Arbeitgeber. Bin ich deshalb ein schlechter Mensch?

Wir melden uns prinzipiell per Email krank; sind aber auch eine große Institution mit ü1000 Mitarbeitern
Als ich noch in der freien Marktwirtschaft in einem Betrieb gearbeitet habe, geschah das selbstverständlich per Telefon.

Da fällt mir ein, dass meine Erfahrung mit Arbeitgebern eher schlecht waren. Ich verdränge das meistens, denn es war keine schöne Zeit, ist aber auch schon fast 20 Jahre her.
Mein AG war ein Nazi, der das auch offen gezeigt hat, ich hatte als Azubi ne 45 Std./Woche und Kranksein war ein Nogo.
Erinnere mich daran, dass ich mit starkem Schnupfen auf der Arbeit saß und anstatt mich nach Hause zu schicken, bot mir der Chef Schnupftabak an, damit die Nase frei wird. :D
Das führte dann dazu, dass ich bereits mit 23 Jahren einen Burnout hatte. Jedenfalls hat mir das ein Arzt für Arbeitsmedizin so bescheinigt.


Ich denke, es ist auch abhängig von der Nachfrage nach Stellen, wie Arbeitgeber sich verhalten. Gerade in kleinen Unternehmen.
Womöglich haben Menschen, die per se schlecht von Arbeitgebern denken, oftmals negative Erfahrungen gemacht und scheren daher alle über einen Kamm.
Für mich steht jedenfalls fest: Ich bleib schön da, wo ich jetzt bin und kleine Familienbetriebe können mich persönlich mal am Popo .. gernhaben. Nie wieder. :D

nairobi schrieb:Bei uns soll eigentlich jedes Jahr ein Mitarbeitergespräch stattfinden

Die finden bei uns auch jährlich statt. Und das Gute ist bei uns, da kann man auch der Chefin sagen was man selbst nicht so toll findet, sie begrüßt das sogar sehr. Jeder AG findet das nämlich auch nicht so toll und hält es da lieber andersrum. Dabei sind beide Seiten nicht unfehlbar.

nairobi schrieb:Also Delegieren ist eigentlich richtig für Vorgesetzte. Kein gutes Bild gibt ab, wer den Mitarbeitern nichts zutraut, alles kontrollieren und am liebsten selber machen will...

Diese Mitarbeiterin war nicht lang bei uns, hat sich über alles aufgeregt, jede zusätzliche Aufgabe war ihr zu viel, das gehört nicht in den sozialen Bereich.

@EnyaVanBran
ich reiche mal nach
https://www.usp.gv.at/gesundheit-sicherheit/krankenstand.html
und beim anderen link finde ich nicht das, was Du zitiert hast....vielleicht kannst Du die korrekte Verlinkung bitte noch nachreichen?

Kältezeit schrieb:Erinnere mich daran, dass ich mit starkem Schnupfen auf der Arbeit saß und anstatt mich nach Hause zu schicken, bot mir der Chef Schnupftabak an, damit die Nase frei wird. :D

Wow, das ist schon stark Oo. Bei manchen Menschen wäre es wirklich besser, sie haben generell keinen Umgang mit anderen Menschen. Schon gar nicht mit jungen Menschen. Immerhin hat ein AG seinem Lehrling gegenüber auch eine Vorbildwirkung. Aber wer will denn bitte SO werden?
Aber früher war so ein Verhalten glaub ich, gar nicht mal so selten. Ich weiß von einem kleinen Elektrobetrieb, dort hat der Chef auch reihenweise die Lehrlinge vergrault, weil er antiquierte Ansichten hatte und ständig zu weit gegangen ist.

@Tussinelda
https://www.wko.at/

Genauer gesagt hier:

https://www.wko.at/service/bildung-lehre/Erstmaliges_Ausbilden.html

EnyaVanBran schrieb:Immerhin hat ein AG seinem Lehrling gegenüber auch eine Vorbildwirkung.

noch viel wichtiger ist die Fürsorgepflicht, meiner Meinung nach....
Danke für den link

Tussinelda schrieb:noch viel wichtiger ist die Fürsorgepflicht, meiner Meinung nach....

