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9facher Mord (1945) in Rinkerode

22 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Massenmord, Münsterland, Rinkerode ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
RayJo Diskussionsleiter
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9facher Mord (1945) in Rinkerode

25.04.2016 um 17:47
Hallo, hab kürzlich zufällig von einem Verbrechen im Münsterland gelesen, dass angeblich nie aufgeklärt werden konnte:

http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Warendorf/Drensteinfurt/2310659-Verbrechen-auf-dem-Hof-Stotter-Neunfachmord-nie-aufgeklaert

Das ist ja noch ein viel größeres Ausmaß als der Fall Hinterkaifeck. Weiß zufällig jemand was darüber und ob es nicht doch damals irgendwelche Ermittlungsergebnisse gab?

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9facher Mord (1945) in Rinkerode

25.04.2016 um 18:17
Auf jeden Fall war das kein Einzeltäter, sondern ein ganzer Trupp. Der ja Dorfbewohnern auch aufgefallen sein müsste. Ehemalige Kriegsgefangene sind durchaus möglich. Aber woher hatten die Schusswaffen?


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9facher Mord (1945) in Rinkerode

25.04.2016 um 18:18
Ist ja echt grausig. Und Zeugenbeseitigung erklärt nicht den Mord an drei Kleinkindern.

Leider so kurz nach Kriegsende chaotische Zustände in Deutschland, marodierende plündernde Aliiertentruppen, Gewalt, Mord, Raub war alltäglich, viele hatten nichts mehr zu verlieren und Wut im Bauch, dazu kaum funktionierende Staatsgewalten, weil die Befugnisse nicht eindeutig feststanden, wer überhaupt zuständig ist, ich fürchte, das wird man nicht mehr rauskriegen, was damals geschah. Schrecklicher Fall.


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RayJo Diskussionsleiter
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9facher Mord (1945) in Rinkerode

25.04.2016 um 19:49
Ja, echt grausig. Warum mussten die kleinen Kinder mit dran glauben?

Einerseits kann man sich schon vorstellen, dass direkt nach dem Krieg einfach keine Hemmschwelle bei manchen mehr vorhanden war, was Gewalt betrifft, andererseits, wenn man sich es genau überlegt, war es für die Soldaten aber nun endlich vorüber und die allermeisten waren doch froh, wenn sie die Waffe soweit wegwerfen konnten, wie es nur ging. Und vor allem waren ja die Strafen unter den Alliierten auch ziemlich abschreckend. Gab ja auch noch die Todesstrafe.

Mir kommt das fast so vor, als sei das irgendeine Art von Fememord gewesen. Wie wenn die Familie unbedingt ausgelöscht werden sollte und die Zeugen dann mit dazu. Rache von Zwangsarbeitern? Aber kann da vorher sowas Schlimmes vorgefallen sein, dass man in so einen Racheexzess verfällt?

Ich fände es sehr interessant, da mal richtig nachzuforschen. Man findet ja im Netz außer diesen einen Zeitungsbericht (wäre es eigentlich erlaubt, den Text hier reinzukopieren? Nicht, dass der Link plötzlich ins Leere läuft). Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass in der Mentalität der Westfalen bzw. Münsterländer in dem Dorf, auch gemunkelt wurde, aber ansonsten über Generationen eisern geschwiegen, so daß das Dorf nicht mit so einem schrecklichen Verbrechen belastet wird.


