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Kinder- und Jugendgesundheit

37 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Jugendgesundheit, Kindergesundheit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Kinder- und Jugendgesundheit

31.10.2023 um 10:25
Zitat von natollnatoll schrieb am 11.10.2023:Leider neigen die Lehrer dazu, die Verantwortung an Schüler oder Eltern abzudrücken.
Es ist aber auch nicht Aufgabe der Lehrer, solche Verantwortung zu tragen. Das kann man so einrichten, aber so ist es aktuell nicht.
Und auch dafür gibt es Gründe.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb am 19.10.2023:Aber es ist eben auch so, dass der Staat die Aufgabe der Gesundheitsberatung und -information hat.
Aber nicht nur. Man darf ja nicht einfach einzelne Pflichten heraus greifen und diese dann isoliert betrachten. Sondern der Staat hat viele Pflichten und diese widersprechen sich leider oft.
Zitat von alias69alias69 schrieb am 20.10.2023:Wie könnte der Staat da seiner Verantwortung nachkommen?
Erst mal muss man klären, ob das eine staatliche Verantwortung sein soll. Da sind wir wieder beim Thema der Pflichtenkollision.

Falls man das dann bejaht, gibt es doch viele Möglichkeiten. Immerhin verbringen gerade Kinde rund Jugendliche viel Zeit in Betreuung abseits des Elternhauses.

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Kinder- und Jugendgesundheit

31.10.2023 um 10:45
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Aber nicht nur.
Nein, nicht nur, aber eben auch. Wir haben ein staatliches Gesundheitssystem. Wir sind ein Sozialstaat. Der Staat braucht, möchte und wünscht sich eine gesunde Bevölkerung und setzt sich dahingehend Ziele. Ein Ziel ist zB die Verbesserung der Gesundheit von Kindern- und Jugendlichen. Auch dafür, dass diese später gesunde Erwachsene sind und bleiben. Deswegen hat der Staat dann auch einen Beratungs- und Informationsauftrag.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Erst mal muss man klären, ob das eine staatliche Verantwortung sein soll.
Derzeit ist das so. Oder?
Was sollte die Betreuung abseits des Elternhauses denn machen?

Hier:

https://www.aerzteblatt.de/archiv/193301/Depressionen-Geschlechtsspezifische-Behandlung-kann-sinnvoll-sein

Ist eine Studie zur psychischen Gesundheit von Jugendlichen bzgl Depression.
Im Alter von 15 Jahren leiden doppelt so viele Mädchen wie Jungen unter einer Depression. Gründe hierfür könnten das Körperbild, hormonelle Schwankungen und ein höheres erbliches Risiko für eine Depression sein. Der Unterschied liegt jedoch nicht nur in der geschlechterspezifischen Erkrankungshäufigkeit, sondern auch in der Art und Weise, wie eine Depression erlebt wird, wie sie sich manifestiert und welche Konsequenzen sie hat.
Die Autoren berichten, dass die Depression sich je nach Geschlecht unterschiedlich auf das Gehirn von Jungen und Mädchen im jungen Erwachsenenalter auswirkt. Das lasse vermuten, dass jugendliche Jungen und Mädchen Depressionen verschieden erleben und somit auch eine spezifische Therapie von Vorteil für die Betroffenen sein könnte.
Das hätte deutliche Auswirkungen auf Therapie von Jugendlichen mit Depression.


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Kinder- und Jugendgesundheit

31.10.2023 um 11:01
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Deswegen hat der Staat dann auch einen Beratungs- und Informationsauftrag.
Den er aber doch auch jetzt wahr nimmt. Die Frage ist, ob und inwieweit er erweitert werden sollte.
Jeder staatliche Eingriff ist eben auch ein Problem. Um das zu bewerten, muss man sich sowohl den Nutzen dieses Eingriffs als auch den möglichen Schaden ansehen.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Was sollte die Betreuung abseits des Elternhauses denn machen?
Aktuell ist das eben nicht primäre Aufgabe der Schule. Natürlich muss auch die Schule eingreifen, wenn offensichtlicher Schaden droht - aber eben im Grunde erst dann. Wir haben uns als Gesellschaft eben entschieden, die Kindererziehung primär in die Hände der Eltern zu geben.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Das hätte deutliche Auswirkungen auf Therapie von Jugendlichen mit Depression.
Weit größere Auswirkungen hätte es, gäbe es auch nur annähern genügend Behandlungs- und Betreuungsplätze in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Daran krankt das System. Man erkennt ein Problem und es gibt einfach keinen Betreuungsplatz.

