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Die Zukunft medialer Konflikt-Berichterstattung

9 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Krieg, Medien, Kritik ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Die Zukunft medialer Konflikt-Berichterstattung

16.06.2014 um 18:42
Moralische Doppelstandards sind das eine – berufsethische Verfehlungen das andere. Quasi wöchentlich treten neue grobe handwerkliche Fehlleistungen deutscher Medien zu Tage.
Wie betrachtet Ihr diese Entwicklung?

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Die Zukunft medialer Konflikt-Berichterstattung

16.06.2014 um 18:45
Ich verfolge die auf BildBlog und lache darüber, wobei ich machmal ziemlich über die "unfähigkeit" der Medien schockiert bin - z.B. wenn diese Artikel gegenseitig fressen, ohne den Wahrheitsgrad zu prüfen


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Die Zukunft medialer Konflikt-Berichterstattung

16.06.2014 um 18:45
Die nützliche Erfindung der "Pro-Russen"

Seit Beginn des Ukraine-Konflikts zeigen die deutschen Medien mit dem Finger auf Moskau. Innerukrainische Erklärungen für den Konflikt spielen hingegen kaum eine Rolle. Als nützlichste Medien-Erfindung erweisen sich dabei die "Pro-Russen"
Die Konfliktparteien in der Ukraine als "pro-russisch" und "pro-westlich" zu bezeichnen, hatte sich seit Beginn der Auseinandersetzung medial eingebürgert. Jedoch beschreiben solche Begriffe die beiden Lager mit all ihren Ausprägungen und inneren Widersprüche nur ungenügend und zum Teil auch falsch. So war Janukowitschs Politik lange positiv auf die EU ausgerichtet und Brüssel galt er als legitimer Verhandlungspartner. Wohingegen die Partei Swoboda und andere rechtsradikale Gruppen lieber eine national-souveräne als eine europäisch-integrierte Ukraine wollen. Schon im Dezember 2013 konnten diese Dinge jedem Journalisten mit ein wenig Recherche klar sein.

Statt "pro-russisch" und "pro-westlich" haben sich in der Ukraine denn auch ganz andere Bezeichnungen für die Konfliktparteien etabliert: Euro-Maidan und Anti-Maidan. Diese Begriffe nutzen hiesigen Medien jedoch kaum, hätten sie doch zur Folge, sich genauer mit den Gruppen beschäftigen zu müssen.

Als Viktor Janukowitsch aus der Ukraine flüchtete, begann ein neues Kapitel in dem Konflikt. Für jeden ersichtlich, hatten die Euro-Maidan- und die Anti-Maidan-Bewegung nun die Rollen getauscht.[1] Die einen sitzen seitdem an den Schalthebeln der Macht, die anderen haben sich in ihren Regionen bewaffnet, öffentliche Gebäude besetzt und Barrikaden gebaut – geradezu ein Spiegelbild der Situation von Dezember bis Februar. [2] Auch die internationalen Unterstützer beider Seiten drehten ihre Argumentation jeweils um 180 Grad.
Ukrainer werden zu Pro-Russen

Doch seit diesem Moment gilt das Ganze nicht mehr als Auseinandersetzung zweier inländischer Konfliktparteien, die jeweils mächtige ausländische Regierungen hinter sich wissen. Medien konstruieren stattdessen, dass Russland gegen die Ukraine kämpft.[3] Egal ob bewaffnet oder friedlich - aus ukrainischen Regierungsgegnern werden so pauschal "Pro-Russen".

Bildsprache: Foto-Montagen in TV-Sendungen konstruieren gern Duelle zwischen Russen und Ukrainern. Der als seriös geltende Dokumentationskanal Phoenix stellt dabei in tendenziöser Weise vermummte bewaffnete Russen und lächelnde junge Ukrainer gegenüber. Bilder: Screenshots der Sendungen Maybrit Illner (8. Mai) und "Phoenix vor Ort" (14. Mai)

Doch die Identität dieser "pro-russischen Kräfte" bleibt auch medial im Ungefähren. Vielleicht sind sie aus dem großen Nachbarland eingesickert, um für ein imperiales Großreich zu kämpfen? Vielleicht sind sie ethnische Russen, die in der Ukraine leben und der russischen TV-Propaganda alles glauben? Nur eins dürfen sie nicht sein: Bewohner der Ukraine mit dem berechtigten Anspruch, Akteure innerukrainischer Debatten zu sein.

