Weihnachts-Doppelmord an Geschwisterpaar in Gütersloh

@Mahoni
Danke. So hatte ich es auch verstanden. Die nicht richtig verwischten DNA-Spuren, das Wasserglas auf dem Tisch, die geschenkte Weinflasche daneben - all das deutet ja auf eine zeitliche Nähe zwischen Besuch und Tat hin. Deshalb war seine Erinnerung an den genauen Besuchszeitpunkt wohl auch so getrübt.

Mahoni schrieb:Der TV hat ja die ganze Zeit rumgeeiert man könne ihn wegen der Weinflasche aufsuchen. Und das ja scheinbar auch schon bevor der Suchaufruf diesbezüglich veröffentlicht wurde. Aber warum hat man da solche Bedenken und Ängste? Doch eher dann wenn ich weiß, dass die Weinflasche nach meinem Besuch nicht ins Weinregal verräumt wurde ( wo sie keinem als tatrelevant auffallen würde) sondern noch am engen Tatort rumstand. Das kann man ja nur wissen wenn man den Tatort zuletzt gesehen hat.

Das ist ein guter Punkt - daran habe ich garnicht gedacht.

Auch macht es absolut Sinn, dass er die Weinflasche nicht weggeräumt hat - denn er ist ja davon ausgegangen, dass das Haus ohnehin in die Luft fliegt.

hmmmmm ich hab grad einen anderen Zuschauer gefragt....da hieß es auch, dass nix von der besonderen Schwere der Schuld gehört wurde. Irgendwie auch komisch, dass nur das Westfalenblatt diese erwähnt. NW und Glocke schreiben dazu nichts

@Mahoni
Neenee, ich habe die auch ganz deutlich gehört! Hat er definitiv gesagt.

@La_Petite
ah hast du es dieses Mal endlich in den "ollen Saal" geschafft? :D
ok, dann war ich echt taub. Ich hab nur noch gehört wie er sein Plädoyer mit dem Antrag die Haft weiter aufrecht zu erhalten beendet hat.

Haha, ja mahoni, hab ich ;) Haben dieses Mal aber glaube ich auch alle, oder? Ich hoffe, ich schaffe es zu den Plädoyers der Verteidugung auch wieder, ich fand den Staatsanwalt heute sehr schlüssig und wüsste gerne, was die Verteidigung dem entgegensetzt (oder zu setzen versucht?)

ja heute haben alle einen Platz bekommen. Ganz knapp aber oder? Irgendwie komisch, dachte grade heute wird es besonders voll.

Ja, ich hatte auch vermutet, dass dieses Mal superviele Leute kommen, war ja schon wichtig. Vielleicht waren die aber auch noch entmutigt von ihrem letzten Versuch ;)

Ich habe übrigens während des Plädoyers noch überlegt, wie du DAS wohl zusammenfassen wirst, aber hast du (wie immer) sehr gut gemacht. Das war ja soviel und soviele Wiederholungen.

stimmt, wahrscheinlich entmutigt vom letzten Mal. Echt schade dass Saal 1 derzeit belegt ist. Das war deutlich entspannter und weniger nervenaufreibend.
Ja echt viele Wiederholungen und "dazu komme ich später NOCHMAL". Und wieviele das erst beim nächsten Mal werden. Da hören wir es ja doppelt :D

@Mahoni
Vielen lieben Dank :-)

Für mich klingts auch sehr schlüssig und die Begründung zur DNA sowie Weinflasche machen es doch recht rund.

@Mahoni
Vielen Dank fuer die gute Zusammenfassung.

@La_Petite
Die Verteidigung wird sicher sagen, dass man jeden einzelnen Punkt auch anders erklaeren kann (wenn man ganz guten Willens ist) und das deswegen im Zweifel fuer den Angeklagten entschieden werden muss. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das Gericht sich bei der Fuelle der Indizien davon ueberzeugen lassen wird.

@Tscherkan
Na klar werden sie das, ist ja logisch. Sonst könnten sie ja gleich sagen "Nee, ist okay, wir glauben auch der war das! Sperren Sie ihn mal die nächsten drölf Jahre weg!"
Die Frage ist, WIE sie die einzelnen Punkte anders erklären wolllen.

@La_Petite
In diesem Fall sieht scheint es wirklich klar. Allerdings kann man sich da nicht immer sicher sein. Ich habe auch schon Faelle gesehen wo die Verteidiger nur gesagt haben, dass es nur Totschlag und kein Mord gewesen ist. Aber nach allem was wie hier gehoert haben werden sie wohl einen Freispruch beantragen.

Andererseits koennte eine solche Haltung auch nach hinten losgehen. Wenn sie stur auf einem Freispruch bestehen, dann kann man nicht mit Milde rechenen wenn das Gericht die Schuld als erwiesen ansieht.

Aber ich glaube auch nicht mehr an eine Wende wo man die Tat eingesteht und auf mildernde Umstaende hinweist. Vielleicht koennten sie etwas zweigleisiges versuchen wo sie einerseits die Unschuld des TV beteuern und andererseits auf Umstaende hinweisen die zu einem geringeren Strafmass fuehren wuerden, falls es doch zu einer Verurteilung kommt.

Ist aber natuerlich alles reine Spekulation.