Ich bin ja bei Dir, dass man frühzeitig und einfach vorzogen muss und dass man dabei die Rahmenbedingungen (Geschlecht, Alter, ggf. Herkunft etc.) berücksichtigen sollte. Aber man muss eben auch sehen, dass das alles staatliche Eingriffe sind, die es zu rechtfertigen gilt. Und auch, dass es faktisch noch einiges gibt, das man vorher erledigen könnte, ohne einen solchen Eingriff zu benötigen. Im Fall psychischer Probleme sind das schlicht die fehlenden Betreuungsplätze.


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31.10.2023 um 11:24
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Die Frage ist, ob und inwieweit er erweitert werden sollte.
Vielleicht muss das gar keine Erweiterung sein, sondern nur eine Weiterentwicklung, um sich zu verbessern? in diesem Fall beispielsweise, um geschlechtsspezifische und einfach zugängliche Angebote für eine verbesserte Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu erzielen.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Wir haben uns als Gesellschaft eben entschieden, die Kindererziehung primär in die Hände der Eltern zu geben.
Ich glaube auch, dass es große Diskussionen geben würde, wenn der Staat mittels Schulen in die Gesundheitserziehung eingreifen würde.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Ich wäre da überwiegend im ambulanten Bereich. Aber so oder so, gibt es nciht genügend Fachkräfte, um die Bedarfe abzudecken.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Aber man muss eben auch sehen, dass das alles staatliche Eingriffe sind, die es zu rechtfertigen gilt.
Ambulante Beratungsstellen, Informationssysteme, Selbsthilfenetzwerke, Arztpraxen, Psychotherapiepraxen, spezifisch auf die Bedarfe der jeweiligen Klienten bezogen auch geschlechtsspezifisch, leicht zugänglich, niederschwellig erreichbar. Das wären noch keine staatlichen Eingriffe.


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Kinder- und Jugendgesundheit

31.10.2023 um 11:40
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:n diesem Fall beispielsweise, um geschlechtsspezifische und einfach zugängliche Angebote für eine verbesserte Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu erzielen.
Aber das grundlegende Problem ist ja, dass man überhaupt erkennt, dass ein Problem vorliegt. Die Schule kann ja bestenfalls eine "Auffälligkeit erkennen - aber dann geht es erst los. Dann müsste diese Auffälligkeit dahingehend geprüft werden, ob sie ein behandlungswürdiges Problem darstellt und da kommt die Schule eben mit den Eltern ins Gehege.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Ich glaube auch, dass es große Diskussionen geben würde, wenn der Staat mittels Schulen in die Gesundheitserziehung eingreifen würde.
Wenn es denn nur Diskussionen wären.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Aber so oder so, gibt es nciht genügend Fachkräfte, um die Bedarfe abzudecken.
Und das ist das absolut vorrangige Problem. Wir brauchen uns keine Gedanken über eine bessere Diagnostik zu machen, wenn die Diagnosen eh für die Katz sind, weil es keine Behandlung gibt.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Das wären noch keine staatlichen Eingriffe.
Das nicht. Aber hier ging es doch erst mal um die Diagnostik, nicht?


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Kinder- und Jugendgesundheit

31.10.2023 um 12:42
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Ich glaube auch, dass es große Diskussionen geben würde, wenn der Staat mittels Schulen in die Gesundheitserziehung eingreifen würde.
In einem gewissen Umfang findet das aber bereits statt:

Beispiel:
- Sportunterricht
- Fächer rund um Ernährung, Hauswirtschaft, Kochen
- Sexualkunde
- Schuluntersuchungen
- im Teenageralter typischerweise Schulstunden in denen eine externe Beratungskraft kommt, z.B. zur Drogenaufklärung und ggf. nochmals einer spezialisierten Stunde zu Sexualthemen