Für Spiegel-Autorin Christiane Hoffmann sind die Bewaffneten dort "Gesindel"[4], für Welt-Kommentator Florian Eder "als einheimische Demonstranten verkleidete Unruhestifter"[5] und für ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf einfach "Terroristen"[6]. Die Bewaffneten in der Westukraine bezeichnete kein Journalist so. Ganz klar: Professionelle Neutralität geht anders.

Hiesige Medien berichten aber auch über friedliche Regierungsgegner im Osten und Süden der Ukraine so, als wenn diese dort Fremdkörper oder Ausländer wären. Aus zahllosen Berichten trieft es: verblendete Sowjetnostalgiker, leichtgläubige Propaganda-Opfer, Putin hörig, grundlos hysterisch. Die Ängste, Anliegen und politischen Vorstellungen dieser Ukrainer sind damit nicht mehr legitim. "Moskau-nah", "pro-russisch", "kreml-treu" – wer gegen die neue Regierung ist, muss in vielen deutschen Journalistenaugen für Putin und den Zerfall der Ukraine sein.[7]
Tendenziöses Argumentieren leicht gemacht

In deutschen Medien heißt es nicht Euro-Maidan gegen Anti-Maidan, sondern Ukraine gegen Russland. Das geht zwar an der Realität vorbei, denn der Konflikt ist zuallererst ein innerukrainischer, doch hat ein Duell Kiew gegen Moskau für parteiische deutsche Journalisten viele Vorteile:

Mit den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Spannungen innerhalb der Ukraine brauchen sie sich nun erst recht nicht auseinanderzusetzen. Handlungen der neuen Regierung wie etwa die Entlassung tausender Staatsangestellter, die Wiedereinführung der gerade abgeschafften Wehrpflicht oder die Erhöhung der Energiepreise für Privathaushalte müssen nicht näher besprochen werden.

Die Ukraine können sie als eigentlich geeintes Land darstellen, das letztlich nur von außen destabilisiert wird. Das wertet gleichzeitig die Maidan-Bewegung als "vom ganzen Volk getragen" auf und nimmt die privaten bewaffneten Regierungsunterstützer aus dem Blick.

Den "Westen" (EU, USA) können deutsche Journalisten als Partei mit Ambitionen und als in der Ukraine tätigen Akteur völlig heraushalten. Noch besser: Die verbündeten Regierungen des transatlantischen Raums werden als "die internationale Gemeinschaft"[8] – mithin als überparteiischer, besorgter Beobachter mit legitimen Eingriffsrechten präsentiert.

Medial kann nun Wladimir Putin für alle Aktionen der Pro-Russen direkt verantwortlich gemacht und alle Widersprüche zwischen beiden als Verlogenheit Putins charakterisiert werden.

Und schließlich können Journalisten ihren moralischen Kompass durch die Erfindung der Pro-Russen ganz neu einstellen. Die Übergangsregierung hat nun selbstverständlich das Recht, sich mit militärischer Gewalt zu verteidigen, sie wird ja – anders als Janukowitsch – von außen attackiert. Sie setzt ihre Armee und die sogenannte Nationalgarde eben nicht gegen Ukrainer ein, sondern gegen (Pro-)Russen, die das Land spalten wollen. Diese zu töten gilt dann als akzeptabel.
Behauptungen statt Beweise

Selbst die Vorsilbe "pro" erscheint so manchem Medienschaffenden überflüssig.[9] Deutlich macht dies vor allem die wie ein Faktum behandelte Annahme, dass russisches Militär vor Ort agiert. Anders als auf der Krim, wo etwa Lastwagen der russischen Armee gefilmt wurden, gab es in den restlichen Teilen der Ukraine keinen stichhaltigen Beweis für Streitkräfte aus dem Nachbarland. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Belege hierfür schon lange den Weg in die Öffentlichkeit gefunden hätten, wenn es sie gäbe.

