Samira Semic aus Kirchhain vermisst

brigittsche schrieb:Nun ja, sagen wir mal so: Man muss schon ziemlich verquer im Kopf sein, wenn man sich ausgerechnet mit einer Prostituierten einlässt wenn man eifersüchtig ist und dann auch noch glaubt, man wäre eigentlich der einzige.....

Es soll auch Männer geben, die sich mit einer Prostituierten einlassen, weil es ihnen sonst schwer fällt, Kontakte zu Frauen zu knüpfen. Zumal es ja offensichtlich vorkam, dass ihr Heiratsanträge gemacht wurden. Es ist mMn somit nicht abwegig, dass sich ein Freier da hinein gesteigert hat. Es geht ja auch gar nicht darum, dass derjenige dachte, er sei der einzige. Vielleicht hat er sich ausgemalt, sie aus der Prostitution "zu befreien" oä und die Nachricht, ein anderer habe sie geschwängert, lies diese Vorstellung platzen. So nach dem Motto "Ich weiß, dass du das Geld brauchst und auch andere Freier hast, aber ich war immer für dich da und jetzt lässt du dich von einem anderen schwängern. Wie kannst du nur?" und sie ihm daraufhin sehr deutlich machte, dass das mit der engeren Verbindung alles nur in seinem Kopf war. Dadurch kann eine emotional aufgeladene Situation auch schnell eskalieren.

Oder aber ein solcher Freier bot ihr an, die Vaterschaft unabhängig von den biologischen Tatsachen anzuerkennen, in der Hoffnung, sein Heiratsantrag würde dadurch angenommen werden. Dies lehnte sie vehement ab und machte ganz klar deutlich, dass sie, wenn sie das Kind bekommt, dies alleine groß ziehen möchte. Ohne irgendeinen (ehemaligen) Freier, der sich "aufspielt". Auch in der Situation ist denkbar, dass sie diesen Freier stark gekränkt/verletzt hat und dieser überreagierte.

sallomaeander schrieb:Und genau hier verselbständigt sich meiner Meinung nach der Gedanke, die dargestellte Form, sich zu verkaufen, sei netter, menschlicher oder irgendwie akzeptabler gewesen als andere Formen des käuflichen Sex. Hier wird offenbar davon ausgegangen, dass die Verschwundene es eigentlich nett gefunden hätte, sexuelle Dienstleistungen anzubieten, halt so wie bei anderen Frauen, nur eben mit ein paar Typen gleichzeitig, und angebotenes Geld würde sich dann auch nicht ablehnen.

Danke für diesen Statement @sallomaeander!
Was hier z.b. @1986born an romantisierten Unfug über Prostitution und besonders über die Vermisste schreibt ist entweder extrem Weltfremd oder, im schlimmsten Fall, eine Verharmlosung ihrer Lebensrealität.

Jemand anderes hat ja bereits darauf hingewiesen, dass Freier dies oft gegen den Willen der Betroffenen durchsetzen. Das hat nichts mit Romantisierung zu tun, ganz im Gegenteil. Da wäre ich echt die letzte, die da was verklären wollte. Sie dafür verantwortlich zu machen, dass Typen sich vermittelt über die Frauen letztlich gegenseitig mit STDIs anstecken (das ist ja letztlich das was hier passiert), fände ich ein bisschen deplatziert.

Letztlich ist es ja auch Spekulation, dass sie in der Tätigkeit Sex ohne Kondom hatte. Es wird ja gezeigt, dass sie sich auf das Kind freut, vielleicht war die Aussage, dass sie nicht wisse von wem das Kind ist, auch bedingt dadurch, dass sie den Vater einfach nicht benennen wollte.

Auch kann ein Kondom auch mal platzen, auch das würde die Nachricht an den Freier ausreichend erklären können.

Ohne die genauen Bedingungen nicht zu kennen, würde ich einfach nicht über sie so den Stab brechen wie das hier teilweise geschieht.

angellost schrieb:Letztlich ist es ja auch Spekulation, dass sie in der Tätigkeit Sex ohne Kondom hatte. Es wird ja gezeigt, dass sie sich auf das Kind freut, vielleicht war die Aussage, dass sie nicht wisse von wem das Kind ist, auch bedingt dadurch, dass sie den Vater einfach nicht benennen wollte.

Also, sie ging der Prostitution nach. Und sie war schwanger. Und sie wusste nicht, von wem das Kind war, sondern es kamen "mehrere" Männer dafür in Frage.

Also bevor ich jetzt hier davon ausgehe, dass jedesmal das Kondom geplatzt ist, halte ich einen anderen Verlauf für wahrscheinlicher.

Wie gesagt: Ich sage das nicht wertend. Aber ich möchte auch nicht bestimmte Sachverhalte von vorneherein ausschließen weil sie vermeintlich nicht in die Opferrolle passen.

