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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

89 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Internet, Sucht, Onlinesucht ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
MarinaG. Diskussionsleiter
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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

20.02.2022 um 22:40

..

Ich grüße Euch! Da dieser Thread moderativ geschlossen wurde, ich die Thematik als solches jedoch sehr interessant finde, möchte ich hier einen neuen Versuch mit diesem Thema starten. Das Internet gehört mittlerweile ja ganz selbstverständlich zum Leben dazu. Es macht die Dinge insofern leichter, als dass zahlreiche Dienste es ermöglichen, die alltäglichen Dinge besser zu koordinieren, Informationen aufzufinden, sich folglich autodidaktisch und via zahlreicher professioneller Onlineangebote zu bilden, Recherchieren usw. usf.. Man kann unkompliziert quer über den Erdball Kontakte knüpfen und aufrecht erhalten, die Welt wird kleiner, (be)greibarer und beherrschbarer - sollte man meinen.

Doch so, wie jede Medaille zwei Seiten hat, so hat diese auch das Internet. Entfremdung, Hate Speech, Vereinsamung, Verschwörungstheorien und Falschinformationen sind allgegenwärtig. Das Darknet bietet darüber hinaus noch mehr Unerfreuliches. Das wäre die allgemeine Seite. Und ich bin mir sicher, fast jeder der hier hereinliest, könnte mich an dieser Selle noch ergänzen und verbessern. Doch auf diese, die allgemeine Seite, möchte ich eigentlich nur peripher hinaus. Worum es mir geht, ist das Persönliche. Die Veränderungen, die das Internet in unserem persönlichen Verhalten hervorruft und, wie wir das Netz im Alltag nutzen.

Ich war, zu Anfangszeiten der allgemeinen Internetnutzung, also etwa Anfang der 2000er, für etwa 1 Jahr das, was ich selbst als absolut onlinesüchtig definieren würde. Diese neue Möglichkeit der Kommunikation, brachte mich dazu, mich in jeder freien Minute mit meinem Piepsemodem einzuloggen. Allerdings war das nicht einmal das Schlimmste / Extremste, selbst wenn mein Haushalt liegen blieb, ich begann die Nächte durch zu machen, zu viel zu trinken und eine allgemeine Verwahrlosung, im Sinne dessen, dass die tägliche Dusche auch gerne mal unterblieb, sich breit machte. Die nächste Stufe (und damit die Steigerung) bestand dann darin, dass ich gedanklich so sehr von meinen Online"bekannten" vereinnahmt war, dass ich 24/7 darüber nachdachte; ich träumte sogar davon. Ich sprach von nichts Anderem, dachte an nichts Anderes, ich telefonierte mit den Leuten, zum Teil traf man sich - ich verliebte mich unglücklich (okay, das war Einbildung, ich war wirklich über den Jordan, meine Fresse).

Nun hatte ich das Glück, dass ich selbstständig arbeitete und mich so noch immer irgendwie durchmogeln konnte. Irgendwann war ich indes an dem Punkt, dass ich einen derartigen Arbeitsstau angehäuft hatte, dass ich meinen Auftraggeber anrufen musste und ihm gestehen, dass ich das nicht geschafft hatte, zeitlich. Der war nicht nur not amused, der war fuchsteufelswild und drohte mit harten Konsequenzen. Da begann mir zu dämmern, dass ich gerade dabei war, mein Leben mit Karacho vor die Wand zu fahren. Ich zog den Stecker und stellte mich dem, wovor ich da so extrem geflohen war; meinem Alltag und dessen Ödnis.

Gut, langer Rede kurzer Sinn:

- Kennt Ihr ebenfalls solche Geschichten; vielleicht sogar von Euch selber?
- Wie handhabt Ihr Euren Internetkonsum?
- Was würdet ihr als (noch) gesund / normal und was als pathologisch / übersteigert / süchtig ansehen?
- Was sind die Prämissen, unter denen Ihr Internetsucht definieren würdet?
- Was meint Ihr, was bringt einen zu einer exzessiven Onlinenutzung und ab welchen Punkt seht Ihr persönlich diese für Euch als problematisch an?

Ja - soweit erst einmal. Über Eure Rückmeldungen würde ich mich freuen.

LG Mina



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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 06:20
Es kann mMn nur pathologisch werden, wenn das RL nicht mehr zu bieten hat. :D
Ist praktisch die Soft Variante von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo".
Ab wann ist ziemlich relativ... wenn man im RL in psychischer oder physischer Gefahr kommt aber man fröhlich weiter im VR ist, würd ich sagen.🤷‍♂️


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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 06:33
Ich finde pathologisieren des Pathologisierens willens nicht gut.
Es scheint mir unrealistisch das Internet als nicht reales Leben zu betrachten.
Als gehörte Brot nicht zur Realität.


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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 08:01
Das ist -finde ich- eine individuelle Sache und auch, wofür du das Netz brauchst. Meine Tochter (einsame Studentenbude) kommt bestimmt auf 12-14 Stunden Nutzung am Tag. Pathologisch würde ich das trotzdem nicht sehen. Uni läuft wieder komplett online = sie muss Vorlesungen schauen. Sie ist ziemlich einsam, viele Kommilitonen gar nicht in der Stadt, darüber hinaus kennt sie nicht viele Leute, d.h. da wird auch viel geskypt, Vorlesungen nachbeschlossen. Damit es dann nicht so ruhig ist im Zimmer, läuft eigentlich immer irgendwas (Netzflix, Spotify ....).