Was es gibt, sind Indizien bei der Bewaffnung einiger Kämpfer[10], fragwürdige Hinweise auf einen bärtigen Mann[11] und auf einen uniformierten Schauspieler.[12] Selbst der in mehreren transatlantischen Clubs tätige FAZ-Kommentator Klaus-Dieter Frankenberger spricht in diesem Zusammenhang lediglich von "Gerüchten" und "Vermutungen" gegen Russland.[13] Tatsächlich wissen die deutschen Medien nichts darüber, ob russische Militärangehörige getarnt als "Separatisten" in der Ukraine aktiv sind.
Argumentations-Basis: Unterstellungen

Trotzdem ist diese Behauptung unverrückbare Grundlage so ziemlich jeder journalistischen Argumentation gegen Russland. So werden etwa mediale Forderungen nach mehr Sanktionen einzig und allein mit der "Destabilisierung"[14] der Region durch Russland begründet.[15] Ohne Beweise ist die mediale Rechtfertigung für immer neue Sanktionen zutiefst unaufrichtig und unprofessionell. Es entsteht der Eindruck, deutsche Medien besorgen aus nationalen Reflexen heraus das Geschäft von Regierungen und Lobbygruppen, die sie doch eigentlich als selbst ernannte "Vierte Gewalt" kontrollieren wollen.

Auf die naheliegende Idee, dass sich die Bewaffneten aus desertierten ukrainischen Soldaten, einheimischen Tituschki-Banden und früheren Berkut-Polizisten[16] rekrutieren, will kein deutscher Journalist kommen.[17] Viele dieser Kämpfer haben sowohl die nötige Ausbildung als auch Zugang zu Waffen. Schließlich wurden zahlreiche Depots in Polizeistationen und Kasernen sowie Waffengeschäfte geplündert.[18] Was aber noch wichtiger ist, diese Leute haben auch die notwendige Wut und Motivation gegen anrückende westukrainische Truppen Schusswaffen einzusetzen. Immerhin löste die neue Regierung die Sonderpolizei Berkut noch Ende Februar auf.[19]

Dass es sich bei den ostukrainischen Regierungsgegnern (offizielle Sprachregelung "pro-russische Separatisten") aber auch um unbewaffnete Zivilisten handelt, zeigen mehrere Videos.[20] Dort ist zu sehen, wie Einwohner mit Zivilcourage versuchen, anrückende Panzer zu stoppen, indem sie sich ihnen in den Weg stellen. In deutschen Medien herrscht ein seltsames Schweigen hierzu. Und wenn, dann wird eher abfällig über die Zivilisten berichtet.[21] Wie würden solche Szenen kommentiert, kämen sie aus dem Iran, aus China oder Venezuela?
Prinzipien je nach Gusto

Zur Erinnerung: Wenn zu Zeiten des Euro-Maidan auch nur ein gepanzertes Polizeifahrzeug in Kiew zu sehen war, sprach so mancher deutsche Journalist von rollenden Panzern Janukowitschs gegen die eigene Bevölkerung. Ein zweites Tian’anmen oder die Wiederholung der Prager Ereignisse von 1968 deuteten sich an.[22] Nun schickt die neue Regierung tatsächlich ihre Armee gegen Einwohner des Landes. Und die Medien? Sie übernehmen fast eins zu eins Wortwahl und Standpunkt der Kiewer Staatsführung.[23] Grundsätzliche Kritik gibt es nicht.[24]

Ganz im Gegenteil: Die gerade erst mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnete ARD-Korrespondentin Golineh Atai meinte etwa in einer Live-Schalte aus Donezk: "Diese Militäroffensive kommt leider viel zu spät."[25] Wie lassen sich derartige Meinungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen eigentlich rechtfertigen? Die Aussage der Vorzeige-Reporterin macht die höchst wechselhafte Haltung deutscher Top-Journalisten zu militärischer Gewalt erneut deutlich.[26] Wer sich an die einhellige Verurteilung der Polizeigewalt gegen die Maidan-Bewegung erinnert, wird den Eindruck der extremen moralischen Biegsamkeit so mancher Journalisten nicht los.

