Langeweile von Senioren

Ich habe bei mir in der Verwandtschaft einen Fall eines Ende 80jährigen demenzkranken Herren, bei dem viele Problem im Umgang direkt auf Langeweile zurückzuführen sind. Es fing damit an, dass er in der Wahrnehmung seiner Demenz anfing viele Hobbies komplett einzustellen. Das waren bewusste Enscheidungen, nur sind die Folgen sehr bitter. Sein geistiger Verfall hat sich darauhin massiv beschleunidgt Seine Beschäftigung besteht nur noch darin, dass er den ganzen Tag Fernsehen schaut, was er früher immer ablehnte. Solange seine Frau dabei ist geht es, weil er dann "mit seiner Frau schauen" als adäquate Beschäftigung sieht, was er früher schon gemacht hat. Es fällt ihm allerdings schwer, komplexere Zusammenhänge zu verstehen. Man merkt aber, dass er ständig eine Beschäftigung sucht, aber keine finde. Er scannt den Raum regelrecht danach ab. Teilweise werden bereitsgestellte Getränke runtergeschlungen, damit er einen Vorwand hat aufzustehen und das Gefäß wegzubringen.

Ganz schwierig ist das Thema Rauchen als letzte Beschäftigung. Im Sommer ist das kein Problem, weil er dann gut auf den Balkon gehen kann, dann die Beschäftigung Rauchen offenkundig ist gerechtfertigten Zeitvertreib wahr nimmt und sich nicht hinterfragt und dann eine Weile draußen sitzen bleibt. Jetzt im Winter ist es eine Katastrophe, weil er teils vergisst eine Jacke anzuziehen und eigentlich nach 2 Minuten fertig ist mit dem Rauchen und sofort wieder rein möchte; aufgrund der Kälte ist das Reinkommen behaftet mit einem Unfallrisiko, weil sein Kreislauf das nicht abkam und seine Frau bringt ihn quasi rein. Seit einigen Wochen hat sich eingespielt, dass er sofort zum Rauchen aufspringt, sobald seine Frau den Raum verlässt, weil er dann keine Rechtfertigung mehr hat vor dem Fernseher zu sitzen. Da ihn seine Frau ja quasi vorher seine Jacke anziehen muss und dann wieder reinholen muss, ist das für sie eine starke Belastung, weil sie quasi nicht aus dem Zimmer gehen kann.

Früher hat er übrigens kaum geraucht, aber wie gesagt, die Langeweile.

Gelangweilte Senioren beschäftigt zu wissen, da hatte ich schon mit einigen älteren Verwandten Erfahrung, ist im Alltag nicht gerade trivial. Man kann alles und jeden aktiv mit eigenem Zeiteinsatz bespaßen, aber wenn die Menschen sich nicht mehr mit sich selbst beschäftigen können, dann ist das richtg quälend für alle Beteiligten. Bei dem Herren oben habe ich die Erfahrung gemacht, dass ihm vieles einfach zu blöd ist, bzw. er das als Demütigung empfindet. Ich kann das aufgrund seines früheren Bildungs- und Gesellschaftsstands auch nachvollziehen, aber eigentlich macht er sich damit selber schwer. Diese Langeweile ist inzwischen ein größeres Problem, also die wohlgemerkte zeitintensive Pflege.

Ist das Phänomen hier überhaupt bekannt, kennt ihr das auch im Bekanntenkreis und sind euch da vielleicht realistische Lösungswege für den Alltag bekannt?


Hier mal ein allgemeiner Artikel dazu:
https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article144962656/Langeweile-ist-der-Burn-out-der-Senioren.html

Was hatte er denn für Hobbies, die er eingestellt hat? Kann es sein, dass er die plötzlich für zu anspruchsvoll hält, z.B. Lesen, wenn er die Handlung nicht mehr nachvollziehen kann?

