selbst. Da Jarven mehrere Möglichkeiten nicht genutzt hat, ihre Entführung zu verraten (Polizeiboot am Meer zum Beispiel), fasst die Gruppe Vertrauen. So erfährt Jarven, dass ihre Mutter die Schwester des verstorbenen Königs ist, die mit Norlin ist, vor ihm jedoch ins Ausland geflohen ist. Und: Norlin ist Jarvens Vater. Somit ist Jarven nach Marlen und ihrer Mutter die dritte Thronfolgerin, also auch eine Prinzessin. Ihr dunkler Typ kommt daher, dass Norlin Nordskoge ist.
Aus den Erzählungen Jarvens, dass Norlins Berater Bolström einen Gefangenen töten will, aber die Rebellengruppe von einer Frau geführt wird, die nicht inhaftiert ist, schließt die Gruppe, dass Marlens Vater, der König, noch lebt. Jarven geht zurück ins Schloss, erzählt von einer Entführung, und flieht, als sie weiß, dass der König dort ist, wo ihre Mutter mit Norlin gerne war: In einem Bootshaus bei einem kleinen Küstenort. Norlin hätte ihre Flucht stoppen können, will aber nicht die Doggen auf Jarven hetzen.
Der Rest geht flott: Die Rebellen können den König befreien, wo auch Jarvens Mutter gefangen gehalten wird. Sie ist unter dem Vorwand, Jarven läge nach einem Verkehrsunfall schwer verletzt in einem Lübecker Krankenhaus, in einen Hinterhalt gelockt worden. Der König wendet sich an die Presse, er wird von der Bevölkerung gefeiert. Die Putschisten Norlin und Bolström, die auch noch einen False-Flag-Anschlag auf ein noch leeres Stadion durchgeführt haben, sind auf der Flucht.
Damit wäre die Märchenwelt wiederhergestellt, aber Kirsten Boie hat noch weitere Bände geschrieben. Ob sie Skogland demokratisch werden lässt?