Arthur Schopenhauer stellte sich selbst einmal die Frage, was wohl aus den Objekten der Welt wird, wenn niemand da ist, der diese wahrnimmt?
Für jemanden der nicht aus dem Bereich der Philosophie stammt, mag dies zwar zunächst etwas seltsam klingen, doch ist genau diese Frage auch ein Bestandteil der Quantenphysik.

Schopenhauer spaltete zur Klärung dieser Frage, die Welt in Subjekt und Objekt auf und erschuf auf diesem Wege, die
„Gesetzmäßigkeit von Subjekt und Objekt“
welche besagt, dass die Welt die wir tagtäglich erfahren, ohne ein erkennendes Lebewesen welche diese Welt wahrnimmt, überhaupt nicht bestehen kann.

Die Welt in der wir leben besteht voller Objekte, die von Ihnen als Subjekt Mensch wahrgenommen werden können.
*Ein Subjekt zeichnet sich dadurch aus, dass es auf irgendeiner Art und Weise, etwas von seiner Umgebung wahrnehmen kann.

Bei Ihnen als Mensch, geschieht dies über Ihre
fünf unterschiedlichen
„Werkzeuge der Erkenntnis“, umgangssprachlich auch „Sinnesorgane“ genannt.

1.
„sehen mit den Augen“
2.
„hören mit den Ohren“
3.
„riechen mit der Nase“
4.
„schmecken mit der Zunge und der Nase“
5.
„fühlen mit der Haut“
Jedes dieser Sinnesorgane, übermittelt die Informationen der Außenwelt in Form von elektrischen Impulsen an Ihr Gehirn weiter.
Wenn Sie sich zum Beispiel einmal in Ihrer Umgebung umschauen, werden Ihnen sicherlich zahlreiche Objekte ins Auge stechen, welche Sie nur deshalb überhaupt bildlich wahrnehmen können weil zuvor ein Lichtstrahl von diesen, in
Ihre Richtung reflektiert wurde.

Wenn ein Lichtstrahl an einem Objekt abprallt, speichert dieser die Informationen des jeweiligen Gegenstandes. Gelangt der besagte Lichtstrahl nun in Ihre Augen, werden die in dem Lichtstrahl enthaltenen Informationen, auf diesem Weg an Ihr Gehirn weitergeleitet.

Das Gehirn hat nun für jedes Ihrer Sinne ein eigenes Areal, wo die eingetroffenen Informationen der Außenwelt verarbeitet und interpretiert werden.
Die Welt in der Sie sich befinden, existiert im Grunde daher nur in Ihrem Kopf (Gehirn).
*Der Ort wo die für uns so gewohnte Wirklichkeit überhaupt erst zu entstehen beginnt!

Entscheidend hierbei ist die Erkenntnis, dass die Informationen der Außenwelt bei jedem Lebewesen vollkommen anders dargestellt werden.
Dies bedeutet, dass wir als Menschen zwar im Großen und Ganzen alle eine zumindest ähnliche Welt erfahren, doch ist eben diese Welt nie
„die Welt“,
da man niemals von einer einheitlichen Welt ausgehen kann.

Auf unserem Planeten existieren schätzungsweise 8. Millionen unterschiedliche Tierarten, von denen jedes dieser Lebewesen mit vollkommen anderen und einzigartigen Sinnesorganen ausgestattet ist. Auch wenn sie unsrigen oftmals sehr ähnlich sind, so bleiben sie dennoch individuell und übertragen daher die Informationen der Welt jeweils auf eine einzigartige Weise an das Gehirn des jeweiligen Lebewesens weiter.

Auch die Gehirne der unterschiedlichen Lebensformen auf unserem Planeten sind keinesfalls identisch, sondern für jede Spezies ein Unikat was bedeutet, dass jedes Lebewesen seine eigene, ganz persönliche Vorstellung von einer Welt erfährt.

Wie dem jeweiligen Lebewesen (Subjekt) diese Welt erscheint, hängt ganz von dem Zusammenspiel und der Funktionsweise der Sinnesorgane sowie dem Gehirn ab.

