12 Euro Mindestlohn - wer profitiert von ihm?

rhapsody3004 schrieb:Tatsächlich 7 Stimmen bislang, für eine der dümmsten und kurzsichtigsten Aussagen ever. Hätten ja etwas besseres lernen können, lol. Man glaubt es nicht.

Du hast diese Option angeboten. Ich wäre auf die Idee gar nicht gekommen.

Ich verstehe dein Anliegen durchaus, aber es braucht halt auch Arbeitgeber, die jemandem eine Arbeit ermöglichen. Die sind meistens ein bisschen wohlhabender, als die Arbeitnehmer.

Meine Vermieterin zum Beispiel, im übrigen eine sehr sozial eingestellte Frau, hat immer mehr als ich, sie hat schließlich ein Haus. Aber ich darf da wohnen und das für einen sehr sozialen Preis. (100 qm für 630 warm) Noch bekomme ich Hartz IV, und mir werden, wegen Kaltmiete zu hoch 80€ vom Regelsatz abgezogen, aber ich komm durch. Hab aufgehört zu rauchen. Spart man Geld.

Du musst mal ein bisschen von deinem eigenen hohen Ross runterkommen. Immer nur auf Akademiker schimpfen, auf Bürohengste usw. Jeder macht halt das, wofür er geeignet ist im Idealfall. Und ich sehe hier immer ein bis zweimal die Woche ... Müllwerker, Straßenkehrer, den SÖR (Service öffentlicher Raum), an den Baustellen um die Ecke schwer arbeitende Handwerker.

Ich werd demnächst auch wieder in einem sozialen Beruf arbeiten. Seniorenheim. Ich mag es, mich um Menschen zu kümmern. Ich könnte mich auch um Pflanzen oder Tiere kümmern, aber da würde wohl auch nicht viel mehr rausspringen. Gehalt wird nicht so prickelnd sein, aber wenn es nur ein Fuffi mehr ist als Hartz IV ist es doch schon gut. Aber das Heim gäbe es ja nicht ohne Menschen und Institutionen, die eben auf einer anderen Ebene arbeiten. Wer anderes, als Bürohengste soll denn den ganzen Verwaltungskram machen?

Mein Wunschtraum wäre natürlich auch, dass alles ausgeglichen wäre. Der eine investiert und schafft Arbeitsplätze, der andere gibt seine Arbeitskraft und beide profitieren davon im Einklang. Ich glaube das wäre dann Utopia.

Zum Topic, ich weiß nicht wer profitiert, erklär du es mir.

Man glaubt garnicht wieviel Geld man im Monat für unnütze Dinge ausgibt. Wenn ich eh schon wenig habe dann muss ich doch nicht Rauchen und Alkohol nur in kleinen Mengen. Das kostet alles und ist für mich jedenfalls überflüssig.
Hauptsache ist Dach übern Kopf und daher immer erst Miete, Strom und Gas bezahlen und dann sehen was geht.

TimStruppi schrieb:Harz IV empfänger profitieren am meisten davon noch weniger Arbeiten für mehr Lohn.

Was ist das denn für ein Quatsch. :palm:

Abahatschi schrieb:Wieso soll jemand eine Einkommensteuer bekommen, obwohl Steuern zu errichten sind und obwohl er kein Einkommen hat?

Es ersetzt die Sozialleistungen und macht dich damit unabhängig.

Abahatschi schrieb:Wie berechnet man eine Steuer (egal welches Vorzeichen) auf dem Betrag Null?

Du bekommst immer ein garantiertes Einkommen, wie das BGE eben. Die Vorteile des NIT sind simpel, sehr unbürokratisch, leicht anpassbar und du hast immer eine Motivation zu arbeiten.

Carietta schrieb:Was ist das denn für ein Quatsch.

Wieso den ein Minijobber muss für 450 Euro nur 9,5 Stunden arbeiten weil er nicht über den Satz kommen darf und auch will. Bei 12 Euro sind es nur noch 8,5 Stunden die Woche. Und das ist Fakt.

Carietta schrieb:Du hast diese Option angeboten. Ich wäre auf die Idee gar nicht gekommen.

Habe ich bewusst als Option angeboten, weil ich mal sehen wollte, wie viele hier im Forum so denken bzw. diese Meinung vertreten.

Hatte vielleicht mit 1-3 Stimmen gerechnet, weil es sich doch mittlerweile herumgesprochen haben dürfte, dass einfach nur etwas besseres lernen auch nicht DIE Lösung sein kann und viel zu kurz gedacht ist, weil es eben das Problem des Personalmangels in verschiedenen Branchen nur noch verstärkt.

Ist auch über den Mindestlohn bzw. dessen Branchen hinausgedacht. Es ist einfach eine denkbar schlechte Lösung, wenn Menschen einfach nur etwas besseres lernen sollen, um bspw. mehr zu verdienen. Das fördert nur das schon vorhandene Ungleichgewicht noch mehr.