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9facher Mord (1945) in Rinkerode

25.04.2016 um 23:47
Das erinnert mich an den Rombach-Mord, ebenfalls 1945: ein Massaker an einer Familie im Schwarzwald, das bis heute ungeklärt ist:
Der Rombachmord


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9facher Mord (1945) in Rinkerode

26.04.2016 um 03:22
Eine ziemlich grausige Tat, von der ich -trotz einiger Verbindungen ins Münsterland- zum ersten Mal höre. Genau wie im Mordfall Hinterkaifeck und anderen Gräueltaten in der Nachkriegszeit gibt es auch hier einige grundsätzliche Herausforderungen, welche einer Aufklärung im Wege stehen:

- Viele, vielleicht sogar alle Zeitzeugen, welche sich zum fraglichen Zeitpunkt in der Umgebung befanden und "Insiderwissen" haben könnten, weilen inzwischen leider nicht mehr unter den Lebenden bzw. sind inzwischen nicht mehr in der Lage, ihr Wissen zu schildern. Das betrifft natürlich auch damalige Ermittler, direkte Zeugen sowie die Täter selbst. Auch in späteren Jahren wurden die Ermittlungen oft garnicht erst fortgesetzt, die Akte blieb einfach als ungelöster Mordfall verschlossen.

- Die Ermittlungsarbeit der damaligen Behörden war umständehalber -es wurde hier bereits geschrieben- ziemlich semiprofessionell und magels Ausstattung auch nur sehr oberflächlich. Eine Beweisaufnahme, Spurensicherung, Tatortanalyse, Obduktion der Opfer und vor allem eine umfangreiche Dokumentation der Fundsituation fand nur in sehr stark begrenztem Ausmaß oder garnicht statt.

- Es gab aufgrund der Kriegswirren und deren Folgen viele in Frage kommende Täter und mögliche Motive. Vom geistig verwirrten Einzeltäter über Raubmord aus der blanken Not (Hunger), Rache für Kriegsverbrechen, Mord aus purer Habgier oder falschem Rechtsverständnis usw. usf. Man könnte diese Liste ewig fortsetzen. Genau deshalb ist es ungeheuer schwierig, den Täterkreis heute überhaupt ein wenig einzugrenzen.

Es ist also kurzum vieles vorstellbar. Die im Eingangsartikel genannte Variante der marodierenden ehem. Zwangsarbeiter kann ganauso zutreffen, wie die Rachetat eines Einzelnen mit Hilfe von Komplizen oder (fast) jede andere Theorie. Es gibt lt. Artikel nur einige wenige Anhaltspunkte, die immerhin eindeutig zu sein scheinen. So wurden die Opfer wohl alle erschossen. Leider ist nicht bekannt, ob sie durch eine oder mehrere Waffen starben. Es scheint jedoch klar zu sein, dass es eine ganze Gruppe von Tätern war. Ob es sich dabei um jene Gruppe "Russen" handelte, die vom Bahnwärter gesehen wurden bleibt reine Spekulation. Genauso ob, und wenn ja was jene "Hamsterer" möglichweise gesehen/gehört haben könnten, als sie möglicherweise zur fraglichen Zeit in der Scheune des Tathofes nächtigten.

Im Artikel fällt mir noch ein kleiner "Widerspruch" auf:

Am Anfang des Artikels ist von Nachbarn die Rede, derer viele in der Tatnacht Schüsse vernahmen, diese jedoch "weiter weg" verorteten, so das sie diesem Umstand keinen alarmierenden Charakter beimaßen. Es wurde leider nicht gesagt, wie weit diese vom Tatort entfernt wohnten. Bauernhöfe waren damals oft mehrere hundert Meter, manchmal auch Kilometer weit auseinander und durch Wiesen/Wälder/Felder usw. getrennt.

Am Ende des Artikels gibt der damalige Bürgermeister Brockmann zu Protokoll, dass jene Tat "fast geräuschlos" vostatten gegangen wäre.

Der Gebrauch von Schusswaffen ohne Schalldämpfer ist bekanntermaßen -für gewöhnlich- nicht gerade ein "fast geräuschloser" Vorgang, was durch die Nachbarn, welche die Schüsse -wenn auch nicht sehr laut- vernahmen, auch belegt ist. Es ist daher die Frage, was er mit dieser Formulierung tatsächlich gemeint haben könnte. Ich spekuliere frei, dass er die Menge der abgegebenen Schüsse gemeint haben könnte (ein Hinweis auf gezielte, einzelne Schüsse -nicht mehr als unbedingt nötig-) oder auch fehlende Hilfeschreie, überhaupt Schreie d. Opfer/Täter (Hinweis auf überraschte Opfer/professionelle schnell agierende Täter).... Mehrere Möglichkeiten, die hier in Frage kommen. Evtl. könnte er auch das geräuschlose Kommen/Gehen der Täter gemeint haben. Wie auch immer, es ist nicht sehr viel klar in diesem Fall.

