Übertriebene Vergangenheitsbewältigung?

Schon mein Opa sagte Ende der 80er Jahre:"Den können Sie wohl nicht vergessen!", wenn sie Hitler im Fernsehen zeigten.
Ich persönlich, der im TV primär Dokus schaut, habe festgestellt dass ca. im Abstand von 14 Tagen auf irgendeinem Sender etwas über Hitler, den 2.WK oder die KZ zu sehen ist.
Ich kann das ehrlich gesagt langsam nicht mehr sehen.
Mehr noch. ich befürchte sogar, je öfter man es sieht, desto mehr gewöhnt man sich dran.
Meine Frage ist, kann eine übertriebene Berichterstattung über die unrühmliche Geschichte dazu führen, dass wir deren wahres Leid und Ausmass nicht mehr emotional wahr nehmen und es damit genau in die falsche Richtung führen kann?

@martialis

Nein, das lenkt von heutigen ernsten Problemen bei uns und im Rest der Welt ab und und fördert und beschwört das kollektive schlechte Gewissen

Ja allerdings, ob nun N24 oder sämtliche andere Bildungskanäle, immer- und immerwieder läuft der selbe Mist. So langsam müßte doch den Sendern das ganze Bild- und Tonmaterial aus dem 2. Weltkrieg ausgehen. Allerdings muss ich dennoch zugeben, dass Berichte von damaligen Zeitzeugen interessante Geschichten erzählen und man den 2. Weltkrieg aus einer anderen Perspektive erhält, als man ihn überdrüssligerweise vorgeschrieben bekommt...

Wäre Unwissenheit oder Verdrängung nicht viel gefährlicher?

Ich erinnere mich einmal einige Strasseninterviews aus den fünziger jahren gesehen zu haben in denen Passanten zu genau diesem Thema befragt wurde und schon da waren alle genervt von dem "endlosen" Aufkochen dieser dummen Sache die endlich ein Ende finden sollte.
Ich finde die Art in der wir unsere Geschichte aufarbeiten ehrlich und im Vergleich zu anderen Genoziden vorbildlich.

Eher taktische als übertriebene Vergangenheitsbewältigung!
Überleg mal wer auf dieser Welt die meisten Rechte und wer die meisten Pflichten hat.

"und beschwört das kollektive schlechte Gewissen"

Bei mir hat noch keine Nazidokumentation ein schlechtes Gewissen erzeugt. Leute bei denen es das tut, müssen schon ne recht krude Vorstellung von Volk, sich selbst und Vorfahren haben.

Die Nazizeit und der damit verbundene 2. Weltkrieg sind nun mal die größten Katastrophen die dieses Land jemals heimgesucht haben, da ist es doch kein Wunder das es bis heute ein reges Interesse daran gibt.

ist doch in Ordnung daß man sowas zeigt.
Es zwingt einen ja niemand, das anzuschauen.
Also wieso sich drüber aufregen und groß nachdenken?

Also wieso sich drüber aufregen und groß nachdenken?

Ja , genau warum nachdenken? Ist vielleicht das Beste in diesem Land

@martialis
in diesem Fall vielleicht wirklich.
Würde es niemand sehen, würde es auch kein TV Sender bringen. Oder stecken verschworenen Dunkelmänner dahinter die uns schlechtes gewissen anerziehen?

wer schaut sich solche doku`s oder filme denn stets an? wohl keiner - es gibt wieviele fernsehprogramme? und wenn dort fußball läuft - klick - und wo anders ein thriller mit mord und totschlag - klick

ich ganz speziell habe meine "zeiten" in denen ich mich intensiv mit dem thema befasse - mai und november . . .

soviel "gedächtnis" zeit muss sein - und wie schon erwähnt wurde - nehmen mich auch die lebensschicksale einzelner ein stück in die zeit mit -

Ist doch wahr, wieso schreibst Du hier, Du kannst es langsam nichtmehr sehen?
Dich zwingt doch keiner das anzuschauen Oo.

Überleg mal wer auf dieser Welt die meisten Rechte und wer die meisten Pflichten hat.

Ich rede ja nicht davon, dass wir es nicht mehr zeigen sollen.
Ein stetiges Wiederholen, kann aber genauso wenn ich mir hundertmal einen Amoklauf ansehe, die ganze Sache nicht mehr ganz so brutal erscheinen lassen.

Ist doch wahr, wieso schreibst Du hier, Du kannst es langsam nichtmehr sehen?
Dich zwingt doch keiner das anzuschauen Oo.


