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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

251 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Demenz ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Mondriana Diskussionsleiter
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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 16:07
Hallo,

meine Oma ist vor ein paar Wochen gestorben. Sie war schon sehr alt und hatte in den letzten drei Jahren Demenz. D.h. von anfänglichen Problemen im Alltag bis zum Totalausfall. Ich habe mich oft überfordert gefühlt. Zumal meine Oma immer sehr dominant war und zusätzlich zur Krankheit immer noch ihren Kopf durchsetzen wollte; was natürlich nicht immer ging.
Ich wüßte gerne, ob andere hier auch Erfahrungen mit dieser, ich finde teuflischen Krankheit gemacht haben und wie sie damit und natürlich mit dem Menschen umgegangen sind.
Ich will keine Absolution, denn ich habe sie schon öfters angeschrien; wenn sie z.B. die Polizei rufen wollte, wenn wir angeblich ihr Geld geklaut hatten. Aber ich wüßte einfach gerne, ob nur mir die Geduld für diesen ja im Grunde totkranken Menschen gefehlt hat.

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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 16:10
@Mondriana
Habe mal einen Probetag für eine zivistelle bei einer Demenzgruppe im Altersheim gehabt. Der Horrortag schlechthin bin nach 3 Std abgehauen. Ich gebe mir jedenfalls viel lieber selbst die Kugel als jemals auch nur ein Jahr soein Zombie zu sein.


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 16:14
@Mondriana

Hallo, erst mal mein Beleid :(

Mein Opa hatte damals Demenz. Er war schon lange Jahre im Heim. Ich muss ehrlich sagen, ich habe ihn oft nicht besucht. Ich war noch jung (unter 10) und meine Eltern haben mich auch nicht oft gefragt. Es war sehr schlimm. Ich war einmal dabei, mein Opa wusste nicht mehr wer meine Mutter ist (also seine Tochter) und hat andauernd gefragt... Schrecklich!

Vorher hat meine Oma ihn zuhause gepflegt, ich war auch oft da und habe z.B. LÜK mit ihm gespielt (kA ob du das kennst). Traurig dass er noch nicht mal mehr den Begriff für "Augen" wusste. Er hat immer nur gesagt dass wären Knöpfe

Vor ein paar Jahren dann hatte die Oma meines Freundes Demenz, verbunden mit einer Krebserkrankung. Sie wurde richtig aggressiv und hat nur noch rumgeschrien. Ich hab sie vorher zwar auch nicht viel kennengelernt, wir waren erst ca. ein halbes Jahr zusammen als sie krank wurde. Aber man merkte schon dass das nicht normal war...sie hat nur geschrien und gesagt dass sich niemand um sie kümmert obwohl mein Freund und seine Mutter Tag und Nacht für sie da waren und sie immer gepflegt haben, bis sie letztendlich im Krankenhaus gestorben ist


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 16:15
Hi,@Mondriana
Demenz geht leider auch mit Altersstarrsinn einher. Es ist ganz normal, daß die betroffenen Menschen einen "dicken Kopf" haben und wenn es nicht so geht, wie sie wollen, unleidlich werden. Am besten, man gibt ihnen in allem Recht und macht dann doch, wie man es selbst für richtig hält. Sie sind eben nicht mehr in der Lage, Dinge und Situationen richtig einzuschätzen. Anschreien hat gar keinen Zweck und führt zu zusätzlichen Verletzungen, und zwar für beide Seiten.
Eine Eskalation ist dann vorprogrammiert.
Dazu kommt noch, daß die Krankheit immer weiter fortschreitet, bis eben im schlimmsten Fall die Betroffenen nicht mal mehr wissen, wie man kaut.


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Mondriana Diskussionsleiter
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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 16:15
@Irenicus
das Problem dabei ist, man merkt es ja oft selbst nicht. Meine Oma jedenfalls nicht. Wir waren ja die Bösen und sie hat alles richtig und so wie immer gemacht.
Die Krankheit ist meine Meinung nach schlimmer für die Angehörigen als für den Erkrankten.


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Mondriana Diskussionsleiter
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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 16:17
@Hanika
das ist uns Gott sei Dank erspart geblieben. Essen konnte sie bis zum Schluß und die letzten Wochen war sie fast normal. Sie hatte allerdings schon immer mit hohem Blutdruck zu kämpfen und ist dann gestorben, weil das Wasser bis zum herzen gestiegen ist.
e


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Mondriana Diskussionsleiter
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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 16:22
@Soley
Wir haben sie bis zuletzt zu Hause gehabt und da ist sie auch gestorben. das war vor allem für meine Mutter sehr tröstlich. Allerdings denke ich, dass sie im Heim besser aufgehoben wäre. So schlimm das klingen mag. Diese Menschen brauchen feste Abläufe und je mehr man selbst gestresst ist, desto verwirrter wird der Erkrankte.
Wenn die Verwandten dann ganz entspannt ins Heim kommen, wo die Mahlzeiten, Tabletten etc. immer feste Zeiten haben, sind auch die Erkrankten meist ruhiger. Wobei das sicher auch nicht für jeden zutrifft.