Rechtlich gesehen gilt jede Frau, die auch nur gelegentlich sexuelle Dienstleistungen gegen Geld anbietet, als eine Prostituierte. Insofern kann sie Aktenzeichen XY unter dieses Vorzeichen kaum als was anderes bezeichnen. Eventuell hat sie sich selbst jedoch gar nicht als Prostituierte definiert. Sie hat wohl in Bars Männer angesprochen und wenn diese Interesse gezeigt haben, hat sie gesagt, dass es das aber nicht für umsonst gäbe. Nebenbei noch ein paar Anzeigen, bei denen sich hin und wieder jemand meldete. Eventuell auch noch ein-zwei Sugardaddys. Sie sah es vielleicht so: sie hatte nur ein paar Sachen laufen, wollte sich nicht festlegen und das waren halt alles gute Freunde, die hin und wieder aushalfen. Denn ihren Lebensunterhalt bestritt sie zugleich über Unterhalt, Kindergeld, vielleicht Sozialhilfe oder Unterstützung der Eltern/Familie. So stelle ich mir ihre Art der Prostitution eher vor. Sie arbeitete ja wohl nicht in einem Club, einem Laufhaus oder einer Wohnung. Dadurch entstehen dann Stammkunden, sie sich auch in einer Art Beziehung sehen können. Schließlich halfen sie einer Alleinerziehenden und gingen nicht in den Puff. Menschen können sich ribigf Rechtfertigungen zurechtbiegen in der Praxis. Wo das Weglassen des Kondoms nicht mal mit Aufpreis verbunden gewesen sein muss. Trotzdem da Geld fließt, können die Grenzen fließend sein. Dass sich dann aber jemand mehr erhoffte oder ihr auch einen Antrag machte, ist dann nicht mehr so absurd (wenn man es auch persönlich anders sehen kann).

angellost schrieb:, vielleicht war die Aussage, dass sie nicht wisse von wem das Kind ist, auch bedingt dadurch, dass sie den Vater einfach nicht benennen wollte

Das ist auch meine Vermutung. Und falls es kein “Unfall“ war, also ich glaube nicht das ihr wer der Vater ihres Kindes wird völlig egal war. Sie wird sich mMn da schon einen bestimmten Freier für ausgesucht haben. Und der wird, als er es erfuhr und vielleicht auch verheiratet war, nicht gerade Luftsprünge vor Freude gemacht haben.

brigittsche schrieb:Also, sie ging der Prostitution nach. Und sie war schwanger. Und sie wusste nicht, von wem das Kind war, sondern es kamen "mehrere" Männer dafür in Frage

Das hat sie ihrer Schwester gesagt. Ob es stimmt, wissen wir halt nicht. Sie kann auch sexuelle Kontakte ausserhalb der Prostitution gehabt haben (mit einem Mann oder mit mehreren). Vielleicht wollte sie keinen Namen nennen und hat dann halt das gesagt.

Ich kenne einige Frauen, die in der Prostitution schwanger wurden. Keine davon hat sich auf das Kind gefreut, ganz im Gegenteil. Für alle von diesen Frauen stellte das eine riesige Belastung da. Abtreibung ist hier sehr gängig.

Das kann man natürlich nicht generalisieren, ich denke nur dass ihre Vorfreude (so es im Film realitätsgetreu dargestellt wurde) für mich eher dafür spricht, dass sie ausserhalb des Prostitutionskontextes schwanger wurde.

angellost schrieb:Sie kann auch sexuelle Kontakte ausserhalb der Prostitution gehabt haben (mit einem Mann oder mit mehreren). Vielleicht wollte sie keinen Namen nennen und hat dann halt das gesagt.

Und dabei kann man sich keine Krankheiten holen, wenn man es ohne Kondom macht? Da ist doch kein Unterschied. HIV fragt nicht, ob Geld gezahlt wurde oder ob man es aus Freude macht....

@brigittsche
Kann man natürlich, wobei wohl andere STIs deutlich gängiger sind als HIV. Im privaten Kontext testen aber ja viele bei regelmässigem Sexualkontakt miteinander, um auf entsprechenden Schutz verzichten zu können.

angellost schrieb:Letztlich ist es ja auch Spekulation, dass sie in der Tätigkeit Sex ohne Kondom hatte. Es wird ja gezeigt, dass sie sich auf das Kind freut, vielleicht war die Aussage, dass sie nicht wisse von wem das Kind ist, auch bedingt dadurch, dass sie den Vater einfach nicht benennen wollte.

Das denke ich weniger.

Im "XY"-Studio erwähnte der anwesende Kommissar, dass man zahlreiche potentielle Väter im Zuge der Ermittlungen ausfindig machen konnte. Wenn Samiras Sexpartner der Polizei gegenüber angegeben hätten, dass sie verhütet hätten, würden sie als Vater des ungeborenen Kindes erst gar nicht mehr in Frage kommen.

@LackyLuke77
Man(n) kann doch auch mit Verhütung in Frage kommen. Pearl Index vom Kondom liegt zwischen 2 und 12. Insofern kann man genaugenommen niemanden ausschliessen, mit dem sie vier Monate vor dem Verschwinden intim war.

Der Kommentar, auf den ich antworten wollte wurde gelöscht... ging um HIV.

Ich wollte nur sagen, dass sie ja schon den Mutterpass hatte (wenn das stimmt, was ich stark annehme), und k.A. seit wann genau, wird ein HIV Test in der Frühschwangerschaft gemacht. War bei mir 2001 jedenfalls so bei meiner letzten Schwangerschaft.
Wird mir auch immer im Gedächtnis bleiben, weil er 2x gemacht werden musste. Der 1. war positiv.
War ein Fehler, der 2. war negativ, aber ich hatte erstmal total Angst.