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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 08:50
Zitat von MarinaG.MarinaG. schrieb:Was würdet ihr als (noch) gesund / normal und was als pathologisch / übersteigert / süchtig ansehen?
Für mich ist der Punkt da erreicht wo das "RL" zu leiden beginnt. Das hat für mich nichts mit der Dauer der Anweenheit im Netz zu tun sondern mit der Art der Nutzung.
Während ich arbeite, OK ich bin auch selbstständig, ist das Inet an. Ich vergesse aber nie womit ich meine Brötchen verdiene. Hier wartet kein Patient nur weil ich der Meinung bin auf Allmy oder sonstwo im Inet sei einer im Unrecht, ich glaube unbedingt noch den Onlinekauf eintüten zu müssen o. Ä..


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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 09:15
Es ist in der heutigen Zeit tatsächlich schwer, lediglich von "das Internet" zu sprechen. Wie schon erwähnt wurde, müssen viele Menschen gerade in Zeiten wie diesen, das Internet beruflich nutzen. Videokonferenzen, E-Mailverkehr oder einfach auch simple Bestellvorgänge. Vieles passiert heute im Internet.
Ich denke, was hier gemeint ist, sind soziale Medien und Co. Da sieht man bei manchen Menschen schon ein leicht krankhaftes Verhalten. Meine beste Freundin neigt da schon mal dazu, alle 20 Minuten WA zu kontrollieren oder eben mal schnell auf FB zu checken, wer aller ihr neues Hundefoto kommentiert hat. Das ist in meinen Augen schon ein wenig übertrieben.
Allmy kann auch ganz schön Zeit fressen und ich bin oft viel hier. Jetzt z.B. bin ich im Büro, hab den ersten Schwung Arbeit erledigt und warte auf den nächsten. In der Zeit bin ich jetzt hier. Früher war ich in dieser Zeit auf FB (interessiert mich aber seit Corona fix nicht mehr, weil das einzige, was man zu lesen bekommt, wie beschissen alles ist wie dumm die Politiker sind... ). Ich würde aber nie auf die Idee kommen, mitten in einer Unterhaltung hier rein zu gucken oder wenn ich viel zu tun hab.


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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 12:12
"Pathologisch" mag die Internet-Nutzung sein, wenn ich sonst nichts mehr machen oder denken kann, so, wie der Junkie nur an den nächsten Schuss denken kann.

Ich sehe die Kommunikation via Internet nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung an.

Ich betrachte das Internet einerseits als Info-Quelle: Eine Fülle von Informationen sofort verfügbar, etwas das Generationen vor uns eben nicht hatten. Ja, ich kenn' das noch: In Bibliotheken Bücher oder Zeitungs-Jahrgänge wälzen um für einen Artikel oder politische Arbeit zu recherchieren!

In der Verlagsbranche habe ich global vernetzt gearbeitet. Texterfassung in China, Online-Service in Indien, Druck in Polen oder der Ukraine, Datenbanksysteme in den USA, Kunden in aller Welt. Was hätte ich da ohne das böse World Wide Web gemacht? Hinfliegen? Bei Gretas Zöpfen - das wäre eine verdammt miese Öko-Bilanz geworden! Ganz abgesehen vom Stress. "Was haben wir heute? Dienstag?? Dann muss das hier Tokio sein!"

Natürlich ist das Netz nicht nur Werkzeug, sondern auch Informations- und Unterhaltungsquelle. Ich will mal eben schnell gucken, ob sich die Reparatur meines Druckers ggf. selbst machen lässt? Welche Yoga-Matte ist für meinen Sohn die geeignete? Gibt es jenes Buch inzwischen in einer deutschen Übersetzung? Wie wird das Wetter morgen? Was hat dieser Politiker da eben noch mal im Radio gesagt? Mist, ich habe eine Folge von "Das Institut" verpasst, die Mediathek rettet mich. Lebt eigentlich dieser oder jener Künstler noch? Wikipedia hilft. Und dann die Möglichkeit, endlich die MusikerInnen zu hören, deren Konzertbesuche oder auch nur Platten ich mir früher nicht leisten konnte. Die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Missen möchte ich das alles nicht, auch wenn ich vorher ohne all das ausgekommen bin, weil ich es, Ungnade der frühen Geburt, musste.

Darüber hinaus bietet das Internet mir die Möglichkeit der globalen Kommunikation -nicht nur beruflich, sondern eben auch privat. Egal, ob über Foren, die sich mit Luftfahrt, Militärgeschichte oder Sex & Crime & Blödsinn beschäftigen, oder über Ebay oder Clubs im Netz - ich habe die Möglichkeit, mich mit Menschen aus aller Welt auszutauschen. Ich kann mit einem Angehörigen der iranischen Luftwaffe über die deutsche Nachtjagd im 2.Weltkrieg diskutieren, mit einem Paar aus den USA über Bondage-Sicherheit, mit einem spleenigen Japaner über die Unterschiede verschiedener Airfix-Blisterpacks oder hier mit Kiddies über Poltergeister und Liebesqualen kommunizieren - ich habe regen Kontakt zu Menschen, die mir ohne Netz nie begegnet wären.

Ob ich sie allerdings im "echten Leben" würde treffen wollen? Na, ich weiss ja nicht!

