MRSA - Die unheimliche Gefahr

krungt schrieb:MRSA steht ja nicht auf dem Schein!

Zumindest auf Laborbefunden, und so eine Patientenakte ist nachvollziehbar.

Die Forschung und Vermeidung von Infektionen mit MRSA läuft auf Hochtouren, zumindest in Unikliniken, das weiß ich aus erster Hand :)

Klar ist so eine Infektion nichts Schönes, aber übertriebene Panikmache halte ich für viel gefahrvoller.

@Soley
Schon beeindruckend, wenn man bedenkt, dass seit 2007 jährlich über 10000 Paper zum Thema MRSA-Erkennung, Vermeidung und Behandung veröffentlicht wurden.

@Rho-ny-theta

Richtig, und ich hab jeden Tag damit zu tun, zu Hauf. Ja, es gibt einige Infektionen und davon gibts dann noch mal welche, die schwer in den Griff zu bekommen sind. Ältere Patienten sind halt sehr anfällig und leider gibt es auch Todesfälle...das sind dann aber schon Extrembeispiele.

MRSA ist an sich auch nich meldepflichtig beim Gesundheitsamt, nur der Nachweis im Blut..

@Soley
Aber ist es nicht so, dass es für Nosokomialinfektionen im Allgemeinen und MRSA im Besonderen jeweils eigene Melde- und Monitoringsysteme gibt? Wäre es deiner Meinung nach sinnvoll, ein solches System verpflichtend zu machen?

@Rho-ny-theta
Sie haben Recht! In der Praxis geschieht bei uns das Gegenteil!
Und was die nächsten Jahre geschieht, wenn noch mehr Ältere in die Kliniken müssen, kann sich dann ja jeder vorstellen! Mehr möchte ich jetzt gar nicht ausführen! Nur ein Stichwort: "sozialverträgliches Ableben"!

@Rho-ny-theta

Sicher gibt es da eigene Systeme, der Nachweis von MRSA ist an sich aber nicht meldepflichtig. Häufigster Entnahmeort ist halt der Nasen- / Rachenraum und hier besteht keine Meldepflicht.
Anders sieht es bei Blutkulturen aus, wenn dort ein MRSA nachgewiesen wird, wird das Gesundheitsamt informiert.
Das ist halt nochmal was anderes, als der reine Nachweis auf der Haut / Schleimhaut...

Sinnvoll halte ich es bei bei Nachweis auf der Haut nicht....
Isolations"pflicht" besteht natürlich im KH.... d.h. Patient allein verlegen und das Zimmer reinigen. Wie genau das vorgegangen wird weiß ich nicht, ich finde, das sollte reichen.

Wie gesagt, in der Forschung wird mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet. Wobei ich glaube dass das nie wirklich komplett verschwinden wird. Wo viele kranke Patienten auf einen Haufen sind, ist sowas nicht vermeidbar, finde ich. Man muss mal schauen, wie man sowas am Besten vermeiden kann, woran es liegt etc. pp.

@Soley
Alles klar, bin auch kein Fachmann auf diesem Gebiet, hatte nur man eine Freundin bei den Rettungssanitätern, die unter anderem in der MRSA-Patienten-Verlegung tätig war.

Mit Sicherheit macht es keinen Sinn, die Thematik über Gebühr aufzublähen, auch wenn es sicherlich ein ernstzunehmendes Problem ist. Wie du schon sagtest: wo viele kranke Menschen zusammenkommen, gibt es immer ein gewisses Risiko.

Ich denke, die Legionellen vor ein paar Jahren haben gezeigt, wie es klappen kann: Problem möglichst klar umreißen, mögliche Lösungsstrategien erarbeiten, und dann die Strategie, die am erfolgversprechendsten ist, konsequent umsetzen.

Meiner Meinung nach ist man bei MRSA auf dem Weg in die richtige Richtung, und darf jetzt nur nicht nachlässig werden. Zusätzlich sollte man auch generell den Antibiotikamissbrauch in der Bevölkerung bekämpfen und in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen die Hygienevorschriften konsequent durchsetzen, dann kann man auch diese Krankheit in den Griff bekommen.

