Was ist aus euren Kindern geworden?

Der Thread richtet sich an Eltern, deren Kinder schon erwachsen sind. Also uns ältere Semester :Y:

Und auch an "ehemalige" Kinder und deren Sicht auf ihr Elternhaus.

Was ist aus euren Kindern geworden?
Ich meine das nicht unbedingt konkret ob jemand Bäcker oder Lehrer wird. Sondern was ist aus euren Sorgen von damals geworden, eure Ideen, eure Vorstellungen, euren Werten?
Haben sich eure Kinder so entwickelt, dass ihr eure Werte, eure Erziehung etc wiederfindet? Sind sie euch ähnlich?

Haben sich eure Sorgen bewahrheitet?

Und, welchen Anteil gebt ihr euch ganz persönlich im Guten wie im Schlechten an dem "Ergebnis" der Kinder?
Und für die ehemaligen Kinder: welchen Anteil haben eure Eltern mit der Erziehung an eurem guten oder schlechten Befinden?

Welchen Anteil haben aus eurer Sicht schwierige Lebensphasen und Probleme an dem "Jetztzustand" der Kinder?

Als Tochter muss ich sagen, dass ich z.B. immer mehr Wesenszüge oder Verhaltensweisen entdecke, die ich von meinen Eltern kenne, je älter ich werde.

Ich lasse das Thema mal mit Absicht recht offen, es hat ja jeder so seine eigenen Ideen dazu.



Hier ist noch eine ermutigende Studie zu starrsinnigen Kindern :lolcry:
https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article152265361/Eigensinnige-Kinder-sind-spaeter-erfolgreicher.html

Ich erkenne Wesenszüge meines Vaters in mir wieder, kann diese aber noch reflektieren und auch zugeben.
Diese Züge sind eher so mittelprächtig.

Andererseits driften wir politisch auseinander, er ist eigentlich eine ziemlich linke Socke und ich bin da weit konservativer.

Positive Werte wie Respekt und Höflichkeit wurden erfolgreich vermittelt :Y:

@Bundeskanzleri

Ich bin mit meinen drei Kindern (43, 23, 21) rundum zufrieden.

Die Älteste ist Unfallchirurgin in einer Klinik in Dänemark, engagiert sich bei Ärzte ohne Grenzen, hat für diese schon ein paar Auslandseinsätze gemacht. Sie ist mit einer Frau verheiratet und hat mit dieser zwei Kinder und steht mit beiden Beinen mitten im Leben. Dafür, dass sie mit vier Halbwaise wurde und von jemandem wie mir als Vater lange Zeit unter unsteten Bedingungen allein aufgezogen wurde, mit häufigen Wohnort-Wechseln und den damit verbundenen Problemen (Kita, Schule, Freundeskreis etc.), ist dann doch noch etwas aus ihr geworden, pubertäre Schwierigkeiten liegen lange zurück.

Der Mittlere ist inzwischen nach entsprechendem Studium in der Filmbranche tätig, allerdings nicht Hollywood, sondern eher für TV-Produktionen, dafür aber sehr abwechslungsreich, vom Drehbuch bis zu kaufmännischen oder technischen Sachen. Er lebt mit seinem Partner in Berlin und engagiert sich in der Arbeit mit Geflüchteten und bei den Grünen, da allerdings eher am "linken Rand" - so gesehen tritt er in die revolutionären Fussstapfen seiner Eltern.

Die Jüngste, nach eigener Definition genderfluid, macht in Hamburg eine Ausbildung als Kauffrau für Marketingkommunikation, engagiert sich in der LGBTQ-Community in Internet-Beratungen, ist ein Party-Animal wie ihre Mutter, die wiederum hofft, dass Töchterchen irgendwann mal ihre Agentur übernimmt. Nach meinem Kenntnisstand hat sie dazu aber momentan geringe Lust und träumt eher davon, möglichst viele Auslandsaufenthalte zu absolvieren und ggf. noch mal ein Studium zu beginnen.

So sind dann alle drei ihre Wege gegangen und entgegen so mancher Vorhersagen von Bekannten nicht im Leben gescheitert. Sie sind glücklicherweise auch keine Karrieremacherinnen, sondern allesamt stark politisch/sozial/kulturell engagiert, was uns als ebensolche Eltern natürlich freut. Die liberalen bis radikalen Werte ihres Vaters und ihrer Mütter haben sie durchaus übernommen. Scheint also nicht unbedingt so zu sein, dass aus den Kindern linker Eltern rechte Erwachsene werden.