Im Netz habe ich diese perfekte Mischung aus Nähe und Distanz, die im Reallife nicht immer gelingt. Wer jemals von einer Netz-Bekannschaft verfolgt wurde, wird allerdings wissen, dass die Grenzen auch hier fliessend und die Risiken hoch sein können.

Wie schon ober geschrieben: Ich habe über das Netz jede Menge interessante Menschen kennen gelernt: Australische Jaguar-Schrauber, pakistanische und iranische Luftwaffen-Offiziere, belgische Schafzüchter, deutsche Masochistinnen, polnische Luftfahrthistoriker, amerikanische Modellbausatz-Sammler und eine Menge mehr. In unserem Dorfkrug wären mir die mit Sicherheit nie begegnet. Danke, liebes Internet!

Im Reallife treffen kann ich mich mit ihnen ja bei Sympathie immer noch. Das eine muss das andere nicht ausschliessen - inklusive aller Risiken und Nebenwirkungen, die die Nähe zu Menschen so mit sich bringen kann. Es können so durchaus Freundschaften, Tauschringe oder sogar Sexualbeziehungen entstehen. Was will der Mensch mehr?


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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 12:42
Zitat von MarinaG.MarinaG. schrieb:..

Ich grüße Euch! Da dieser Thread moderativ geschlossen wurde, ich die Thematik als solches jedoch sehr interessant finde, möchte ich hier einen neuen Versuch mit diesem Thema starten. Das Internet gehört mittlerweile ja ganz selbstverständlich zum Leben dazu. Es macht die Dinge insofern leichter, als dass zahlreiche Dienste es ermöglichen, die alltäglichen Dinge besser zu koordinieren, Informationen aufzufinden, sich folglich autodidaktisch und via zahlreicher professioneller Onlineangebote zu bilden, Recherchieren usw. usf.. Man kann unkompliziert quer über den Erdball Kontakte knüpfen und aufrecht erhalten, die Welt wird kleiner, (be)greibarer und beherrschbarer - sollte man meinen.

Doch so, wie jede Medaille zwei Seiten hat, so hat diese auch das Internet. Entfremdung, Hate Speech, Vereinsamung, Verschwörungstheorien und Falschinformationen sind allgegenwärtig. Das Darknet bietet darüber hinaus noch mehr Unerfreuliches. Das wäre die allgemeine Seite. Und ich bin mir sicher, fast jeder der hier hereinliest, könnte mich an dieser Selle noch ergänzen und verbessern. Doch auf diese, die allgemeine Seite, möchte ich eigentlich nur peripher hinaus. Worum es mir geht, ist das Persönliche. Die Veränderungen, die das Internet in unserem persönlichen Verhalten hervorruft und, wie wir das Netz im Alltag nutzen.

Ich war, zu Anfangszeiten der allgemeinen Internetnutzung, also etwa Anfang der 2000er, für etwa 1 Jahr das, was ich selbst als absolut onlinesüchtig definieren würde. Diese neue Möglichkeit der Kommunikation, brachte mich dazu, mich in jeder freien Minute mit meinem Piepsemodem einzuloggen. Allerdings war das nicht einmal das Schlimmste / Extremste, selbst wenn mein Haushalt liegen blieb, ich begann die Nächte durch zu machen, zu viel zu trinken und eine allgemeine Verwahrlosung, im Sinne dessen, dass die tägliche Dusche auch gerne mal unterblieb, sich breit machte. Die nächste Stufe (und damit die Steigerung) bestand dann darin, dass ich gedanklich so sehr von meinen Online"bekannten" vereinnahmt war, dass ich 24/7 darüber nachdachte; ich träumte sogar davon. Ich sprach von nichts Anderem, dachte an nichts Anderes, ich telefonierte mit den Leuten, zum Teil traf man sich - ich verliebte mich unglücklich (okay, das war Einbildung, ich war wirklich über den Jordan, meine Fresse).

Nun hatte ich das Glück, dass ich selbstständig arbeitete und mich so noch immer irgendwie durchmogeln konnte. Irgendwann war ich indes an dem Punkt, dass ich einen derartigen Arbeitsstau angehäuft hatte, dass ich meinen Auftraggeber anrufen musste und ihm gestehen, dass ich das nicht geschafft hatte, zeitlich. Der war nicht nur not amused, der war fuchsteufelswild und drohte mit harten Konsequenzen. Da begann mir zu dämmern, dass ich gerade dabei war, mein Leben mit Karacho vor die Wand zu fahren. Ich zog den Stecker und stellte mich dem, wovor ich da so extrem geflohen war; meinem Alltag und dessen Ödnis.

Gut, langer Rede kurzer Sinn:

- Kennt Ihr ebenfalls solche Geschichten; vielleicht sogar von Euch selber?
- Wie handhabt Ihr Euren Internetkonsum?
- Was würdet ihr als (noch) gesund / normal und was als pathologisch / übersteigert / süchtig ansehen?
- Was sind die Prämissen, unter denen Ihr Internetsucht definieren würdet?
- Was meint Ihr, was bringt einen zu einer exzessiven Onlinenutzung und ab welchen Punkt seht Ihr persönlich diese für Euch als problematisch an?

Ja - soweit erst einmal. Über Eure Rückmeldungen würde ich mich freuen.

LG Mina
Hallo MinaHarkness,

bei Absatz 1 stimme ich Dir vollkommen zu. So ist es und so sehe ich das auch.