@Rho-ny-theta

Naja schon, das Thema sollte man wirklich ernst nehmen und nicht auf die leichte Schulter.

Ich bin sicher schon bisschen abgestumpft weil ich tagtäglich zu Hunderten damit zu tun habe und irgendwann baut man eine Distanz dazu auf. Deshalb halte ich es auch für wenig sinnvoll in Panik zu verfallen. Sicher sind Todesfälle durch Infektionen mit MRSA vielleicht vermeidbar gewesen, aber solche Fälle sind ja nur zu schön für die Presse, um daraus ein Angstthema zu machen...und einen Bösen zu finden, die Kliniken nämlich.

Auf dem richtigen Weg ist man absolut, nur gibt es so viele Wege sich damit zu infizieren..und dann muss man schauen wie sowas vermeidbar ist, ob es das überhaupt ist, ist noch eine ganz andere Frage.

Das Thema an ist sicherlich interesant, sollte aber nicht mit Angst behaftet sein.

@Soley

Sicher, einen Schuldigen bei einer Krankheit zu suchen, macht auch keinen oder nur wenig Sinn.

Ich hatte es ja vorhin schon geschrieben, die Kliniken mögen teils fahrlässig handeln, aber wenn, dann nur aus Unkenntnis oder Kostendruck, keinesfalls aus böser Absicht. Es kann ja nur im Interesse der Klinik selbst liegen, Infektionen aller Art so gut wie möglich zu vermeiden, und auch Todesfälle sind mit Sicherheit nicht gerne gesehen, wenn auch manchmal unvermeidbar. Und glücklicherweise kann man gegen Unwissenheit und Kostendruck ganz hervorragend mittels Fortbildung und Bereitstellung von Mitteln vorgehen, was ja auch gemacht wird.

Dass die Medien gerne mal "Modekrankheiten" zur Weltuntergangsseuche hochschreiben, kennt man ja auch zu genüge, siehe SARS, Vogelgrippe oder resistente TBC; alles ernste und zum Teil tödliche Krankheiten, aber durchaus noch beherrschbar, wenn frühzeitig erkannt bzw. wenn das Gesundheitswesen rechtzeitig aufmerksam wird und einschreitet.

Leider werden besonders tragische Fällen wie die Vorkommnisse an der Charité gerne benutzt, um die Problematik für das breite Publikum reißerisch aufzubereiten und Angst zu schüren; der eigentlichen Diskussion ist damit aber nur ein Bärendienst erwiesen.

@Rho-ny-theta

Es gibt natürlich überall schwarze Schafe...eine Kollegin erzählte mir mal von einem Bericht den sie gelesen hatte, in dem eine Klinik statt Desinfektionsmittel - und jetzt festhalten - Zitronensäure benutzt hat! Natürlich um Kosten zu sparen...

Sowas lässt einen die Nackhaare zu Berge stehen, stellt für mich aber sicher die Ausnahme da. Ich hätte zumindest keine Angst ins KH zu müssen, ich wüsste ja sogar, welches ich meiden könnte wegen zu hoher Prävalenz ;)

Und natürlich sollte man keine Krankheit kleinreden, jede ist ne Geschichte für sich und gefährlich oder eben weniger bedrohlich. So ne restistente TBC ist schon ne üble Sache z.B., kommt zum Glück aber auch recht selten vor, zumindest hier bei uns in Mitteleuropa.

Aber diese Panikmache und unfundierte Berichterstattung über "Todesseuchen", resultiernd aus Halbwissen und die Gier nach Schlagzeilen ist einfach nur beunruhigend. Viele Leute lassen sich von sowas Angst machen...

@Soley
Ja, da hängen auch Profite dran. Bei der Schweinegrippe hat man dann auch sehr schön gesehen, wie extrem beeinflussbar die öffentliche Meinung ist.

