Fuchs-Maedchenmeute

Dies ist ein Jugendbuch von Kirsten Fuchs aus dem Jahr 2015, das mich mit gemischten Eindrücken zurücklässt. Fuchs kann gut und lebendig schreiben, aber das Buch ist lang, sehr lang und vor allem im zweiten Teil langatmig. Dies liegt daran, dass zu viele neue Themen aufgegriffen und alle, aber auch wirklich alle Rätsel in einer Art aufgelöst werden, die nicht ganz stimmig und immer mehr unrealistisch ist bzw. nach Cop-Out riecht.

Der Plot: Acht 15-jährige Mädchen (darunter ein eingeschmuggeltes 13-jähriges) nehmen gegen Ende der Sommerferien an einem Überlebenscamp teil, das von einer eigenartigen alternativen Frau hochgezogen wird, die definitiv nichts mit Jugendarbeit zu tun hat. Es findet in einem ehemaligen Pioniercamp in Thüringen statt. Dort passieren eigenartige Dinge: Nichts funktioniert, Rucksäcke verschwinden, Wasser läuft und lässt sich nicht abdrehen, es stinkt verwest, tote Katzen werden von der Leiterin aus einer Pfütze geholt, die Leiterin wird mit Steinen beworfen, die Mädchen werden in der Bad- und Klobaracke eingesperrt und befreien sich durch Zertrümmerung der Tür, die Leiterin und der Busfahrer verschwinden, die Taschenlampen haben keine Batterien. Ein Mädchen ist auch abgängig, aber die ist einfach zurück nach Hause.

Die restlichen sieben Mädchen entscheiden, alleine Urlaub zu machen, und eines schlägt vor, ins Erzgebirge an der Grenze zu Tschechien zu fahren und in einem alten Bergwerksstollen zu campen, den sie aus ihrer Kindheit kennt. Gesagt, getan. Mit dem Zug fahren sie nach Dresden, wo sie am Bahnhof einen Hundetransporter samt Hunden stehlen. Mit dem fahren sie ins Erzgebirge (Tschick anyone?), verbergen ihn im Wald und gehen zu dem Stollen, den sie erst entwässern müssen und der nur einen freien Eingangsbereich hat, der Rest ist zugemauert.

Abgesehen davon, dass das Leben im Wald ohne Lebensmittel (einige Mädchen gehen mehrfach in einen naheliegenden Ort zum Containern) und Campingausrüstung grundsätzlich schwierig ist, geht das Rätselhafte weiter. Morgens finden sie Brötchen und Hundefutterkonserven, eine alte Frau mit Benzinkanister schleicht herum, ein Althippie mittleren Alter namens Hans nimmt Kontakt zu den Mädchen auf und schließlich treffen zwei (die Ich-Erzählerin Charlotte und Bea) auch noch drei etwa gleichaltrige Jungen, die sich als Fans ausgeben. Die abgängigen Mädchen sind mittlerweile in den Medien.

Nach drei Regentagen gehen Charlotte und Bea mit den Jungs in die Gartenlaube von Hans, da der Stolleneingang eingestürzt ist. Hintergrund: Irgendwer hat die Eingangsmauer eingeschlagen, dahinter ist ein Skelett mit einer DDR-Bergmannuniform und Kisten von Nussknackern und anderen regionalen handwerklichen Erzeugnissen.

Die fünf anderen wurden gefunden und nach einem Krankenhausaufenthalt sind sie Beute der Medien. Als die drei Jungen erzählen, dass sie es waren, die sie vom Camp vertrieben haben (Rucksäcke gestohlen, Einsperren in die Klobaracke, Steinewerfen, Blutzeichen an Wänden, Schlachtabfälle in den Bäumen), reicht es Bea und Charlotte. Erstere verschwindet wieder, Charlotte meldet sich zurück und es gibt ein Wiedersehen mit den Eltern. Ende.

Auflösung tote Katzen: Die Kursleiterin ist Messie, schafft es ein Haus abbruchreif zu vermüllen, und ihre verstorbenen Katzen trocknet sie. Als sie zu ihrem Vermieter zieht (kurzes Liebesverhältnis), der auch den Bus zum Camp fährt, muss sie die Katzen loswerden und vergräbt sie beim Camp. Sie liegen in einer von den Jungs gefluteten Pfütze und die Leiterin gräbt sie aus. Der Gestank kommt jedoch von den Schlachtabfällen in den Bäumen.

Auflösung Skelett: Die alte Frau ist die Urgroßmutter des Mädchens, das den Stollen kennt, und der Tote ist der Bruder ihres Mannes. Er wird von ihm 1989 erschlagen, da er dessen Auslandshandel von regionalem Kulturgut (also Nussknackern) als DDR-Bürgermeister aufdecken will.

Mehrfach ist mir Poznanski eingefallen, nur an dieses Niveau kommt Fuchs nicht ran. Positiv: Die Mädchen stammen (bis auf eines) nicht aus einem gutbürgerlichen oder akademischen Umfeld wie in so vielen Jugendbüchern, sondern aus Unter- und Randschichten (Fernfahrer, Putzfirma, Artisten als Beispiel). 2016 erhielt dieser Roman den Deutschen Jugendliteraturpreis.