"Wir suchen nur einheimische..."-Stellenanzeigen legitim?

@CountDracula

Mit dem Joghurt ist natürlich ein gutes Beispiel. Der hatte seinen Ursprung nicht in Deutschland, das ist klar. Die Deutschen haben den Joghurt dann adaptiert, also in ihre Kultur aufgenommen. Es gibt immer mal gewisse Vermischungseffekte, aber mir ist der von dir genannte Ursprung "Islam" zu konkret. Islam bedeutet Glaube (nein eigentlich bedeutet er etwas anderes, aber egal), und diesen Glauben finde ich nirgends in meinem deutschen Alltag. Selbst wenn ich mir im Winter ein Palituch umbinde, hat das nichts mit dem Islam zu tun.

@KillingTime
Von "Beschneidung" habe ich nicht gesprochen. Ich sprach von "Knabenlese". Das war ein Verfahren, was speziell dem Osmanischen Reich zuzuordnen ist. Und natürlich hat man auch ohne Islam gehandelt. Aber durch den Handel mit islamischen Gebieten - durch den Kontakt zu islamischen Händlern - hat der Islam Europa beeinflusst.

KillingTime schrieb:Islam bedeutet Glaube (nein eigentlich bedeutet er etwas anderes, aber egal), und diesen Glauben finde ich nirgends in meinem deutschen Alltag.

Wenn Du es so siehst, wirst Du auch keine islamischen Einflüsse erkennen können. Es geht dabei nicht nur um Religion oder Glauben. Es geht um alles. Auch das Drumerhum. Das heißt, auch um die Dinge, die durch islamisch geprägte Gebiete wie dem Osmanischen Reich zu uns gekommen sind. So sehe ich das zumindest. Zu dem, was wir hier als "islamische Kultur" bezeichnen, gehört schließlich schon längst nicht mehr der Glaube. Dazu gehören für viele auch Dinge, die mit dem Koran nicht allzu viel zu tun haben, wie der Vollschleier (der übrigens gar nicht so weit verbreitet war, bevor die Taliban kamen) oder die Architektur, die vor allem für Moscheen typisch ist.

Ein krasses Beispiel, was mir gerade noch einfällt, stammt zwar nicht direkt aus Deutschland, aber es bezeugt doch, dass der Islam Europa beeinflusst hat: Konstantinopel. Oder Istanbul. Das war früher - das heißt, vor 1453 - eine stark christlich-orthodox geprägte Stadt. Sie diente als Hauptresidenz des byzantinischen (also oströmischen) Kaisers, der gleichzeitig auch das orthodoxe Kirchenoberhaupt bildete (mit dem Papst war er allerdings kaum zu vergleichen; er erfüllte mehr repräsentative Zwecke). Die Hagia Sophia, immer noch eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt, war die größte christliche Kirche der Welt. Doch nachdem Mehmed II. - genannt Fatih ("der Eroberer") - am 29. Mai 1453 den Kaiser stürzte und die Stadt eroberte, wurde sie quasi von einem Tag auf den anderen muslimisch, und die ehemals größte Kirche der Welt wurde zu einer der größten Moscheen der Welt.

Ganz so krass waren die Einflüsse hier in Deutschland zwar nicht, aber wenn man drauf achtet, kann man sie doch noch erkennen - vorausgesetzt, man sieht als "islamischen Einfluss" nicht nur, dass Moscheen gebaut wurden und Menschen konvertiert sind.

CountDracula schrieb:Ganz so krass waren die Einflüsse hier in Deutschland zwar nicht, aber wenn man drauf achtet, kann man sie doch noch erkennen - vorausgesetzt, man sieht als "islamischen Einfluss" nicht nur, dass Moscheen gebaut wurden und Menschen konvertiert sind.

Bis 1950 n. Chr hatte der Islam minimalen Einfluss auf Deutschland gehabt, die Mauren waren nie hier und die Osmanen auch nicht, über Handel und andere Formen des Austausch gab's zwar paar Berührungspunkte, aber die waren eben marginal. Gibt's eigentlich nicht viel zu deuten. Irgendwelche rumänischen Grafen die mal zu Kindersoldaten gemacht wurden, sind doch gerade mal eine Randnote auch wenn es vll eine interessante Geschichte ist. Außerdem hat das mit dem Islam nicht viel zu tun und auch mit Deutschland nicht, weil das ein ungarischer Graf war. Österreich-Ungarn hatte mehr Austausch mit dem osmanischen Reich. Nach Siegen über die Türken wurden sog "Beutetürken" auch im deutschen Reich assimiliert, da gab es kulturellen Einfluss, in allen möglichen Bereichen der Kunst, aber im Ausmaß immer noch sehr überschaubar. Also was soll diese ganze Story?

Und was waren die Einflüsse des Islams jetzt wirklich in Deutschland vor 1950?
Das in Deutschland seit ~1900 Joghurt hergestellt und gegessen wird, oder dass Kaffee getrunken wird?
Dann könnte man auch behaupten Deutschland sei stark von der südamerikanischen Indio-Kultur geprägt, weil ja Kartoffeln angebaut werden.

Ich hab da mal was gefunden, nur wie sicher die Quelle und der Inhalt ist kann ich natürlich nicht sagen. Kenne weder die eine noch die andere Seite.
http://www.enfal.at/grund12.htm

@z3001x
Ich glaube die Frage ist eher welcher Einfluss gemeint wird.
Ist es der Döner, sind es die Moscheen, ist es die Politik, die Sprache, die Gastfreundschaft etc.?

