Übertriebene Vergangenheitsbewältigung?

@yoyo

Versuche in diese Richtung gab es aus verschiedenen "Kulturkreisen" auch schon in der BRD. Da ist es dann mal ganz gut, wenn der Staat auf Schulpflicht und seine Rechte pocht.



@martialis

17.03.2009 , 13:02
Alarmierender Befund des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen: Eine Befragung von 53.000 Jugendlichen zeigt, wie ausgeprägt neonazistische Tendenzen und Fremdenhass unter deutschen Teenagern sind. Vor allem Hauptschulen sind betroffen.



Alarmierender Befund des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen: Rund jeder siebte Jugendliche in Deutschland hat eine massive Abneigung gegen Fremde. 14,4 Prozent aller befragten Jugendlichen seien als "sehr ausländerfeindlich" einzustufen, berichten Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und Christian Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts.

Der CDU-Politiker und der Wissenschaftler stellten in Berlin erste Ergebnisse des Forschungsprojekts "Jugendliche in Deutschland als Täter und Opfer von Gewalt" vor.

Demnach gaben 4,9 Prozent der befragten Jungen an, Mitglied einer rechtsextremen Gruppe oder Kameradschaft zu sein. Bei den Mädchen waren es 2,6 Prozent.

Minister Schäuble zeigte sich "erschrocken" über die hohe Zahl der starken Bindungen an rechte Gruppierungen. Hier müssten die Bemühungen weiter intensiviert werden.

Rechtsextreme Einstellungen seien vor allem bei Jungen anzutreffen, sagte Pfeiffer. Sie verteilten sich zudem regional sehr unterschiedlich. "Das muss uns aufrütteln, dass ein hoher Anteil der Jungen in West- und Ostdeutschland ins Fahrwasser der Rechten geraten ist." Am ausgeprägtesten seien Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus an Hauptschulen.

Die Jugendgewalt ist der Erhebung zufolge in den vergangenen zehn Jahren bundesweit überwiegend leicht gesunken oder zumindest konstant geblieben.

(...)


(sueddeutsche.de)

@Doors

Ja und hätte man die 14,4 Prozent aller befragten Jugendlichen multikulturell erzogen, wäre das nicht passiert?
Manchmal reicht nur einer mit "rechten Gedanken" andere mitzuziehen, gerade in nicht so rosigen Zeiten.

@martialis

"Multikulturaliät" muss nicht vor Rassismus oder Faschismus schützen. Andererseits weiss man aus der Geschichte, dass Antisemitismus keine Juden braucht, und aus "national befreiten Zonen" in Wild-Ost, dass Ausländerfeindlichkeit nicht mal Ausländer braucht.

14,4 sehr ausländerfeindlich. Ich wette, die Zahlen sind für viele Länder dieser Welt auf gleichem Niveau, wenn nicht noch höher. Nur in vielen Ländern werden solche Untersuchungen gar nicht erst durchgeführt. Möchte gar nicht wissen, was die Japaner so über Ausländer denken.

Eine gewisse Disposition für Rassismus ist angeboren, die hat jeder Mensch, was in diversen Tests bewiesen wurde.

@Doors

So sieht es mal aus. Der Mensch ist schlecht und das nicht erst seit gestern^^

@Doors
wohl wahr

@martialis
durch gemeinsame schulbesuche, clevere lehrer können durchaus grundsteine gelegt werden für ein besseres verständnis, aufklärung von missverständnissen usw.

gibt ja jetzt schon überlegungen und auch praktische übungen bilingualer wissensvermittlung - gegenüberstellungen der kulturen - gemeinsamkeiten - unterschiede ...

das ist der schritt in die richtige richtung - das "fremde" "andere" zu verstehen . .

@kiki1962

Glaube ich nicht. Das Phänomen Fremdenfeindlichkeit ist nicht durch mangelnde Aufklärung entstanden.
Besuch mal eine kleingartenkolonie deiner Wahl. Warum ist jeder Garten eingezäunt, aber nicht gesichert wie ein Hochsicherheitstrackt?
Weil man primär keine Angst vor Einbrechern hat, sondern weil man seine Ruhe vor unerwünschten Besuchern haben will.
Ist vllt. ein blödes Beispiel, aber ich denke es trifft die Sache schon

aber was genau treibt jemanden dazu sich "abzusichern", "einzuigeln"

wir zu hause hatten stets offene türen - die hoftür war selbst im winter nur angelehnt - ich bin mit keinem "verschlossenen" berührt worden -

und auch meine tür ist zu hause nur eingeklingt - nur nachts verschließe ich sie und wenn ich länger wegbleibe -

liegt letztlich an jedem selbst - aber es grenzt aus eindeutig und man signalisiert: bleibe mir fern . . .

welch enge . . . . verbretterte deutsche - --

@martialis

Im Kleingartenverein bestimmen allerdings die Regelungen des Bundeskleingartengesetzes (BKleingG) die Pflichten zur Einzäunung der Parzelle, nicht der individuelle Wunsch des Kleingärtners. Wir sind hier schliesslich in Deutschland, wo das Aufstellen eines Gartenzwerges einen genehmigungspflichtigen Verwaltungsakt darstellt.