Selbst wenn man heute noch einen naheliegenden Tatverdacht gegen eine bestimmte/namentlich bekannte Gruppe von Menschen erarbeiten könnte, die Nachfahren und ggf. die Täter selbst natürlich, würden sicher nichts zur Aufklärung beisteuern. Im Gegenteil. Gerade am Fall Hinterkaifeck ist das -meiner persönlichen Ansicht nach- sehr schön zu sehen, dass hier lieber wehement abgestritten und verdrängt wird, damit keine Gefahr für eine späte "Rufschädigung" oder "Erblast" enstehen kann. Das ist aus der Sicht der Betroffenen auch sicher nachvollziehbar. Für die möglicherweise noch lebenden Verwandten der Opferfamilie(n) ist dieser Umstand dagegen sicher sehr traurig und nur aufgrund der langen Zeit seit dem Verbrechen einigermaßen erträglich. Wäre ich betroffen, würde ich sicher mit Nachdruck wissen wollen, wie und -vor allem- warum die Opfer zu Schaden kamen, wer die Täter waren, dass sie so unfassbar brutal und kaltblütig selbst kleine, in jedem Fall unschuldige Kinder hinrichteten.

Vielleicht liegt genau hier der Schlüssel zum möglichen Motiv der Täter. Es muß unglaublicher Hass im Spiel gewesen sein, damit mehrere Personen dieses Blutbad anrichteten und auch Jahrzehnte dannach nie ihr Gewissen in irgendeiner Weise zu erleichtertern versuchten. Fazit: Der Krieg kann Menschen in Bestien verwandeln. Auf allen Seiten. Das könnte dieser Fall deutlich machen.


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aero ehemaliges Mitglied

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9facher Mord (1945) in Rinkerode

26.04.2016 um 08:39
Es hört sich ähnlich an wie der "Rombachmord".

Dort wurden damals 7 personen einer försterfamilie ermordet.

Der Rombachmord
Es gibt noch einen
ganz ähnlichen mysteriösen Mordfall, um 1945.Es wurde eine Försterfamilie ROMBACH
ausgelöscht. (Auch an die 6-7 Personen) Der Mord geschah wohl in Enzklösterle(Bluttat im
Forsthaus Rombach) Mord am Kalten Bronnen.
Der Heimatforscher Fritz Barth hat wohl in
seinem Buch Hoffnung ,Krieg und Not, ein Kapitel über den Fall verfasst, aber das Buch
ist in der Zwischenzeit vergriffen.
Ich glaube das hatte auch damals mit dem negativen image der deutschen bei kriegsende zu tun das solche taten nicht SO großartig nachverfolgt wurden.


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9facher Mord (1945) in Rinkerode

26.04.2016 um 08:58
Für uns erscheint das alles mysteriös, aber wie gesagt, 1945 war Deutschland im Ausnahmezustand, vier alliierte Streitkräfte hatten das Land besetzt und die ganze Welt hasste Hitlerdeutschland. Die Russen und Franzosen haben sich besonders grauenvoll an der Zivilbevölkerung gerächt und das wurde lange Monate von den oberen Militärs und Machthabern straffrei geduldet. Erst als immer mehr Beschwerden über diese Morde, Vergewaltigungen und Plünderungen an obersten Stellen eintrafen, sah man sich dann mal genötigt, hier den "Dududu"-Finger zu erheben, aber wo kein Kläger, da kein Richter, es hatte dann etwas nachgelassen ab 1946, aber groß war die Motivation für eine Strafverfolgung auch danach nicht - die deutschen Behörden selbst waren nicht nur massiv unterbesetzt durch die vielen Kriegsopfer sondern hatten auch kaum noch Befugnisse, und die Alliierten haben sich nicht wirklich groß dafür interessiert, wer da ein paar "Krauts" in ihren Betten abgemetzelt hat, die meisten hassten wie gesagt alles Deutsche, die waren geschockt von dem, was sie in den KZs vorgefunden haben und was sie an der Front erlebt haben an Massensterben und Gemetzel. Heute denken wir, ohje, wer macht sowas, aber damals waren so viele voller Hass auf Deutsche, der auch nicht vor Frauen und Kindern halt machte, denn die Deutschen hatten davor während des Krieges auch nicht Halt gemacht, zig Millionen jüdische Frauen und Kinder zu töten z.B.!

