Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Erkrankung mit vielen Facetten

@Streuselchen

Ja, ich könnt mir vorstellen, dass ich ein eigenes Kind als direkte Erweiterung meiner Person empfinde und wenn dann zB ein Lehrer mein Kind kritisiert, würde ich den komplett zur Schnecke machen. Und keine Ruhe geben. Sowas geht ja nicht, da macht man seinen Kindern nur Probleme. Und ich hätte wohl auch eine hohe Erwartungshaltung an mein Kind, weil es ja nunmal meins wäre, und desdhalb mindestens großartig sein muss. Nene, das lasse ich lieber sein und pass ab und zu mal auf die Kinder von Freunden und Familie auf.

Auch wenn ich das rational mittlerweile alles weiss, ich könnt nicht schwören, dass ich es in solchen Situationen wie zB in der Schule dann bleiben lassen und konrollieren könnte.

Leere

Ich habe Angst, dass man über mich lacht. Deshalb lache ich lauter als du.

Ich will nicht, dass du mich verlässt, also halte ich dich viel zu fest.

Ich ertrage nicht wieder verkannt zu werden, deshalb wiederhole ich mich solange, bis du mich verstehst.

Ich weiss was gut für dich ist, und zwinge dich dazu.

Ich sehe klar und zeige dir was ich sehe. Wenn es sein muss mit Gewalt.

Und weil Ich so viel bin zwischen uns, ist zu wenig Platz für dich. Bei so viel ich gibts kein Du und schon gar kein Wir.

Am Ende bleibt einer wie ich allein.

Wollte die Tage schon antworten. Schönes Gedicht. Hast du es selbst geschrieben? Ich habe früher auch ein paar Texte verfasst.
Bin im Moment hin und hergerissen. Würde gern einiges hier schreiben aber im Moment fehlt der Mut.

@Yeiru

Lass es mich mal so sagen, das sind ein paar prägende Sätze, die mir beim Prozess der Einsicht, dass ich was ändern muss, aufgefallen sind und die ich versuche immer mal zu verinnerlichen.

Yeiru schrieb:Würde gern einiges hier schreiben aber im Moment fehlt der Mut.

Geht mir mit manchen Sachen auch so.

Ich glaube ich hatte ja erwähnt das ich ein Psychopharmaka bekommen habe, was bei mir die Wutanfälle etwas gemildert hatte.
Jetzt ist es so, das ich dieses Medikament absetzen musste da ich starke Nebenwirkungen davon bekommen habe.

Ich hatte noch nie in meinem Leben so heftige Absetzsymptome obwohl ich es wirklich langsam ausgeschlichen habe.
Migräne, Übelkeit, Paranoia waren einige davon.

Mein Partner hatte große Sorgen das ich ohne das Medikament wieder Rückfällig werde. Also das ich meine Reflexion verlieren würde. Das ist nicht passiert. Im Gegenteil, es hat sich nicht viel geändert außer das die Nebenwirkungen jetzt weg sind.

Leider geht es mir sonst Psychisch nicht besonders gut. Die Essstörung ist momentan so schlimm geworden, das ich wieder zugenommen habe. Ich versuche mit viel Bewegung und Sport dagegen anzukämpfen, aber gegen das verlangen zu essen und nicht mehr aufzuhören hilft es leider nicht.

Auch versuche ich momentan wieder mehr auf meinen Partner zu zugehen. Ihm mehr emotionale und Körperliche Nähe zu zeigen.
Momentan versuchen wir es mit gemeinsamen Spaziergängen mit dem Welpen. Leider enden diese meistens im Desaster da ich mich durch kleinste Dinge an getriggert fühle und ihn runtermache und beleidige. Seit dem gehen wir wirklich nur noch gemeinsam wenn es mir psychisch wirklich gut geht.

Allerdings besonders gut gelingen und sie Serien Abende. Dann sitzen wir mit unseren Tieren auf der Couch und schauen uns gemeinsam Serien oder Filme an.
Ich habe mir auch angewöhnt ihm jeden Tag einen Kaffee zu machen denn er sagt meiner würde einfach besser schmecken. Das liegt wohl daran das er zu faul ist die Milch vorher zu erwärmen. Ich verstehe nicht wie er sich lauwarmen Kaffee antun kann.

Ich wollte hier auch mal ein Beispiel eines Streites erzählen wo man die Problematik der völlig falschen Wahrnehmung des Narzissten sieht.

Ich komme gerade vom Spaziergang mit den Hunden. An dem Tag war ich wirklich nicht gut drauf. Es hatte geregnet und der Welpe dachte auch noch er muss sich in durchfall eines anderen Hundes wälzen.
Ich komme also die Tür herein und versuche den Welpen festzuhalten damit er nicht durch die ganze Wohnung rennt und sage ihm "bleib hier".