Beim zweiten Absatz kann ich Dir nur bedingt zustimmen, denn, es stimmt schon,
dass das Internet auch zwei Seiten hat und man diverse Nachteile bzw. Probleme nicht von der Hand weisen kann, aber im Grunde geht es doch um den einzelnen Menschen, ob er sich davon "negativ" beeinflussen lässt. Die Tatsache, dass es zwei Seiten gibt, bedeutet doch nicht automatisch, dass das Internet den User xyz tatsächlich negativ beeinflusst oder dieser sich beeinflussen lässt. Demnach macht dies Menschen, die smart durchs Leben gehen, wenig aus. Ich weiß aber, was Du meinst. Zum Thema "Darknet" muss ich Dich allerdings aufklären, da nicht alles, was für kriminelle Zwecke missbraucht wird, automatisch schlecht/illegal oder "unerfreulich" ist oder dies der Grundhintergedanke war!

Ich weiß, worauf Du hinaus möchtest. Waren vorab ein paar Gedanken meinerseits.

Ich kenne das auch. Als ich meinen ersten PC hatte, nutzte ich das Internet auch vollumfänglich. Es war für mich auch neu, quasi 24/7 Online zu sein und alles zu erforschen. Neben 99,99% Pornoseiten und die Möglichkeit, dies 24/7 umzusetzen, hatte ich auch Foren, Chats und Co. für mich entdeckt. Ja, ich kenne auch schlaflose Nächte und fühle mit Dir. Bei mir war es allerdings so, dass dies nur während der Anfangsphase so war, da alles neu und unerschöpflich war. Ich habe schnell die Kurve bekommen, da ich eigentlich keine "Zeit" hatte und diverse Dinge kurz darunter gelitten hatten.

Gut, wenn man es einsieht bzw. noch die Kurve bekommt!

Ja, ich kenne das, da ich dies anfangs auch so, da es neu war, erlebt hatte.
Wobei ich ein Teenager bzw. junger Erwachsener war und dann die Ansicht und die Bedürfnisse wohl anders gelagert waren. Ich "denke", dass man dies als Erwachsener mit anderen Prioritäten anders regelt bzw. sieht.

Also, ich bin bodenständig und habe andere Dinge zu tun. Nebenbei habe ich auch "normale" Verpflichtungen, sodass ich -anders als Teenager/junger Erwachsener- gar keine Zeit mehr hätte, 24/7 Online zu sein, Online-Games zu "zocken", zu chatten, 623 Foren zu besuchen usw. Interessen/Neigungen haben sich auch verschoben. Meine Internetzeit ist heute effizient(er) und somit darauf begrenzt, was ich benötige. Ich bzw. meine Systeme sind zwar fast 24/7 Online, aber nicht ich. Bin ich auf Achse, schaue ich fix nach einer Bestellung oder verfolge ein Paket. Zwischendurch über Mittag fix Online-Banking bzw. per App. Am Nachmittag noch schnell etwas per App bestellt und am Abend Online per APP eine Reservierung getätigt. Hier und da etwas gekauft, ausgemacht, geprüft, Infos ermittelt, gecheckt usw. und das war es. Kurzum: Das, was Du alles unter "Positiv" aufgeführt hast, nutze ich heutzutage mehrmals täglich nebenbei und bin effizient.

Bin ich krank oder habe etwas mehr Zeit, dann schalte ich auch einmal "ab", lese Online, schaue bei Foren (Hobby, Interesse) vorbei oder verbringe hier und da mehr Zeit.
Dies wird aber durch Aktivitäten/Verpflichtungen, die mir wichtiger sind, begrenzt.
Insofern muss ich darauf nicht achten. Es kann auch sein, dass ich einmal eine ganze Woche nicht ONLINE bin. Wobei ich da wiederum einen Unterschied sehe zwischen Banking, Bestellungen, Sendungsverfolgungen usw. und Spaß, Recherche usw.

Pathologisch Verhaltensweisen diesbezüglich oder eine Sucht generell an der Stundenanzahl festzumachen, ist falsch. Gerne wird gesagt, dass x Stunden pro Tag im Altersbereich A "gut" und y Stunden im Altersbereich A "schlecht" sind. Nur, jeder Mensch ist anders und pauschalisieren ist nie gut. Insofern macht es alleine die Zeitspanne nicht aus. Die Frage ist eher, ob der Mensch dahinter leidet, jederzeit die Kurve bekommt und ob andere/Dritte darunter leiden. Wenn der Mensch leidet, ohne das Internet nicht mehr kann (süchtig ist) und Dritte bzw. die Arbeit, Familie usw. darunter leiden, dann ist es definitiv krank.
Es kommt auch darauf an, was sich der Mensch "reinzieht" und "wie" der Mensch damit "umgeht". Wer sich 24/7 irgendwelchen Müll reinzieht, krude Weltanschauungen anschaut und dies nicht differenzieren oder davon lösen kann, der unterliegt einer Gefahr. Problematisch bei einer Sucht ist, dass dies Betroffene zumeist weder einsehen noch erkennen (wollen).

Gefestigte Geister könnten wohl alles in sich reinziehen und bleiben davon unbeeindruckt. Wobei dann die Frage wiederum wäre, warum sich gefestigte Geister solchen Content geben sollten?

Die Gründe für eine exzessive Onlinenutzung sind unterschiedlich. Manche Menschen flüchten, suchen Hilfe/Zuflucht/Freunde? Andere Menschen beteiligen sich am Glücksspiel oder "Games".