Bei mir wurden z.B. im Rahmen einer Schuluntersuchung Anzeichen für eine körperliche Erkrankung - die dann bei einem spezialisierten Arzttermin, zu dem die Eltern aufgefordert wurden, diagnostiziert wurde - erkannt. Dies obwohl meine Eltern jegliche U-Untersuchungen, andere Vorsorgetermine (inkl. Zahnarzt), Impfungen penibel pünktlich wahrnahmen (noch heute kann ich mich gut an den Terminkalender und das hohe Priorisieren jeglicher Termine erinnern) und sich nicht vor dem ggf. Aufwand anstehender Behandlungen scheuten. Manchmal kann es einfach sinnvoll sein, selbst bei Kindern von Eltern die sich sehr vorbildlich kümmern, dass nochmals ein anderer Arzt denn der gewohnte Haus- oder Kinderarzt "draufschaut". Weder dem Hausarzt (Kinderarzt war in der ländlichen Gegend nicht üblich) noch meinen Eltern noch mir fielen diese Erkrankungsanzeichen auf.


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Kinder- und Jugendgesundheit

31.10.2023 um 12:56
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Aber das grundlegende Problem ist ja, dass man überhaupt erkennt, dass ein Problem vorliegt. Die Schule kann ja bestenfalls eine "Auffälligkeit erkennen - aber dann geht es erst los. Dann müsste diese Auffälligkeit dahingehend geprüft werden, ob sie ein behandlungswürdiges Problem darstellt und da kommt die Schule eben mit den Eltern ins Gehege.
Es ging ja um den Beratungs- und Informationsauftrag des Staates. Schule kann ja keine konkrete Beratung zu Gesundheitsproblemen machen und wenn denn überhaupt nur schulische Gesundheitspädagogik anbieten, für Weiteres braucht es Beratungsstellen, Informationssysteme, usw Wie diese dann zugänglich und gestaltet sind, dass sie tatsächlich auch angenommen und genutzt werden sowie wirksam und wirkungsvoll sind, ist die Frage. Eine Beratungsstelle kann dann gemeinsam mit den Betroffenen (und ihren Eltern) und nach deren Wünschen Kontakte zu Ärzten oder Therapeuten oder Selbsthilfe oder Kliniken oder oder herstellen.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Wenn es denn nur Diskussionen wären.
Daher müsste es dann gute und gelingende Konzepte der schulischen Gesundheitspädagogik geben, die solche Abwehr nicht hervorrufen und dennoch erfolgreich sind. Damit würde man dann möglicherweise Kinder und Jugendliche bezogen auf ihre Gesundheit und ihr Erwachsenenleben stärken können. Aber damit hätte man heute bestehende Probleme (insbesondere bei heutigen Erwachsenen) dann noch nicht behoben.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Und das ist das absolut vorrangige Problem. Wir brauchen uns keine Gedanken über eine bessere Diagnostik zu machen, wenn die Diagnosen eh für die Katz sind, weil es keine Behandlung gibt.
Das ist selbstverständlich einerseits richtig. Wenn Fachkräfte fehlen, kann man das Gesundheitssystem nicht umsetzen. Es besteht aber ja auch die Möglichkeit an einigen Punkten, das Gesundheitssystem weiterzuentwickeln mit den vorhandenen Ressourcen, so dass nicht Mehrarbeit und mehr Aufgaben dazu kommen, sondern einige Sachen einfach anders gemacht werden und dadurch hoffentlich verbessert.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Aber hier ging es doch erst mal um die Diagnostik, nicht?
Du hattest von staatlichen Eingriffen gesprochen. Diagnostik erfolgt ja sowieso weitestgehend erstmal ambulant. Das wird und kann dann meistens mit Beratung kombiniert werden.
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:In einem gewissen Umfang findet das aber bereits statt:
Das ist absolut richtig und ich würde auch sagen, da kann man Einiges noch ausbauen. Das bin ich voll dabei.
Aber wenn es darum geht, konkrete Gesundheitserziehung zu machen, sind dem sicherlich derzeit gesellschaftliche Grenzen gesetzt. Das vermute ich jedenfalls mal, dass das von einigen als staatlich angeordnete Bevormundung ausgelegt würde. Und zur Beratungs- und Informationsaufgabe des Staates zu kann die Schule da wenig leisten, oder?

Die Schuluntersuchung/Schuleingangsuntersuchung wird doch vom Gesundheitsamt durchgeführt? Das ist ja Teil des Gesundheitssystems. Auch da kann man gucken, wie das weiterentwickelt und ggf verbessert werden könnte. Aber das ist ja kein schulischer Auftrag zur Gesundheitserziehung, dass Kinder und Jugendlich und diese dann später auch als Erwachsene das Gesundheitssystem (besser) nutzen.

