Die Fähigkeit, Dinge zu lieben

Der Fachbegriff ist "Objektophilie".
Bekannte Vertreter/innen sind eine Frau, die die Berliner Mauer liebt, eine, die mit dem Eiffelturm verheiratet ist - und man findet in den Medien noch andere, die sich öffentlich zu ihrer Liebe bekannt haben.

So unterschiedlich wie die Lieblinge sind, so unterschiedlich sind die Menschen, die diese Neigung haben.
Wissenschaftler haben sich mit dieser Art zu Lieben bereits auseinander gesetzt. Der bekannteste ist Volkmar Sigusch.

Man findet viel abstruses und abwertendes Material über objektophile Menschen, beispielsweise, dass sie in der Kindheit üble Erfahrungen gemacht haben, Autisten sind (Autismus ist an sich keine Beleidigung, als Stigma allerdings schon), keinen Menschen "abkriegen" (aus welchen Gründen auch immer).
Oder sie werden als pervers diffamiert, weil es für viele nicht nachvollziehbar ist, etwas Gegenständliches als vollwertigen Partner zu sehen/zu fühlen.
Oder es wird auf Fetischismus reduziert ...

Diese Verallgemeinerung ist völlig nonsens!

Die Fähigkeit, Dinge zu Lieben ist (wie z.B. auch Synästhesie) eine Bereicherung der menschlichen Empfindungsfähigkeit, keine Fehlfunktion. Wir leben in einer Welt, wo immer mehr DINGE wichtig sind, Maschinen unseren Alltag begleiten oder auch symbiotisch menschliches Leben beeinflussen (künstliche Körperteile, Lungenmaschinen etc.). Äußerlich sind wir von Gebäuden, Fahrzeugen ... umgeben. Es ist ein Neben- und miteinander.
Gerade Fahrzeuge haben ja eine Analogie zu uns: Vier Räder, ein Gesicht, ein Hintern.
Die Affinität zu Autos, Eisenbahn u.ä. ist uns eigentlich vertraut :-).

Wenn man es ganz streng nimmt sind wir alle (Mensch, Tier, Pflanze, Dinge) aus dem gleichen Material. Allein die Zusammensetzung der kleinsten Teilchen bewirkt das Werden zu was/wem. Auch im christlichem Glauben findet man, dass Adam aus Lehm erschaffen wurde ...

Und es gibt die Vorstellung, dass ALLEM eine Seele innewohnt (oder mehrere Seelen, die, wenn es ein komplexer Körper ist, sich zusammen fügen zu einer Ganzen. Siehe auch Animismus). Also haben auch Dinge eine Seele.

Liegt es nicht nahe, dass es Liebe geben kann zu einem Objekt?

Ist ja nichts dabei. Sorgen würde ich mir machen wenn man nur mehr für Gegenstände Liebe empfinden könnte.

Hmm, also ich liebe z.B. meine Kuscheltiere, dies aber sicherlich anders als wie ich meine Familie, Freunde oder den Partner lieben würde.

Ich hab mal ne Doku gesehen, da war ein Mann der eine bestimmte Eisenbahn geliebt hat. Er ist mit dem Model dieser Lok zu Bett gegangen und hat mit dieser auch gewisse Sachen gemacht. Dann hat er einmal die Erlaubnis bekommen, eine Nacht mit der Original Lok in ihrer "Garage" zu verbringen. Er hat extra teure Ketten für sie gekauft und ihr diese umgehängt. Dann musste das Kamerateam verschwinden und ich möchte auch gar nicht wissen was er dann da getrieben hat. Ich finde das schon irgendwie "krank"...

@miku


Ok das würde ich schon als Fetisch bezeichnen :D

Ich denke da eher an Dinge die einem aufgrund irgendwelcher Erlebnisse etwas bedeuten.

Haaaach...wo bring ich nur meine neue Skulptur von Serra unter

@insideman
Naja, aber er hat auch angestrebt diese Lok zu heiraten. Als er den Schmuck gekauft hat, meinte er: Sie (für die der Schmuck bestimmt war) ist etwas ganz besonderes. Und er hat sie fast wie eine Frau beschrieben, von wegen Rundungen und so...

@miku
HAHAHAHAHA der mit der Eisenbahn war so genial. Habe mich bepisst vor lachen.
Auch wenn das natürlich gestellt war wie 99% aller Doku Soaps.

@miku

Naja, das ist vll wirklich schon irgendwie grenzwertig

@CmYk87
Ich glaube nicht, dass das gestellt war. Und selbst wenn, es gibt ja tatsächlich solche Menschen, warum auch immer...

@miku
Frauentausch ist ja auch ohne ende gefaked, genau wie "Das Model und der Freak", DSDS, Popstars. Gibt ja unzählige Berichte von Leuten die da mit gemacht haben.