Wie wäre es z.B. mit Stricken? Falls er sowas kann. Klingt nicht gerade nach einer Beschäftigung für Männer, aber haben auch früher hin und wieder auch Männer gelernt. Das könnte er in Ruhe im Zimmer machen, auch wenn seine Frau nicht dabei ist, er müsste sich nicht ständig darauf konzentrieren, es dauert lange, bis ein Werk fertig ist, und er hätte als "Rechtfertigung", dass es etwas Nützliches ist. Er könnte ja einen Schal stricken, den er vielleicht dann, wenn er auf dem Balkon rauchen will, umso lieber umlegt, wenn er ihn selber gemacht hat.

Turm schrieb:Hier mal ein allgemeiner Artikel dazu:
https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article144962656/Langeweile-ist-der-Burn-out-der-Senioren.html

Der Artikel berücksichtigt jetzt allerdings nicht die Besonderheit der Demenzerkrankung die bei der Person im Eingangspost ja vorliegt und das ganze nochmal etwas schwieriger macht. Denn, so wie im Artikel erwähnt, z.B. ein "sinnstiftendes Ehrenamt" zu bekleiden um dem Nichtstun zu entgehen, dürfte bei dem Herrn ja eher nicht mehr funktionieren.

Die beschriebene Unruhe/Beschäftigungssuche, sowie das ständige zum Rauchen raus wollen sind ein Hinweis auf den in der Demenz nicht untypischen Bewegungsdrang. Dieser wird oft als Unterforderung wahrgenommen, zum Teil sogar als Verhaltensstörung, das ist er aber nicht, sondern ein Symptom des Krankheitsbildes.
Vielleicht würde ihm ein Sensorikboard etwas Linderung verschaffen? Das muss man auch nicht teuer kaufen, sondern könnte es selber machen. Hier ein Beispiel: https://www.etsy.com/de/listing/1525300633/demenz-aktivitatsbrett-sensorisches?gpla=1&gao=1&&utm_source=google&utm_medium=cpc&utm_campaign=shopping_de_de_de_a-toys_and_games-toys-stress_balls_and_desk_toys-desk_toys&utm_custom1=_k_EAIaIQobChMI2ZyV2dbNgwMVQ1JBAh2ejwFyEAQYCCABEgI7UPD_BwE_k_&utm_content=go_316044649_45044855701_230407635499_pla-317733283155_c__1525300633dede_102852917&utm_custom2=316044649&gad_source=1&gclid=EAIaIQobChMI2ZyV2dbNgwMVQ1JBAh2ejwFyEAQYCCABEgI7UPD_BwE
Ich weiß leider nicht, wie man den Link verkürzen könnte und hoffe er funktioniert.

Ein Demenzkranker, den ich kenne, löst die Kreuzworträtsel in den Zeitschriften, die man umsonst in der Apotheke bekommt. (Ist auch kein Problem, ihm zwei Mal das Gleiche Heft zu bringen. :( )

@Turm

Es gibt da so einige Angebote für "Alltagsbegleitung" von demenzkranken Menschen, einfach mal an soziale Einrichtungen vor Ort wenden:

https://www.seniorenportal.de/freizeit/einsamkeit-im-alter/alltagsbegleiter-stundenweise-seniorenbetreuung-im-alltag

AlteTante schrieb:Was hatte er denn für Hobbies, die er eingestellt hat? Kann es sein, dass er die plötzlich für zu anspruchsvoll hält, z.B. Lesen, wenn er die Handlung nicht mehr nachvollziehen kann?

Er hat früher Musik gemacht und das aus eigenem Eintrieb komplett eingestellt. Neulich haben wir es mal mit etwas einfachem wie Trommeln versucht und das klappt dann auch gut, aber nach 5 Minuten ist dann die Lust weg. Das ist aber auch wieder mehr Richtung aktives bespaßen. Was noch ganz gut klappt, Glück gehabt, war ein von mir angeschafftes Radio wo Klassik Radio läuft. Das kann er selber an und ausmachen und das klappt eigentlich ganz gut, wenn er z.B. Nachts aufwacht und sich Mittags hinlegt. Ich bin echt dankbar, dass das hingehauen hat.
Gelesen hat er früher viel, aber das klappt gar nicht mehr und er hat keinen Antrieb dafür. Er kann mit Lesebrille noch leidlich lesen, aber er versteht komplexere Zusammenhänge nicht mehr..