Daher kann sowas so viele Gründe haben, es gab so viele Gruppierungen mit so vielen unterschiedlichen Gründen und absolut keinen Skrupeln, sowas zu tun. :( Es hat eine völlig andere Wertigkeit, ob sowas heute in einem friedlichen zivilen Land geschieht oder nach dem Krieg, wo Elend, Hunger, Not und Leid an jeder Ecke lebten und es kaum jemanden gab, der nicht mindestens einen geliebten Menschen verloren hatte an diesen irrsinnigen Krieg. Sowas können wir uns heute (zum Glück!!!) gar nicht vorstellen, wie traumatisiert die meisten Menschen damals waren.


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RayJo Diskussionsleiter
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9facher Mord (1945) in Rinkerode

26.04.2016 um 13:36
Im Internet habe ich noch folgenden Artikel gefunden. Hier berichtet sozusagen ja eine Zeitzeugin, die nach den Ortsangaben in der direkten Nachbarschaft gewohnt haben müsste, über die Kriegs- und Nachkriegszeit. Es werden zwar die Spannungen mit den ehemaligen Zwangsarbeiter genannt, aber kein Wort über das o. g. Verbrechen. Seltsam.

http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Warendorf/Drensteinfurt/2092168-Paula-Schipke-erinnert-sich-Amis-waren-schwer-in-Ordnung


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H01 ehemaliges Mitglied

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9facher Mord (1945) in Rinkerode

26.04.2016 um 16:17
@RayJo

Das ist ein eiskalter Fall. Ich glaube nicht dass man damals wirklich Untersuchungen anstellte. Ich fass es mal zusammen:

Der Mord soll um Mitternacht, 11. auf den 12. Juni 1945 passiert sein.

Am 7. Mai 1945 unterzeichnete Generaloberst Jodl in Reims am 7. Mai die bedingungslose Kapitulation aller deutschen Truppen. Sie trat am 8. Mai, 23:01 Uhr mitteleuropäischer Zeit in Kraft.

Das war gerade mal etwas mehr als einen Monat vor den Morden. Damals war ganz Europa auf den Beinen. Flüchtlinge, Soldaten, Ausgebombte, KZ-Überlebende, Hamsterer, Händler, Zwangsarbeiter, ehem. Gefangene. Es herrschte Chaos überall im Land. Es gab sogar noch vereinzelte Spinner die glaubten trotz Kapitualtion das 1000jährige Reich verteidigen zu müssen.

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Die Opfer waren;
Bauer Josef Stotter und seine Ehefrau Antonia
Die drei Söhne Bernhard, Hubert und Theodor im Alter von sechs, vier und einem Jahr.
Die beiden Haushaltshilfen Gertrud Frankmölle und Helene Olschewski, deren Bruder, den Landwirtschaftsgehilfen Wilhelm Olschewski, und den nur als Gast dort anwesenden Bergmann Franz Dobersek.

Acht Personen seien im Schlafzimmer der Familie vorgefunden worden, eine Neunte am Hofausgang der Spülküche. Warscheinlich entweder Getrude Frankmölle oder Helene Olschweski.

Der herbeigeholte Arzt Dr. Tillman konnte nur noch den Tod durch Erschießen feststellen.

