Marco (17), der deutsche Junge im Türken-Knast
Jetzt ermittelt die deutscheStaatsanwaltschaft
Das Mädchen sagt: „Ich schlief. Er war auf mich gestiegen undhat sich an mir gerieben“
Erstes InterviewJetzt redet der Junge im Türken-KnastJunge aus Türken-KnastWar da doch mehr als nur kuscheln? Der Fall des deutschen Jungen imTürken-Knast – jetzt ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Lüneburg gegen den17-Jährigen. Oberstaatsanwalt Manfred Warnecke: „Wir sind auf Grund der Medienberichtetätig geworden.“
Warnecke weiter: „Derzeit ruht das Verfahren aber, weil keinegerichtsverwertbaren Beweise vorliegen.“
Es besteht damit allerdings dieMöglichkeit, dass die Türkei das Verfahren auf dem Wege der Rechtshilfe an Deutschlandabgeben könnte. Warnecke: „Wir warten ab, ob die Türkei auf uns zukommt.“
Ob inDeutschland oder der Türkei: Der Prozess könnte brisant werden, denn es steht Aussagegegen Aussage. Das mutmaßliche Opfer, die Britin Charlotte (13), gegen Marco W. (17) ausUelzen in Niedersachsen, beschuldigt des sexuellen Missbrauchs.
Marco undCharlotte – was als Urlaubsflirt zweier Teenager begann, wird immer verworrener,widersprüchlicher.
BILD liegt die Aussage vor, die Charlotte vor dem türkischenStaatsanwalt machte. Die türkische Tageszeitung „Hürriyet“ druckt sie in ihrer heutigenAusgabe.
Danach hatte das Mädchen Marco am Tag der Tat in der Discogetroffen. Sie sagte, dass sie sich dort gestritten hätten.
In dem Protokoll wirdMarco W. als „Beschuldigter“, die 13-Jährige als „Geschädigte“ bezeichnet.
•Charlotte: „Später, als ich, meine Schwester und meine Freundin M. gemeinsam im Zimmerwaren, kamen der Beschuldigte und sein Freund. Er wollte sich bei mir entschuldigen. Wirhaben sie hereingelassen. Eine Weile saßen wir auf dem Bett und unterhielten uns. Spätersetzten sich der Freund des Beschuldigten und meine Schwester auf den Balkon. DerBeschuldigte, ich und M. waren im Zimmer. M. legte sich in ihr Bett und schlief. Ichlegte mich auch schlafen, obwohl der Beschuldigte neben mir war. Zwischen unsererUnterhaltung und meinem Einschlafen waren ca. 15 Minuten verstrichen. Als ich plötzlichzu mir kam, also erwachte, da fühlte ich den Beschuldigten auf mir. Ich schubste ihn weg.Dabei bemerkte ich aber eine Feuchtigkeit auf meinem Körper. Danach sind wir zum Arztgegangen.“
Marco W. hatte den Tathergang gegenüber BILD andersgeschildert.
• „In dem Zimmer haben wir uns umarmt und das wäre für mich das ersteMal gewesen. Sie hat mich geküsst, angefasst, da bin ich zu früh gekommen. Sie hatte mirdie Unterhose runtergezogen. Ich habe ihre Vagina gar nicht berührt. Wenn ich nichtgekommen wäre, hätte ich mit ihr geschlafen.“ Und weiter: „Sie wollte ja denGeschlechtsverkehr.“
Zwei Aussagen, zwei Versionen – wer lügt, wen täuscht dieErinnerung?
• Über die ärztliche Untersuchung wird Charlotte im Protokoll sozitiert: „Der Arzt sagte uns, dass der Beschuldigte durch Reiben zum Höhepunkt gekommensei. Ich hatte auch beim Erwachen einen Schmerz an meinem Körper gespürt, was jedoch voneinem Reiben herrührte und äußerlich war.
Da ich schläfrig war und mich nichtgenau erinnern kann, stieg der Beschuldigte, während ich schlief, auf mich und kam zumHöhepunkt, indem er sein Geschlechtsteil an meinem rieb, ohne einzudringen. VonVergewaltigung ist nicht die Rede. Ein Geschlechtsverkehr fand nicht statt. Aber dieserVorfall ereignete sich ohne meine Zustimmung, während ich schlief. Ich habe infolgedessenauch nicht meine Jungfräulichkeit verloren.“
• Marco zum Abschluss der Vernehmung:„Ich widerspreche den Vorwürfen eines erzwungenen Verkehrs. Ich habe nicht unter demVorsatz einer Straftat gehandelt. Dieser Vorfall tut mir sehr leid. Ich weiß, dass dieseHandlung auch in meinem Land verboten ist. Aber ich hatte keine Bedenken, da dieGeschädigte vorgab, 15 Jahre alt zu sein.“
Wie geht es weiter?
DieHoffnungen auf eine Freilassung Marcos vor dem Prozessbeginn am 6. Juli haben sichzerschlagen. Die türkische Regierung werde aber für ein faires Verfahren sorgen, sagteder türkische EU-Chefunterhändler Ali Babacan gestern nach einem Gespräch mitBundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) inBrüssel.
http://www.bild.t-online.de/BTO/news/2007/06/27/tuerken-knast-marco/aussagen-geschlechts-verkehr,geo=2054322.html (Archiv-Version vom 30.06.2007)