@CmYk87
Die RTL2-Story war größtenteils Effekthascherei. RTL2 eben. Das Regieteam hat die Naivität der Darsteller ausgenutzt. Der Lok-Liebhaber hat dazu auf seiner Webseite etwas geschrieben, sollte man vielleicht mal sich zu Gemüte führen:
http://www.objektophilia.de/2.html


@Topic:

Witzig - ich hatte selbst mal dran gedacht, einen Thread dazu zu starten. :-)
Ich finde da nichts Krankes dran, absolut nicht. Aber wie das eben so ist, was nicht der NORM entspricht, und was Mensch nicht nachvollziehen kann, das ist halt eben erstmal krank.

Es gibt hier Debatten über Homosexualität, also wundert es mich nicht, dass das hier auf die meisten erst recht befremdlich wirkt.

Ne weitere informative Website zum Thema ist hier:

http://www.love-for-objects.de/

Wo ich gerade Warhead lese - es gibt ja auch Leute, die einen diffusen Hass für Dinge empfinden, ihnen Schuld und Verantwortung zuschieben als seien es Personen, und sie gerne und lustvoll zerstören. Was ist da jetzt wohl krankhafter....

Südlicht schrieb: Wo ich gerade Warhead lese - es gibt ja auch Leute, die einen diffusen Hass für Dinge empfinden, ihnen Schuld und Verantwortung zuschieben als seien es Personen, und sie gerne und lustvoll zerstören. Was ist da jetzt wohl krankhafter....

Ist mir schon des öfteren passiert.Würde hier aber Wut nicht mit Hass verwechseln

@CmYk87
Jaa, ich weiss, aber das sind ja auch keine Dokus im eigentlichen Sinne.

@Südlicht
Cool, wusste gar nicht, dass der ne Website hat, danke für den Link :D

Aber ich denke man kann soetwas nicht mit Homosexualität vergleichen. Jeder hat seine eigene Meinung darüber, aber am Ende des Tages ist es doch was ganz normales einen anderen Menschen zu lieben. Genauso, wie man ein Tier lieben kann. Aber ein Objekt gibt einem in dem Sinne nichts wieder. Keine Zuneigung, keine Aufmerksamkeit etc. Deshalb ist es in der Tat für mich befremdlich...

Bei Autisten ist es z.B. manchmal so, dass sie den Sinn von menschlichen Beziehungen nicht "erfassen" und diese auch nicht brauchen.

Der, mit dem ich im Moment arbeite, hat z.B. überhaupt keinen Drang sich mitzuteilen, etwas über andere Menschen zu erfahren oder Kontakt zu anderen aufzubauen...
Er liebt seine beiden Bücher, und mehr braucht er auch nicht...

Er ist glücklich damit, und sucht auch nicht den Kontakt zu "lebenden" Objekten (Menschen/Tieren). Wir machen ihm öfter Angebote, haben auch schon versucht, ihm mit Hilfe von Tieren (z.B. Hund, therapeutisches Reiten) den Kontakt zu anderen Lebewesen näher zu bringen, aber auch daran ist er nicht interessiert...

@girling
naja ist ja auch n normales Verhalten für Autisten würd ich sagen.

@darkylein
Genau ;)

Wollt das nur erklären, weil im Eingangspost auch Autismus erwähnt wird!

@girling
Ich würd auch sagen dass das eine andere Objektophilität (heisst das so? ) ist, als wie die von z.B. dem Eisenbahnmann.

@girling
Ich bin auch Autist...danke für die Pauschalisierung.
Ich bin Aspie...naja zur Hälfte,die andere Hälfte ist angefüllt von der Vielfalt die ADHS so mit sich bringt.

@miku
Auf jeden Fall!!

Ich kenn jetzt die Geschichte mit dem Eisenbahnmann nicht genau, aber das ist schon was anderes, ob man sich richtig in ein Ding verliebt, oder ob man auf Grund von Autismus den Kontakt zu anderen vermeidet.

@miku
na klar ist es was Anderes, autisten sind autisten weil sie auf gut deutsch mit den meisten Menschen nicht wissen was anzufangen, es ist ja sozusagen ne ganz schwere Störung. Klar gibt es die und die Autisten(formen), aber auch die die ich kenne, für die waren mitmenschen nur ein Zweck zum Mittel. Meist sind sie zwanghaft, alles muss gleich sein, jeder tag sollte wie der andere sein, veränderungen sind schwierig etc. ein bewohner von mir ist autist, und er hat auch nen gymnastikball den er heiss und innig liebt :D


aber ich bin OT sorry

@Warhead
Oh, ich wollte das nicht pauschalisieren, ich hab nur von dem Fall berichtet, mit dem ich im Moment am meisten zu tun hab!

Aber Asperger und ADHS ist auch eine interessante Kombination...