Man neigt ja dazu, wenn die Kinder gelingen, es auf die eigene Erziehung, den eigenen Einfluss zu schieben.

Bei Misserfolgen sind die anderen dran.
Z. B. die Gene des anderen Elternteils, die Lehrer oder der schlechte Umgang.


Dann hast du wohl alles richtig gemacht @Doors

:D

Doors schrieb:Vorhersagen von Bekannten

Das sind die besten..... 😑

Wie waren deine/ eure Vorhersagen?

@Bundeskanzleri

Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass die Kinder einen guten Weg gehen würden, trotz mancher Schwierigkeiten.
Andere bezweifelten, dass aus einer Tochter eines allein erziehenden Vaters etwas werden könne bzw. kritisierten unsere relativ freie Erziehung und unseren lockeren Lebenswandel: Da kann nix von werden!

Leider weiß ich das nicht. Meine 21-jährige Tochter lebt wieder in den USA, da sie irgendwie immer einen besseren Draht zu ihrer Oma (meine Mutter, die gebürtig aus Houston kam) hatte. Nachdem meine Mutter verstorben ist, brach auch der Kontakt zu meiner Tochter vollständig ab. Seitdem hörte ich nix mehr von ihr. Einerseits würde ich mir schon wünschen, dass sie zu mir nach Deutschland kommen würde, da ich die USA für eine junge Frau gefühlt als gefährlicher einschätze als Deutschland, aber andererseits ist es ihr Leben und ich wäre wegen meinen eigenen Problemen wahrscheinlich auch nicht der beste Umgang für sie. Im Großen und Ganzen habe ich damit eigentlich auch abgeschlossen, aber manchmal kommt das wieder hoch. Es ist dann eine Mischung aus Sorge und Enttäuschung. Enttäuschung darüber, dass das Leben meiner Familie nicht "normaler" verlaufen ist. Aber Hauptsache, ihr geht es gut und sie hat keine ähnlichen psychischen Probleme wie ich oder wie sie meine Eltern gehabt haben. Diesbezüglich kommt ihr die Distanz vielleicht sogar zugute und hilft ihr dabei, sich frei entfalten zu können und ihr Ding zu machen.

@Scott78

Das ist schade. Ich kann das gut nachvollziehen, wenn einen Kinder "verlassen" oder den Kontakt abbrechen kann das echt schlimm sein.
Ich hab das in anderer Form auch erlebt und habe lange damit zu tun gehabt. Mein Mittlerer ist damals zum Vater gezogen.

Hat sie in Deutschland mit dir zusammengelebt?

Kann gut sein, dass sie wieder Interesse hat und Kontakt will, wenn sie älter ist. In dem Alter war ich von meinen Eltern auch weit weg und fand es gut :D (warum hab ich das eigentlich geändert? :troll: )

Bundeskanzleri schrieb: Man neigt ja dazu, wenn die Kinder gelingen, es auf die eigene Erziehung, den eigenen Einfluss zu schieben.

Das stimmt. Es wäre interessant zu wissen, wie groß der Einfluss wirklich ist :). Ich finde es bei uns (nun schon mittelalten Kindern) sehr interessant, da wir unter ähnlichen Bedingungen aufgewachsen sind, aber uns komplett anders entwickelt haben. Gerade mein Bruder und ich haben einen geringen Altersabstand und sind schon sehr unähnlich :-).

Scott78 schrieb:Leider weiß ich das nicht. Meine 21-jährige Tochter lebt wieder in den USA, da sie irgendwie immer einen besseren Draht zu ihrer Oma (meine Mutter, die gebürtig aus Houston kam) hatte.

Das ist Schade, ich hoffe, dass sie sich doch mal wieder bei dir meldet.

@Bundeskanzleri
Nein, nicht mit mir, aber mit ihrer Mutter und ich kam sie gelegentlich besuchen.

@Bundeskanzleri
@MissMary
Ich glaube nicht, dass sie sich irgendwann wieder bei mir melden wird. Eher dann noch bei ihrer Mutter, obwohl die beiden eigentlich mehr oder weniger im Streit auseinandergingen, da ihre Mutter nicht wirklich darüber begeistert war, dass ihre Tochter zur Oma in die USA will. Erschwerend kam hinzu, dass das dann auch noch ausgerechnet die Oma väterlicherseits war. Das gefiel der Mutter überhaupt nicht. Trotzdem könnte ich mir vorstellen, dass es da zu einer Versöhnung kommen kann, wenn es dazu nicht schon kam. Ich bin mit ihr zwar nicht im Streit auseinandergegangen, aber sie wird trotzdem denke ich nix mehr mit mir zu tun haben wollen. In der Familie war ich schon immer eher der distanzierte und unterkühlte Langweiler, was meiner Tochter natürlich auch nicht so gefiel. Deshalb habe ich da wenig Hoffnung, dass sie wieder mit mir Kontakt haben will. Aber vielleicht wenn sie älter wird und ihr bewusst wird, dass ein langweiliges Leben auch Vorteile haben kann.