Natürlich. Es sollte eben alles stimmen. Immerhin prägt man einen jungen Menschen für seine weitere berufliche Laufbahn. Es gibt genug Lehrherren, die ihre Lehrlinge verheizt haben und ihnen nicht nur den Spaß am Beruf genommen haben, sondern fürs gesamte Arbeitsleben.

EnyaVanBran schrieb:Wow, das ist schon stark Oo.

Das ist wirklich das letzte. Und der AG scheint mir auch zu kurz gedacht zu haben, denn im schlimmsten Fall hätte der kranke Mitarbeiter auch noch weitere anstecken können, die sich dann vielleicht auch zu Recht und weil sie es sich getraut hätten krankgemeldet hätten. Dann hätte er bestimmt blöd geguckt.

Wenn man wirklich krank ist, ist man krank und kann das dann auch per Schein nachweisen.

Ich kann aber auch gerade Azubis irgendwo verstehen, dass sie es sich nicht mit ihrem Chef verderben wollen.

Auch wenn er sie nicht rausschmeißen könnte - so könnte das Verhältnis doch gestört sein.



Ja, manche Menschen sind wirklich nicht dazu geeignet AG und noch weniger Ausbilder zu sein.


Umgang mit Menschen (Mitarbeitern) und das weit über das Rechtliche hinaus, wozu AG verpflichtet sind/wären - da haben einige AG bestimmt Nachholbedarf.

Kältezeit schrieb:Womöglich haben Menschen, die per se schlecht von Arbeitgebern denken, oftmals negative Erfahrungen gemacht und scheren daher alle über einen Kamm.
Für mich steht jedenfalls fest: Ich bleib schön da, wo ich jetzt bin und kleine Familienbetriebe können mich persönlich mal am Popo .. gernhaben. Nie wieder. :D

Aber Hey, sagst ja selbst, man kann auch nicht alle Familienbetriebe über einen Kamm scheren.

Ps.


Na ja jetzt erst mal vollkommen unabhängig von den Arbeitsbedingungen und ob AG gut oder schlecht sind/wären, so hoffe ich doch allgemein, dass sich noch möglichst viele kleinere Familienbetriebe lange halten können und gefühlt nicht immer mehr Großfirmen und Konzerne den Markt beherrschen.

EnyaVanBran schrieb:Aber früher war so ein Verhalten glaub ich, gar nicht mal so selten. Ich weiß von einem kleinen Elektrobetrieb, dort hat der Chef auch reihenweise die Lehrlinge vergrault, weil er antiquierte Ansichten hatte und ständig zu weit gegangen ist.

Antiquierte Ansichten trifft man besonders oft, wenn man als Mann länger als 3 Monate Elternzeit nehmen will ;)

anonymus88 schrieb:Antiquierte Ansichten trifft man besonders oft, wenn man als Mann länger als 3 Monate Elternzeit nehmen will

Je nach Persönlichkeit auch dann bereits schon, wie man es als Mann überhaupt wagen kann das Recht auf Elternzeit in Anspruch nehmen zu wollen, wenn man gleichzeitig aber auch den Wunsch hegt länger in einem Unternehmen beschäftigt sein zu wollen oder vielleicht auch noch mal da Karriere machen zu wollen. Da ging es nur um das Grundsätzlich bereits - nicht mal über die konkrete Dauer.

Hatte darüber mal einen Streit mit dem Ehemann (Jahrgang 86) der Schwester meines besten Freundes, der, also mein Kumpel, ein Kind mit Down-Syndrom hat und laut am Tisch darüber nachgedacht hatte in Elternzeit zu gehen.



Bestimmte Ansichten, egal ob nun konservativ oder eher nur neoliberal, findet man unter allen Jahrgängen. Dürfte auch etliche jüngere Chefs und AG oder auch nur Vorgesetzte geben, die nennen wir sie kritikwürdige Ansichten vertreten. Und sicherlich auch in ganz modernen Großunternehmen.