Ähnliches gilt für den Tod zahlreicher Regierungsgegner in Odessa. Grundsätzlich ist es absolut zu begrüßen, dass sich Medien vorsichtig über Täter und Tathergänge äußern, solange noch wenig bekannt ist. Jedoch macht die gefühlte Nachrichtensperre über den Brand mehr als nachdenklich. Vergleichsweise wenige Artikel setzen sich mit den Geschehnissen auseinander. Wenn, dann wird verklausuliert und rumgeeiert.[27] Kaum ein Journalist verurteilt die auf zahlreichen Videos[28] vom Tatort zu sehenden Hooligans und Nationalisten.[29]

Odessa und Mariupol: In beiden südukrainischen Städten töteten nationalistische Hooligans bzw. Soldaten zahlreiche Regierungsgegner. Für deutsche Medien waren die Opfer konsequent pro-russische Kräfte. Bilder: Aus YouTube-Videos vom 4. Mai (links) und 9. Mai (rechts).
Schwere handwerkliche Fehler

Moralische Doppelstandards sind das eine – berufsethische Verfehlungen das andere. Quasi wöchentlich treten neue grobe handwerkliche Fehlleistungen deutscher Medien im Ukraine-Konflikt zu Tage. Aktuellste Beispiele für das kollektive Recherche-Versagen sind die Waffen der "Separatisten", das Wiener Dokument, völkerrechtliche Streitpunkte und auch das Ignorieren des westlichen Wirtschaftskrieges gegen Russland.

Wo sind die Waffenexperten, die aufklären könnten, ob die Ausrüstung der Aufständischen tatsächlich nur aus russischen Militärbeständen stammen kann? Wo sind die Völkerrechtler, die das Für und Wider der gegenteiligen Positionen zum Krim-Anschluss darstellen? [30] Wo ist die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Wiener Dokument und der Abgleich dessen mit dem Vorgehen der Bundeswehr-Soldaten in der Ost-Ukraine? Warum lassen Redaktionen den westlichen Wirtschaftskrieg[31] gegen Russland quasi außen vor? Welche rechtlichen Grundlagen gibt es eigentlich für Sanktionen und Boykotte? Zahlreiche Themengebiete für kritischen Journalismus.

Statt all dieser Fragen besprechen die "Qualitätsmedien" hierzulande Umarmungsfotos von Geburtstagsfeiern, erstellen Putin-Psychogramme und liefern bunte Grafiken zu den Waffenarsenalen der Nato und Russlands. An den Haaren herbeigezogene Szenarien wie ein russischer Angriff auf das nordatlantische Bündnis finden genauso Raum wie Rüstungsaufrufe von Rüstungslobbyisten.

Festzuhalten bleibt: Viele hiesige Journalisten meiden innerukrainische Erklärungen für einen innerukrainischen Konflikt so gut es geht. Gleichzeitig präsentieren sie mit Russland/Putin einen Schuldigen, auf den sie alles abwälzen. Positionen und Sprachregelung westlicher Akteure werden vorschnell übernommen und deren Argumente nur selten auf Stimmigkeit geprüft. Kritisches Nachhaken fällt aus.

Die Permanenz und das breite Auftreten all dieser Missstände seit November 2013 sprechen klar für Vorsatz bei Chefredakteuren, Ressortleitern und Herausgebern deutscher Medien. Genauso klar ist die Konsequenz daraus: Desinformation darf nicht zur Zukunft medialer Konflikt-Berichterstattung werden.

http://www.heise.de/tp/artikel/41/41787/1.html


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16.06.2014 um 18:47
Bildblog finde ich auch immer sehr Lustig aber geht mir noch nicht zu weit;-)


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Die Zukunft medialer Konflikt-Berichterstattung

16.06.2014 um 18:49
Von der kritischen Begleitung der Politik zur Kritik am bösen Volk. Oder: Die Neigung vieler Medien zur lamentierenden Klage.


