Menschen - Hacks

Gibt tausende solcher "Hacks".

Ich benutze im Beruf meistens eine Art der Begrüßung die ich privat nie machen würde.

Wenn es um Meetings geht etc und ich jemanden dort sehe und er mir die Hand reicht wähle ich aus zwei der folgenden:

- Hand schütteln und gleichzeitig kurz die Schulter drücken mit der anderen

- Hand schütteln und die andere Hand über die des zu begrüßenden dabei legen.

Beides sind recht dominante Gesten mit denen man indirekt seinen Status vermitteln kann den man anstrebt.
Sollte man tunlichst bei seinem Chef vermeiden.

Aber auch im Alltag gibt es sehr viele Möglichkeiten der Rhetorik indirekt seinen Gegenüber zu manipulieren.

Man kann das anhand einfacher Sätze trainieren, wie zum Beispiel diesem hier:

Man möchte eine Beratung im Kaufhaus seiner Wahl für ein Produkt.
Der unbetonte Satz:

- Könnten Sie mir bitte erklären wie diese HiFi Anlage funktioniert.

Der Satz unbetont ist eine einfache Bitte.
Konkreter wird Sie mit der richtigen Betonung:

- Könnten SIE mir bitte erklären wie diese HiFi Anlage funktioniert?
- Könnten sie mir BITTE erklären wie diese HiFi Anlage funktioniert?
- Könnten sie mir bitte ERKLÄREN wie diese HiFi Anlage funktioniert?
- Könnten sie mir bitte erklären wie DIESE HiFi Anlage funktioniert?

Aufgrund der veränderten Betonung kommt die Bitte beim Empfänger immer anders an, und auch die Reaktion ist dementsprechend anders.
Man manipuliert das direkte Verhalten des Verkäufers.

Auch in der Gestik gibt es viele Hinweise.

- Beim sitzen beide Füße nach innen verwinkeln - Introvetierter Mensch / Beide Füße nach außen - Extrovertiert

- Bildet man eine "Pistole" mit den Händen beim diskutieren, stellt das eine aggressive Geste dar.
- Beide Hände flach vor sich auf dem Tisch - man hat nichts zu verbergen.
- Verschränkte Arme - Desinteresse/Abwehr

usw...

Ich habe viele Rhetorik Kurse besucht, die mir im Leben generell sehr viel geholfen haben.
Für Fragen bin ich gerne offen, sofern Google Sie euch nicht beantworten will.

Im Grunde ist jede zwischenmenschliche Kommunikation oder jeder Verkauf eine Manipulation - auf der subtilsten Art. Menschen verkaufen sich ständig - ob sie wollen oder nicht. Die Partnersuche ist ja auch nichts anderes, als "um sich werben" oder ein BeWERBUNGsgespräch - man verkauft sich (positiv) dem Betrieb gegenüber.

Und da jede zwischenmenschliche Abhandlung subjektiv ist - gibt es auch gewisse Tricks, wie man die Gefühle des Gegenübers (leichter bzw. einigermaßen) beeinflussen oder lenken kann.

Als einfaches Beispiel gab es mal Studien über den Beliebtheitsgrad der Menschen. Und es stellte sich heraus, dass die Menschen, die auch mal "Nein" zu einem sagen, beliebter sind, als die, die immer nur "Ja" sagen. Durch ein "Nein" bin ich nicht so "einfach" zu haben und dadurch wirke ich automatisch "wertvoller" bzw. begehrter.

Oder wenn ich mir Geld leihen möchte und erst eine hohe Summe nenne - ein Nein bekomme - und dann meine gewünschte niedrige Summe nenne, ist der Gegenüber eher geneigt, mir dann die niedrigere Summe zu geben, weil er - in der subjektiven Bewertung - nur noch WENIGER geben muss. Und wenn man weniger geben "muss" ist man schneller bereit zu geben.

Oder wenn mir jemand beim Umzug helfen soll und ich habe demjenigen vorher einen kleinen Gefallen getan, ist dieser eher geneigt, mir zu helfen - auch wenn er es gar nicht so richtig wollte. Das liegt daran, dass der andere (unbewusst) seine "Schuld" ausgleichen/abtragen möchte damit wieder ein Gleichgewicht zwischen den Parteien herrscht.

@Hammelbein

Hammelbein schrieb: Verschränkte Arme - Desinteresse/Abwehr

Gerade bei der Gestik ist so etwas gefährlich nur aufgrund einer Sache zu urteilen. Wichtig ist das Gesamtbild.

Verschränkte Arme können auch heißen:
- demjenigen ist kalt.
- es ist eine gemütliche Armhaltung und derjenige weiß nicht wohin mit seinen Armen
- oder es ist ein Signal von Desinteresse DER UMGEBUNG, weil er sich gerade in einem interessanten Gespräch befindet und in diesem Gespräch (von außen) nicht gestört werden möchte.