Die Schränke waren durchwühlt und vieles mitgenommen oder zerstört worden. Das Innere des Hauses war verwüstet.

Es soll zwei Zeuginnen, Hamsterer aus Lüdenscheid, gegeben haben. Beide hatten in der Scheune übernachtet, aber außer Lärm gehört, nichts gesehen. Weiterer Kontakt zu den beiden, obwohl Name und Adresse bekannt waren, wurde nicht aufgenommen.

Am Vorabend (10. Juni) gegen 23 Uhr soll eine große Gruppe Russen von Hiltrup aus am Bahnwärterhaus „Hohe Ward“ in Richtung Bauerschaft Hemmer vorbeigezogen sein.

Spuren im hohen Gras legten nahe, dass viele Menschen aus der angegebenen Richtung den Hof Stotter erreicht und wieder verlassen haben müssen.

Außerdem wurde bemerkt dass am Nachmittag vor der Mordnacht (also am 11. Juni) eine ehemalige Zwangsarbeiterin die Familie unerwartet aufgesucht habe. „Die Familie soll Kleidungsstücke und Ähnliches versteckt haben, um sie vor Diebstahl zu schützen. Diese wurden auffälliger Weise geplündert“, stellte Brockmann fest.

Die acht Leichen wurden alle im Schlafzimmer der Famile gefunden. Man hatte sie wohl dort zusammengetriebem damit man ungestörter das Haus durchwühlen konnte, nehme ich an. Danach wurden die Menschen dort erschossen. Die neunte Person die am Hofausgang der Spülküche lag, konnte evtl. fliehen und kam bis zur Spülküche.

----------------------------------------------------------------------------------------------------------

1. Die Zwangsarbeiterin hatte mehrere Personen die ihr "halfen" ihre geforderten Sachen von der Familie zu erhalten. Das eskalierte. Die Formulierung
"Die Familie soll Kleidungsstücke und Ähnliches versteckt haben, um sie vor Diebstahl zu schützen. Diese wurden auffälliger Weise geplündert“
verstehe ich nicht ganz. Das klingt nach Ausrede, um zu erklären dass man die Sachen eines Zwangsarbeiters behält bzw. weigert diese heraus zu geben. Dass diese "Sachen" auffällig geplündert wurden, verstehe ich auch nicht. Wenn das Haus verwüstet war, konnten diese "Sachen" ja schwer aufgefallen sein. Wird leider nicht weiter erklärt.

2. "Rache" aufgrund von persönl. oder dörfl. Streitigkeiten?!?! Sehe ich eher skeptisch, da es Spuren von mehreren Menschen gab die zum Hof führten. Und wenn es mehrere Personen waren, dann ist da immer die Gefahr dass der nervl. Schwächste irgendwann plaudert, oder es Streit um die Beute gibt. UND es müssen mehrere Männer und/oder Frauen in der Nacht nicht zuhause gewesen sein, sich getroffen haben. Das wäre im Dorf sicher aufgefallen und der Streit wäre im Dorf bekannt gewesen.

3. "Marodierende", ortsfremde, sonst. Personen die sich das Chaos nach Kriegsende zu Nutzen machten und, wenn die Leute ihre Sachen nicht "freiwillig" gaben, auch keine Skrupel hatten die Leute alle zu erschießen - auch Kinder.

4. Den jungen Haushaltshilfen (weibl.) sollte von den Einbrechern "Gewalt angetan werden" und die Situation eskalierte. Vergewaltigungen waren damals normal...ob sich deswegen der Bauer in eine brenzlige Situation begibt, wo er selbst kleine Kinder hatte, ...ist fraglich.

5. Bei der Abwehr der "marodierenden", ortsfremden, sonst. Personen die sich das Chaos nach Kriegsende zu Nutzen machten und eisame Höfe plüderten, war ein Ortskundiger", der bis heute schweigt (evtl. auch etwas gegen die Familie hatte). Um eine Bloßstellung des Bekannten zu verhindern seien dann alle getötet worden.