Es geht nicht um mich, da mach dir mal keine Sorgen

ich denke es führt in alle richtungen, auf grund der eigenen entstehung und der erkenntnis die wir uns selbst aneignen, bzw durch derer die uns prägen. (soziales umfeld, eltern - erziehung, soziale brennpunkte - weiterentwicklung ohne ein schubladendenken zu besitzen etc,etc)!
viele kleine puzzel führen meistens, zum ganzen!
damit meine ich das ein jeder von uns seine eigene erfahrung macht aufgrund seiner eigenen entstehungsgschichte!
ich bin im ambulanten pflegedienst tätig seit ca 7jahren!
meine eigene erfahrung im gespräch mit älteren menschen ist unterschiedlich und durchaus interessant... nun, ein jeder ist bei sich und erlebt die "gegebenheiten" für sich selbst oder durch andere.
"Meine Frage ist, kann eine übertriebene Berichterstattung über die unrühmliche Geschichte dazu führen, dass wir deren wahres Leid und Ausmass nicht mehr emotional wahr nehmen und es damit genau in die falsche Richtung führen kann?"


aus meiner sicht ist es durchaus verständlich, dass die aussagen verfälscht sind da ein jeder der es erlebt hat dies anders betrachtet und erlebt hat!

@martialis

Interessant bleibt es aber doch zumindest für die, die es sich eben noch nicht hundertfach ansehen mussten/konnten/sollten - unsere Kinder... und danach eben für deren Kinder etc. kurz: Jedwede Folgegeneration, wodurch ein (vielleicht dann doch gefährliches) Vergessen verhindert wird.

@feemorgana

Ist ein Argument, gebe ich zu.
Trotzdem ändert es nichts an dem was ich oben schrieb.
Davon ab, glaube ich nicht , dass um 22.00Uhr Kinder das erstemal Hitler im Fernsehen sehen, und nun endlich über die deutsche Geschichte aufgeklärt werden müssen^^

"kindern" würde man dies auch nur sehr,sehr vorsichtig vermitteln -

eigentlich gehört zum verständnis ein gewisser reifegrad - und jugendliche mit 14 - mitten in der pubertät sind durchaus fähig eindrücke zu sammeln, sie zu bewerten und durch mehr sachinformationen basiswissen zu erwerben - inwiefern dies so in die tiefe geht, dass sie mitfühlen, dass sie es intensiver wahrnehmen als "nur" sachlich hängt eindeutig von den pädagogen ab, die sie durch diese geschichte führen

und auseinandersetzung mit einem thema ist immer auch emotional geprägt -

@martialis

Das ist allerdings auch ein Argument - zugegebener Maßen. :)
Obwohl sicherlich die ab 22.00 Uhr gezeigten Filme über jenes Geschichtsereignis ohnehin nicht unbedingt die kinderfreundlichsten sind.

Andererseits finde ich grade die These der Abstumpfung recht eingeengt, wenn Du sie nur auf dieses eine Thema beziehst. Denn jene vollzieht sich doch grade in den heutigen Generationen, die so arg medienorientiert Leben, auf einem sehr viel allgemeineren Niveau - wie bei z.B. ja bereits von Dir erwähnten Amokläufern.

eigentlich gehört zum verständnis ein gewisser reifegrad - und jugendliche mit 14 - mitten in der pubertät sind durchaus fähig eindrücke zu sammeln,

naja zur meiner Zeit hat man die Geschichte noch in der Schule gelernt und nicht bei ntv

@martialis,
keine Frage es is nicht schlecht wenn man sich ab und an mit Geschichtlichen beschäftigt. Jedoch hat so glaube ich die Mehrheit der Menschen auch ohne solche Bilder im TV Angst vor Kriegen!
Das aber irgendwer abgebrüht wird wegen ein paar Filmen? Nein, das glaube ich nicht wirklich.

@feemorgana,
interessant für unsere Kiddys wäre generell geschichtlicher Unterricht im Fernsehn. (keine Ahnung obs das gibt, da ich nicht Fern schaue)
Wir sehen ja auch nicht alle 14 Tage Bilder vom 30 Jährigen Krieg um uns zu erinnern.
Wir wissen auch ohne Fernsehn das Krieg die Hölle ist. Auch unsere Jüngsten wissen das.

@feemorgana

Lässt sich auch auf andere Stories anwenden. Allerdings ist von der Zeitspanne der Adolf klar im Vorteil, gegenüber dem Amokläufer von vor paar Jahren^^