Gift-Fund in Apotheke: Schwangere und ihr Baby getötet

Tausendguld schrieb:Weil es seine Existenz absichert.

Seine Existenz dürfte so oder so gefährdet sein, wenn er das Vertrauen seiner Kunden nicht wiedergewinnt. Mit einer ermittelnden 20-köpfigen Mordkommission sorgt man nicht für Vertrauen. Da muss der Chef persönlich nicht selbst Täter sein, es ist sein Betrieb. Er sollte daher selbst das größte Interesse an der schnellen Aufklärung des Falles haben. Betriebsbedingt kündigen kann er immer noch, wenn es gar nicht anders geht. Er selbst wird über die Runden kommen.

Tausendguld schrieb:Ein wahrscheinlich hinkender Vergleich:
Bei Aldi werden Glasscherben im Joghurt gefunden und ein kleines Kind verstirbt daran.
Werden jetzt alle Aldi Filialen geschlossen?

Der Vergleich hinkt nicht, da man die Fälle gar nicht vergleichen kann.
Im Lebensmittelhandel erfolgt in dem von dir beschriebenen Fall ein bundesweiter Warenrückruf für die betroffene Charge. Aldi rührt den Joghurt nicht an, die Produktion erfolgt woanders. Kunden verlieren wenn, dann Vertrauen in den Joghurthersteller - berechtigterweise.
Der Apotheken-Fall hier ist komplett anders gelagert.

Tausendguld schrieb:Das Stoppen an Rezeptur Herstellung hätte doch gereicht.

Nein. Es muss derjenige gefunden werden, der für die Verunreinigung verantwortlich ist. Es wird hier nicht wegen falsch parken ermittelt, sondern wegen zweifachen Mordes.

Daß der Vergleich hinkt, sagt man, wenn er nicht ganz schlüssig ist. Das ist wohl klar.
Es geht darum, denjenigen zu finden, der das ganze verkackt hat. Ist auch klar.

Wozu aber macht man ihm den Laden zu, erlaubt aber weiterhin dann die Altenheimbelieferung?

Das ist doch völlig unüberlegt und meiner Meinung nach nur angeordnet worden, weil der Druck aus der Öffentlichkeit, ja, auch und vor allem Social Media, so hoch ist.

Tausendguld schrieb:Das ist doch völlig unüberlegt und meiner Meinung nach nur angeordnet worden, weil der Druck aus der Öffentlichkeit, ja, auch und vor allem Social Media, so hoch ist.

Ich verfolge den Fall nicht über Social Media, kann dazu nichts sagen. Vermutlich ist den Ermittlern und der Staatsanwaltschaft auch egal, was auf den sozialen Kanälen oder hier im Forum diskutiert wird.
Mal andersherum gefragt, was bringt es denn dem Apotheker seine Apotheken zu öffnen? Glaubt er wirklich, dass er Kundschaft haben wird? Du schreibst ja selbst von der öffentlichen Meinung auf den Social Media-Kanälen, die war nicht repräsentativ ist, aber ganz ehrlich, es gibt an jeder Ecke eine Apotheke, welcher Kunde geht denn da aktuell freiwillig in genau diese drei Apotheken?

Nun, der Mensch ist bequem.
Er geht dahin, wo er immer hingeht.
Stammkundschaft, Laufkundschaft.
Menschen, denen egal ist, was war, Menschen, die nicht vorverurteilen.

Da bleiben genug.
Glaubt man nicht, ist aber tatsächlich so.

Tausendguld schrieb:Menschen, denen egal ist, was war, Menschen, die nicht vorverurteilen.

Für mich unverständlich, aber gut. Hat eigentlich auch nichts mit vorverurteilen zu tun.
Es läuft schließlich ein Mensch frei herum, der in der Apotheke eine Rezeptur manipuliert und kontaminiert hat, eventuell ein Angestellter dieser drei Apotheken. Also, so lauffaul kann man eigentlich gar nicht sein, dass einem sowas komplett egal ist. Aber gut, dafür müssten die Apotheken wiedereröffnet werden, um zu sehen, ob tatsächlich die Kundschaft weiterhin Vertrauen hat. Darüber können wir hier nur spekulieren.

Solange man den Täter nicht hat, stehen alle dort Beschäftigten unter Generalverdacht und das ist für mich Vorverurteilen.

Tausendguld schrieb:Solange man den Täter nicht hat, stehen alle dort Beschäftigten unter Generalverdacht und das ist für mich Vorverurteilen.

