Steuerrecht-Vereinfachung - was spricht dagegen?

@Rho-ny-theta

ich sehe also, es ist nichts zu machen von wegen anderes Steuersystem ;)

Aber eins verstehe ich noch nicht: weshalb werden Betriebe und auch Großkonzerne nicht NUR dort besteuert wo ihr Sitz ist?
Wenn also z.B.  ein Unternehmen Produktionsstätten  ins  Ausland  verlegt, dann wird es doch in dem anderen Land besteuert. Oder habe ich jetzt  was durcheinander gebracht?

@Optimist
Machen wir eine Rechnung der Firma X - damit Du ungefähr weißt was alles eine Rolle spielt:

Einnahmen (Umsatz) minus:
Materialkosten (inkl. Transport und Lagerung)
Maschinenkosten (Investitionen, Abschreibungen)
Personalkosten (Brutto plus Arbeitgeberanteile)
Mieten + Energiekosten, ggf Grundsteuer
Zwangsmitgliedschaften wie Versicherungen(BG, IHK, GEZ)
Rücklagen
*Lizenzen

Gewerbesteuer
Umsatzsteuer

* Das ist der Trick von Apple, Google und den anderen Verbrecher und zwar in allen Ländern: die Patente (=wirtschaftliche Nutzungsrechte) gehören windigen Briefkastenfirmen...die mit 0 Mann Mrd an Lizenzen einnehmen und zwar in Länder mit geringen bis nicht existierenden Steuern.
Meine "Lieblingsländer": Holland, Irland, Jersey, Guernsey...erst dann kommen die anderen. Ich hatte auf den Cayman Island einen echten Lachflash -> 60000 Einwohner, 200000 Firmen...aber pleite...alles Geier.

@Optimist

Optimist schrieb:Aber eins verstehe ich noch nicht: weshalb werden Betriebe und auch Großkonzerne nicht dort besteuert wo ihr Sitz ist?
Wenn also z.B. ein Unternehmen Produktionsstätten ins Ausland verlegt, dann wird es doch in dem anderen Land besteuert. Oder habe ich jetzt was durcheinander gebracht?

Werden sie prinzipiell schon, allerdings treten wir hier in die wunderbare Welt der internationalen Doppelbesteuerungsabkommen und der seltsam konstruierten Konzernstrukturen auf, die dazu führen, dass man den Gewinn faktisch in ein Land verschiebt, wo man nicht zahlen muss.

@Rho-ny-theta

allerdings treten wir hier in die wunderbare Welt der internationalen Doppelbesteuerungsabkommen und der seltsam konstruierten Konzernstrukturen auf, die dazu führen, dass man den Gewinn faktisch in ein Land verschiebt, wo man nicht zahlen muss.

Wie sieht so eine Doppelbesteuerung aus?
Stelle ich mir ganz vereinfacht so ungefähr vor:
Der deutsche Betrieb der einen Teil ins Ausland verlegt, zahlt dort die Hälfte und in D die andere Hälfte.

Wer sich wirklich dafür interessiert wo das abgezockte Geld in Europa ist...Trommelwirbel:
https://www.google.de/maps/place/Prins+Bernhardplein+200,+1097+JB+Amsterdam,+Niederlande/@52.3482475,4.9193953,3a,75y,148.77h,108.56t/data=!3m6!1e1!3m4!1sJJMAl0eVd3o4WwBmCsf4nw!2e0!7i13312!8i6656!4m5!3m4!1s0x47c6097f1b08945b:0x3fc06430c22d7821!8m2!3d52.3477377!4d4.9205219

2670 Firmen, 8 Billionen (!) Euro Umsatz -> Apple, Starbucks, Ikea, Google, Microsoft...

@Optimist
Du denkst zu kompliziert: Firma A macht 2 Mrd Umsätze in der EU, zahlt 1,5 Mrd Lizenzgebühren an einer Firma in Holland, das Geld ist weg. Betriebsausgaben 500 Mio -> es folgt 2 Mrd minus 1,5 minus 0,5 = 0 zu versteuernde Summe.