Ziel muss/sollte sein, nicht nur in den Mindestlohn-Branchen, unterbezahlte Arbeiten in mehrerer Hinsicht aufzuwerten, um bestehende Mitarbeiter zu halten und um Anreize für kommenden Nachwuchs zu schaffen. Das ist die bessere Lösung - für uns alle als Gesellschaft und das System an sich.

Mit einfach etwas besseres lernen ist keinem über kurz oder lang geholfen.

Und was ist eigentlich besser? Besser können natürlich Bezahlung und andere Arbeitsbedingungen sein, aber von der Systemrelevanz her, also welche Arbeiten werden benötigt und sind unerlässlich und halten unseren geregelten Alltag und das gesamte System am Laufen, ist so gut wie keine Arbeit einschließlich keine Position/Stellung innerhalb eines Unternehmens besser oder schlechter, sondern einfach nur notwendig, da alle Seiten gebraucht werden und ihren jeweiligen Anteil am Großen Ganzen leisten.

rhapsody3004 schrieb:unterbezahlte Arbeiten in mehrerer Hinsicht aufzuwerte

Hier fehlt die Definition, was soll das sein?
Ein Lohn setzt sich aus Ausbildung/Qualifikation, Erfahrung, Qualität und Quantität zusammen und in den Jobs wo diese Kriterien leicht zu erreichen sind, ist halt die Konkurrenz groß und der Lohn niedrig.
Reinigungskraft, was an sich jeder ohne Ausbildung und mit einer Einarbeitung von 1-2 Wochen können sollte kann nicht den Lohn eines Ingenieurs erreichen der Flugzeuge oder Züge baut erreichen.

Abahatschi schrieb:Reinigungskraft, was an sich jeder ohne Ausbildung und mit einer Einarbeitung von 1-2 Wochen können sollte kann nicht den Lohn eines Ingenieurs erreichen der Flugzeuge oder Züge baut erreichen.

Genau und dazu kommt noch das sie sehr viel Verantwortung haben und beim kleinsten Fehler Menschenleben gefährden. Bei Putzstellen kann man nicht viel falsch machen. Das soll jetzt nicht heißen das dieser Job minderwertig ist und keine Wertschätzung hat.

TimStruppi schrieb:Bei Putzstellen kann man nicht viel falsch machen.

Also ich war mit unserem Junior vor vielen Jahren im Krankenhaus und der kleine Naseweis hat den Kinderarzt gefragt: Onkel Dr. bist du der wichtigste Mensch im Krankenhaus? Die Antwort des Arztes war: „nein - der wichtigste Mensch hier ist die Reinigungsdame, wenn die ihre Arbeit nicht genau und gut macht, gibt es hier viele, viele krankmachende Keime und viele wären ganz schlimm krank“
Nur mal so ein eingeworfen

@devil075
Wahre Worte.
Ich bin selbst reinigungskraft in einer Klinik gewesen, unter anderem auf der intensiv- und covidstation.
Wenn man sich nicht penibel an die Vorschriften hält, wie was zu reinigen oder zu entsorgen ist...
In der Klinik, wo ich gewesen bin, gab es nicht viele, die sich freiwillig für die Reinigung grade der covidstation gemeldet haben. Ich war eine der freiwilligen.

cat_and_go schrieb:Ich war eine der freiwilligen.

Ich arbeite ebenfalls in einem Krankenhaus und hab oft gesehen wie schwer und genau die Arbeit der Damen ist und denk deswegen oft an die Worte des weisen Arztes…. Der Mindestlohn ist ihnen mit Sicherheit nicht zu neiden… eine jede Arbeit ist wichtig und wertzuschätzen und dementsprechend zu vergüten

devil075 schrieb:Die Antwort des Arztes war: „nein - der wichtigste Mensch hier ist die Reinigungsdame, wenn die ihre Arbeit nicht genau und gut macht, gibt es hier viele, viele krankmachende Keime und viele wären ganz schlimm krank“

Dann sind an Krankenhauskeimen die Reinigungsfrauen persönlich schuld? Ich mein, Krankenhauskeime gibt es ja.

rhapsody3004 schrieb:Ist auch über den Mindestlohn bzw. dessen Branchen hinausgedacht. Es ist einfach eine denkbar schlechte Lösung, wenn Menschen einfach nur etwas besseres lernen sollen, um bspw. mehr zu verdienen. Das fördert nur das schon vorhandene Ungleichgewicht noch mehr.

Und wie das? Was uns jetzt fehlt sind doch Fachkräfte? Und wenn alle Stellen mit Fachkräften besetzt wären, würde man eben unter seiner Ausbildung arbeiten, was nicht schön ist, aber dass einen eine gute Ausbildung irgendwie behindert ist doch Quatsch.