LG


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Doors ehemaliges Mitglied

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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 12:44
Ein Programmverantwortlicher eines ÖR-Senders sagte mir mal:

Fernsehen macht die Dummen dümmer und die Klugen klüger.

Das gilt sinngemäss für alle Medien, auch für das Internet.


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MarinaG. Diskussionsleiter
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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 17:50
..
Zitat von YoooYooo schrieb:Es kann mMn nur pathologisch werden, wenn das RL nicht mehr zu bieten hat. :D
Ich denke, an der Stelle liegt ein Knackpunkt. Hätte man mich, bevor (und während) ich in die Sucht abdriftete, gefragt, ob mir mein Alltag zu dem Zeitpunkt "flüchtenswert" erschienen wäre, ich hätte das vehement bestritten. Die Selbsterkenntnis / Reflexion, setzte erst ab einem Zeitpunkt ein, in dem sich das Gefüge dieses Alltags bereits in konkreter Gefahr befand. Hinzu kommt, dass ich die Telefonate und Treffen als quasi meinen "neuen Alltag" definierte. Dass auch der Broterwerb dazu gehört, das blendete ich zu dem Zeitpunkt gnädig aus. Es verschob sich sozusagen und der Alltag hatte "auf einmal mehr" zu bieten, exakt dadurch, dass ich vor dem Teil darin floh, den ich als nicht erfüllend erlebte; was ich indes negierte. Trick 17 mit Selbstüberlistung.
Ist praktisch die Soft Variante von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo".
Du beziehst das auf die Heroinsucht?
Ab wann ist ziemlich relativ... wenn man im RL in psychischer oder physischer Gefahr kommt aber man fröhlich weiter im VR ist, würd ich sagen.🤷‍♂️
Siehe erster Absatz. Das ist - meiner Erfahrung nach - gar nicht so einfach zu erkennen. Da braucht es dann mitunter den "großen Gong".

..
Zitat von GerlindGerlind schrieb:Ich finde pathologisieren des Pathologisierens willens nicht gut.
Es scheint mir unrealistisch das Internet als nicht reales Leben zu betrachten.
Als gehörte Brot nicht zur Realität.
Du gehst also davon aus, dass Internetgebrauch nie pathologisch ist und eine exzessive Nutzung kein Problem darstellt? Selbst, wenn man dadurch womöglich seinen Job in Gefahr bringt? Oder missinterpretiere ich Dich gerade?

..
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Das ist -finde ich- eine individuelle Sache und auch, wofür du das Netz brauchst. Meine Tochter (einsame Studentenbude) kommt bestimmt auf 12-14 Stunden Nutzung am Tag. Pathologisch würde ich das trotzdem nicht sehen. Uni läuft wieder komplett online = sie muss Vorlesungen schauen. Sie ist ziemlich einsam, viele Kommilitonen gar nicht in der Stadt, darüber hinaus kennt sie nicht viele Leute, d.h. da wird auch viel geskypt, Vorlesungen nachbeschlossen. Damit es dann nicht so ruhig ist im Zimmer, läuft eigentlich immer irgendwas (Netzflix, Spotify ....).
Auch hier die Nachfrage: Du siehst Internetgebrauch generell als problemlos an? Wie würdest Du es bewerten, wenn Deine Tochter (rein hypothetisch) ihr Studium versemmeln würde, weil sie nur noch z. B. in irgendwelchen Foren oder bei Social Media ihre Zeit investieren würde?

LG Mina


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MarinaG. Diskussionsleiter
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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 17:58
..
Zitat von emanonemanon schrieb:Für mich ist der Punkt da erreicht wo das "RL" zu leiden beginnt. Das hat für mich nichts mit der Dauer der Anweenheit im Netz zu tun sondern mit der Art der Nutzung.
Während ich arbeite, OK ich bin auch selbstständig, ist das Inet an. Ich vergesse aber nie womit ich meine Brötchen verdiene. Hier wartet kein Patient nur weil ich der Meinung bin auf Allmy oder sonstwo im Inet sei einer im Unrecht, ich glaube unbedingt noch den Onlinekauf eintüten zu müssen o. Ä..
Ich denke, das ist exakt die Grenzlinie, ja. So lange man seine alltäglichen Verpflichtungen nicht aus den Augen verliert und diese zufriedenstellend erfüllen kann, und nicht nur "nebenbei" / "mehr schlecht als recht", würde ich das Ganze als im grünen Bereich verorten. Bist Du Mediziner? Ich frage das, weil ich dann eine ganz gezielte Nachfrage hätte, bezüglich dazu, wie Du die körperlichen Auswirkungen einer exzessiven PC-Nutzung bewerten würdest?

LG Mina


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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 18:26
Ich nutze das Internet hauptsächlich als Informationsquelle, für die verschiedensten Themen, die mich interessieren.
Soziale Netzwerke wie Facebook, Insta und Co nutze ich nicht (hab nicht mal Messenger auf dem Smartphone), das Einzige wo ich online zu finden bin, ist dieses Forum hier. Wo ich es aber dann doch vlt manchmal übertreibe ist, wenn ich's mir mal in der Freizeit gemütlich mache und dann anfange Dokus oder Filme zu schauen - da kann man mich dann für einige Stunden schwer vom Laptop wegbekommen. :D

Aber ansonsten war ich noch nie in der Situation, dass ich sagen würde, dass durch meinen Internetkonsum meine Arbeit vernachlässigt worden wäre, oder dass etwas in meinem Privatleben zu kurz kommt. Was mich vlt dann doch davor schützt in so eine Art Abhängigkeit abzudriften ist, dass ich von Haus aus ein Mensch bin, der viel Ruhe braucht und mir wird manchmal auch einfach alles zu viel.