Die Glocke erwähnt in diesem Artikel jetzt übrigens auch die besondere Schwere der Schuld:

http://www.die-glocke.de/lokalnachrichten/kreisguetersloh/Anklage-fordert-lebenslange-Haftstrafe--e391d076-58db-4cfb-b597-a43aa34ded79-ds

Anklage fordert lebenslange Haftstrafe
Gütersloh (rebo) - Im Prozess um den Doppelmord an Heiligabend fordert der Vertreter der Anklage eine lebenslange Freiheitsstrafe für den angeklagten Verler. Am Ende seines Plädoyers am Montagmorgen erklärt Staatsanwalt Christoph Mackel vor der zehnten Großen Strafkammer am Landgericht Bielefeld, er habe keinen Zweifel, dass der 29-Jährige die 74-jährige Ärztin und ihren 77 Jahre alten Bruder erstochen hat.

Im Indizienprozess um die sogenannten „Heiligabend-Morde“ in Gütersloh beaschuldigt die Staatsanwaltschaft einen 29-Jährigen aus Verl, eine 74-jährige Ärztin und deren drei Jahre älteren Bruder aus Habgier erstochen zu haben.

Als Hauptbelastungspunkte führt Mackel in seiner Schlussrede die DNA-Spuren des Verlers an, die am Tatort und an den Opfern sichergestellt wurden. Das ungewöhnliche Verhalten des Angeklagten ist für den Staatsanwalt ein weiterer Grund, eine Verurteilung des 29-Jährigen wegen zweifachen heimtückischen Mordes zu beantragen. „Er ist für mich der Täter“, sagt Christoph Mackel gegen Ende seines fast zweieinhalbstündigen Plädoyers. Er fordert, wegen der Brutalität, mit der der Mörder das arg- und wehrlose Geschwisterpaar getötet hat, die besondere Schwere der Schuld zu bejahen.

Spuren waren noch frisch
Die Spuren, die der Angeklagte auf der Wange der getöteten Ärztin, auf ihrer Jacke und unter ihrem Fingernagel hinterlassen habe, könnten vielleicht bei einer Umarmung zur Begrüßung entstanden sein, räumt Mackel in seiner Darstellung und Bewertung des Verbrechens ein. Wäre jedoch zwischen dem Besuch des Verlers bei der Ärztin an Heiligabend und ihrer Ermordung noch Zeit vergangen, wären die DNA-Anhaftungen wahrscheinlich verwischt worden, beim Händewaschen zum Beispiel oder beim Überstreifen einer anderen Jacke.

Ungewöhnliches Verhalten nach dem Verbrechen
Ein mindestens ebenso starker Hinweis auf die Schuld des Angeklagten wie die DNA-Spuren ist für den Staatsanwalt jedoch das Verhalten des 29-Jährigen nach der Tat. „Jeder hat das Recht zu schweigen“, sagt Mackel. „Aber wenn man festgenommen wird und nichts mit der Sache zu tun hat, hat man in der Regel schon etwas zu sagen.“

Was der Staatsanwalt zum Motiv sagt, lesen Sie in der gedruckten Ausgabe der „Glocke“ vom 3. Februar 2014

Erschwerend kommt noch die Tatsache mit dem neben der Haustür gelagerten Schlagstock hinzu, den beide Getöteten abends auch bei den Spazierrunden mit dem Hund mit in den Park genommen haben um sich im Falle eines Angriffs verteidigen zu können.
Das zeigt ja eindeutig, dass die beiden Hausbewohner eher ungerne fremde Leute in das Haus gelassen haben und ein "Einbrecher" es nie so weit bis ins Wohnzimmer geschafft hätte. Zumal ja auch keinerlei Kampfspuren bis auf den einen umgestoßenen Sessel zu finden waren. Die Sache mit den beiden Stühlen am Esstisch, das nicht weggeräumte Glas obwohl in der Küche Geschirr zum abtrocknen stand, spricht eindeutig für eine "Beziehungstat".
Würde mich übrigens nicht wundern wenn gegen eine gewisse andere Person aufgrund von Anstiftung zum Mord Anklage erhoben wird.

kannmanmachen schrieb:Würde mich übrigens nicht wundern wenn gegen eine gewisse andere Person aufgrund von Anstiftung zum Mord Anklage erhoben wird.

Ich glaube wir hoffen alle, dass der Prozess zu einer Fortsetzungsgeschichte wird. Schon rein aus Sensationsgier :-)

Finde ich etwas abartig den Gedanken.
Ich hoffe zumindest einfach nur, dass die Menschen, die wirklich um die beiden getöteten trauern dies dann in absehbarer Zeit endlich einmal in Ruhe tun können. Auch das Gericht hat meiner Meinung und Erfahrung nach deutlich andere Absichten als den Prozessbeobachtern und Forenlesern ein möglichst abwechslungsreiches Beobachtungserlebnis zu bescheren.

Sensationsgier hat bei echten Fällen meiner Meinung nach nix zu suchen.

Nein ich denke den meisten hier geht es eher darum, dass das Verbrechen komplett aufgeklärt wird und alle verurteilt werden, die verurteilt gehören. Ich seh nach wie vor kein Motiv, was man ohne Hilfe von außen als Motiv sehen kann. Ginge es ihm um Geld und Wertsachen, hätte er so einiges mehr mitgenommen. Da ging es um mehr, um Geld was erst später fließt, wo er allein gar nicht ran kommt.

Oder um Geld was er zur vermeintlichen Beseitigung einer Lungenkrebsneigung an gewisse Personen zahlen soll. Anders lässt sich für mich der Besuch bei den ehemaligen Vermieterin drei Jahre nach seinem Auszug(!) auch nicht erklären.
Jemand hat ihm eine vermeintliche Krankheit eingeredet und einen vermeintlichen Ausweg nahegelegt.