Die Welt welche Sie tagtäglich erfahren, ist also nicht die eine und einzige Welt, sondern allein Ihre ganz persönliche Vorstellung von einer Welt. Und Sie erleben diese so, wie es Ihnen als Mensch möglich ist sie zu erleben und nicht so, wie sie tatsächlich ist, da es diese „tatsächliche“ Wirklichkeit überhaupt nicht geben kann.
Alle Eigenschaften die Sie den Dingen der Welt zuschreiben, existieren nur für Sie als Mensch ganz individuell. Farben welche Sie z.B. wahrnehmen, können für andere Lebewesen schon wieder ganz anders erscheinen. In diesem Fall hängt es ganz davon ab, wie die Augen des jeweiligen Subjekts konstruiert sind und somit, wie diese die Daten der „Außenwelt“ an das Gehirn weiterleiten.

Das Zusammenspiel der unterschiedlichsten Sinnesorgane, in Verbindung
mit den unterschiedlichsten Gehirnen,
erzeugt die unterschiedlichsten Vorstellungen von einer Welt.
Wobei jedoch keine die wirklich richtige ist!

Zu behaupten, die Welt könne also für sich selbst bestehen, ist daher ein großer Irrtum, da die Voraussetzung für diese, in dem Fall gar nicht gegeben wäre
„das Subjekt“.
Die Welt, so wie Sie diese gewohnt sind, existiert also niemals unabhängig Ihrer Beobachtung weil dies aufgrund der Gesetzmäßigkeit von Subjekt und Objekt überhaupt nicht möglich ist.

Wenn Sie die Welt jedoch wahrnehmen, dann stets nur so, wie es Ihnen als Subjekt Mensch möglich ist, diese wahrzunehmen.

Die EINE und EINZIGE Welt kann es nicht geben, da jedes Lebewesen eine ganz persönliche Vorstellung von einer Welt erfährt.

Schopenhauers zunächst etwas seltsam wirkende Frage, was also von der Welt übrig bleibt, wenn niemand da ist der diese wahrnimmt, ist also doch wesentlich vernünftiger als zuvor vermutet!

Zudem war die Frage nach dem Bestand der Wirklichkeit ja nicht sein einziges Problem, sondern er sah sich zusätzlich noch mit der Misere konfrontiert, dass er als Mensch nur eine einzige, von unsagbar vielen Versionen einer Wirklichkeit erfahren konnte.

Ein Dilemma was nur dann überwunden werden kann, wenn man seine nächste Überlegung versteht,
dass der Mensch Subjekt und Objekt zugleich ist!

Unser eigener Körper, sagt Schopenhauer, ist im Grunde nichts weiter als
nur ein Objekt unter Objekten.

Doch ist es das einzige Objekt zudem wir einen unmittelbaren Zugang haben,
nämlich eine Art Innenperspektive.

Zwar unterliegt der eigene Körper zumindest äußerlich auch der Gesetzmäßigkeit
von Subjekt und Objekt,
was bedeutet, dass wir auch diesen nur so wahrnehmen können, wie es für uns als Mensch möglich ist ihn wahrzunehmen.
Doch gleichzeitig sind wir auch das Subjekt und somit das, was erkennt.

Schopenhauer ging davon aus, dass wenn man sein eigenes inneres Treiben analysiert, man dadurch auch auf das innere Wesen eines jeden andere Objekts spekulieren kann und das man somit auch verstehen müsste, was die Welt unabhängig einer persönlichen Wahrnehmung ist.

Das Ergebnis seiner Forschung beschrieb er mit nur einem Wort: „Wille“

Und dadurch, dass die Welt, abgesehen von diesem verborgenen Willen stets nur eine Vorstellung sein kann, nannte er den Titel seines Hauptwerkes:
„Die Welt als Wille und Vorstellung.“

Was Schopenhauer mit diesem Wörtchen Wille allerdings ausdrücken wollte, wird zunächst natürlich nicht völlig klar.

Der Wille ist für ihn die Kraft, welche hinter allen Erscheinungen der Welt steht. Es ist ein Wille zur Existenz, ein Wille zum Leben, eine vollkommen natürliche und ursprüngliche Kraft welche aus sich selbst heraus eine Welt erzeugt.

Das gesamte Universum wäre somit lediglich eine Ausdrucksform des Willens und alle Objekte innerhalb dieses, seine einzelnen Manifestationen.