Oder haben wir unterschiedliche Vorstellungen von Gesundheitserziehung in Schule?


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Kinder- und Jugendgesundheit

31.10.2023 um 13:45
Zu meiner Schulzeit (Hamburg, sechziger Jahre) gab es noch einmal jährlich die Kontrolle durch den Schularzt, bei der man stundenlang in Unterhose auf dem zugigen Flur stand und sich den Arsch abfror, zusätzlich halbjährlich eine schulzahnärztliche Untersuchung und damals üblich, eine TBC-Untersuchung, bei der man mehr Röntgenstrahlen abbekam, als einem guttaten. Darüber hinaus war das volle Impfprogramm Pflicht. Wer an einem Untersuchungstag verhindert war, durfte mit einem Erziehungsberechtigten zum Gesundheitsamt, um die Untersuchungen nachholen zu lassen. Die Eltern bekamen Anweisungen, die die Kinder beispielsweise zum "orthopädischen Turnen" verpflichteten, wenn Haltungsschäden drohten.

Kurz und gut: Ein Überwachungsaufwand für den Körper, neben dem sich der TÜV verstecken konnte.
Im Laufe der Jahre wurde das Programm dann aus verschiedenen Gründen ausgedünnt: Es wurde als Überwachungsstaat und Bevormundung mündiger Bürger empfunden, es gab kein Geld mehr, keine Personalkapazitäten, die Leute wurden röntgen- und impfkritischer - und ein mehr an Unterrichtsstoff verbot diese ganztägigen Untersuchungen an den Schulen.

Ungern erinnere ich mich an diese Untersuchung, die SchülerInnen meiner Generation über sich ergehen lassen mussten. Ein kurzer Auszug aus einem in meinem Blog stehenden Interview soll das verdeutlichen:
A: Der hat Dir Schlüssel ins Gesicht geworfen, der M.? Und dann?

S: Denn hatter mich ann Arm so hochgerissen, mich nach vorn gezogen ans Pult und mir den Tafellappen ins Gesicht gedrückt. Hat denn noch was zu den anderen Kindern gesacht und hat mich raus gezogen, zu seim Auto. Ich gebrüllt wie am Spiess und im Auto hatter zu mir gesacht, er fährt mich jetzt zunn Arzt und ich soll mich man nich so anstelln und wehe, ich nehm den Lappen wech. "Du blöde Kuh versaust mir die ganzen Polster!" hatter gemeckert. Von wegen Arzt. Der ist nich mit mir ins Krankenhaus oder so. Nee, zu unserm Schularzt. Kennst den noch? Der uns immer untersucht hat, jedes Jahr.

A: Ich erinnere mich. Wie hiess er noch? Wir Jungs haben ihn immer den Glockenspieler genannt. Der hat uns an den Klöten rumgefummelt und dann kam immer sein Spruch: "Ding Dong. Alles klar, alles dran, zieh Dich wieder an!" Oder so ähnlich jedenfalls.

S: Dr. G. So eine fiese Sau. Der war doch krank, war der doch. Wir Mädchen haben ihn Doktor Stinkefinger genannt. Weissu warum? Wir immer einzeln rein zu ihm, in Unnerbüx. Denn hatter gesacht: Runter mit der Hose und denn hatter, also uns Mädchen... da unten, so zwischen den Beinen... ja, so seinen Finger reingepiekst. Denn hatter sich den unter die Nase gehalten, die Nase hochgezogen und denn uns den Finger unter die Nase gehalten und gesacht: "Du stinkst, Du Sau. Wasch Dich mal!"

A: Dr. G. hiess der? Gab es da nicht so Geschichten über den, aus der Nazizeit? Irgendwas war doch da.