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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 18:58
Ich nutze das Internet wie ich Bock habe.
Wenn ich viel schreiben und rumalbern möchte, mach ich das - hab ich ne Null-Bock-Phase, zelebriere ich eben die. Und wenn ich nur viel lesen mag oder mich informieren, dann so.
Und da interessiert es mich nicht ob, mein Umgang damit, für andere pathologisch ist. Mich interessiert anderer Umgang damit ja auch nicht/ bzw. ich bewerte ihn nicht, ausgesprochen, als pathologisch. Selbst wenn sie 24/7 online sind - es wird schon persönliche Gründe dafür geben, die mich nichts angehen. Ich bin hier niemandens Arzt.
Zitat von MarinaG.MarinaG. schrieb:Worum es mir geht, ist das Persönliche. Die Veränderungen, die das Internet in unserem persönlichen Verhalten hervorruft und, wie wir das Netz im Alltag nutzen.
Wenn die mediale Nutzung an meinen alltäglichen Erledigungen zu kratzen droht, dann trete ich kürzer online.
Passiert schon dann und wann, dass man durch gewisse Themen/Gruppendynamiken oder Gesprächsspiralen (weil man eben mitten drin steckt und viel mehr diskutiert, als man ursprünglich geplant hatte) länger und öfter online ist. Aber deswegen würde ich reale Aufgaben nie liegen lassen oder sie ignorieren. Das hier (und andere Seiten/Foren/News) ist zeitvertreib - also von der Zeit, die ich übrig habe, von der realen Welt - Zeit. Momentan ist das mehr als früher, durch Corona und private Wehwehchen, also bin ich online aktiver als sonst. Wird aber auch wieder anders kommen.
Würde ich jetzt arbeiten, wären Ablenkungen dieser Art tabu weil ich mich da konzentrieren möchte und meine Arbeit richtig erledigen.
Früher hat man ja auch nicht am Arbeitsplatz gesessen und erstmal die Tageszeitung zuende gelesen ^^
Zitat von MarinaG.MarinaG. schrieb:Allerdings war das nicht einmal das Schlimmste / Extremste, selbst wenn mein Haushalt liegen blieb, ich begann die Nächte durch zu machen, zu viel zu trinken und eine allgemeine Verwahrlosung, im Sinne dessen, dass die tägliche Dusche auch gerne mal unterblieb, sich breit machte
Also das würde ich definitiv als online-süchtig bezeichnen. Wenn sogar schon die Körperpflege darunter leidet sollte man echt echt echt sofort den Stecker ziehen und raus gehen - echtes aufsaugen und echte Menschen sehen/ansprechen usw. Wenn Internet zu realer Sozialverwarlosung und Selbstverwarlosung führt > weg damit. Sofort. Harter Entzug.
Zitat von MarinaG.MarinaG. schrieb:Was würdet ihr als (noch) gesund / normal und was als pathologisch / übersteigert / süchtig ansehen?
Normal = Ich mach das Internet aus und es beschäftigt mich nicht weiter
Unnormal = Ich komme mit den Gedanken nicht davon los, plane schon wann ich wieder online gehe, richte meinen Alltag danach aus
Zitat von MarinaG.MarinaG. schrieb:Was meint Ihr, was bringt einen zu einer exzessiven Onlinenutzung und ab welchen Punkt seht Ihr persönlich diese für Euch als problematisch an?
Ich glaube es kann nur dazu kommen, wenn real da nichts ist, was einen hält. Also damit meine ich Familie, Job, Freunde, Hobbys
Sucht man sich das alles online, wirds schwer dieser Welt entfliehen zu können weil man dann ja nur online seine Wohlfühlzone hat.
Ich möchte real glücklich sein, aktiv sein und das als meine Wohlfühlzone verstehen - und online Spaß haben, rumblödeln, auch mal den Seelenschrott abladen und mich informieren über dies und das.