Der Wille ist bei ihm die treibende Kraft hinter allen Erscheinungen.
Eine Kraft welche die Welt am Laufen hält und dessen Ursprung sie ist.

Im Grunde könnte man sogar behaupten,
der Wille ist Schopenhauers Interpretation von Gott, wobei dieser Gott jedoch eine blinde, ziellos treibende Kraft ist welche man eher mit einem Reflex oder einem Impuls vergleichen müsste.

Somit wäre alles was existiert, inklusive Ihnen und mir, eine Manifestation dieser Gottesinterpretation.
*Gott erschafft sich, aus sich selbst heraus, um sich dann in den unterschiedlichsten Versionen seiner selbst erfahren und weiterentwickeln zu können.

Dies geschieht jedoch nicht in einem gewollten und geplanten Schöpfungsakt, sondern ohne jeglichen Plan und Kontrolle.
So als würden wir alle nur ein Teil eines gigantischen Traums sein, welcher sich beständig wandelt, aber keiner Kontrolle und keinem Ziel untergeordnet ist.

Der Wille als ursprüngliche Kraft, ist bei Schopenhauer immer blind und ziellos tätig jedoch kann er sich seiner selbst innerhalb seiner Manifestationen bewusst werden.

In seiner manifestierten Form als Mensch, kann er z.B. seinem eigenen blinden Treiben zusehen und nicht nur das, sondern er kann auch sein eigenes Wesen studieren, dank der Philosophie und der Wissenschaft.
Zwei, der vielen besonderen Fähigkeiten des Menschen.

Wenn wir unser eigenes inneres Wesen studieren, so wie es Schopenhauers Methode war, um an den Kern der Welt zu gelangen, so stoßen wir unumgänglich auf diesen blinden Willen.

Denn durch das Leben selbst,
entsteht überhaupt erst das Wollen!

„Mit dem Leben kommt das Wollen und durch das Wollen entsteht das Leid!“

Hier zeigt sich klar und deutlich der Widerspruch des Daseins und Anzeichen einer blinden Erschaffung.

„Ein jedes Lebewesen kann nur dadurch bestehen, indem es ein anderes verzehrt!“
Ein weiteres Anzeichen für eine irrationale Schöpfung.

„Der Mensch kann tun was er will aber nicht entscheiden was er will.“
(Impulse von außen, erzeugen Impulse von innen.)
Schopenhauers Aussage,
man könne nicht entscheiden was man will,
hat viel Ähnlichkeit mit der Lehre Buddhas:
Das „Handlungen ohne einen Handelnden geschehen“.

Eine Erkenntnis, die auch langsam die Hirnforschung zu verstehen beginnt.

Zusammengefasst ist damit gemeint, dass die Geschichte der Welt abläuft, ohne dass Jemand dahinter steckt.

Ihre angeblichen „Handlungen“, „Gedanken“ und „Gefühle“ werden nicht von Ihnen selbst hervorgebracht, sondern sie entstehen ganz einfach und werden lediglich von Ihnen „erlebt“.

Dadurch entsteht eine Illusion des angeblich
„freien“ Willens.
Im Grunde aber sind
Sie das „Bewusstsein“ und somit das Element was „erlebt“.

Gedanken entstehen ohne Ihr zutun.
Gefühle entstehen ohne Ihren Einfluss.
Handlungen geschehen ohne Ihre bewusste Teilnahme.

Bei einer Meditation ist dies besonders klar zu erkennen, da diese im Grunde stets zu einer erhöhten Achtsamkeit führen soll, damit der Meditierende sich klarer bewusst werden kann, dass er eben nicht diese Stimme ist welche in seinem Kopf herrscht. Und das alle Gedanken einfach nur so daher schwirren und nicht bewusst erzeugt werden. Auf diesem Weg bemerkt man auch, dass alle Gefühle und Handlungen ebenfalls einfach so geschehen und das ganz
ohne Ihr bewusstes wollen.
Wie schon zuvor bereits einmal erwähnt, sind Sie als Mensch eine „Manifestation“ dieser blinden Kraft namens Wille.

Eine Kraft welche in ihrem Ursprung zwar blind und ziellos ist, aber sich in ihren Erscheinungen
ihrer selbst durchaus bewusst werden kann.