Frau.N.Zimmer schrieb:Reinigungsfrauen persönlich schuld

Das hat keiner gesagt… zB wenn Sie nicht ordentlich Desinfektion verwendet und sich eine weitere Person ansteckt etc… mit genauer Arbeit kann sie sicherlich einiges verhindern.

Ich arbeite als QS und wenn meine Damen keine Lebensmittelhygiene einhalten wäre es in manchen Fällen fatal… aber natürlich kann man nicht jeden Durchfall den Kollegen anlasten.

Das Offensichtliche wird komplett ausgeblendet, wie der berühmte Elefant im Porzellanladen. Steuern und Abgaben runter,
dann lohnt sowohl ein Mindestlohn, muss nicht erhöht werden, Unternehmen müssen sich nicht verkleinern oder ganz dicht machen, keiner wird gekündigt, die Inflation wird abgefedert. Das was hier vornerum vermeintlich in die Tasche gesteckt wird, wird postwendend hinten wieder raus gezogen. Genau wie alle anderen "Sonderzahlungen" und der gleichen Kamellen fürs Volk. Ich frage mich warum das keiner checkt, stattdessen wird hier gestritten wer was verdient hat und wer wem was neidet. Völlig am Thema vorbei,sorgt alles nur für noch mehr Stunk und Gezeter.

Mir fehlt da auch die Antwortoption "der Staat"

LOleander schrieb:Steuern und Abgaben runter,
dann lohnt sowohl ein Mindestlohn, muss nicht erhöht werden, Unternehmen müssen sich nicht verkleinern oder ganz dicht machen, keiner wird gekündigt, die Inflation wird abgefedert.

Welche Leistungen sollen denn gekürzt werden, wenn Steuern und Abgaben gesenkt werden?

mfg
kuno

Im Idealfall gar keine.

Allein den modernen Ablasshandel genannt "CO2-Steuer" wenigstens zu senken, würde ganz ohne Leistungskürzungen Entlastung bringen. Nur um mal ein Beispiel zu nennen.

LOleander schrieb:Im Idealfall gar keine.

Wenn der Staat und die Sozialversicherungen weniger Geld durch gesenkte Abgaben zur Verfügung haben, werden sie wohl Leistungen kürzen müssen, das is unvermeidbar.
Dein Idealfall wäre dann logischerweise, Steuern und Abgaben nich zu senken.

mfg
kuno

@LOleander

Sehe ich wie Du. Das mit dem Mindestlohn setzt nur wieder eine Spirale in Gang und treibt die Preise in die Höhe. Einkommensteuer runter, dann haben die Leute wenigstens was davon.

Gerade untere und mittlere Einkommen geben das Geld doch auch wieder aus und es käme z.B. über die Mehrwertsteuer wieder in die Staatskasse. Dazwischen würden jedoch Arbeitsplätze gerettet und somit Sozialausgaben gespart.

Der Versuch einer Erklärung, Fazit vorab: niemand. Es ist eine zusätzliche Belastung aller Bürger.

Effekte für den MA mit Mindestlohn:
- unter Umständen muss man Einkommensteuer zahlen
- unter Umständen wird man Sozialabgaben zahlen müssen
- viele Vergünstigungen könnten wegfallen (Wohngeld, Aufstocken, KiTa Zuschuss), sind vom Brutto und Netto abhängig, so grad wie es dem Staat oder Gemeinde besser passt

Effekte für den Verbraucher:
- höhere Preise bei gleicher Leistung (nennt sich Inflation, müsste man mittlerweile kennen)

Effekte für den Arbeitgeber:
- höhere Personalkosten
- unter Umständen fallen MA in die Sozialabgabepflicht, zusätzliche Personalkosten
- wenn er den Preis nicht weitergeben kann, Gewinn geringer, Insolvenzgefahr steigt
- Konkurrenzdruck steigt

Effekte für den Markt:
- Nachfrage könnte sinken

Effekte für den Staat:
- Ersparnisse
- zusätzliche Steuereinnahmen wie MwSt. da man dort auf die eingepreiste Lohnerhöhung kassiert

Lösung:
- Steuern senken, aber das ist ja pfui, Turbokapitalistisch

Viel Spaß! Wir haben das Geld©

Gute Zusammenfassung der Folgen!

Abahatschi schrieb:- viele Vergünstigungen könnten wegfallen (Wohngeld, Aufstocken, KiTa Zuschuss), sind vom Brutto und Netto abhängig, so grad wie es dem Staat oder Gemeinde besser passt

Das hatte ich noch gar nicht bedacht. Das sind dann schon die ersten Leistungen die gekürzt werden.

Kein Arbeitgeber wird nach 2 Jahren in denen er zwangsschliessen musste (oder auch so) noch drauf zahlen können. Preise werden jetzt zwangsläufig weiter steigen. Ein Ende der Abwärtspirale ist absolut nicht in Sicht.