Brockmanns persönlicher Eindruck ist, dass nach dem „fast geräuschlosen ausgeführten Verbrechen, mindestens eine Person unter den Tätern mit dem Hof und allen Einzelheiten vertraut sein muss“.

Wie Brockmann auf die Idee kommt mind. einer der Täter müssen den Hof gekannt haben, ist leider nicht ersichtlich. Bauernhöfe sind i.d.R. immer recht ähnlich gebaut.

Ich denke mit morderneren Methoden. mehr Aussagen und Bildern könnte man da noch herumrätseln, aber so ist das sehr schwer...


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RayJo Diskussionsleiter
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9facher Mord (1945) in Rinkerode

26.04.2016 um 20:01
Vielen Dank Hellea für die Zusammenfassung!

Zwar zeigen die Spuren eindeutig an, dass da ein Kommen und Gehen großer Gruppen geherrscht haben muss, aber das kann natürlich auch ohne direkten Tatzusammenhang gewesen sein. Denkbar wäre ja auch, dass zunächst die "Horden" sich da mal umgesehen haben, dann wieder weitergezogen sind und später erst ein Einzeltäter entweder wieder zurückgekehrt ist, oder unabhängig davon erst eingetroffen ist.

Ich weiß nicht, wie weit Schalldämpfer auf Schussfeuerwaffen damals schon verbreitet waren, aber könnten die Bemerkungen evtl. auf so etwas hindeuten?


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9facher Mord (1945) in Rinkerode

27.04.2016 um 00:00
@H01

Gute Zusammenfassung der bekannten Fakten. Ich fürchte, mit dem gegebenen Infometerial kommt man nicht viel weiter. Wie gesagt, ich finde immerhin den kleinen Widerspruch interessant, auch wenn ich mir noch keinen ganz konkreten Reim darauf machen kann.

@RayJo
Zitat von RayJoRayJo schrieb:Ich weiß nicht, wie weit Schalldämpfer auf Schussfeuerwaffen damals schon verbreitet waren, aber könnten die Bemerkungen evtl. auf so etwas hindeuten?
Erfunden wurde der für Waffen verwendete Schalldämpfer bereits 1894, um 1910 wurde das erste Modell zur Serienreife gebracht. Die zu Kriegszeiten verwendeten Sturmgewehre und Pistolen hatten üblicherweise keine solche Einrichtung. Außerdem wurde der Schussknall als solcher auch von nachbarn wahrgenommen. Bei der Verwendung eines Schalldämpfers wäre der Schussknall nicht außerhalb des Gebäudes hörbar gewesen.

Deshalb finde ich ja diesen kleinen Widerspruch zwischen den gehörten Schüssen und der Formulierung "fast geräuschlos" so spannend.


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Egi ehemaliges Mitglied

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9facher Mord (1945) in Rinkerode

28.04.2016 um 18:36
Schalldämpfer waren im 2. Weltkrieg sehr selten und wurden nur von wenigen Spezialeinheiten (z.B. britische Commandos) verwendet. Dürfte hier kaum in Frage kommen. Allerdings waren kurz nach Ende des Krieges noch Millionen Waffen verschiedenster Kaliber im Umlauf.

Es wäre interessant zu wissen, mit welchem Kaliber die Menschen in Rinkerode erschossen wurden. Eine 9 Millimeter Militärpistole (z.B. deutsche P 08 und P 38, belgische FN, tschechische CZ, polnische Radom) knallt schon recht heftig. Während Pistolen im Kaliber 6,35 Millimeter sowie Kleinkaliber (KK)-Pistolen und -gewehre relativ leise sind.