Der Mensch eignet sich besonders gut dazu
(zumindest ein paar wenige).
Sobald Sie bemerken, dass Sie zwar ein Teil dieser Welt sind, aber Ihr Dasein nur beobachtend vonstattengeht, hören Sie auf sich mit Gedanken, Gefühlen, und Handlungen zu identifizieren.

Von da an ist es so, als würden Sie sich tagtäglich einen Film anschauen.
Ein Film, welcher ein Leben simuliert…
„Ihr“ Leben!

An diesem Punkt angekommen, kann der Wille in Ihnen,
also die Kraft, welche Sie in Wirklichkeit sind, sein eigenes blindes Treiben durschauen
und sich schließlich gegen sich selbst wenden.

Was bedeutet, dass Sie erkannt haben, dass eine Art Programm existiert, welches im Hintergrund die Fäden zieht und Ihnen Ihr angebliches Leben simuliert. Einschließlich aller Handlungen, Gedanken und Gefühle.

Trainiert man genügend Achtsamkeit, so wird man immer öfters in die Position des „reinen Beobachters“ schlüpfen und nicht nur das, man wird immer gescheiter darin, die erlebten Geschehnisse genauestens zu analysieren um deren Zusammenhänge zu verstehen.

Nach jeder erlebten, angeblich frei ausgeführten Handlung, reflektiert man automatisch ihren Ursprung, um den Programmablauf zu verstehen, welcher dahinter steckte. Mit Gedanken und Gefühlen verfährt es sich ähnlich, jedoch bedarf dieses Training…
…täglicher im Grunde ununterbrochene Übung und Konzentration.

Hat der Wille erst einmal sich selbst durchschaut, so ist er frei und kann von nun an selbstbestimmt entscheiden, auf welche Gefühle, Gedanken und Handlungen er sich einlässt.

Und welche er zu kontrollieren lernt, indem er sie kontrolliert ignoriert.

Ziel sollte es sein, den Film des Lebens auch wirklich als Film zu genießen und vor allem zu verstehen.
Sie können sich ihm natürlich auch einfach voll und ganz hingeben und sich mit allen Geschehnissen und Dramen identifizieren, oder aber Sie entscheiden selbstbestimmt, wann Sie sich in ihn „verlieren“ und wann Sie ihn „kontrollieren“.

Hat man sich selbst erst einmal durschaut, kann der Wille, also somit Sie, sein Wesen umkehren und das Leben selbst verneinen.

Er hat somit seinen blinden Wahn erkannt und versteht von nun an sein eigenes Wesen zu unterdrücken sowie umzukehren. Er entzieht sich somit selbst seiner eigenen Kontrolle, was ihm ein vollkommen neues Maß an Freiheit und Selbstkontrolle ermöglicht.

Mönche sind hierfür ein sehr schönes Beispiel, sie lernen sich selbst zu zügeln und zu verstehen, sind steht’s bescheiden,
mit dem Nötigsten bereits zufrieden und leben zudem ein Leben, voller Aufopferung zu Diensten aller Lebewesen.

Sie haben das Leben selbst, als Ursache des Wollens durchschaut.
Und somit den Weg in die Erlösung bei der eigenen Zügelung gefunden.

Das zusätzliche Aufopfern für alles Lebendige, folgt durch ihr Einheitsdenken. Für sie bildet alles eine kosmische Einheit, wo jegliche Form des Lebens, gleichviel wert ist.

Bei Schopenhauer ist dieser Einheitsgedanke damit begründet,
dass es der eine und einzige Wille ist, welcher die Welt aus sich selbst heraus erzeugt und sich in allen seinen Erscheinungen zugleich selbst erfährt.

Für Schopenhauer war alles Eins, so als würde man behaupten,
dass alles was existiert, also das gesamte Universum, in Wirklichkeit Gott ist. Somit wäre jedes Lebewesen, eine Manifestation und somit Ausdrucksform Gottes.

Doch ist dieser Gott laut Schopenhauer nun mal ein blinder sowie planloser Gott, welcher seine Macht nicht kontrollieren kann und in seinen Manifestation überhaupt erst erfährt, was er da selbst überhaupt treibt.