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 16:30
Demenz ist schlimm...

Es gibt aber ein paar gute Möglichkeiten, damit umzugehen. Einmal : Zustimmen.
Oft ist es doch so, dass das Gesagte gar keinen Sinn hat, und ausreden bringt weder dem Demenzerkrankten noch dem anderen "Gesprächs"Partner etwas...

Die zweite, etwas elegantere Methode: Ablenken.
Einfach ganz beiläufig wegbringen von nem schwierigen Thema oder Fragen, die nicht beantwortet werden können...Das war bei meiner Uroma richtig heftig. Die wollte zum Schluss immer nach Hause, obwohl sie ja schon Zuhause war und wurde richtig traurig und so weiter :(. Was soll man da machen?
Damals wusste ich noch nichts davon. Naja, jedenfalls vom Thema abschwenken a la "Guck mal, ist das Wetter nicht heut schön?...Warst du früher nicht gern draußen? Was hast du da gemacht?" So ungefähr, ich hoffe, man versteht, was ich meine.


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 16:44
Demenz ist für michd er schreckliche Beweis das man siene Erinnerungen nicht mit irgendwohin nimmt nach dem Tot. Alles für die Katz. Dieser Gedanke ist so furchtbar das man lieber noch sehr sehr lange versucht zu "überleben"!


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 17:01
Oh ich kann ein Liedchen von dieser Krankheit singen, ich bewundere diese Menschen, die z.B. im Heim für Senioren tagtäglich damit umgehen müssen.

Ich selber hab Erfahrungen während eines Praktikum-Einsatzes gemacht, und mich hat man mit jungen Jahren einfach dieser alten Dame "zugeteilt", die ich zu duschen und Frühstücksfertig zu machen hätte.
Mit Engelszungen hab ich auf sie eingeredet, sie wollte natürlich viel lieber nachhause etc.
Oder, wenn ich ins Zimmer einer anderen Dame kam, waren die Wände, Gardinen und Bett mit Kot beschmiert, oder sie spuckte mir ihre Medis ins Gesicht "Pater Pedro will das so" ... ja... Da kann man schonmal den Geduldsfaden verlieren :D

Ich bin dann iwann spielerisch drauf eingegangen und hab gesagt die "Smarties" (Medikamente) machen schön etc.


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 17:04
@löm
Das ist auch eine sehr gute Möglichkeit, den Dementen zu lenken. Allerdings klappt das nicht immer, ein Versuch ist es auf alle Fälle wert.


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 17:07
Das Geheimnis im Umgang mit Demenz ist das Wort "Validation"
Das ist ein schwerer Weg, den man da gehen muss.
Für pflegende Angehörige empfehle ich das Aufsuchen einer Beratungsstelle.

http://www.validation-eva.com/de/20val.html (Archiv-Version vom 09.03.2010)

Ich arbeite seit etlichen Jahren mit dementen Menschen, pflege und beschäftige sie.
Allerdings kann ich nach meiner Schicht nach Hause gehen.
Ein Angehöriger betreut den Menschen rund um die Uhr.
Dabei braucht er dringend Unterstützung.


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 17:12
meine großmutter war auch dement bevor wir sie in eine demenz-wg "gegeben" haben.
du kannst am ende einfach nichts mehr machen, pflege wird 24h gebraucht weil z.b. das zeitgefühl flöten geht.
es kam durch aus vor das oma mitten in der nacht in die stadt wollte, brot kaufen weil sie ja nichts mehr da hat.. (brotkorb war selbstverständlich voll).
ausserdem haben wir ihr desöfteren dinge geklaut, vom toaster bis hin zum fernseher den wir ausgetauscht haben nach ihrer aussage.
geduld haben wir auch desöfteren verloren, man macht einfach soviel mit.
grade die extremen schwankungen sind erschreckend.
bei uns war es z.b. so dass oma an einem tag in der demenzwg plötzlich mit einem der pfleger polnisch geredet hat, zuletzt redete sie polnisch als sie nach dem 2. wk auf der flucht in polen war.. das ist ja nun ein paar jahre her.
besonders hart war es zuletzt vor ihrer "einweisung" ihr dinge wie z.b. den herd abstellen zu müssen.
alles zur sicherheit aller bewohner des hauses..
@Mondriana
mach dir da keinen kopf, das ist unglaublich schwer jemanden in dem zustand zu pflegen und immer ruhig zu bleiben, glaube das können selbst examinierte pfleger nicht.

wie andere schon gesagt haben, erklären bringt gegen ende nichts mehr, lieber zustimmen, abnicken aber doch so erledigen wie geplant trotz nicht zustimmung.


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 17:13
tipp an alle die in der schweren situation sind, z.b. die caritas bietet demenz-wg plätze an. besser kann es nicht gehn denke ich.


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 17:13
ich habe meine Ausbildung in der Psychiatrie auf der geschlossenen Geronto-Station gemacht und kenne das Krankheitsbild daher sehr gut, ich denke es ist ganz schlimm für die Angehörigen, und doch bewunderte ich die, welche tagtäglich auf Besuch kamen.