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9facher Mord (1945) in Rinkerode

29.04.2016 um 00:10
@Egi
Zitat von EgiEgi schrieb:Schalldämpfer waren im 2. Weltkrieg sehr selten und wurden nur von wenigen Spezialeinheiten (z.B. britische Commandos) verwendet. Dürfte hier kaum in Frage kommen.
Sehe ich auch so. Selbst die von Dir angesprochenen Spezialeinheiten hatten -soweit ich weiß- nur auf einigen wenigen Missionen entsprechende Schalldämpfer im Einsatz. Abgesehen davon wurden ja Schüsse wahrgenommen. Eine im Gebäude abgefeuerte Waffe mit Schalldämpfer wäre ziemlich sicher nicht durch Nachbarn wahrnehmbar gewesen.
Zitat von EgiEgi schrieb:Es wäre interessant zu wissen, mit welchem Kaliber die Menschen in Rinkerode erschossen wurden. Eine 9 Millimeter Militärpistole (z.B. deutsche P 08 und P 38, belgische FN, tschechische CZ, polnische Radom) knallt schon recht heftig. Während Pistolen im Kaliber 6,35 Millimeter sowie Kleinkaliber (KK)-Pistolen und -gewehre relativ leise sind.
Leider heißt es im verfügbaren Artikel dazu nur, dass der Arzt "Tod durch Erschießen" feststellte. Wir haben leider keine Informationen darüber welche Art von Schusswaffe zum Einsatz kam, keine Info über das Kaliber oder auch darüber, ob vlt. mehrere Schusswaffen eingesetzt wurden. Letzteres wäre ein klarer Hinweis auf mehrere Mörder, wie ja auch letztenendes durch die Ermittler angenommen wurde.


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9facher Mord (1945) in Rinkerode

29.04.2016 um 15:25
Dazu zwei Theorien:

1.
Zu der Zeit gab es reichlich Versprengte aus SS-Verbänden
und anderen Truppen der Wehrmacht, die quer durchs Land
zogen und versuchten sich dem Zugriff der Alliierten zu entziehen.

Nicht ausgeschlossen, daß ein oder zwei solch Flüchtiger sich dort
verstecken wollten, aber von den Bewohnern des Hofes und den anderen
Personen entdeckt wurden.

Ebenfalls nicht absolut unmöglich, daß man sich evtl. der Papiere
und Identitäten der Opfer bedienen wollte, oder bedient hat, um
Deutschland als unbelastete Person zu verlassen, und sich z.B. nach
Übersee abzusetzen. Solche Fälle hat es tatsächlich in der Zeit gegeben.

Ich bin mir ziemlich sicher, daß es in der Zeit nicht aufgefallen wäre,
wenn man mit der gestohlenen Identität Deutschland verlassen hätte.

Man müsste mal überprüfen, ob die Namen, die die Opfer trugen in
den späten 1940ern oder frühen 1950ern in irgendwelchen Einreiselisten
auftauchten.

2.
Auf der anderen Seite ist auch ein Kriegsverbrechen durch russische
Soldaten durchaus möglich, da die sich absolut nicht zimperlich verhalten
haben, wenn sie der Meinung waren, sie seien auf ein "Nazinest" gestoßen.

Auch die ehemalige Zwangsarbeiterin ist in dem Zusammenhang interessant.
Auf alle Fälle müsste noch zu klären sein, um wen es sich da gehandelt hat, und ob diese Frau evtl. Verwandte bei den durchziehenden Russen gehabt hat.

Die Informationen über Zwangsarbeiter sind recht genau und lückenlos, auch wegen der späteren Ausgleichszahlungen. Falls es zwischen der Zwangsarbeiterin und
bei einem der durchziehenden Russen eine verwandtschaftliche Beziehung gegeben hat, das könnte man durchaus auch jetzt noch nachvollziehen können.

Generell ist zu sagen, daß Schüsse oder Schussgeräusche in der Zeit für die
Menschen nichts außergewöhnliches waren, denn auch nach dem Waffenstillstand
kam es durchaus noch quer durch Deutschland zu vereinzelten Schießereien zwischen
Alliierten und den sogenannten Unbelehrbaren.