Allein, nur eine bestimmte Geste zu interpretieren, kann daher auch zu fehlurteilen führen, da einige Gesten immer mehrere Bedeutungen haben können. Wichtig ist, wie gesagt, das Gesamtbild. Wie dann auch z.B. die Mimik. Steht jemand vor mir mit verschränkten Armen, hat aber große, weite oder "offene" Augen, kann ich mir sicher sein, dass dieser interessiert zuhört.

@niggie

Es ist _immer_ eine Sache zwischen Sender und Empfänger.
Verschränkte Arme könnten auch kritisches zuhören bedeuten.

In der Rhetorik ist mitunter das wichtigste das "gelernte" Wissen in der Praxis richtig einzusetzen und vor allem richtig zu interpretieren.

Aber auch in dieser "Wissenschaft" gibt es zahleiche Statistiken/Studien bei denen eben erkannt wurde welche Mimiken und Gesten bei welchen Situationen wie verwendet wurden.

Ausschlaggebend ist allerdings, wie du schon richtig erkannt hast, das Gesamtbild der Situation.

@Hammelbein
@niggie
Sehr geil ist auch das. Hab das ein paar mal bei verschiedenen Personen getestet. Hat funktioniert.
http://www.egomanie.com/mindmysteries/augenmuster-im-nlp/ (Archiv-Version vom 16.03.2016)

@praiseway
Ja, kenne ich. Was aber wieder zu Fehlinterpretationen führen kann, WENN man darauf bedacht ist, herauszufinden, ob der Gegenüber lügt (also konstruiert) oder sich Erinnert.

Weil das Gehirn auch immer wieder Erlebnisse Bruchstückchenhaft abspeichert und man es beim Wiedergeben (teilweise) neu konstruieren muss. So kann eine Erinnerung als Konstruierung interpretiert werden, weil beim Wiedergeben/Erzählen einer Erinnerung beides (also konstruieren und Erinnern) zum tragen kommt.

Bei Nennung von Fakten ist es natürlich anders, es sei denn der Gegenüber weiß sie nicht mehr genau und muss (wieder) etwas konstruieren.

Auch entscheident ist, wie der Mensch veranlagt ist. Es kann nämlich auch sein, dass es genau andersherum bei Menschen ist. (Ich meine, dass es entscheident ist, ob der Mensch Links- oder Rechtshändig ist - bin aber gerade nicht mehr so sicher.)

@niggie
Bei Linkshändern kommt es vermehrt vor, dass sie andersrum ticken. Nicht zwangsläufig. Aber das kriegt man ja mit ein paar anfänglichen Testfragen in den Griff. Und sicher ist das nicht 100%ig, aber als ich es probiert habe, hat es erstaunlich gut geklappt. Gibt auch eine Studie aus England, die sagt: alles Quatsch.

@praiseway

Würde mich der Studie anschließen, da Konstruktion und Erinnerung ein "gemeinsamer" Prozess ist.

Natürlich ist es spannend zu sehen, ob konstruiert oder erinnert wird - aber alleinig daraus zu Schlussfolgern, ob jemand lügt oder nicht, ist halt sehr oberflächlich und fehlerhaft.

Ebenso kann ein Starren auch als Lügen interpretiert werden. Aber auch eine starke Überzeugung führt zum Starren.

Ich finde, man benötigt ein Feingefühl und ein ausgeprägten Beobachtungssinn des Gesamtbildes, um dann schlussfolgern zu können, aber 100%ige Sicherheit, ob es tatsächlich so ist, gibt es nicht.

Nicht umsonst gibt es Profis, die sich Jahre lang mit der Thematik intensiv beschäfigen, um dann Menschen "lesen" zu können.

Meiner Meinung - und Erfahrung nach - nach klappt das nicht mit ein paar "Indizien". Dass muss, wie gesagt, Jahre lang studiert werden um dieses Feingefühl dafür zu bekommen.

Es ist _immer_ eine Sache zwischen Sender und Empfänger.
Verschränkte Arme könnten auch kritisches zuhören bedeuten.

Ergänzend dazu, sollte man auch nie die Wirkung, meinetwegen Signale, vergessen. Verschränkte Arme sind allgemein als abwehrende Geste bekannt, können aber im entsprechenden Zusammenhang sogar ein besonderes Interesse darstellen, frei nach: 'Ich höre dir interessiert zu'. Nun weiß man aber im Volksmund, dass verschränkte Arme grundsätzlich schlecht sind und man strahlt, ohne es zu wollen, ein negatives Signal aus. Selbiges betrifft den abgestützten Kopf, ist ebenfalls eine bequeme Haltung die Interesse bedeuten kann, wird aber oft als Langweile fehlinterpretiert.

Abgesehen davon, gibt es noch einen schön verbalen Trick, um einen Gegenüber zu einer Entscheidung zu nötigen. Als Beispiel: Man möchte ein Mädel zum ausgehen ansprechen, weiß aber, dass sie gerne einen Rückzieher macht.

Üblicherweise würde man sie nun wie folgt fragen: 'Lass uns doch mal treffen, hättest du am Donnerstag Zeit, oder wann passt es dir besser?'

Mit der abschließenden Frage ermöglicht man ihr die Ausflucht.