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 18:29
hi mondriana:) ich musste schmunzeln, als du das mit der polizeiholen gesagt hast:)

erst vorgestern hat, meine tante, meine oma aus der metzgerei abgegriffen, als sie da im dünnen jäckchen, beim metzger mit den kontoauszügen bezahlen wollte. meine tante hat sie auch angepfiffen, warum sie überhaupt einkaufen gehe. ist für demenzkranke gefährlich.
die oma wollte daraufhin auch die polizei holen, weil sie angeblich bestohlen wird und wir sie entmündigen lassen wollen. was nat. nicht stimmt.. das sind die momente wo ich noch schmunzeln kann. auch wenn ich mal mit silke, mal mit anni, mal mit irgendwer angesprochen werde....

was mir bei der ganzen sache ziemlich an die nerven geht ist: wenn du alle drei minuten , die selbe frage hörst...."wie spät ist es eigentlich?" oder "wo ist mein mann" "wie heisst der nochmal"

es ist eine scheisskrankheit. die man keinem wünschen will.


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 18:35
echt schlimm wirds dann wenn die dementen verwandten in klareren momenten fremden erzählen das diese bestohlen werden und diese das glauben. z.b. weil sie nicht wissen das die person dement ist oder das sie nicht wissen was demenz überhaupt bedeutet.

auch macht demenz vor niemandem halt, bzw. es ist strittig wie es dazu kommen kann.

meine ur-oma war immer eine hausfrau bzw. hat auf dem feld gearbeitet, also keine "gelehrte", ein anderer bekannter der familie aber hat seinen lebensunterhalt als mathematik professor an der uni bestritten bis er dement wurde.


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 18:52
Ja das mit der Demenz ist so eine Sache. Als Zivi hatte ich davon viele und eigentlich waren es mir die liebsten Patienten, aber ich als Zivi hatte ja auch genug Zeit um mit ihnen umzugehen. Wie schon geschrieben ist es falsch die Leute anzuschreien, denn in ihrer Welt läuft einfach etwas schief und so wirklich benennen können sie es nicht. Man brauch eben ein dickes Fell und dass ist das schwierige bei den eigenen Anverwandten. Meine beiden Omas haben Demenz bekommen, also werde ich das wohl auch kriegen. Aber es ist immer so eine Sache wie man das annimmt. Für meinen Vater war es sehr schlimm seine hochgebildete Mutter zu einem starsinnigen Monster und dann hilflosen Kind werden zu sehen, aber als ich ihm das erklärt habe hatten zumindest die letzen paar Monate etwas für beide. Mein Vater hat sich dann rührend um meine Oma gekümmert und sie als sein Mädchen bezeichnet und Oma wurde auch ganz ruhig und war endlich wieder glücklich bis zu ihrem Tod. Die andere Oma ist leider in einem Altersheim, da sie garnicht mehr weis wo forne und hinten ist, aber ich glaube dass wir immer wieder hinfahren und ihr vorlesen und mit ihr nen bissel spielen usw hilft ihr auch über den tag. Im Endeffekt muss man sich immer sagen, dass diese Menschen ihr ganzes Leben für uns da waren und nun wir an der Reihe sind uns um sie zu kümmern, dass das nicht einfach ist und mir auch ab und an die tränen kamen vor Wut oder Trauer ist ganz normal und zeigt nur unsere verbundenheit zu diesen Personen.


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 19:08
@Mondriana


Ich kann dich da sehr gut verstehen,
geht mir mit meiner Mutter genauso.
Sie ist zwar noch relativ selbstständig,aber die Demenz schreitet unaufhörlich voran.
Und obwohl ich mir immer wieder sage,"sie ist krank"
sind grade diese Anschuldigungen von ihr,wir würden ihr Geld stehlen,
sehr schwer zu ertragen.
Das Schlimme daran ist,meine Schwester wohnt 100 km weit weg,und kümmert sich (ausser tägliche Anrufe) überhaupt nicht um unsere Mutter,aber ihr erzählt meine Mutter dauernd,dass wir sie bestehlen,und ich muss mich dann auch da ewig rechtfertigen.
Die wenigsten Angehörigen,die sich um Demenzkranke kümmern haben Erfahrungen damit,und machen nun mal vieles falsch.
Auch ich.


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Demenzerkrankung: Erfahrungen?

06.01.2010 um 19:13
LOL jau dass gabs bei uns auch. Am besten die Mutter mal nen paar Tage zu denen abschieben. Dann ist ganz schnell Ruhe im Karton. Meine Tante konnte sich das mit ihrer Mutter auch nicht vorstellen und hat dann am Telefon ihr immer irgendwelche Flausen in den Kopf gesetzt. Aber ich hab dann mal organisiert, dass sie mal nen paar Tage die Oma bekam und schwubs war endlich Ruhe. Ich weis das geht nicht immer oder ist kompliziert aber helfen tut es bei Geschwistern auf jedenfall wenn alle sich damit außeinander setzen.


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