arronaxx88
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Warum der Benzinpreis nicht mehr steigen wird
14.09.2012 um 16:01Gut zugegeben: Der Titel des Threads ist übertrieben. Die Benzinpreise werden natürlich weiterhin steigen, aber ich will hier versuchen zu erläutern, warum sich die OPEC selbst in Knie f***** würde, wenn sie die Preise so anziehen, wie es viele Leute befürchten. Der Text ist übrigens relativ kompliziert und gleicht ein bisschen einer wissenschaftlichen Abhandlung.
Am Anfang will ich herleiten, weshalb die OPEC-Staaten ein Monopol sind, um die Preispolitik verständlich zu machen. Die Grundannahme ist, dass Öl zu den erschöpfbaren Ressourcen gehört und damit endlich ist und nicht produziert sondern nur gefördert werden muss.
Nehmt jetzt einfach mal an, dass ihr ein Ölscheich seid der genau eine Erdölquelle besitzt. Wir nehmen einen fixen Ölpreis von 60$ pro Barrel an. Ihr habt jetzt die Möglichkeit zu fördern oder nicht zu fördern (angenommene Förderkosten: 10$ pro Barrell). Sinnvolle Entscheidung in dieser Situation ist: Da der Preis (60) größer als die Kosten (10) solltet ihr fördern (Gewinn: 50$ pro Barrell + Zinseinnahmen in den Folgejahren).
Jetzt aber kommt das Problem. Wenn das auch die anderen Ölscheichs so machen würden, steigt natürlich das Angebot von Öl auf dem Weltmarkt. Bei gleichbleibender Nachfrage und steigendem Angebot sinken die zu erziehlenden Preise (genau genommen sogar bis auf die Grenzkosten von knapp über 10$ pro Barrell). Genau diese Preissenkung eines 'normalen' Marktes sehen wir aber nicht an den Tankstellen, sondern eher Erhöhungen. Kurz: In normalen Wettbewerbmärkten besteht die Tendenz, dass Preise soweit sinken bis sie nur noch knapp über den KOSTEN liegen (wichtig: Der Preis in freien Märkten bei erschöpfbaren Ressourcen liegt nach der Hotelling-Regel bei den Grenzkosten ergänzt um den Marktzinssatz, also sollte P(n)=K*R^n sein, wobei K=fix). Bei angenommenen R=3% sollte die Preissteigerung in 25 Jahren=110% betragen. Diese Verdoppelung ist in der Realität jedoch nicht ersichtlich (Quelle: http://www.mwv.de/upload/Publikationen/dateien/JB_2010_dNrnbxXn6f7j2mf.pdf, Seite 78). Die angegebene Tabelle zeigt eine ungleichmäßige Steigung und widerspricht Hotelling damit. Wenn man die Beträge kaufkraftbereinigt, ergibt es sogar eine SENKUNG! des relativen Preises für Mobilität.
Nun die Situation im echten Leben: Der Ölpreis schwankt zwischen 75 und 110 $ pro Barrell. Die Tatsächlichen Förderkosten liegen bei rund 2$ bei 'easy Oil' und 40$ bei Ölsand. Warum also ist der Ölpreis höher als die Grenzförderkosten? Wenn ihr wüsstet, dass alle Ölscheichs dieses Jahr ihr Öl fördern und verkaufen würden (fallende Preise), solltet ihr auf nächtes Jahr warten bis der Preis wieder steigt und DANN fördern. Anders gesagt: Der zukünftige Ölpreis hat Einfluss auf die Förderentscheidung von heute. Das Fazit aus der bisherigen Argumentation ist, dass der Ölmarkt nicht den Gesetzen des freien Wettbewerbs gehorcht, sondern kartelliert ist (OPEC = monopolartig). Eine detailliertere Herleitung vermeide ich jetzt, da ich sonst Diagramme malen müsste.