AlteTante schrieb:Wie wäre es z.B. mit Stricken? Falls er sowas kann.

Das hätte er schon vor 20 Jahren nicht gekonnt, er ist recht ungeschickt. :D

AlteTante schrieb: Klingt nicht gerade nach einer Beschäftigung für Männer, aber haben auch früher hin und wieder auch Männer gelernt. Das könnte er in Ruhe im Zimmer machen, auch wenn seine Frau nicht dabei ist, er müsste sich nicht ständig darauf konzentrieren, es dauert lange, bis ein Werk fertig ist, und er hätte als "Rechtfertigung", dass es etwas Nützliches ist. Er könnte ja einen Schal stricken, den er vielleicht dann, wenn er auf dem Balkon rauchen will, umso lieber umlegt, wenn er ihn selber gemacht hat.

Das Storytelling dazu von dir ist aber gut! Wir sind bei sowas leider nicht so kreativ.

Hanne_Lore schrieb:Der Artikel berücksichtigt jetzt allerdings nicht

Ging doch nur darum, dass Leute eine Grundorientierung haben, die mit dem Thema nix zu tun haben. Ich lösche den jetzt aber, damit wir das hinter uns haben.

Hanne_Lore schrieb:Die beschriebene Unruhe/Beschäftigungssuche, sowie das ständige zum Rauchen raus wollen sind ein Hinweis auf den in der Demenz nicht untypischen Bewegungsdrang. Dieser wird oft als Unterforderung wahrgenommen, zum Teil sogar als Verhaltensstörung, das ist er aber nicht, sondern ein Symptom des Krankheitsbildes.

Sorry, aber es hat mit raus wollen gar nichts zu tun. Vorher wurde halt immer immer drin geraucht und das hat man vor ca. 3 Jahren nach draußen verlagert. Er würde ohne weiteres auch drinnen rauchen. Man merkt es auch sehr deutlich, dass er in dem Moment einfach eine Beschäftigung hat. Wenn es "nur" um ein Bewegungsdrangphänomen ginge, dann hätte ich das schon gesagt. Kann natürlich auch jeder seinen eigenen Fall in Richtung "Langeweile" hier schreiben, aber bitte nicht den von mir geschilderten Fall "umschreiben".

Hanne_Lore schrieb:Vielleicht würde ihm ein Sensorikboard etwas Linderung verschaffen? Das muss man auch nicht teuer kaufen, sondern könnte es selber machen.

Danke für den Hinweis. Ich habe mir das angeschaut, inkl Video. Der Grundgedanke ist vielleicht gar nicht schlecht, es müsste aber etwas weniger infantil aussehen. Ist das aber wirklich eine Option für längere Beschäftigung? Das Problem bei ihm ist immer, dass es irgendwie "sinnvoll" sein muss.
Also - auch wenn das immer schlechter geht - irgendwelche Hilfsarbeiten wie etwas zusammenlegen oder drei Kartoffeln zu schälen wird angenommen, während z.B. Sachen wie Puzzels (sehr einfach) als unnötig oder gar als Demütigung wahrgenommen werden.

stereotyp schrieb:Ein Demenzkranker, den ich kenne, löst die Kreuzworträtsel in den Zeitschriften, die man umsonst in der Apotheke bekommt. (Ist auch kein Problem, ihm zwei Mal das Gleiche Heft zu bringen.

Die Phase sind wir leider schon durch, er hat schon vieles vergessen. Vor 1 oder 2 Jahren ging das noch.

Doors schrieb:Es gibt da so einige Angebote für "Alltagsbegleitung"

Muss ich erst lesen. :)

@Turm

Lass' Dir Zeit.

@Turm
ich denke das Wichtigste ist, dass die Beschäftigung angeregt wird, also Impulse, die von anderen kommen, da Demenzkranke oft nicht in der Lage sind, sich eine Beschäftigung selbst zu suchen.