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MarinaG. Diskussionsleiter
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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 18:59
..
Zitat von EnyaVanBranEnyaVanBran schrieb:Es ist in der heutigen Zeit tatsächlich schwer, lediglich von "das Internet" zu sprechen. Wie schon erwähnt wurde, müssen viele Menschen gerade in Zeiten wie diesen, das Internet beruflich nutzen. Videokonferenzen, E-Mailverkehr oder einfach auch simple Bestellvorgänge. Vieles passiert heute im Internet.
Hierin, also darin, dass man es im Grunde nicht mehr trennen kann, frei nach dem Motto: "Hier privat und dort das Internet" - sehe ich persönlich auch eine Gefahr, sich quasi "zu verzetteln". Man achtet vielleicht nicht mehr so penibel darauf, wie viel Zeit "privat" im Internet verbracht wird, neben der, die geschäftlich erforderlich ist. Ich habe manchmal noch immer einen Wecker hier liegen (im Handy), das mich nach einer bestimmten Zeit erinnert, jetzt mal den Hintern generell vom Rechner weg zu bewegen. Bei mir kommt hinzu, dass ich eigentlich, streng genommen, gar nicht mehr arbeiten "muss". Würde ich gar nichts erwirtschaften, käme ich dennoch zurecht. Das ist mitunter verführerisch sich gehen zu lassen.
Ich denke, was hier gemeint ist, sind soziale Medien und Co. Da sieht man bei manchen Menschen schon ein leicht krankhaftes Verhalten. Meine beste Freundin neigt da schon mal dazu, alle 20 Minuten WA zu kontrollieren oder eben mal schnell auf FB zu checken, wer aller ihr neues Hundefoto kommentiert hat. Das ist in meinen Augen schon ein wenig übertrieben.
Hier erkenne ich mein damaliges Ich sehr gut wieder. Alle paar Minuten die Seite aktualisieren, Stunden lang telefonieren, spekulieren über das, was irgendwer geschrieben hat, sich endlos ereifern, wenn einen jemand "ärgerte" (etwas nicht Genehmes schrieb). Das Ganze bindet eine Energie, dass es erschrecken ist, betrachtet man es wirklich einmal akribisch genau. Ich las keine Bücher mehr, Hobbies gingen unter, mein Leben wurde einfach immer ärmer. Zum Glück habe ich mittlerweile nicht nur wieder Partner an meiner Seite sondern auch "Team Hund", die reißen mich schon raus. :-) Wäre ich indes noch alleine und ohne Tiere, ich wage nicht zu prognostizieren, ob ich nicht doch gefährdet wäre. Das war auch ein Grund mir Team Hund anzuschaffen, die Tagesstruktur und Verpflichtung, die damit verbunden ist.
Allmy kann auch ganz schön Zeit fressen und ich bin oft viel hier. Jetzt z.B. bin ich im Büro, hab den ersten Schwung Arbeit erledigt und warte auf den nächsten. In der Zeit bin ich jetzt hier. Früher war ich in dieser Zeit auf FB (interessiert mich aber seit Corona fix nicht mehr, weil das einzige, was man zu lesen bekommt, wie beschissen alles ist wie dumm die Politiker sind... ). Ich würde aber nie auf die Idee kommen, mitten in einer Unterhaltung hier rein zu gucken oder wenn ich viel zu tun hab.
Ich bin aktuell auch sehr viel hier. Auch und besonders, weil dieses Forum neu für mich ist und folglich neue Leute und Meinungen birgt. Ich denke, das wird sich mit der Zeit wieder relativieren und ich werde mich wieder mehr "verstreuen".

LG Mina


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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 19:38
Na gut, heute geht die Welt also mal an "Internetsucht" unter.

Ungefähr so, wie seinerzeit Experten gegen die weite Verbreitung des Telefons wetterten, weil es die Hausfrauen von der Hausarbeit und Kinderversorgung abhielte. Im 19. Jahrhundert wurden Billig-Romane von wohlmeinenden Volkserziehern am Rückgang der Eheschliessungen für schuldig befunden, da die potenziellen Bräute ihre papiernen Helden den realen Männern vorzögen.
Alles schon mal dagewesen. Jedesmal ging die Welt unter - und dann doch wieder nicht.

Ich glaube, diese Einschätzung teilten "Experten" schon, als unsere Ahnen in Afrika vom Baum fielen: "Geht da bloss nicht runter Jungs, das wird noch zur Massenverblödung führen, wenn jeder aufrecht läuft. Wokommerdenndahin?"

Mit dem Aufkommen der ersten Schriften bejammerte man vermutlich schon die Informationsflut, die die armen Jugendlichen vom ordentlichen Tun (rund um die Uhr ackern oder Feinde totkloppen) abhalten würde.

So ging es fort und fort, über Buchdruck (Obszöne Holzschnitte Dürers!), die Klaviersucht junger Mädchen, die zur Verkrüppelung der "Unterleibsorgane" nebst Verschuldung der Eltern führte, über den Kinematographenwahn, der Dienstmädchen zur Verschwendungssucht und zu Tagträumereien verführte, über das Radio, dem man Ohren- und Hirnschädigungen (noch vorm Volksempfänger) nachsagte, bis hin zu Comics, TV, Video, Computerspiel und Handys. Jahrhunderte des permanenten Weltunterganges und der ewig fortschreitenden Massenverblödung.