Nach allgemeiner Vorstellung von einer lebendigen Demokratie haben die Medien die vornehme Aufgabe, die Politik und die Politiker mit Informationen und mit Kritik zu begleiten. Wir sind jetzt aber immer mehr Zeugen des erstaunlichen Vorgangs, dass sich Medien an den Bürgerinnen und Bürgern reiben, teilweise aggressiv, und dass sie sich mit Politikern gegen das „unverschämte“ Volk verbünden, statt publizistischer Advokat des Volkes zu sein. Von Albrecht Müller

I. Symptome und Beispiele für das eigenartige Verhalten der Medien

Auffallend freudig haben Medien auf die Rede von Steinmeier in Berlin reagiert, als der Außenminister aggressiv mit einigen Kritikern unter den Zuhörern abgerechnet hat. Siehe zum Beispiel hier ein Bericht bei SPON über Steinmeiers „Wutrede“.
Schon bei den Demonstrationen gegen Stuttgart 21 fiel auf, dass viele Medien sich die Position der Vertreter des Großprojektes zu eigen machten, ohne sich mit den Argumenten der Kritiker zu beschäftigen, und dass sie die sachlichen Einwände als Argumente von so genannten Wutbürgern disqualifizierten.
Interessant ist im Zusammenhang die Häme gegenüber den Montagsdemonstrationen. Das galt 2004 ff. und gilt heute wieder. Anfang September 2004 war ich selbst Zeuge und Teilnehmer einer Runde von „Hart aber fair“. Die Sendung musste man als Auftragsveranstaltung der Bundesregierung verstehen. Es wurde mit vorgefertigten Parolen und Filmchen Stimmung für Hartz IV gemacht und gegen die Kritiker, im konkreten Fall auch gegen einen Betroffenen und Organisator der Montagsdemonstrationen in Magdeburg. – Die meisten Journalistinnen und Journalisten der gehobenen Klasse haben mit der Lebenssituation der von Hartz IV betroffenen Menschen nichts zu tun. Sie versuchen aber leider auch nicht, sich in deren Lage zu versetzen. Man muss nicht arm und arbeitslos sein, um die Position dieser Menschen in Talkshows, Zeitungsberichten und Kommentaren zu vertreten, jedenfalls zu verstehen. Diese Fähigkeit schwindet. – Die Medien stürzen sich stattdessen gerne auf die Schwächeren.
Journalisten beklagen sich bitter über heftige Kritik in den Foren. Sie beklagen die dort teilweise harte Sprache und Brutalität, ohne einen Moment zu bedenken, dass dies oft nur der Abklatsch der brutalen Verächtlichmachung von Menschen durch Medien ist. – Wenn Sie in Foren schreiben oder sich zu Wort melden, dann wäre es sicher ganz gut, diese Erfahrung im Blick zu behalten.
Die Kritik der „Anstalt“ im ZDF an der Verflechtung von Journalisten mit US-amerikanischen und transatlantischen Organisationen hat in den Reihen der genannten Journalistinnen und Journalisten Reaktionen ausgelöst. Das „medienkritische“ Organ ZAPP des NDR bot dem Außenpolitikchef der Süddeutschen Zeitung Stefan Kornelius ein Forum für eine bittere Klage. Auf der Seite von ZAPP heißt es am 14.05.2014: „Die öffentliche Diskreditierung befremdet Stefan Kornelius von der “Süddeutschen Zeitung”. Aber mehr Transparenz stimmt er zu und gesteht ein, dass Journalisten hier was tun müssen.“ Ja, bei der Transparenz, in der Sache nicht. Kornelius nennt übrigens als Mitverursacher der öffentlichen Diskreditierung „linke Blogs“. Damit sind auch die NachDenkSeiten gemeint, die auf die Verflechtung schon früher hingewiesen haben. Schade nur, dass das medienkritische Organ ZAPP dem Außenpolitiker der Süddeutschen Zeitung 15 min Zeit bietet, uns aber nicht. Auch typisch dafür, wie dünn Medienkritik gesät ist.
„Putin-Versteher“ – Ich weiß nicht, wer das Wort erfunden hat. Aber diese Diffamierung ist massenhaft von Journalistinnen und Journalisten wiedergekaut worden.
Presseclub zur Rente mit 65,67,70. Mitte August 2010. Fünf Journalisten beklagen sich über die mangelnde Einsicht der Bürgerinnen und Bürger in die angebliche Notwendigkeit, das Rentenalter anzuheben und unterstützen damit die Politik. Diese Sendung war ein Musterbeispiel für die Abkehr von der notwendigen Funktion der Medien, die Politik kritisch zu begleiten, und den Bürgerinnen und Bürgern wenigstens zuzuhören. – Die sachlichen Argumente waren alle auf der Seite der Bürgerinnen und Bürger. Die Journalistinnen und Journalisten haben den üblichen Unsinn über den demographischen Wandel und seine Folgen für die Altersvorsorge erzählt.
Die Medien schreiben regelmäßig „klein“, welche Rolle die Bürgerinnen und Bürger in der Politik selbst spielen können. Weil ich mehrere Wahlkämpfe gestaltet oder mitgestaltet habe, konnte ich immer wieder beobachten, wie unangenehm den Medien die hohe Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern im Vorfeld von Wahlentscheidungen ist. Die mediale Missachtung schlägt sich dann auch in den Texten von Historikern und Geschichte-schreibenden Journalisten wieder. So wird die große Mobilisierung von Menschen zum Beispiel im Wahlkampf 1972 in den Standardwerken weit gehend tief gehängt.