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9facher Mord (1945) in Rinkerode

29.04.2016 um 18:21
Ich gehe hier von marodierenden Soldaten aus. Die meisten Soldaten sind an der Front schlecht versorgt worden über Monate, was Nahrung, Kleidung etc. betraf, auch der sexuelle Notstand war bei einigen groß, dazu Hass, Wut - solche einsamen Bauernhöfe waren da doch ideal zum Plündern und Vergewaltigen: Meist herrschte überall chronischer Männermangel, da alle wehrfähigen Männer eingezogen worden sind (und sogar Minderjährige am Kriegsende), sodass man mit vielen einsamen Frauen und wenig Gegenwehr rechnen musste. Dazu lagen die Höfe meist einsam und es war nicht mit Zeugen zu rechnen. Und dazu kam, dass es der Landbevölkerung durch die Möglichkeiten der Selbstversorgung über die eigene Landwirtschaft immer noch vergleichsweise gut ging und hier was zu holen war. Perfekt! Sowas ist in dieser Zeit sehr oft geschehen, nur nicht so oft, dass danach alle getötet wurden. Letzteres spricht eher GEGEN Russen, die hatten nämlich keine Strafen für solche Taten zu befürchten.


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9facher Mord (1945) in Rinkerode

29.04.2016 um 21:46
Ich tippe auf "Displaced Persons"
Unmittelbar nach der deutschen Kapitulation zogen tausende von entlassenen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangene der Nazis durchs Land.
Oft spielte da auch Rache gegen die ehemaligen Unterdrücker eine Rolle.
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Displaced_Persons_(DPs) (Archiv-Version vom 19.05.2016)


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9facher Mord (1945) in Rinkerode

29.04.2016 um 21:52
@Nightrider64
Halte ich aufgrund der Tatsache, dass alle erschossen wurden, nicht für so wahrscheinlich wie dass es bewaffnete (allierte) Soldaten waren.


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9facher Mord (1945) in Rinkerode

29.04.2016 um 22:11
@Nightrider64

Aber diese "Displaced Persons" waren teilweise in so schlechter
gesundheitlicher Verfassung, daß man sie erst mal langsam wieder
hochpäppeln musste.

Die sind nicht vier Wochen nach Kriegsende marodierend durch
Deutschland gezogen.

Vielfach hat man die ehemaligen KZ-Insassen die ersten Wochen
in den KZ wieder hochpäppeln müssen, damit sie überhaupt transportfähig
waren, sonst wären sie gestorben. Teilweise blieben Überlebenden des
Holocaust noch etliche Wochen in den KZ.

Und ehemalige KZ-Insassen stellten mWn die größte Gruppe an
"Displaced Persons".


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RayJo Diskussionsleiter
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9facher Mord (1945) in Rinkerode

30.04.2016 um 11:18
Ich habe bei Google Books noch zwei Hinweise gefunden, die darstellen, in welch erschreckendem Ausmaß in der unmittelbaren Nachkriegszeit, Gewalt, Mord und Totschlag an der Tagesordnung waren. Tatsächlich wird in dem Zusammenhang der 9fache Mord von Rinkerode auch jeweils erwähnt:

https://books.google.de/books?id=igsgAAAAMAAJ&q=mord+rinkerode&dq=mord+rinkerode&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiTgs35gbbMAhUKDcAKHaqeCxk4ChDoAQgkMAI

Hier wird berichtet, dass allein bis zum 10. Juni 1945 (also noch vor dem o. g. Vorfall) 1138 einfache Diebstähle, 318 Einbruchdiebstähle, 1054 Raubüberfälle, 676 Bandenüberfälle (davon 407 mit Waffengewalt), 4 Totschläge, 23 Morde und 103 Vergewaltigungen im Landkreis Münster offiziell registriert wurden.

So auch in dieser Quelle:

https://books.google.de/books?id=HRpoAAAAMAAJ&q=mord+rinkerode&dq=mord+rinkerode&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiJgbf0gbbMAhVKBcAKHbc6Cb8Q6AEINTAF


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