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MarinaG. Diskussionsleiter
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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 19:48
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Zitat von DoorsDoors schrieb:"Pathologisch" mag die Internet-Nutzung sein, wenn ich sonst nichts mehr machen oder denken kann, so, wie der Junkie nur an den nächsten Schuss denken kann.
Ja, so war das in dem Jahr bei mir. Heute, wenn ich merke, dass so etwas beginnt zu viel Raum in meinem Denken einzunehmen, ziehe ich rigoros die Reißleine und gönne mir mitunter dann einfach mal einige Tage Totalabstinenz. Was ich immer wieder feststelle und was ich in gewissem Sinne sehr faszinierend finde, ist der Umstand, wie schnell meine Psyche umschaltet. Das meint, von absolut darauf fokussiert (in dem Moment), zu "ach komm, ist doch eigentlich Blödsinn", sobald ich auch nur eine Nacht darüber geschlafen habe.
Zitat von DoorsDoors schrieb:Ich sehe die Kommunikation via Internet nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung an.
So sollte es bestenfalls sein - ja, bin ich ganz bei Dir.
Zitat von DoorsDoors schrieb:Ich betrachte das Internet einerseits als Info-Quelle: Eine Fülle von Informationen sofort verfügbar, etwas das Generationen vor uns eben nicht hatten. Ja, ich kenn' das noch: In Bibliotheken Bücher oder Zeitungs-Jahrgänge wälzen um für einen Artikel oder politische Arbeit zu recherchieren!
Ich kenne es auch noch und ich habe Bibliotheken immer gerne gemocht. Das tue ich auch heute noch und bin - in gewissem Sinne - bibliophil. Ich sammele hobbymäßig antiquarische Bücher, das ist einfach ein ganz anderes Gefühl.
Zitat von DoorsDoors schrieb:In der Verlagsbranche habe ich global vernetzt gearbeitet. Texterfassung in China, Online-Service in Indien, Druck in Polen oder der Ukraine, Datenbanksysteme in den USA, Kunden in aller Welt. Was hätte ich da ohne das böse World Wide Web gemacht? Hinfliegen? Bei Gretas Zöpfen - das wäre eine verdammt miese Öko-Bilanz geworden! Ganz abgesehen vom Stress. "Was haben wir heute? Dienstag?? Dann muss das hier Tokio sein!"
Wow. Klingt megaspannend. Aber, klar, dass das Internet darin ein geniales Werkzeug darstellt. Es ist eben auch eine solche Errungenschaft. Das wollte ich mit diesem Thread auch keineswegs in Abrede stellen.
Zitat von DoorsDoors schrieb:[..]mit einem Paar aus den USA über Bondage-Sicherheit, mit einem spleenigen Japaner über die Unterschiede verschiedener Airfix-Blisterpacks oder hier mit Kiddies über Poltergeister und Liebesqualen kommunizieren - ich habe regen Kontakt zu Menschen, die mir ohne Netz nie begegnet wären.

Ob ich sie allerdings im "echten Leben" würde treffen wollen? Na, ich weiss ja nicht!
*lach* Ja, man trifft die unterschiedlichsten Leute. Ich finde das eigentlich sehr bereichernd. Und real treffen muss man sich indes ja nicht - aber man könnte.
Zitat von DoorsDoors schrieb:Im Netz habe ich diese perfekte Mischung aus Nähe und Distanz, die im Reallife nicht immer gelingt. Wer jemals von einer Netz-Bekannschaft verfolgt wurde, wird allerdings wissen, dass die Grenzen auch hier fliessend und die Risiken hoch sein können.
Stalking. Dazu fällt mir er hier ein, dieser Fall hat mich extrem fasziniert: Wikipedia: Ricardo López (stalker)
Es gibt dazu interessante Videos im Netz. Auch etwas, was ich sehr schätze, all diese Möglichkeiten "aus der Entfernung Anteil zu erhalten und Einblick zu nehmen".
Zitat von DoorsDoors schrieb:Wie schon ober geschrieben: Ich habe über das Netz jede Menge interessante Menschen kennen gelernt: Australische Jaguar-Schrauber, pakistanische und iranische Luftwaffen-Offiziere, belgische Schafzüchter, deutsche Masochistinnen, polnische Luftfahrthistoriker, amerikanische Modellbausatz-Sammler und eine Menge mehr. In unserem Dorfkrug wären mir die mit Sicherheit nie begegnet. Danke, liebes Internet!
Du ziehst also ein positives Fazit, wenn ich Dich richtig verstehe. Dem kann ich von meiner Warte aus durchaus zustimmen. Ich versuche indes - für mich - aufgrund meiner persönlichen Erfahrung, die Schattenseiten, die es für mich zeitweilig hatte, nicht aus den Augen zu verlieren und immer auch auf Ausgleich zu achten.
Zitat von DoorsDoors schrieb:Im Reallife treffen kann ich mich mit ihnen ja bei Sympathie immer noch. Das eine muss das andere nicht ausschliessen - inklusive aller Risiken und Nebenwirkungen, die die Nähe zu Menschen so mit sich bringen kann. Es können so durchaus Freundschaften, Tauschringe oder sogar Sexualbeziehungen entstehen. Was will der Mensch mehr?
Bei mir sind reale Treffen mittlerweile die absolute Ausnahme. Ich habe mich verändert was das angeht. Das liegt indes aber nicht am Internet, sondern eher daran, dass mir das (und diejenigen) was / die ich in meinem Leben aktuell vorfinde, schlichtweg genug ist / sind. Im Endeffekt hat auch diese Suchterfahrung dazu beigetragen, dass ich lernen konnte, besser auf meine Selbstfürsorge zu achten.

LG Mina


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MarinaG. Diskussionsleiter
ehemaliges Mitglied

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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 19:50
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Zitat von DoorsDoors schrieb:Na gut, heute geht die Welt also mal an "Internetsucht" unter.
Ähm? Das habe ich nicht aussagen wollen. Kam das so an? o.O

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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 20:31
Zitat von MarinaG.MarinaG. schrieb:Du gehst also davon aus, dass Internetgebrauch nie pathologisch ist und eine exzessive Nutzung kein Problem darstellt? Selbst, wenn man dadurch womöglich seinen Job in Gefahr bringt? Oder missinterpretiere ich Dich gerade?
Ich denke einfach, hier ist keine psychiatrische Praxis.


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Ab wann wird (die persönliche) Internetnutzung pathologisch?

21.02.2022 um 20:56
Wesentliches Kennzeichen einer Krankheit (hier also Sucht) ist der Leidensdruck. Wenn der nicht vorhanden ist, kann man eigentlich kaum von einer Erkrankung sprechen. Umgekehrt, wenn er da ist, können auch nicht pathologische Merkmale auf eine Krankheit hindeuten.


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