S: Ja, die Leute haben erzählt, der hätte da so die Bekloppten und Krüppel umgebracht oder sowas. Weiss ich aba nix genaues. Nix genaues weiss man nich. Die Ollen hatten doch alle Dreck am Stecken. Soll ich weita erzähln?
Quelle: Die Schlüssel zu einem verpfuschten Leben (Beitrag von Laura_Maelle)

Ich denke nicht, dass "Zwangsuntersuchungen", wenngleich in humanerer Form, die Lösung für mehr Kinder- und Jugendgesundheit sind. Wie andere hier schon schrieben, ist Prävention, gerade im Gesundheitswesen, heute in vielen Bereichen Bestandteil der Lehrpläne. Als meine Jüngsten noch zur Schule gingen, wurde ihnen in einem Fach "Fit for Life" (oder ähnlich chic betitelt) von Verhütungsmitteln über gesunde Ernährung und Suchtmittelprävention alles Mögliche eingetrichtert.

Elternschulen und Familienbildungsstätten, die Inhalte der Kindererziehung und Gesundheitsvorsorge vermitteln, gibt es, zumindest in SH, aber wohl auch anderen Bundesländern, genug. Vorsorge-Untersuchungen bei Kinderärzten, die sogenannten "U"s von der Geburt bis zum Schulalter mit entsprechender Beratung gibt es ebenfalls kostenlos. Allerdings sind alle diese Angebote freiwillig. Wollen wir denn wirklich eine verpflichtende Überwachung mit ggf. Androhung von Sanktionen, wenn Eltern nicht so funktionieren wie (wer?) festgelegt hat?


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Kinder- und Jugendgesundheit

31.10.2023 um 14:02
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Aber wenn es darum geht, konkrete Gesundheitserziehung zu machen, sind dem sicherlich derzeit gesellschaftliche Grenzen gesetzt. Das vermute ich jedenfalls mal, dass das von einigen als staatlich angeordnete Bevormundung ausgelegt würde. Und zur Beratungs- und Informationsaufgabe des Staates zu kann die Schule da wenig leisten, oder?
Was genau wäre diese konkrete Gesundheitserziehung?
All das was ich aus der Schule kenne fand ich schon ziemlich "konkret".
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Die Schuluntersuchung/Schuleingangsuntersuchung wird doch vom Gesundheitsamt durchgeführt? Das ist ja Teil des Gesundheitssystems. Auch da kann man gucken, wie das weiterentwickelt und ggf verbessert werden könnte. Aber das ist ja kein schulischer Auftrag zur Gesundheitserziehung, dass Kinder und Jugendlich und diese dann später auch als Erwachsene das Gesundheitssystem (besser) nutzen.
Nein, das war keine Schuleingangsuntersuchung sondern eine Untersuchung die in der 5. Klasse stattfand.
Der schulische Auftrag: Es gab jedenfalls einen Brief an die Eltern dass diese bei einem Facharzt für X zu erscheinen haben. (Ganz regulär; meine Eltern/ meine Familie hatten nie Probleme mit Schule, Jugendamt etc.)
Ebenso gab es eine zahnärztliche Untersuchung im Kindergarten.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Oder haben wir unterschiedliche Vorstellungen von Gesundheitserziehung in Schule?
Ich bin mir nur nicht ganz klar was du mit dieser "konkreten" Gesundheitserziehung meinst. Die Untersuchungen, die Termine zur Aufklärung bzgl. Drogen und sexuell übertragbarer Erkrankungen, deutliche Aussagen zu gesunder Ernährung im Hauswirtschaftsunterricht... fand ich jedenfalls schon sehr konkret.
Zitat von DoorsDoors schrieb:Ungern erinnere ich mich an diese Untersuchung, die SchülerInnen meiner Generation über sich ergehen lassen mussten. Ein kurzer Auszug aus einem in meinem Blog stehenden Interview soll das verdeutlichen:
Die Untersuchungen fanden auch noch zu meiner Schulzeit vor versammelter Mannschaft im Klassenzimmer statt: nach vorne, ausziehen bis auf die Unterwäsche, Abtasten, Bewegungen vorführen, dann Seh- und Hörtest. Es wussten somit auch sofort alle dass ich einen Brief mitbekommen habe und konnten anhand der beanstandeten Körperteile abschätzen "was nicht stimmt". Finde ich ganz klar nicht in Ordnung. (Kann mich noch daran erinnern im ersten Moment überlegt zu haben den Brief nicht einfach wegzuwerfen anstatt ihn den Eltern zu zeigen.)
Zitat von DoorsDoors schrieb:Als meine Jüngsten noch zur Schule gingen, wurde ihnen in einem Fach "Fit for Life" (oder ähnlich chic betitelt) von Verhütungsmitteln über gesunde Ernährung und Suchtmittelprävention alles Mögliche eingetrichtert.
Das verteilte sich bei mir auf verschiedene Fächer:
- sexuelle Prävention: Teil des Biologieunterrichts, zusätzlich eine extra Stunde/ Veranstaltung mit einer eingeladenen Person
- Suchtmittelprävention: extra Veranstaltung/ Tag mit Besuch einer Drogenberatungsstelle
- gesunde Ernährung: Hauswirtschaftsunterricht
(Besuchte Schulen: Grund-, Haupt-, Realschule, jeweils staatlich und jeweils in Bayern.)
Zitat von DoorsDoors schrieb:Wollen wir denn wirklich eine verpflichtende Überwachung mit ggf. Androhung von Sanktionen, wenn Eltern nicht so funktionieren wie (wer?) festgelegt hat?
Bei zumindest den U-Untersuchungen finde ich das nicht verkehrt, da mir jedenfalls kein vernünftiger (!) Grund einfällt diese nicht wahrzunehmen.