Es bedarf dabei viel Geduld und vor allem Einfühlungsvermögen.

Turm schrieb:Sorry, aber es hat mit raus wollen gar nichts zu tun. Vorher wurde halt immer immer drin geraucht und das hat man vor ca. 3 Jahren nach draußen verlagert.

Sorry, ich hatte diesen Teil...

Turm schrieb:Seit einigen Wochen hat sich eingespielt, dass er sofort zum Rauchen aufspringt

dann scheinbar falsch interpretiert.

Turm schrieb:Ist das aber wirklich eine Option für längere Beschäftigung?

Nunja, es ist eine Möglichkeit von vielen und nach 20 Jahren in der Arbeit mit von Demenz Betroffenen etwas, was sich durchaus etabliert hat in den Einrichtungen, aber auch immer mehr wenn die Betroffenen noch in der Häuslichkeit leben. Der Eine schraubt 8xtäglich 3 Minuten daran, der Andere 2xtäglich 20 Minuten, einige gar nicht. Der Verlust des Konzentrationsvermögens ist ja individuell, ebenso die Vorlieben und Abneigungen.
Deshalb würde ich so ein Teil auch eher selber machen, bevor man es für 250 Euro teuer kauft.
Die Biografie mit einzubeziehen hat sich ebenfalls bewährt, also Dinge, die früher Freude bereitet haben in eine abgewandelte, den Ressourcen angepasste Beschäftigungsmöglichkeit zu bringen.

Ja, Wäsche zusammenlegen wäre vielleicht ein Anfang. Er könnte ja u.U. auch die Wäsche anderer Leute, z.B. von euch, zusammenlegen, damit es ein bisschen mehr ist. Oder wie wäre es mit Abtrocknen? Oder droht da die Gefahr, etwas fallenzulassen?

Wie wäre es mit Malbüchern für Erwachsene? Da kann eigentlich nichts schiefgehen, die kannst du notfalls sogar kopieren, damit du mehr Material hast, und er kann sich dann an etwas Buntem erfreuen. Infantil sind sie nicht, die waren vor wenigen Jahren ein großer Trend.

AlteTante schrieb:Oder wie wäre es mit Abtrocknen? Oder droht da die Gefahr, etwas fallenzulassen?

Inzwischen ja und dann wird der Frust enorm. Glücklicherweise nicht aggressiv, aber sehr traurig (kein Weinen).

Hanne_Lore schrieb:Die Biografie mit einzubeziehen hat sich ebenfalls bewährt,

Gute Idee.

AlteTante schrieb:Wie wäre es mit Malbüchern für Erwachsene? Da kann eigentlich nichts schiefgehen, die kannst du notfalls sogar kopieren, damit du mehr Material hast, und er kann sich dann an etwas Buntem erfreuen. Infantil sind sie nicht, die waren vor wenigen Jahren ein großer Trend.

Er hat mit den Augen starke Probleme mit der Farbwahrnehmung, also das war schon immer ein gesundheitliches Problem von ihm. Das ist übrigens auch bei Spielen wie Mensch-Ärger-Dich-Nicht ein Riesenproblem. Früher hat er sich die Steine (Standort) einfach gemerkt, aber das klappt jetzt eben nicht mehr.

Turm schrieb:Jetzt im Winter ist es eine Katastrophe, weil er teils vergisst eine Jacke anzuziehen und eigentlich nach 2 Minuten fertig ist mit dem Rauchen und sofort wieder rein möchte; aufgrund der Kälte ist das Reinkommen behaftet mit einem Unfallrisiko, weil sein Kreislauf das nicht abkam und seine Frau bringt ihn quasi rein. Seit einigen Wochen hat sich eingespielt, dass er sofort zum Rauchen aufspringt, sobald seine Frau den Raum verlässt, weil er dann keine Rechtfertigung mehr hat vor dem Fernseher zu sitzen. Da ihn seine Frau ja quasi vorher seine Jacke anziehen muss und dann wieder reinholen muss, ist das für sie eine starke Belastung, weil sie quasi nicht aus dem Zimmer gehen kann.