Was jetzt folgt kann ich nicht mehr genau wiedergeben weil ich nicht mehr 100 % weis welche Worte gefallen sind.
Mein Partner kommt aus dem Badezimmer und äfft mich nach. Ich bin sofort auf 180 und fange an ihn zu beleidigen und verbal anzugehen. Ich sage ihm er soll sich bloß verpissen. Da er solche Situationen ja schon kennt, geht er in sein Zimmer.

In der Zeit dusche ich den Welpen ab und bringe ihn in das Schlafzimmer wo er sein Futter bekommt.

Mein Partner kommt aus seinem Zimmer und will wissen wieso ich so reagiert habe, er habe doch nur den Hund begrüßt.
Ich glaube ihm in diesem Moment natürlich nicht. Ich WUSSTE ja das er mich nachgeäfft hatte.
Es gab mir einfach das Gefühl als würde er mich veraschen wollen, absichtlich irritieren und mich verunsichern. Darüber hinaus hatte ich das Gefühl er mache sich über mich lustig.

Er wiederum fühlte sich von mir verascht. Denn er war sich ja auch sicher was er gesagt hatte. Und er war der Meinung er habe nur den Hund begrüßt.

In der Therapie habe ich natürlich gelernt wie man nun mit solchen Konflikten umgeht.
Allerdings ist es etwas anderes wenn man etwas theoretisch weis und es dann aber in der Praxis einsetzen muss.

Ich ging in mein Zimmer um der Situation erst einmal aus dem weg zu gehen und um mich zu beruhigen. Ich wusste ja das meine Persönlichkeitsstörung mir meine Wahrnehmung ziemlich verzerrt. Er liebt mich, er hilft mir immer und wieso sollte er also jetzt so gemein sein das passte nicht.

Ich ging aus meinem Zimmer in seines und bat ihn darum die Situation jetzt zu klären.
Ich sagte ihm das wir beide wohl kurz in Parallelwelten waren und das der Grund war für die unterschiedlichen Wahrnehmungen.

Mit diesem Witz konnte ich nicht nur die Situation aufheitern sondern auch meinen eigenen Kopf überlisten. So hatte jeder von uns recht und ich war ENDLICH in der Lage mich für meine Überreaktion zu entschuldigen.

Im Nachhinein mit genügend abstand ist mir klar das ich die Situation wohl völlig falsch wahrgenommen habe. Aber in diesem Augenblick war ich mir SICHER das er mich nachgeäfft hatte.

Ich hatte es in den letzten Wochen auch wieder öfter, dass ich Situationen komplett falsch eingeschätzt und interpretiert habe. Es ist als reitet mich in solchen Momenten der Teufel.

Ich schwöre ich sehe im moment das, was ich verbal wiedergebe und glaube das was ich sage zu 100%. Die gestörte Wahrnehmung geht mir so auf die Nüsse.

Das Situationen bzw. gesagte falsch einschätzen ist für mich das größte Problem. Ich bin dem ja so gut es geht aus dem Weg gegangen in dem ich so gut wie alleine Lebe ohne Kontakte. Jetzt mit der Hundeschule ist es anders.

Ich kann es gar nicht richtig in Worte fassen. Als hätte ich einen automatischen Übersetzer im Ohr der alles was gesagt wird übersetzt in "du bist dumm, du bist scheiße, du bist nichts wert, du kannst nichts." Es ist ja nicht nur das was gesagt wird. Es reichen Mimik, Körperhaltung, kleine Gesten.
Dazu kommen dann noch Sachen wie das andere es besser hinkriegen als ich. Damit wäre die Katastrophe dann perfekt.

Ist im Moment einfach alles besonders schlimm. Weinachten ist für mich immer unglaublich stressig und mit schlechten Erinnerungen verbunden.

Yeiru schrieb am 11.01.2022:Als hätte ich einen automatischen Übersetzer im Ohr der alles was gesagt wird übersetzt in "du bist dumm, du bist scheiße, du bist nichts wert, du kannst nichts."

Aber 100% so ist das. Ich kann mich überhaupt nicht auf meien Wahrnehmung verlassen. (Ich glaube aber das können viele Menschen nicht.) Mir ist es aber bewusst, weil es sehr ausgeprägt ist und das sorgt für Verunsicherung.

Die schönste Zeit am Tag ist die, wenn ich alleine bin. Warum tue ich mir dauernd Menschen an, obwohl sie mich eigentlich nur stressen?
Warum brauche ich andere, obwohl sie mich nur aufregen? ich wünsche ich könnte dieses soziale Bedürfnis, weiß der Geier wos herkommt, abstellen.

Komplett idiotisch, dass ich mich zB verliebe. Warum passiert das? Ich kann doch eigentlich sowieso keinen leiden. :D Mir wird häufig unterstellt ich denke zu viel nach. Jesus wie kann man denn zu viel nachdenken? ich wünschte alle dächten so viel nach wie ich!

Vorschläge werden dankend angenommen.

capslock schrieb:Aber 100% so ist das. Ich kann mich überhaupt nicht auf meien Wahrnehmung verlassen. (Ich glaube aber das können viele Menschen nicht.) Mir ist es aber bewusst, weil es sehr ausgeprägt ist und das sorgt für Verunsicherung.