Ein Nazi wird wohl nichts von einer anderen Kultur mitnehmen. Aber es gibt bestimmt viele Deutsche, die gewisse kulturelle Eigenschaften/Speisen mitnehmen weil es ihnen gefällt. Nur als Beispiel.
Was mich persönlich in Berlin sehr fasziniert hat, war die schöne Moschee mit dem kleinen Friedhof. Ich kam mir vor wie in der Türkei.^^
Naja der Kaffe kam ja ursprüglich aus Afrika, danach Arabien, danach nach Westeuropa. Und Österreich hats von den Osmanen seit dem 17 Jhdt.^^
Bei den Kartoffeln weiß ich es jetzt nicht so genau^^

liaewen schrieb:Ein Nazi wird wohl nichts von einer anderen Kultur mitnehmen.

Naja, der gemeine Nazi versteht vielleicht nur nicht das er etwas aus anderen Kulturen "mitnimmt", denn die essen auch Burger, Döner, Gyros, Pizza und so weiter... die fahren auch Suzuki, Honda, Fiat, Renault uä.... und dann muss der Urlaub ja auch noch gemacht werden :D
Aber schon ok, ich weiss wie du es meinst :D

Ich glaube das es immer schon Dinge gab (aus den verschiedensten Kulturen) die sich irgendwie vermischt haben...

Hawkster schrieb:"Wir suchen nur einheimische..."-Stellenanzeigen legitim?

Aus marketingtechnischer Sicht Selbstmord...
Soll jeder machen, wie er will.

@Hawkster
lol an das habe ich noch gar nicht gedacht :D
Du hast recht. Ich denke, wenn dann passiert es ihnen unbewusst :vv:

Ja bestimmt ist es so. Die Beispiele die du genannt hast reichen schon für diese Einsicht eigentlich.
Globalisierung hat für viele sicher seine Vor- und Nachteile. Und ich bin ehrlich gesagt froh, dass wir Pizza und Pasta haben *sabber* :D

Draiiipunkt0 schrieb:Aus marketingtechnischer Sicht Selbstmord...
Soll jeder machen, wie er will.

Das ist der Titel des Threads... dein Beitrag wäre wohl besser an den TE gerichtet gewesen :D

liaewen schrieb:Ein Nazi wird wohl nichts von einer anderen Kultur mitnehmen.

Deswegen verschleiern sich diese Kulturverweigerer ja so gerne und lernen die Sprache nicht.

@z3001x
Klar, wer versteht schon die Schwaben? Die sollen mal Deutsch lernen und die Tücher aus ihren Gesichtern nehmen. Haare habens ja eh keine. :troll:

CountDracula schrieb:Das heißt, auch um die Dinge, die durch islamisch geprägte Gebiete wie dem Osmanischen Reich zu uns gekommen sind. So sehe ich das zumindest. Zu dem, was wir hier als "islamische Kultur" bezeichnen, gehört schließlich schon längst nicht mehr der Glaube. Dazu gehören für viele auch Dinge, die mit dem Koran nicht allzu viel zu tun haben, wie der Vollschleier (der übrigens gar nicht so weit verbreitet war, bevor die Taliban kamen) oder die Architektur, die vor allem für Moscheen typisch ist.

Vielleicht sollte man das einfach trennen. Es gibt osmanische/türkische Kultur und arabische Kultur, das sind aber 2 verschiedene Kulturen, die man nicht unter 'islamische Kultur' zusammenfassen kann ...

Genauso verhält es sich mit persischer/iranischer Kultur und afghanischer/pakistanischer sowie indischer Kultur ...
Ägypten kann man auch kaum mit Arabien gleichsetzen, Tunesien ist schon wieder ganz anders, Sudan sowieso ...

Draiiipunkt0 schrieb:Aus marketingtechnischer Sicht Selbstmord...

Wieso das denn? :ask:

@KillingTime

Schadet dem Image des Unternehmens.
Man stelle sich vor, ein großer Laden wie z.B. Edeka würde eine solche Anzeige schalten...

Draiiipunkt0 schrieb:Schadet dem Image des Unternehmens

Das denke ich nicht. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Geschäfte mit vorrangig einheimischen Angestellten, zB Kneipen, in Zukunft verstärkten Zulauf der einheimischen Bevölkerung haben werden.

KillingTime schrieb:Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Geschäfte mit vorrangig einheimischen Angestellten, zB Kneipen, in Zukunft verstärkten Zulauf der einheimischen Bevölkerung haben werden.

Ich glaube, dass es den meisten Menschen völlig egal ist, ob ihnen ein Einheimischer, ein Franke, ein Sachse, ein "Deutscher" oder ein "Ausländer" oder wer auch immer ihr Bier bringt...

@Draiiipunkt0
So sehe ich das auch. Für mich hat das auch nichts mit Authenzität zu tun ob da nur Einheimische arbeiten oder nicht....

Lilith101 schrieb:So sehe ich das auch. Für mich hat das auch nichts mit Authenzität zu tun ob da nur Einheimische arbeiten oder nicht....

Genau :D (aus irgendeinem Grund kann ich den Link nicht an der betreffenden Stelle markiert hier einfügen... was ich meine ist bei 3:26 )

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@Hawkster
Den finde ich im Übrigen echt Bombe ;)

Lilith101 schrieb:Den finde ich im Übrigen echt Bombe ;)

Ich auch, aber mein "Edit" verweist auf Minute 3:26 ... das war die Stelle die ich eigentlich zeigen wollte :D

@Hawkster
Sorry, so früh am morgen hab ich das doch glatt überlesen. Ja genau, da sieht man mal wieder dass der erste Eindruck jederzeit Wiederlegbar ist.