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31.10.2023 um 14:06
Zitat von RaspelbeereRaspelbeere schrieb:Bei zumindest den U-Untersuchungen finde ich das nicht verkehrt, da mir jedenfalls kein vernünftiger (!) Grund einfällt diese nicht wahrzunehmen.
Das kann ich auch nur allen Eltern ans Herz legen. In meiner Arbeit mit Geflüchteten beispielsweise habe ich immer grossen Wert darauf gelegt, dass sie diese wahrnehmen. Was sie dann auch getan haben.


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31.10.2023 um 14:07
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Es ging ja um den Beratungs- und Informationsauftrag des Staates. Schule kann ja keine konkrete Beratung zu Gesundheitsproblemen machen
Ich hatte das auf den Passus mit den Lehrern bezogen, deswegen der Exkurs zur Schule.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Daher müsste es dann gute und gelingende Konzepte der schulischen Gesundheitspädagogik geben, die solche Abwehr nicht hervorrufen und dennoch erfolgreich sind.
Genau darin dürfte das Problem liegen.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Es besteht aber ja auch die Möglichkeit an einigen Punkten, das Gesundheitssystem weiterzuentwickeln mit den vorhandenen Ressourcen, so dass nicht Mehrarbeit und mehr Aufgaben dazu kommen, sondern einige Sachen einfach anders gemacht werden und dadurch hoffentlich verbessert.
grundsätzlich ja.
Aber in dem speziellen Fall nicht. Wenn Du den Andrang auf Ressourcen erhöhst (indem Du niederschwelligere Angebote machst), verstärkst Du das Problem. Weil dann noch mehr Menschen auf die zu geringe Zahl an Stellen treffen. Eine blöde Situation.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Du hattest von staatlichen Eingriffen gesprochen. Diagnostik erfolgt ja sowieso weitestgehend erstmal ambulant.
Ich meinte nicht "medizinische Diagnostik", sondern das Feststellen der Umstände allgemein. Das ist ja auch eine Diagnose. Aber zugegeben, in dem Kontext missverständlich.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Oder haben wir unterschiedliche Vorstellungen von Gesundheitserziehung in Schule?
Sieht nicht so aus. Es ist in der Tat ein Spannungsfeld.


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Kinder- und Jugendgesundheit

31.10.2023 um 14:12
Zitat von DoorsDoors schrieb:Das kann ich auch nur allen Eltern ans Herz legen. In meiner Arbeit mit Geflüchteten beispielsweise habe ich immer grossen Wert darauf gelegt, dass sie diese wahrnehmen. Was sie dann auch getan haben.
Ich habe den Eindruck, dass Geflüchtete oftmals viel weniger Misstrauen gegenüber öffentlichen Stellen in Deutschland haben, als manches deutsche Klientel, das sich von allem, was Expertise bietet, in erster Linie bevormundet fühlt. Weil die eigene, suchmaschineninduzierte Generalkompetenz als so viel wertvoller angesehen wird. Und sie nicht mit lästigem "Expertenwissen" behelligt werden darf.