@Doors
Du hast 3 Kinder und alle sind queer? Erstaunlicher Zufall! Das ist ne Chance von irgendwas bei 1 zu 1000.

@paxito

Tja, eine Denksportaufgabe für Psychologen, Soziologen, Theologen und sonstige Verlogen. :D

Böse Zungen behaupten, das läge an der nicht rollenspezifischen Erziehung oder an den komischen Eltern. :D

Doors schrieb:nicht rollenspezifischen Erziehung

Diese Erziehung kann es nicht geben. Du bist vermutlich ein Mann, die Mutter vermutlich eine Frau. Schon alleine daraus kann man sich nicht einfach so befreien.

Auch die Umgebung besteht aus verschiedenen geschlechtsspezifischen Angeboten. Auch wenn es inzwischen mehr Möglichkeiten der eigenen Geschlechtswahrnehmung gibt, so kann eine Umwelt niemals neutral sein.

Ich bin da auch drüber gestolpert wie @paxito .

Doors schrieb:Denksportaufgabe für Psychologen, Soziologen, Theologen

interessieren sich nur nach Bedarf dafür.

Scott78 schrieb am 09.10.2021:distanzierte und unterkühlte Langweiler,

Scott78 schrieb am 09.10.2021:langweiliges Leben auch Vorteile haben kann.

Nun, nur die Tatsache einen "langweiligen" Elternteil zu haben führt ganz sicher nicht zu einem dauerhaften Kontaktabbruch. Das wird ja nicht dein einziges Merkmal sein, wenn es überhaupt zutrifft.

Kontakt findet doch auf der Beziehungsebene statt und vielleicht machst du ihr ja irgendwann wieder ein neues Angebot. Vielleicht weiß sie ja gar nicht, dass du gerne Kontakt hättest.

Scott78 schrieb am 09.10.2021:Oma väterlicherseits

Scott78 schrieb am 09.10.2021:Oma in die USA

Ist das dann deine Verwandtschaft?

@Bundeskanzleri

Es ist mir auch offengestanden egal, welche sexuellen Präferenzen meine Kinder haben - Hauptsache, sie sind glücklich damit. Und das sind sie.

Bundeskanzleri schrieb am 07.10.2021:Welchen Anteil haben aus eurer Sicht schwierige Lebensphasen und Probleme an dem "Jetztzustand" der Kinder?

Probleme und schwierige lebensphasen prägen Kinder extrem, selbst wenn man glaubt sie hätten die Umstände gut weggesteckt. Vieles kommt erst mit der Zeit zum Vorschein.

Scott78 schrieb am 09.10.2021:Deshalb habe ich da wenig Hoffnung, dass sie wieder mit mir Kontakt haben will.

Ich habe zwar keinen Ozean zwischen mir und meinen Kindern aber ein ähnliches Problem. Die Hoffnung sollte man aber nie aufgeben. Sei einfach da wenn sie dich braucht.

Ich hab keine Kinder, aber ich weiß, dass meine Mama stolz ist auf mich, weil sie das sich immer sagt. Vor allem auf meine Musik. Ich kann getrost sagen, meine Mutter ist mein größter Fan :D

Oh das ist schön. Eltern sind ja oft Kritiker

EnyaVanBran schrieb:meine Mutter ist mein größter Fan :D

Das ist doch mal was sehr Positives. :Y:

Welchen Anteil an deinem Erfolg/ Talent würdest du ihr den zugestehen?

Fedaykin schrieb:Eltern sind ja oft Kritiker

Bei meinen Eltern hiess es: Wenn ich nicht über Dich meckere, dann ist das schon Lob genug.

Doors schrieb:Bei meinen Eltern hiess es: Wenn ich nicht über Dich meckere, dann ist das schon Lob genug.

"Nix gsagt isch globd gnug" und "das halten wir für selbstverständlich" hat mir jeden Spaß an meinen Talenten genommen.
Und nicht nur darum bin ich eins der Kinder die sich von den Eltern abgesetzt haben.