In den letzten Tagen hat die Familienministerin mit ihrem Vorschlag, die Kinderkrippenplätze zu verdrei-fachen, eine lebhafte Diskussion ausgelöst. Dabei gab es von Seiten einiger Politiker ungewöhnlich heftige - beinahe hysterische - Reaktionen, wenn Kritik an dem Vorschlag geübt wurde. Die Familienministerin gab in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung von sich "Mütter, die zu Hause ihre Kinder großziehen, setzen sie doch nur vors Fernsehen und stopfen sie mit Süßigkei-ten voll und da sei die staatliche Fürsorge besser".

Vermutlich fühlten sich die Regierungsvertreter ertappt, weil die Vorschläge sich nicht nach dem Wohl der Familien, Mütter und Kindern richten, sondern zum einen die jungen Mütter so schnell es geht wieder in den Arbeitsprozeß zurückgeschickt werden sollen und zum anderen mit dem Angebot von mehr Kinderkrip-penplätzen die Zahl der Geburten erhöht werden soll.

Die Sorge ist groß, daß der Rückgang der jungen, arbeitsfähigen Bevölkerung durch Abtreibung, mangelnde Bereitschaft zum Kind oder zu mehr Kindern die Zahl der Steuerzahler und Beitragszahler dramatisch verringert.

Dabei wird auf das Beispiel Schwedens verwiesen. Dort bietet der Staat in seinen Einrichtungen eine Komplettbetreuung von Säuglingen, Kindern und Schülern an. Um sicher zu stellen, daß die Eltern diese kostenträchtigen Staatsgeschenke auch nutzen, bekommen Eltern, die ihre Kinder in den wichtigen ersten drei Jahren selber großziehen, keinerlei Beihilfen. Mehr noch, sie geraten unter massiven öffentlichen Druck, da die zu Hause arbeitende Mutter zur "Persona non grata", zur unerwünschten Person, erklärt wurde.

In Schweden gerät dieses System wegen der dramatischen psychologischen Schäden bei Kindern immer stärker in die Kritik - so hat dieses Land die höchste Zahl von Kinderselbstmorden.


In den ersten drei Jahren seines Lebens entwickelt ein Mensch seine wesentlichen geistigen und seelischen Eigenschaften und Stärken und braucht dazu die Bindung an eine Person - seine Mutter. Die kann auch ein Heer von staatlichen Hilfskräften nicht ersetzen.

Kritisch ist natürlich auch zu reagieren, wenn bei dem Bemühen der Regierung, die Geburtenzahl nach oben und die Mütter wieder in die Produktion zu treiben, ein beißender Geruch von Ideologie zu merken ist: Den Feministen ist die Vollzeitmutter und die normale Familie mit einem im Außen- und einem im Hausberuf stehenden Elternteil ein Greuel; den Sozialisten ist die normale, schon gar christliche Familie ein Dorn im Auge.

In der jetzt entstandenen, schrillen Diskussion ist es nötig, mit Gelassenheit und Fachwissen für eine pragmatische Vorgehensweise zu sorgen. Dabei sollte die Erfahrung, daß zu viel Staat immer zu viel Kosten verursacht, die der Steuerzahler dann wieder präsentiert bekommt, bestimmend sein - ganz zu schweigen von der oft schwächeren Qualität staatlicher Dienstleistungen. Daher wäre es sinnvoll, ein breites Angebot an Hilfen für Familien mit Kindern zu schaffen. Das heißt zunächst, private Kinderbetreuung stärker zu fördern: Unterstützung für Tagesmütter, damit einkommensschwache Familien diesen Dienst annehmen können, Förderung von privaten Kinderbetreuerinnen und kleinen privaten Kindertagesstätten, große steuerliche Vorteile für kinderreiche Familien (in Frankreich zahlt eine Familie mit drei Kindern keine Steuern).

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