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02.11.2023 um 21:25
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Aber in dem speziellen Fall nicht. Wenn Du den Andrang auf Ressourcen erhöhst (indem Du niederschwelligere Angebote machst), verstärkst Du das Problem. Weil dann noch mehr Menschen auf die zu geringe Zahl an Stellen treffen. Eine blöde Situation.
darkstar69 schrieb:
Es müsste dann hoffentlich zur Verschiebung von Ressourcen kommen. Wenn niederschwellig, ambulante Angebote frühzeitig und mehr genutzt werden, könnte es dazu führen, dass klinische und andere aufwändige Behandlungen nicht benötigt würden. Das könnte dann mglw. personelle, wirtschaftliche, organisatorische und planerische sowie systemische Ressourcen verändern und sparen.

Es müssen auch nicht unbedingt mehr Personen sein, sondern nur über andere Wege/Pathways durch das Gesundheitssystem/Behandlungsprotokoll zum evtl früheren, einfacheren oder weniger aufwändigeren Vorgehen. Dann könnte man evtl mit gleichen Ressourcen anders umgehen.
Zitat von azazeelazazeel schrieb:sondern das Feststellen der Umstände allgemein. Das ist ja auch eine Diagnose
das ist sehr gut und wichtig. Beispielsweise die Vernetzung ambulanter Angebote (in deinem Beispiel Kinder- und Jugendpsychiatrie) Assessment und Diagnostik und (Intervention und) Evaluation zur Systemgestaltung hinsichtlich der Wirkung und Wirksamkeit.


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03.11.2023 um 13:14
Zitat von alias69alias69 schrieb:Wenn niederschwellig, ambulante Angebote frühzeitig und mehr genutzt werden, könnte es dazu führen, dass klinische und andere aufwändige Behandlungen nicht benötigt würden.
Das schon. aber mehr Diagnostik bedeutet eben auch mehr Fälle. Damit muss man umgehen.
Jetzt ist es einfach so, dass Land unter ist. Da kann man nichts mehr verschieben, weil überall Zeit fehlt.

Aber Du hast natürlich recht, dass kluge Ressourcenplanung sinnvoll ist.


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Kinder- und Jugendgesundheit

03.11.2023 um 15:24
Zitat von azazeelazazeel schrieb:Das schon. aber mehr Diagnostik bedeutet eben auch mehr Fälle. Damit muss man umgehen.
Jetzt ist es einfach so, dass Land unter ist. Da kann man nichts mehr verschieben, weil überall Zeit fehlt.
Mehr Diagnostik ist es ja ggf gar nicht. Vielleicht können die Ressourcen so umgewandelt oder anders genutzt werden, dass man weniger aufwändige Diagnostik und Beratung usw hat. Wenn man dann evtl sogar weniger aufwändige klinische Diagnostik machen kann, weil man zuvor mit weniger Aufwand anderweitig vorgehen könnte, zB ambulant. Dann werden auch Ressourcen frei.

Aber selbstverständlich ist es in vielen Bereichen eben auch so, dass die Ressourcen derart knapp sind, dass man erstmal einfach nur Entlastung bräuchte, bevor man Ressourcen anderweitig nutzen könnte. Aber umso mehr benötigen wir gute Ressourcenplanung, richtig.

Die Kinder- und Jugendgesundheit darf dabei dennoch nicht aus dem Blick verloren gehen.


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27.12.2023 um 12:47
Zitat von DoorsDoors schrieb am 31.10.2023:Zu meiner Schulzeit (Hamburg, sechziger Jahre) gab es noch einmal jährlich die Kontrolle durch den Schularzt, bei der man stundenlang in Unterhose auf dem zugigen Flur stand und sich den Arsch abfror, zusätzlich halbjährlich eine schulzahnärztliche Untersuchung und damals üblich, eine TBC-Untersuchung, bei der man mehr Röntgenstrahlen abbekam, als einem guttaten.
Ja, komisch, nä?
Und wir leben tatsächlich immer noch, nicht?

Gucky.


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27.12.2023 um 14:28
@Gucky87

Ja, bis auf die, die gestorben sind. Das waren allerdings eher die Angehörigen des medizinischen Personals, die tagtäglich unzureichend geschützt der Strahlung In den Röntgen-Fahrzeugen ausgesetzt waren. Die sind, ähnlich wie die Radar-Beobachter bei der Bundeswehr in deren Frühzeit, dann halt an Krebs krepiert.

Nein, früher war nicht alles gut, schon gar nicht besser.


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