@Abahatschi

Wer sich wirklich dafür interessiert wo das abgezockte Geld in Europa ist...Trommelwirbel:
...
2670 Firmen, 8 Billionen (!) Euro Umsatz -> Apple, Starbucks, Ikea, Google, Microsoft...

ja, ohne Worte.

Du denkst zu kompliziert: Firma A macht 2 Mrd Umsätze in der EU, zahlt 1,5 Mrd Lizenzgebühren an einer Firma in Holland, das Geld ist weg. Betriebsausgaben 500 Mio -> es folgt 2 Mrd minus 1,5 minus 0,5 = 0 zu versteuernde Summe.

ja ich weiß, das sind die legalen Tricks ;)

Mir gings bei meiner Frage mehr um den "Normalfall"? ;)
Um das was sich der Gesetzgeber gedacht hatte, aber wohl nicht weitsichtig genug ;)

@Optimist

Optimist schrieb:Der deutsche Betrieb der einen Teil ins Ausland verlegt, zahlt dort die Hälfte und in D die andere Hälfte.

Das wäre jetzt ein einfaches Beispiel. Tatsächlich sieht es so aus, das manche Länder z.B. besonders niedrige Steuersätze für bestimmte Bereiche haben, oder bestimmte Einkommensarten aus der Besteuerung rausnehmen.

Nehmen wir beispielsweise an, Timbuktu besteuert keine Gewinne aus Lizenzgebühren. Jetzt komme ich mit meinen YPhones, die ich in Deutschland verkaufen will, an, und verlege meinen Geschäftssitz nach Timbuktu. In Deutschland gründe ich jetzt eine Tochterfirma, die hier die YPhones verkauft und auch ordentlich Gewinn macht. Die Lizenzrechte für das YPhone liegen aber in Timbuktu. Jetzt erhebt die Firma in Timbuktu einfach Gebühren für die Nutzung der Lizenz, die so hoch sind, dass ich in Deutschland rechnerisch keinen Gewinn mehr mache, in Timbuktu muss ich aber die eingenommenen Gebühren nicht versteuern...

@Rho-ny-theta

...Tatsächlich sieht es so aus, das manche Länder z.B. besonders niedrige Steuersätze für bestimmte Bereiche haben, oder bestimmte Einkommensarten aus der Besteuerung rausnehmen.

Also dann wirklich in diesem Sinne? : Beitrag von Optimist (Seite 5)

@Optimist

Noch etwas komplizierter, mit ein paar Zwischenschritten mehr, weil die einzelnen Gesetzgeber schon dahinter sind, sowas zu bekämpfen, aber mit genug Phantasie kann man da immer noch einige tricksen.

@Rho-ny-theta
@Optimist
Die Steuern auf Gewinne im Bereich intellectual property in Holland betragen 0%, werden eben nicht besteuert. Gilt für alles: in 172 Prins Bernhardplein sind die Herren Bono, Bowie (bzw. Erben)...Rollings Stones...
Holland war 2009 zu Recht auf der Liste der Steueroasen...Obama hat es streichen lassen...

@Rho-ny-theta

Noch etwas komplizierter, mit ein paar Zwischenschritten mehr

ja verstehe, wie z.B. Dein Beispiel mit Timbuktu.

Nur frage ich mich eins: Ist der Gesetzgeber nicht weitsichtig genug um sich vorher sagen zu können, wohin seine Gesetze führen werden?

Abahatschi schrieb:Die Steuern auf Gewinne im Bereich intellectual property in Holland betragen 0%, werden eben nicht besteuert. Gilt für alles: in 172 Prins Bernhardplein sind die Herren Bono, Bowie (bzw. Erben)...Rollings Stones...

Der Trick ist ja dann, das Geld wieder legal und ohne weitere Steuern wieder in die USA zu kriegen, damit man es den Aktionären geben kann - da kommen dann die weiteren notwendigen Schichten her...