Das ist eine berechtigte Annahme, dass unter den circa 15 Angestellten (wenn ich mich recht erinnere) der Täter zu finden ist. Sicher nicht alle 15, aber es reicht eben ein Täter aus, um diese Apotheken zu schädigen. Das hat für mich nichts mit Vorverurteilen zu tun, sondern schlicht und einfach der und Vorsichtsmaßnahmen. Solange die Person noch frei rumläuft, ihr das Handwerk nicht gelegt wurde, würde ich persönlich als Apotheker das Risiko eines erneuten Vorfalls auch nicht eingehen. Man kann mit genügend krimineller Energie nämlich auch abgepackte Medikamente manipulieren.
Was mich interessieren würde ist, ob der Apotheker tatsächlich allen seinen Angestellten 100% vertraut, für sie seine Hand ins Feuer legt, sprich mit ihnen gemeinsam die Apotheken wieder eröffnen möchte. Wenn ja, dann wäre es schon spannend zu erfahren, wie es seiner Ansicht nach wohl zur Kontaminierung kommen konnte (offensichtlich dann ja nicht durch einen seiner Angestellten)?!?

Vielleicht hat es ja auch jemand genau darauf angelegt: den Apotheker zu schädigen. Aus einer persönlichen Wut heraus oder warum auch immer, ohne sich dabei der (tödlichen) Tragweite der Konsequenzen bewusst gewesen zu sein.

Der Apotheker - unter der Annahme dass er selbst unschuldig ist - tut mir leid. Für ihn steht seine Existenz auf dem Spiel bzw. ist vielleicht schon ruiniert.

Eine 20-köpfige Mordkommission ist nicht ohne Grund eingesetzt worden, ich vermute weiterhin eine absichtliche Vermischung der Glukose mit dem Betäubungsmittel und keine versehentliche Kontamination.

Hoffentlich werden die Hintergründe vollständig aufgeklärt, und das möglichst bald.

Ich glaube nicht an Vorsatz, sondern an die übliche Kölsche Schlampigkeit, für die der Apotheker aber nichts kann.

inspektor schrieb:Ich glaube nicht an Vorsatz, sondern an die übliche Kölsche Schlampigkeit, für die der Apotheker aber nichts kann.

Deine ausführliche und schlüssige "Argumentation" macht Sinn. Wieso wir hier und die Ermittler in Köln da nicht selbst drauf gekommen sind. Ironie.

Ich hatte in meinem letzten Beitrag ausführlich erläutert, warum ich ebenfalls eher keinen Vorsatz sehe, sondern von einem tragischen oder zumindest in all seiner Konsequenz nicht bedachten Versehen/Unglück ausgehe mit vermutlich fahrlässigen Anteilen.

Dazu passt für mich auch die Wahl des Mittels. Wenn hier ein Täter mit kriminellem Hintergrund am Werk gewesen wäre, so hätte er meiner Meinung nach eine viel verbreitetere Rezeptur gewählt oder deutlich höhere Mengen beigemischt.

Das der- oder diejenige sich nicht freiwillig meldet, halte ich für nachvollziehbar, aber natürlich moralisch und rechtlich für falsch.

Aber das man Angst hat vor dem sicheren Gerichtsprozess und der Berichterstattung in der Boulevardpresse ist auch verständlich etc.

Trotzdem hoffe ich für die Angehörigen, dass die Polizei vielleicht noch einen Durchbruch bei den Ermittlungen erzielt. Der Tod von zwei Menschen - wenn auch vielleicht unbeabsichtigt - sollte aufgeklärt werden um vor allem auch präventive Maßnahmen für die Zukunft beschließen zu können.

@GigiNazionale
Ich würde davon ausgehen, dass es dem "Verantwortlichen" noch nicht mal bewusst ist. Er hielt das vorher im Behältnis aufbewahrte Pulver ebenfalls für Glukose, obwohl es sich wahrscheinlich um das Lokalanästhetikum handelte. Die Verwechslungsgefahr ist bei weißem Pulver einfach sehr hoch.

Das Niveau ist in vielen Apotheken auch sehr gesunken. Viele Mitarbeiter kennen noch nicht mal die heftigen Nebenwirkungen von manchen vielverschriebenen Antibiotika, obwohl die Medien voll mit Berichten darüber sind. Da denke ich mir auch, dass da jemand seinen Job verfehlt hat.

Das Problem ist, dass man heutzutage auch zu viele nicht unbedingt notwendige Untersuchungen und Eingriffe durchführt, denn selbst, wenn sie ungefährlich erscheinen, implizieren sie immer ein Restrisiko, dass doch etwas schief läuft.