II. Wie könnte man das auffällige Verhalten vieler Medien begründen? Stichworte:

Manche Journalisten sind einfach überarbeitet und orientieren sich deshalb am großen Strom und an dem, was von oben vorgegeben wird.

Manche Journalisten glauben ernsthaft, sie könnten alles am besten verstehen und wüssten am besten Bescheid.

Die Verschiebung der Debatte in Richtung Ökonomie führt jedoch dazu, dass die Rolle des Besserwissers zu der Mehrheit der Medienmacher nicht passt. Sie vertreten angelernte bzw. ihnen vermittelte Positionen.

Manche Journalistinnen und Journalisten halten sich für etwas Besseres. Je mehr jedoch die Gesellschaft in Schichten zerfällt, umso mehr wird das Klasseninteresse spürbar und wandelt sich in Aggression gegen die da unten um.

Viele Journalisten stehen selbst unter massivem Druck von Seiten der Medien-Konzerne, sind selbst nicht frei und treten jetzt nach unten. Das ist eine Art Ablenkung vom täglichen Frust.

Manche fühlen sich ertappt – als Interessen gesteuert, als ideologisch verblendet, als Auftragnehmer von Public-Relations-Agenturen und Firmen. Deshalb zum Beispiel die harte Reaktion auf die Beschreibung der ideologischen und Interessen-Verfilzung vieler Medienmache




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16.06.2014 um 19:25
Schreib das doch in Deinen Blog, wenn es Dich emotional so frustriert!


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Die Zukunft medialer Konflikt-Berichterstattung

16.06.2014 um 19:31
@CurtisNewton Regel 17: Ein Troll ist ein Troll ist ein Troll....


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16.06.2014 um 19:32
@unreal-live

Tjoa, da fass Dir mal an die eigene Nase.

Dein EP wahr einfach schwach und für das heikle und umfangreiche Thema völlig unzulänglich....und diente daher offensichtlich nur dazu, nochmal den heise Artikel zu wiederholen, der hier an anderer Stelle im Forum aber schon gepostet wurde.

Deine Intention ist dabei dann wohl eindeutig und dieser Thread hier auf Grund dessen einfach daneben und überflüssig! Sorry, wenn der zweite Post länger ist, als der EP.....kann es noch offensichtlicher sein? Ne echte Diskussiongrundlage sieht jedenfalls komplett anders aus!!!


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Die Zukunft medialer Konflikt-Berichterstattung

16.06.2014 um 19:37
nö, das war nur der startpunkt, von daher kannst du gerne zu den inhalten stellung nehmen oder etwas anderes konstruktives dazu beitragen. der inhalt ist auch zu wichtig um ihn nicht nochmal wiedereinsetzten. ich habe schon eine änderung der überschrift in "Die Zukunft medialer Berichterstattung" beantragt . gerne können wir hier auch abseits der politik über das thema unterhalten. das würde ich sogar begrüßen. ich habe hier nicht vor mich zu streiten weil das niemanden etwas bring. ich bin mir sicher, dass du das genauso siehst


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