Tussinelda schrieb:das muss man, wenn man keine schwerbehinderten Personen einstellt.

Bei Pflegeberufen ist das, soweit ich weiß, anders.
Gerecht ist das nicht unbedingt.

nairobi schrieb:Bei Pflegeberufen ist das, soweit ich weiß, anders.
Gerecht ist das nicht unbedingt.

was genau ist da anders?

Tussinelda schrieb:was genau ist da anders?

Da muss ausgebildet werden, wie ich schon schrieb. In Rheinland-Pfalz ist das zumindest so.

@rhapsody3004

Der (Arbeits-)Markt regelt auch das irgendwann. Kenne viele Leute in meinem Alter, die in großen Industrieunternehmen … Automobil- und Zuliefererbranche, teils in wirklich wichtigen Positionen sitzen und entsprechend qualifiziert sind. Die gehen fast alle nach der Geburt des Kindes einige Monate in Elternzeit, oft zeitgleich mit der Mutter. Bei denen geht das reibungslos. Der eine nimmt sogar 2 Jahre und hatte da keine Probleme, das seinem Unternehmen rüber zu bringen.

Im Gegenzug lese ich erst vor 2, 3 Wochen von einem jungen Tischler mit Ambitionen zur Meisterprüfung, der ebenfalls unentbehrlich und vorallem unersetzlich für den Betrieb ist … also im wahrsten Sinne, würde man ihn nicht ersetzen können durch eine Neueinstellung … der regelrecht von seinem Chef unter Druck gesetzt wird, weil Kindererziehung Frauensache ist. Seine Frau verdient nun aber deutlich besser als er und hat auch die passenderen Rahmenbedingungen um weiter zu arbeiten, während er zu Hause bleibt. Nun fragte er, was er machen solle … er wollte eigentlich lange im Betrieb bleiben … sehe so aber keine Zukunft mehr … ob man den Chef irgendwie überzeugen könne. Ich kann da nur noch lachen, über solche Ansichten. Der Kerl tat mir ehrlich leid.

Und dann jammern die Handwerksbetriebe, dass man Handwerker nie mehr ins Handwerk kriegt, sobald sie in der Industrie einen Posten bekommen.

nairobi schrieb:Da muss ausgebildet werden, wie ich schon schrieb. In Rheinland-Pfalz ist das zumindest so.

das interessiert mich, kannst Du dazu mal was verlinken? Ich habe noch nie von einer Pflicht gehört, ausbilden zu müssen.
Was meinst Du damit eigentlich genau? Es geht nicht darum, Berufe ohne Ausbildung ggf. nicht ausüben zu dürfen, es geht darum, verpflichtet zu sein als Betrieb/Unternehmen, überhaupt auszubilden.

anonymus88 schrieb:Und dann jammern die Handwerksbetriebe, dass man Handwerker nie mehr ins Handwerk kriegt, sobald sie in der Industrie einen Posten bekommen.

Und? Du kannst doch auch nicht alle Handwerksbetriebe über einen Kamm scheren.

Genauso wie in modernen Großunternehmen bestimmt nicht nur alle modern denken und eingestellt sind.

Tussinelda schrieb:Ich habe noch nie von einer Pflicht gehört, ausbilden zu müssen.

Würde mich auch mal interessieren. Davon gehört habe ich allerdings schon. Also ob man über eine Pflicht auszubilden nicht zumindest mal nachdenken sollte.
Glaube auch in dem Zusammenhang, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen und mehr Menschen auch die Möglichkeit für eine Ausbildung zu geben. Glaube das bezog sich aber insbesondere auf so Regionen, wo die Menschen nicht viel Angebot haben, aber halt gerne eine Ausbildung machen würden.

Genauso wie man wohl darüber nachdenken will, dass bestimmte Studiengänge wie Zahnmedizin wohl nur noch unter der Voraussetzung studiert werden dürfen, wenn man sich nach dem Studium dafür bereit erklärt auf Land oder überhaupt in die Regionen zu ziehen, wo dringend Zahnärzte gebraucht werden.