Cleverer wäre, die Optionen im Vorfeld abzustecken: 'Lass uns doch mal treffen, wann passt es besser, am Mittwoch oder am Donnerstag?'

Nur selten wird dann die andere Person beide Termine ausschlagen bzw. wenn sie an beiden Daten nicht kann, meist sogar einen Ersatztermin vorschlagen. Natürlich gilt auch hier, funktioniert nicht immer, aber überproportional oft. Hier kommt übrigens auch der Effekt zum tragen, den Bonnie erwähnt hatte: Hat eine Person mehrere verbale Möglichkeiten zur Auswahl, tendiert sie meist zu den Letztgenannten. Wird also eher Donnerstag, als Mittwoch. @Hammelbein

praiseway schrieb:Gibt auch eine Studie aus England, die sagt: alles Quatsch.

Dem würde ich zustimmen. Wenn man diese Theorien kennt, kann man seine Signale absichtlich verändern. Und auf einige Menschen (wenn nicht sogar die meisten) sind Ideen, wie das mit der Augenbewegung, sowieso nicht anwendbar. Ein Freund, den ich mein halbes Leben lang kenne und dessen Körpersprache mir vertraut ist, reagiert zum Beispiel nicht so, wie es in dem Link zum Thema Autonome Augenbewegungen beschrieben wird. Und ich selber auch nicht. Finds extrem unangenehm, die Augen so zu verdrehen.

@Zeo
Man verdreht auch nicht die Augen, sondern guckt ein klein wenig in die angegebene Richtung.

anee schrieb:Habe gehört das wenn man z.B.: jemanden "unabsichtlich" leicht an der Hand, Schulter etc. streift symphatischer wirkt ..

Gibt wahrscheinlich im ersten Moment ein Gefühl von Vertrautheit. Symphatischer kann das jemanden sicher nicht machen.

Seit wann sollten einem Angrabbler sympathisch sein? Ich achte im Gespräch immer auf Distanz.

@martialis
Der andere - der, den man berührt - findet einen selbst sympathischer.

Die Erfahrung habe ich selbst schon häufiger gemacht und zumeist ist
diese Geste meinerseits nicht geplant. Sie kommt ganz spontan, unaufdringlich
und von "Befummeln" (wie manche das hier nannten) kann keine Rede sein.
Sie kann erfolgen, um auf sich aufmerksam zu machen, eine entschuldigende
Geste oder eine Berührung, weil man selbst durch irgendwas berührt ist.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Menschen dann mir gegenüber
wacher, freundlicher und aufgeschlossener sind, als man im ersten Moment
vermuten konnte und noch NIE gab es eine erstaunte oder gar ärgerliche
Reaktion.

Vielleicht begegnen wir uns ja mal, @Doors , und ich will dich nach dem Weg
fragen, während du gerade eilig an mir vorbeiläufst. Und ich berühre dich
leicht an der Schulter und sage: "Entschuldigen Sie bitte, könnten Sie .... usw."!
Du wärst der Erste, der sich "unangenehm berührt" oder "begrabbelt" fühlt -
vielleicht wäre ich dir sogar auf Anhieb sympathisch.

Wie auch immer - meine positiven Erfahrungen kann man mir nicht nehmen.

@ramisha
Er würde dich wahrscheinlich anfauchen, wenn du @Doors auf der Straße einfach so anpacken würdest. Oder schlimmeres. Man muss ja damit rechnen, dass einen der Grabscher ausrauben will.

@Zeo
@ramisha

Es kommt natürlich ganz auf Person, Zeit und Ort an.

Packt mich nach Mitternacht in einer finsteren Gasse St.Paulis ein Kerl wie ein Kleiderschrank an - oder am hellichten Tage mitten im Supermarkt eine attraktive junge Frau.

ramisha schrieb:Der andere - der, den man berührt - findet einen selbst sympathischer.

Die Erfahrung habe ich selbst schon häufiger gemacht und zumeist ist
diese Geste meinerseits nicht geplant. Sie kommt ganz spontan, unaufdringlich
und von "Befummeln" (wie manche das hier nannten) kann keine Rede sein.
Sie kann erfolgen, um auf sich aufmerksam zu machen, eine entschuldigende
Geste oder eine Berührung, weil man selbst durch irgendwas berührt ist....

Nun ja, das ist doch aber situationsbedingt.

wenn dich mal eine pudelnackt
von hinten an die nudel packt
dir also gutes widerfährt
das ist schon einen freudenschrei wert

@Zeo
Siehste, und das isses!
Ich würde @Doors niemals "anpacken"! Und auch in einer dunklen Seitenstraße
würde ich auf den leichtesten direkten Kontakt verzichten. Aber schau, er macht
schon Konzessionen

Doors schrieb:Es kommt natürlich ganz auf Person, Zeit und Ort an.

:-)

@martialis
Klar ist das situationsbedingt, aber wie viele User hier sprechen sich grundsätzlich
gegen eine Berührung durch irgendeinen Fremden aus und sei sie noch so leicht,
wohlgemeint und vielleicht in dem Moment sogar wohltuend.