Wie schafft er es denn, in zwei Minuten eine Zigarette zu rauchen?
Wenn dem aber so sein sollte, dafür muss er doch nicht unbedingt gleich eine Jacke anziehen?
Der wird aber schon ganz schön gegängelt. Dann friert er halt mal zwei Minuten, ist doch nicht schlimm.

emz schrieb:Wie schafft er es denn, in zwei Minuten eine Zigarette zu rauchen?

Er merkt eben immer von Neuem, dass es eiskalt draußen ist und er eigentlich wieder rein will. Vielleicht sind es auch 3 Minuten.

emz schrieb:Wenn dem aber so sein sollte, dafür muss er doch nicht unbedingt gleich eine Jacke anziehen?
Der wird aber schon ganz schön gegängelt. Dann friert er halt mal zwei Minuten, ist doch nicht schlimm.

Sollte man meinen, aber die Kälte zieht ihn ganz schön runter. Er hat dann wirklich Schwierigkeiten ohne Hilfe überhaupt wieder reinzugehen und bleibt auch drin ein paar Minuten erst mal recht steif. Mit Jacke geht es besser. Einmal war der Fall, dass er komischerweise in Socken rausging und es draußen etwas feucht war. Da hatte er wohl vorher drinnen die Füße hochgelegt und dabei die Schlappen ausgezogen. Wie gesagt, im Sommer wäre das alles gar kein Thema. Da ging das auch alles ohne Aufsicht.

Turm schrieb:Also - auch wenn das immer schlechter geht - irgendwelche Hilfsarbeiten wie etwas zusammenlegen oder drei Kartoffeln zu schälen wird angenommen, während z.B. Sachen wie Puzzels (sehr einfach) als unnötig oder gar als Demütigung wahrgenommen werden.

Wie wäre es mit Pflanzen vorsichtig abstauben? Ist sinnvoll, weil die Blätter wieder frisch und sauber aussehen.
Ev. gießen nach Kalender...
Oder einfache Kochrezepte finden, die er selbst bzw. unter Aufsicht nachkochen kann?

Falls Enkelkinder vorhanden:
Den Kindern Musikalisches beibringen, so weit dies möglich ist?
Z.B. Musikinstrumente zeigen, etwas vorspielen, sie selbst spielen lassen, usw....
Dann könnte er seine Leidenschaft mit Sinnvollem kombinieren.

Haustiere vorhanden? Sehr wertvoll für kranke Menschen!
Unter Aufsicht bzw. Kontrolle betreuen, täglich Futter, frisches Wasser geben, Katzenklo reinigen (wenn eine Samtpfote vorhanden).
Mit Pflanzen und/oder Tieren hat er Verantwortung und er fühlt sich nicht ungebraucht. :-)

Vielleicht fallen mir noch mehr Ideen ein, was sinnvolle Tätigkeiten für ihn sein könnten... :-)

Alles Gute dem alten Herrn!

Also ich arbeite als Alltagsbegleiterin,Menschen mit Demenz. Ich mache jeden Tag individuelle Gruppenangebote oder Einzelbetreuung (,je nach Biographie des jeweiligen Klienten);...

Ein Bewohner der glühender Fußballfan ist, mit ihm lese ich Montags die Fußball-Berichte in der Zeitung.

Ein Schlosser, mit ihm hab ich ein Schraubenbrett erstellt wo er verschiedene Größen von Schrauben hat und dann dazu die Muttern drauf drehen muss

Bei den Damen sind es Kochrezepte, Tipps für Hausarbeit usw.

Ansonsten kann ich dir normale Quizspiele empfehlen, eine Spielesammlung usw... Puzzles mit max 60-100 Teile, Kreuzworträtselbücher in großer Schrift bei Amazon.

Wenn du weiterhin Tipps brauchst oder Fragen hast, darfst du mir gerne schreiben - ich arbeite über acht Jahre in der Demenzbetreuung

Skorpiusa schrieb:Oder einfache Kochrezepte finden, die er selbst bzw. unter Aufsicht nachkochen kann?