@Doors

Wenn ich mir das gutbürgerliche Nachbarschaftsverhältnis in Städten so ansehe, bezweifel ich, dass es ein Bundeskleingartengesetzes (BKleingG) bedarf, welches einem zum Einzäunen verpflichtet ^^

Geschichtsbewältigung muss sein,es ist essentiell um eine wiederholung einer derartigen katastrophe zu vermeiden.aber ich denke auch,das guido knopp mit seiner "hitler-serie" eine welle losgetreten hat und nun möglichst jeder sender und jede zeitschrift daran verdienen will.hitler ist eben zu einem verkaufsobjekt geworden.eigentlich war er es auch schon immer.ich erinner nur an die gefälschten hitler-tagebücher.
es kommt irgendwie auch keine neuigkeit mehr ans licht.alles schon tausenduneinmal gehört,gelesen,gesehen.es scheint fast so,als neige der deutsche tatsächlich dazu sich masochistisch an die vergangenheit zu klammern.allerdings muss man auch sagen,das so etwas unfassbares in der geschichte einmalig war und das nichts dieses ungeschen machen wird.
was also kann man tun um mit dieser vergangenheit um zu gehen?

@martialis

In "gutbürgerlichen" Wohnvierteln regeln andere, kommunale Verordnungen die Einfriedung von Grundstücken. Meist ist sogar vorgeschrieben, welche Höhe und Beschaffenheit (Material, Farbe) Zäune haben müssen, oder in welcher Form Hecken zulässig sind, incl. Vorschriften über maximale Höhe und Breite sowie verwendete Gehölzarten und deren Schnitt-Häufigkeit.

@martialis

martialis schrieb:Mehr noch. ich befürchte sogar, je öfter man es sieht, desto mehr gewöhnt man sich dran.
Meine Frage ist, kann eine übertriebene Berichterstattung über die unrühmliche Geschichte dazu führen, dass wir deren wahres Leid und Ausmass nicht mehr emotional wahr nehmen und es damit genau in die falsche Richtung führen kann?

Ich denke ja, es kann dazu führen, dass man auf "Durchzug" schaltet innerlich: zum einen Ohr rein, zum anderen raus ----je nachdem, wie diese Berichterstattungen durchgeführt werden.


Mir scheint dieses Thema für das begreifen von Mechanismen im sozial- poitischen System wichtig, und dass aufzeigen, wie weit Menschen manipuliert werden können von einem System, einer politischen Figur und ihrer dahinterstehenden Lobby

@elfenpfad


Die "dahinter stehende Lobby" im Falle des deutschen Faschismus also das deutsche Kapital, insbesondere die Rüstungsindustrie im weitesten Sinne, sowie der Grossgrundbesitz und einige Medienkonzerne, darunter durchaus heute noch namhafte Unternehmen, bleibt allerdings in den meisten populären Veröffentlichungen aus gutem Grunde ungenannt. Man will schliesslich keine Kunden vergraulen.
Auch die Rolle der deutschen Sozialdemokratie, der christlichen Kirchen bei der "Machtergreifung" und ihren Folgen oder das klägliche Versagen der Gewerkschaften bleibt meist im Schatten des Spektakulären "Unter den Röcken von Hitlers Frauen" oder "Ich war Hitlers Spucknapf".

@Doors
Ja, die Zusammenhänge komplexer aufzuzeigen, wäre ja in manchen anderen Themenbereichen genauso zu begrüssen.
Aber aus den genannten Gründen bleibt es dann leider oft auf einen Themenbereich beschränkt, der auf eine emotionale Wirkung hinzielt, und auf eine oberlächliche Auseinandersetzung ....
und genau daran verlieren immer mehr Menschen ( eigentlich ja zum Glück ) das Interesse...
auch wenn es imme noch genug Leute gibt, die sich genau an Themen sozusagen "aufgeilen" ( so wie von Dir aufgeführte "ich war Hitlers Spucknapf" :D )

@e.jakulatt

e.jakulatt schrieb:es kommt irgendwie auch keine neuigkeit mehr ans licht.alles schon tausenduneinmal gehört,gelesen,gesehen.

DEN Eindruck habe ich nun gar nicht. Alleine die Aufarbeitung der jetzt erst freigegebenen Steuerakten des Reichs-Finanzministeriums wird noch eeine Generation von Historikern beschäftigen. Warum wichtig? Weil jetzt erst die "Schnäppchenjagd" der Volksgenossen während der großen Judendeportationen im Reich, sowie Einzelheiten der Arisierungen durchschaubarer wird. Um nur ein Beispiel zu nennen. Im Übrigen bietet nahezu jede neue Doku und jedes neue Fachbuch zum Thema neue Aspekte.

Aber hier lese ich immer: "Ist doch alles bekannt" Um dann festzustellen wie WENIG den meisten wirklich bekannt ist.

die geschichte brauchen wir nicht zu bewältigen, die sollten wir verstehen, begreifen -

welche ursachen habe was für eine wirkung? - das schema ist gesetzmäßig - also müssen wir ursachen gestalten . .. .

@Doors


In "gutbürgerlichen" Wohnvierteln regeln andere, kommunale Verordnungen die Einfriedung von Grundstücken. Meist ist sogar vorgeschrieben, welche Höhe und Beschaffenheit

Ja, das ist richtig. Ich meinte aber eher die zwischenmenschlichen Beziehungen, vom Interesse an der Nachbarschaft bis hin zur "Nachbarschaftsliebe".
Darum denke ich, man braucht zumindestens sehr vielen nicht vorschreiben sich in ihrem Garten durch eine Umzäunung abzugrenzen. Sie würden es wahrscheinlich eh tun, um nur den reinzulassen, der ihnen recht ist

@martialis



Der Versuch, aus der "Kleingärtner-Mentalität" eine quasi natürliche Ablehnung allen Fremden gegenüber abzuleiten, ist zum Misslingen verurteilt. Fremdenfeindlichkeit ist höchstens so natürlich wie ein Kleingarten.

Ich muss meine Nachbarn nicht lieben - unabhängig von ihrer Herkunft, Klasse, Hautfarbe, Religion. Ich betrachte es als ein Grundrecht, dass mir meine Nachbarn so "schietegol" sind wie ich hoffentlich ihnen.