Die bisher wichtigsten Erkenntnisse sind, dass die OPEC ihre Preis und Fördermengen relativ frei bestimmen können (je nach Grenzerlös). Des Weiteren liegen sie mit den verlangten Preisen deutlich über den Förderkosten von 2$ und 40$ pro Barrell. Die OPEC haben nun natürlich großes Interesse daran, dass der Markt auch weiterhin ein Monopol bleibt. Sobald Konkurrenten den Markt betreten würden, gäbe es Preisdruck (ähnlich den Preiskämpfen von AMD/INTEL und Radeon/Geforce was man ruhigen Gewissens als Duopole bezeichnen kann). Bei entsprechenden Preiskämpfen würden die Rohölpreise in Richtung der Förderkosten fallen und damit die Gewinne reduzieren.
"Welche Konkurrenz denn?" werdet ihr vielleicht fragen. Mögliche Gefahren könnten aus Ländern wie - ohoooo - Deutschland kommen. Allein wir haben Kohlevorkommen die für mehrere Hundert Jahre reichen (Quelle: http://www.spektrum.de/alias/serie-rohstoffe/wie-lang-reicht-die-kohle/1021075). Mit Techniken wie Kohleverflüssigung könnten diese Vorkommen in Benzin umgewandelt werden. Vorsichtigen Schätzungen zufolge, lohnt sich die Technologie bei Rohölpreisen von 60$-80$ pro Barrell. Sollte die OPEC nun also DAUERHAFT (das Wort ist ganz wichtig) mehr als diesen Preis für ihr Öl verlangen, wird es für Investoren aus aller Welt lohnend entsprechende Kohleverflüssigungsanlagen aufzubauen und in den Markt einzutreten. Betriebswirtschaftliche Gesetze wie die Fixkostendegression helfen dabei, die Gewinne der OPEC auch unter die besagten 60-80 $ zu drücken.
Genau diese Konkurrenz werden die OPEC-Staaten nicht wollen. Meiner Meinung nach werden sie aufgrund eben dieser Argumentation die Preisschraube nicht allzusehr anziehen. Manche Ökomomen glauben sogar, dass die OPEC aufgrund dieser Angst ihre Preise inflationsbereinigt nicht über den besagten Level heben wird.
Ich hoffe das geschriebene war verständlich (und bietet eine adäquate Diskussionsgrundlage). Ich habe die Argumentation zwar im Kopf habe aber hin und wieder Probleme das auch zusammenhängend für Andere darzustellen. Was meint ihr zu den Argumenten? Was glaubt ihr, wie sich die Preise entwickeln werden?
Am Anfang will ich herleiten, weshalb die OPEC-Staaten ein Monopol sind, um die Preispolitik verständlich zu machen. Die Grundannahme ist, dass Öl zu den erschöpfbaren Ressourcen gehört und damit endlich ist und nicht produziert sondern nur gefördert werden muss.
Nehmt jetzt einfach mal an, dass ihr ein Ölscheich seid der genau eine Erdölquelle besitzt. Wir nehmen einen fixen Ölpreis von 60$ pro Barrel an. Ihr habt jetzt die Möglichkeit zu fördern oder nicht zu fördern (angenommene Förderkosten: 10$ pro Barrell). Sinnvolle Entscheidung in dieser Situation ist: Da der Preis (60) größer als die Kosten (10) solltet ihr fördern (Gewinn: 50$ pro Barrell + Zinseinnahmen in den Folgejahren).
Jetzt aber kommt das Problem. Wenn das auch die anderen Ölscheichs so machen würden, steigt natürlich das Angebot von Öl auf dem Weltmarkt. Bei gleichbleibender Nachfrage und steigendem Angebot sinken die zu erziehlenden Preise (genau genommen sogar bis auf die Grenzkosten von knapp über 10$ pro Barrell). Genau diese Preissenkung eines 'normalen' Marktes sehen wir aber nicht an den Tankstellen, sondern eher Erhöhungen. Kurz: In normalen Wettbewerbmärkten besteht die Tendenz, dass Preise soweit sinken bis sie nur noch knapp über den KOSTEN liegen (wichtig: Der Preis in freien Märkten bei erschöpfbaren Ressourcen liegt nach der Hotelling-Regel bei den Grenzkosten ergänzt um den Marktzinssatz, also sollte P(n)=K*R^n sein, wobei K=fix). Bei angenommenen R=3% sollte die Preissteigerung in 25 Jahren=110% betragen. Diese Verdoppelung ist in der Realität jedoch nicht ersichtlich (Quelle: http://www.mwv.de/upload/Publikationen/dateien/JB_2010_dNrnbxXn6f7j2mf.pdf, Seite 78). Die angegebene Tabelle zeigt eine ungleichmäßige Steigung und widerspricht Hotelling damit. Wenn man die Beträge kaufkraftbereinigt, ergibt es sogar eine SENKUNG! des relativen Preises für Mobilität.