Das glaube ich ebenfalls. Ich denke das sich niemand 100 % auf seine Wahrnehmung verlassen kann.
Bei der NPS kommt ja dann noch die Störung dazu, das er nicht in der Lage ist sein eigenes Ich von der anderen Person zu trennen. (etwas kompliziert das ganze)

capslock schrieb:Die schönste Zeit am Tag ist die, wenn ich alleine bin. Warum tue ich mir dauernd Menschen an, obwohl sie mich eigentlich nur stressen?
Warum brauche ich andere, obwohl sie mich nur aufregen? ich wünsche ich könnte dieses soziale Bedürfnis, weiß der Geier wos herkommt, abstellen.

Da habe ich wirklich glück gehabt das ich eigentlich kein Soziales Bedürfnis habe. Bin jetzt ungefähr seit 8 Jahren ohne menschliche Kontakte und es war die beste Entscheidung die ich hätte treffen können. (Ausnahme mein Partner )
Einsamkeit kenne ich auch nicht.
Für Menschen die soziale Kontakte brauchen ist das natürlich schwierig.
Manchmal denke ich natürlich an die schöne Zeit mit meiner besten Freundin zurück. Aber ohne menschliche Kontakte habe ich auch kaum Symptome.
Die NPS wird bei Betroffenen ja nur in Beziehungen zu anderen Menschen getriggert. Schließlich ist die NPS auch ein Beziehungstrauma.

capslock schrieb:Komplett idiotisch, dass ich mich zB verliebe. Warum passiert das? Ich kann doch eigentlich sowieso keinen leiden. :D Mir wird häufig unterstellt ich denke zu viel nach. Jesus wie kann man denn zu viel nachdenken? ich wünschte alle dächten so viel nach wie ich!

So ähnlich geht es mir auch. Ich habe in den letzten Monaten so viel Recherchiert und auch in mich selbst hinein geschaut und noch mehr Fragen als Antworten gefunden.

Für alle die es Interessiert:

Seit Januar 2022 gibt es die Diagnose Narzisstische Persönlichkeitsstörung (so wie alle anderen PS) nicht mehr als eigenständige Diagnose. Alle Persönlichkeitsstörungen (Ausnahme Borderline) wurden nun zusammengefasst und werden in einem 3 Dimensionalem System Diagnostiziert.

Das bedeutet nicht das Menschen mit einer NPS nicht mehr krank sind. Es bedeutet nur das ihre Diagnose jetzt einen anderen Namen trägt. sie gelten weiterhin als Persönlichkeitsgestört und sollten weiterhin endsprechend Therapiert werden.

Der Grund für die Änderung ist einfach:

Man hat festgestellt das sich die einzelnen Persönlichkeitsstörungen nicht klar von einander abgrenzen lassen. So gab es sehr oft die kombinierte Persönlichkeitsstörung, wo mehr als 2 (oft 3-4) Persönlichkeitsstörungen zusammen gefasst wurden.

Mit dem neuen System wird nicht mehr geschaut in welche Schublade ein Betroffener am ehesten passt, sondern welche Defizite er hat und welche Hilfen er hier braucht.

Anders als in Amerika gab es in Deutschland mit der Narzissmus Diagnose immer sehr große Probleme, da die NPS im ICD-10 nie wirklich charakterisiert wurde. Da sich nur ganz wenige Therapeuten mit der NPS auskennen wurde hier sehr viel Fehldiagnostiziert.

Ich habe in den vergangenen Wochen festgestellt, dass der Hang zu auffälligenm Verhalten sich reduziert, wenn ich die Zahl meiner sozialen Kontakte verringere. Weniger verschiedene Menschen, weniger Drang zu Extremen. Die Intensität und die Zeit ind er ich andere um mich habe spielen keine Rolle, es geht aber besser, wenn es nicht lauter unterschiedliche Personen im Nahbereich sind, mit denen ich mich befasse.

capslock schrieb:Ich habe in den vergangenen Wochen festgestellt, dass der Hang zu auffälligenm Verhalten sich reduziert, wenn ich die Zahl meiner sozialen Kontakte verringere. Weniger verschiedene Menschen, weniger Drang zu Extremen. Die Intensität und die Zeit ind er ich andere um mich habe spielen keine Rolle, es geht aber besser, wenn es nicht lauter unterschiedliche Personen im Nahbereich sind, mit denen ich mich befasse.

Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht und höre das auch immer wieder von anderen narzissten.

Ist ja auch eigendlich logisch wenn man bedenkt das narzissten Zufuhr aus der Gesellschaft ziehen und eben nicht wie gerne behauptet wird aus Beziehungen. In Beziehungen (egal ob Partnerschaft, Freundschaft, Kollege) investieren wir was uns schadet.

Je weniger Bindung wir zu Menschen haben, desto weniger toxisches Verhalten zeigen wir.