Hier haben sich bereits Leute zu Wort gemeldet, die selbst in einer Apotheke arbeiten und ausschließen, dass so eine Kontamination aus Versehen passiert.
Klar, wenn da im Hinterzimmer ein Schülerpraktikant oder Kind am Werk war, ist das wiederum denkbar. Man kann nur hoffen, dass die Ermittler den Fall klären können!

auchhier schrieb:Hier haben sich bereits Leute zu Wort gemeldet, die selbst in einer Apotheke arbeiten und ausschließen, dass so eine Kontamination aus Versehen passiert.

Im realen Leben passieren nun mal immer wieder Dinge, die nicht passieren sollten. Auf diese Art und Weise ist in Köln auch das Stadtarchiv eingestürzt.

inspektor schrieb:Ich glaube nicht an Vorsatz, sondern an die übliche Kölsche Schlampigkeit, für die der Apotheker aber nichts kann.

Als Rheinländerin die in Köln arbeitet möchte ich behaupten das die Kölsche Schlampigkeit für mich was neues ist. Seit die Heinzelmännchen verschwunden sind, sind wir sehr ordentlich und fleissig geworden.

Was ein Unsinn.

Ansonsten bekomme ich tatsächlich relativ wenig über den Fall hier mit. Auch bei FB in der Nettwerk Gruppe ist es kein Aktuelles Thema.

Wäre meine Stammapotheke betroffen würde ich da relativ Sorglos weiterhin Medikamente kaufen. Zumindest die Abgepackten.

Die Chance das die Verunreinigung in der Apotheke passiert ist, ist ja extrem hoch, der Täterkreis relativ klein. Daher hoffe ich für alle beteiligten, dass es hier bald zu einer Aufklärung kommt.

inspektor schrieb:Im realen Leben passieren nun mal immer wieder Dinge, die nicht passieren sollten.

Geschehen kann alles. Das ist dann aber kein echtes Versehen mehr, sondern grobe Fahrlässgkeit. Auch für den Fall sollte sich der Apotheker eigentlich nicht wundern, dass seine Apotheken geschlossen wurden.

inspektor schrieb:Das Niveau ist in vielen Apotheken auch sehr gesunken. Viele Mitarbeiter kennen noch nicht mal die heftigen Nebenwirkungen von manchen vielverschriebenen Antibiotika, obwohl die Medien voll mit Berichten darüber sind. Da denke ich mir auch, dass da jemand seinen Job verfehlt hat.

Ähm ja.
Sowas von einem Laien zu lesen ist immer sehr originell.
Ich finde eher bedenklich, daß der Onkel Doktor oft noch nicht mal weiß, was zb Ciprofloxacin (das wahrscheinlich von Dir angedachte Antibiotikum) anrichten kann.
Natürlich kann das pharmazeutische Personal da eingreifen und den Arzt anrufen.
Sollst mal sehen, wie der sich freut, daß wir ihm ins Handwerk pfuschen.

Also bitte nicht unseren Berufsstand verunglimpfen, ohne Genaueres zu wissen.
Bei solchen Behauptungen kräuseln sich nicht nur meine Nackenhaare.

Was das unwissentlich Mischen von Pulver angeht:
Die liegen nicht in Häufchen im Labor herum, die sind in Plastikdosen. Man kann sie also unterscheiden.

Tausendguld schrieb:Was das unwissentlich Mischen von Pulver angeht:
Die liegen nicht in Häufchen im Labor herum, die sind in Plastikdosen. Man kann sie also unterscheiden.

Und man kippt auch keine Reste in irgendeiner Weise zusammen, das ist eine eherne Grundregel, schon alleine wegen der unterschiedlichen Chargennummer.

Das betrifft übrigens in der Krankenpflege auch angefangene Tabletten Blister, die nicht in eine andere Schachtel mit hinein gestopft werden.

Außerdem, hattest du nicht neulich geäußert, dass das Lidocain auch in einer vollkommen anderen Verpackungsgröße als die Glucose geliefert wird?

StreuGut schrieb:Außerdem, hattest du nicht neulich geäußert, dass das Lidocain auch in einer vollkommen anderen Verpackungsgröße als die Glucose geliefert wird?

Ja, das ist richtig.
Die Glucose wird in großen Gebinden verkauft und Lidocain zb, wie auch andere vorsichtig zu lagernd Stoffe wie Glucocorticoide, in kleinen, 1 bis 5g Dosen.