Nein, also Kochen oder so geht gar nicht, zu gefährlich. Da haben wir schlechte Erfahrungen mit fernen Verwandten gemacht, inkl. Todesfall durch Verbrennung mit Wasser.

Skorpiusa schrieb:Haustiere vorhanden? Sehr wertvoll für kranke Menschen!

Geht nicht, Ehefrau allergisch. Er könnte sich auch nicht wirklich selber kümmern. Muss da auch sagen, dass viele tolle Vorschläge hier noch in früherer Stadien der Demenz gegangen wäre, aber es ist eben weiter fortgeschritten.

Skorpiusa schrieb:Wie wäre es mit Pflanzen vorsichtig abstauben? Ist sinnvoll, weil die Blätter wieder frisch und sauber aussehen.

Muss ich drüber nachdenken, weil ich das selber noch nicht einordnen kann. :)

Skorpiusa schrieb:Alles Gute dem alten Herrn!

Vielen lieben Dank. Ich tue hier vieles recht schnell ab, aber da wurde vor dem Thread schon viel probiert. Wobei die nicht funktionierenden Versuche im Endeffekt doch Aufmerksamkeit sind und daher nicht umsonst. Klingt dann sehr negativ, wenn ich was hier abtue und seine - nennen wir es mal Versnobtheit ;) - macht es nicht gerade leicht. Muss allerdings sagen, dass er insgesamt ganz lieb ist. Da kenne ich im Bekanntenkreis ganz andere Fälle.
Er geht übrigens mehrmals die Woche zur Tagespflege. Das ist insofern gut, weil er dort andere Menschen trifft und Gesellschaft hat. Allerdings machen die recht wenig - kann ich natürlich leicht sagen :D - und die hatten kaum Ideen für zu Hause. Seine Frau war auch mal in so einem Gruppenlehrgang, aber das war doch sehr ernüchternd.

Dini1909 schrieb:Puzzles mit max 60-100 Teile

Ich habe neulich mal ein Puzzle mit 30 Teilen probiert, wohlgemerkt eines mit Rahmen. Er hat gar nicht gewusst wie man anfangen soll und die Frusttrationsschranke geht eben schnell hoch, da half auch Hilfe nichts. Bin da natürlich nicht ausgebildet. Musste ich abbrechen. Seine Frau hat dann später einfach nur einzelne Teile aus dem festigen Puzzle geholt und die sollte er reintun, das ging dann. Auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen.


Vielen lieben Dank für die bisherigen Tipps und gerne noch mehr erzählen!

Turm schrieb:Ganz schwierig ist das Thema Rauchen als letzte Beschäftigung. I

Habt ihr ihm mal eine E-Zigarette angeboten? Dann müsste er evtl. nicht unbedingt raus?

Eine Bekannte von mir näht ehrenamtlich Nesteldecken für Demenzkranke.

https://alzheimerundwir.com/nesteldecken-demenz/

Eventuell gibt es in der Nähe ein Demenzcafe.

Weiter Tipps für Angehörige: https://www.pflege.de/krankheiten/demenz/beschaeftigung-spiele/

Sophie Rosentreter dreht Filme für Demenzkranke.

MizunoAmi schrieb:Eine Bekannte von mir näht ehrenamtlich Nesteldecken für Demenzkranke.

Nie gehört. Danke. Lese ich mir durch.

Vielleicht hilft es ihm kleinere Aufgaben im Haushalt zu geben. Soweit es eben geht. Z.b Fegen oder eben auch Wäsche zusammenlegen, Fensterbretter abwischen.. iwas wo er sich nützlich fühlt, und was gleichzeitig nicht überlastet. Ihm begreiflich machen dass er seiner Frau damit hilft.
Demenz ist schwer... Und wenn er Spiele oder Puzzle nicht mag ist es umso schwieriger.
Wann immer es geht spazieren gehen und Spatzen oder Enten füttern.