Der Wechsel von "OhMeinGottWirHabenKeinenImpfstoffTutDochWasWirWerdenAlleSterben-Panik"
zu "Ja, Wissenschaft, Politiker, sinnlos Tamiflu gekauft, nech? Habt euch schön von der Pharmaindustrie verarschen lassen, ja? Ich hab ja die Seuche Nieeeee ernstgenommen, nein"
ging quasi direkt über Nacht; beide Extreme kommen so in der Wissenschaft eigentlich nicht vor, zum Glück.

@Rho-ny-theta

Mit der Schweinegrippe damals war echt konfus...ich hatte eine Arbeitskollegin die nachweislich daran erkrankt war. Wir saßen den ganzen Tag in einem Büro aufeinander. Ein paar Tage später hatte ich mit grippeähnlichen Symptomen zu kämpfen und bin zum Arzt. Ohne aber vorher den Verdacht zu äußern...

Während des Gesprächs mit der Ärztin erwähnte ich o.g. eben...sie lief ganz blass an und ging raus, kann mit Schutzkleidung wieder etc. pp. Ich musste schon schmunzeln...es wurd ein Abstrich gemacht, den ich letzten Endes selber bezahlen durfte (waren so ca. 50 Euro) weil er negativ war.

Das war ne Panikmache damals...und ja die Pharmaindustrie hat sich da mal wieder selbst übertroffen. Aber hinterher kräht da kein Hahn nach...weil hätte ja auch schlimm werden können, man weiß es ja nicht. Schuld war und ist ja niemand...

@Soley
Ja, das Grundproblem bei Vorbeugungsmaßnahmen:

Geht alles gut, sieht jeder nur die unnötigen Kosten;
Läuft es aber schief, und niemand hat vorgebeugt, sieht es noch viel schlechter aus.

Damals hat ja die Politik auch auf öffentlichen Druck hin gehandelt, mit bekanntem Resultat.

Wie man es besser machen könnte, weiß ich aber leider auch nicht, aber hoffentlich die Verantwortlichen, RKI und so, aber da bin ich eigentlich guter Dinge. Man darf sich nur nicht so extrem von den Medien beeeinflussen lassen.

@Rho-ny-theta

Natürlich hätte es auch schlimm enden können, vor allem wenn kein Impfstoff da gewesen wäre. Aber wir leben hier ja nicht in Afrika, wo man total verloren wäre...

Ich lass mich bzgl. angeblicher "Todesseuchen" lange nicht mehr von den Medien in Angst versetzen. Klar kann sowas auch umschlagen und Todesfälle gibt es eigentlich immer...

Vielleicht rede ich anders wenn wirklich mal die Katastrophe ausbricht, aber solange nichts passiert, bleibe ich guter Dinge ;)

@Soley
im KH so -> Isolation, betreten nur nach guter Händehygiene, Schutzanzug, Mundschutz. Bettwäsche tälgich wechseln und gesondert gewaschen, am Patient selber dekolonisieren (spezielles Duschmittel, Shampoo, Mundwasser, Nasensalbe usw.) . Täglich neue Zahnbürste, desinfizieren von Brillen/Hörgeräten usw., Lappen/tücherwechsel täglich, kein Rolldeo usw usf.

@darkylein
Dieser Ansatz funktioniert ja in den Niederlanden scheinbar vorbildlich, die Studie hatten wir ja gerade auf den vorherigen Seiten. Ich sehe keinen Grund, warum das bei uns nicht ähnlich gut funktionieren sollte.

@Rho-ny-theta
hier in der CH läuft das genauso ab..

@darkylein
Aha, wieder was gelernt. Gibt es da Erfassungen über die Erfolge seit Einführung? Würde mich auch aus beruflicher Sicht interessieren.

@Rho-ny-theta
finde da nicht viel dazu, da es aber hier wohl auch nicht offiziell meldepflichtig ist soviel ich weiss, aber hier von einem Krankenhaus hier -> http://www.infekt.ch/updown/vortrag/sh_04_mrsa_massnahmen.pdf (Archiv-Version vom 17.09.2011)

Hier habe ich noch Zahlen gefunden (unten bei der Stellungsnahme) http://www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20123208

@darkylein
Okay, vielen Dank, werde es mir mal ansehen.