Optimist schrieb:Nur frage ich mich eins: Ist der Gesetzgeber nicht weitsichtig genug um sich vorher sagen zu können, wohin seine Gesetze führen werden?

Wieso soll den Gesetzgeber in Timbuktu jucken, dass seine Gesetze bspw. zwischen Frankreich und Deutschland ein Steuerschlupfloch aufmachen?

@Rho-ny-theta

Nur frage ich mich eins: Ist der Gesetzgeber nicht weitsichtig genug um sich vorher sagen zu können, wohin seine Gesetze führen werden?

-->
Wieso soll den Gesetzgeber in Timbuktu jucken, dass seine Gesetze bspw. zwischen Frankreich und Deutschland ein Steuerschlupfloch aufmachen?

klar, den wird's nicht jucken.

Mir ging es darum:

allerdings treten wir hier in die wunderbare Welt der internationalen Doppelbesteuerungsabkommen und der seltsam konstruierten Konzernstrukturen auf, die dazu führen, dass man den Gewinn faktisch in ein Land verschiebt, wo man nicht zahlen muss.

Weshalb muss oder will D denn bei dieser Doppelbesteuerung mitmachen?
Weshalb geht's nicht, dass ein Unternehmen NUR  in D besteuert wird, bzw.  wie gesagt, wenn es ins Ausland geht dann die Steuern nur  in D abliefern muss?
Dann könnten die anderen Länder noch so sehr niedrige oder keine Steuern anbieten, das würde dem deutschen Unternehmen nichts nützen.

@Rho-ny-theta

Weil wir offene Kapitalmärkte haben und es dem Gesetzgeber immer noch lieber ist, wenn hier zu niedrige Steuern gezahlt werden als gar keine.

@Rho-ny-theta

Weil wir offene Kapitalmärkte haben

Du meinst also wegen der Globalisierung?

Ich verstehe aber trotzdem noch nicht ganz, was offene Kapitalmärkte damit zu tun haben? :

Weshalb geht's nicht, dass ein Unternehmen NUR  in D besteuert wird, bzw.  wie gesagt, wenn es ins Ausland geht dann die Steuern nur  in D abliefern muss?
Dann könnten die anderen Länder noch so sehr niedrige oder keine Steuern anbieten, das würde dem deutschen Unternehmen nichts nützen.

Bei anderen Ländern geht das doch auch?
Hab zumindest mal gehört, dass es andere machen (war es evtl. USA?)

Optimist schrieb:Ich verstehe aber trotzdem noch nicht ganz, was offene Kapitalmärkte damit zu tun haben?

Ich kann keine Firma zwingen, in Deutschland zu bleiben, und ich kann Finanztransaktionen nicht verbieten.

@Rho-ny-theta

Ich kann keine Firma zwingen, in Deutschland zu bleiben

ja ist richtig und das würde ich auch nicht wollen.

Du meinst also, wenn Unternehmen Teile ins Ausland verlegen und diese dann in D versteuert würden, dann würden sie gleich ihr gesamtes Unternehmen ins Ausland verlegen?

Ich weiß, das ist immer diese Sorge in der Politik.
Aber dann wären halt ein paar "Große" weg und somit auch etwas Konkurrenz für kleinere Unternehmen.

Die kleinen würden bestimmt nicht alle abhauen und das würde dann den Mittelstand stärken.
Ist das evtl. gar nicht gewünscht, den Mittelstand zu stärken?

Optimist schrieb:Ich weiß, das ist immer diese Sorge in der Politik.
Aber dann wären halt ein paar "Große" weg und somit auch etwas Konkurrenz für kleinere Unternehmen.

Bullshit. Die Leute wollen ein IPhone, weil sie ein IPhone wollen, die kaufen das dann halt in Frankreich oder Österreich.

Optimist schrieb:Aber dann wären halt ein paar "Große" weg und somit auch etwas Konkurrenz für kleinere Unternehmen.

Die Leute wollen Coca-Cola, IPhones oder Starbucks weil sie diese Produkte wollen.
Nicht weil es an alternativen mangeln würde.