@anonymus88

Und dann gibt es ja auch noch die schwarzen Schafe unter AG oder auch nur unter Vorgesetzten, denen geht es gar nicht ums Geschlecht und irgendwelche veralteten Rollenbilder, sondern vertreten sie nur rein aus dem knallharten wirtschaftlichen Blickwinkel bestimmte Ansichten.

Wie halt bspw. dass das Recht auf Elternzeit lästig ist, weil diese Mitarbeiter ja ausfallen und für die Firma in dieser Zeit keinen Nutzen haben.
Dasselbe bei Krankheit oder aber auch im Hinblick auf Betriebsräte und Gewerkschaften und im schlimmsten Fall aus Arbeitgebersicht Streiks.

So ähnlich denkt auch der Ehemann der Schwester meines Kumpels. Für den, mittlerweile auch schon Personal unter sich aber noch kein Chef (lach), nur rein wirtschaftliche Interessen und die eigene Karriere zählen.

Gut, und dass wenn überhaupt auch nur Frauen und nicht Männer in Elternzeit zu gehen haben, ist dann natürlich noch zusätzlich eine altbackene Einstellung aus grauer Vorzeit.

Aber solche AG oder andere Vorgesetzte mit halt kritikwürdigen Ansichten als Oberbegriff kannst du überall finden. In kleinen Familienbetrieben als auch in Großunternehmen und das auch unabhängig der Branche.

Tussinelda schrieb:das interessiert mich, kannst Du dazu mal was verlinken? Ich habe noch nie von einer Pflicht gehört, ausbilden zu müssen.

Das müsste ich suchen, leider geht das in Moment nicht, erst später. Mein Partner ist bei einer Behörde beschäftigt, die Vollstreckungen durchführt. Da gibt es etliche kleinere Pflegedienste, die diese Ausgleichs-Abgabe nicht zahlen (können?) und irgendwann geht das Ganze dann halt zu diesem Amt und Maßnahmen werden getroffen.
Gerecht ist das nicht unbedingt.

EnyaVanBran schrieb am 21.03.2023:Ich freue mich schon auf eure Antworten.

Bin kein AG, aber arbeite ja für meinen und habe keine Probleme mit ihm.

Kältezeit schrieb:Ich bleib schön da, wo ich jetzt bin und kleine Familienbetriebe können mich persönlich mal am Popo .. gernhaben. Nie wieder.

Oje, klingt ja nicht so dolle.

An meinem ersten Tag habe ich sofort Kekse bekommen von der Mutter meines Chefs, war überrascht weil ich solche Nettigkeiten nur von meiner Familie kenne. Ich bekomme auch immer was zum Geburtstag und an Feiertagen. Generell auch viel Verständnis für z.B. Streiks bei Bussen und Co.

Hatori schrieb:An meinem ersten Tag habe ich sofort Kekse bekommen von der Mutter meines Chefs, war überrascht weil ich solche Nettigkeiten nur von meiner Familie kenne. Ich bekomme auch immer was zum Geburtstag und an Feiertagen. Generell auch viel Verständnis für z.B. Streiks bei Bussen und Co.

Sowas ist wirklich schön. Überhaupt wenn das ganze Verhältnis freundschaftlich oder gar familiär ist und man sich auch auf Augenhöhe begegnet.

Ich würde, wenn man immer die Wahl hätte, sowas auch immer jedem Gehalt, jedem noch so modern ausgestatteten Arbeitsplatz oder aber auch besseren Aufstiegschancen, was vielleicht die Vorteile vieler Großunternehmen im Gegensatz zu kleineren Familienbetrieben sein mögen, vorziehen.


Und wie gesagt schwarze Schafe als Vorgesetzte kann man überall antreffen. Die kann es in kleineren Familienbetrieben genauso wie in modernen Großunternehmen geben.

Großunternehmen mit Betriebsrat machen es den AN natürlich leichter gegen schwarze Schafe vorzugehen.