Nun die Situation im echten Leben: Der Ölpreis schwankt zwischen 75 und 110 $ pro Barrell. Die Tatsächlichen Förderkosten liegen bei rund 2$ bei 'easy Oil' und 40$ bei Ölsand. Warum also ist der Ölpreis höher als die Grenzförderkosten? Wenn ihr wüsstet, dass alle Ölscheichs dieses Jahr ihr Öl fördern und verkaufen würden (fallende Preise), solltet ihr auf nächtes Jahr warten bis der Preis wieder steigt und DANN fördern. Anders gesagt: Der zukünftige Ölpreis hat Einfluss auf die Förderentscheidung von heute. Das Fazit aus der bisherigen Argumentation ist, dass der Ölmarkt nicht den Gesetzen des freien Wettbewerbs gehorcht, sondern kartelliert ist (OPEC = monopolartig). Eine detailliertere Herleitung vermeide ich jetzt, da ich sonst Diagramme malen müsste.
Die bisher wichtigsten Erkenntnisse sind, dass die OPEC ihre Preis und Fördermengen relativ frei bestimmen können (je nach Grenzerlös). Des Weiteren liegen sie mit den verlangten Preisen deutlich über den Förderkosten von 2$ und 40$ pro Barrell. Die OPEC haben nun natürlich großes Interesse daran, dass der Markt auch weiterhin ein Monopol bleibt. Sobald Konkurrenten den Markt betreten würden, gäbe es Preisdruck (ähnlich den Preiskämpfen von AMD/INTEL und Radeon/Geforce was man ruhigen Gewissens als Duopole bezeichnen kann). Bei entsprechenden Preiskämpfen würden die Rohölpreise in Richtung der Förderkosten fallen und damit die Gewinne reduzieren.
"Welche Konkurrenz denn?" werdet ihr vielleicht fragen. Mögliche Gefahren könnten aus Ländern wie - ohoooo - Deutschland kommen. Allein wir haben Kohlevorkommen die für mehrere Hundert Jahre reichen (Quelle: http://www.spektrum.de/alias/serie-rohstoffe/wie-lang-reicht-die-kohle/1021075). Mit Techniken wie Kohleverflüssigung könnten diese Vorkommen in Benzin umgewandelt werden. Vorsichtigen Schätzungen zufolge, lohnt sich die Technologie bei Rohölpreisen von 60$-80$ pro Barrell. Sollte die OPEC nun also DAUERHAFT (das Wort ist ganz wichtig) mehr als diesen Preis für ihr Öl verlangen, wird es für Investoren aus aller Welt lohnend entsprechende Kohleverflüssigungsanlagen aufzubauen und in den Markt einzutreten. Betriebswirtschaftliche Gesetze wie die Fixkostendegression helfen dabei, die Gewinne der OPEC auch unter die besagten 60-80 $ zu drücken.
Genau diese Konkurrenz werden die OPEC-Staaten nicht wollen. Meiner Meinung nach werden sie aufgrund eben dieser Argumentation die Preisschraube nicht allzusehr anziehen. Manche Ökomomen glauben sogar, dass die OPEC aufgrund dieser Angst ihre Preise inflationsbereinigt nicht über den besagten Level heben wird.
Ich hoffe das geschriebene war verständlich (und bietet eine adäquate Diskussionsgrundlage). Ich habe die Argumentation zwar im Kopf habe aber hin und wieder Probleme das auch zusammenhängend für Andere darzustellen. Was meint ihr zu den Argumenten? Was glaubt ihr, wie sich die Preise entwickeln werden?