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3.133 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Finnland, Suomi ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

I LOVE SUOMI 💙 🤍 🇫🇮

13.01.2022 um 20:25
@perttivalkonen

Ich kannte diesen Trauermarsch zuvor nicht, interessant.

Im Wikipedia konnte ich dazu erfahren, dass es "Hintrikin surumarssi" seit etwa 1800 gibt, zunächst wurde er als Gratulationsmarsch auf Hochzeiten ("Koria Marssi") gespielt. Erst späterhin (so etwa um 1951) hielt das Stück Einzug als Trauermarsch auch auf Beerdigungen.

Dann wird noch das ein oder andere zu unterschiedlichen Variationen (Versionen) des Stückes gesagt.
In einer Version wurde z.B. versehentlich aus dem ursprünglich männlichen "Hintrikki" eine weibliche "Hintrikka".
Helsingin Sanomien vuonna 2006 järjestämässä lukijaäänestyksessä Helismaan sanoittama Peltoniemen Hintriikan surumarssi valittiin Suomen kaikkien aikojen synkimmäksi lauluksi.
Wikipedia: Peltoniemen Hintrikin surumarssi

In einer Leserumfrage des "Helsingin Sanomat" im Jahr 2006 wurde Peltoniemi's "Hintriikan Trauermarsch" (Text Helismaa) zum düstersten Lied Finnlands aller Zeiten gewählt.

Wenn man einen lieben Menschen durch Mord verliert, gibt es für mein Dafürhalten nichts Düstereres. So kann ich mir schon vorstellen, dass diese Musik die tiefe Trauer zu durchdringen vermag, und dadurch ggf. wahrnehmbar wird, dass Peltoniemi vermutlich irgendwann ebenso empfunden haben könnte.


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13.01.2022 um 20:59
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:In einer Leserumfrage des "Helsingin Sanomat" im Jahr 2006 wurde Peltoniemi's "Hintriikan Trauermarsch" (Text Helismaa) zum düstersten Lied Finnlands aller Zeiten gewählt.
Ja siehste, und für mich hat das Lied nicht den Tod, sondern das Leben des verstorbenen Menschen hervorgehoben. Es mag ein düsteres Lied sein, aber in düsterer Zeit brachte es Licht.

Ich stell mir vor, daß der Komponist genau dies empfunden hat: per aspera ad astra - vaikeuksien kautta tähtiin

So schien auch Akseli Gallen-Kallela unter dem Titel "ad astra" zu fühlen:

2017.133-Ad-AstraOriginal anzeigen (1,7 MB)
Eikö se voisi symbolisoida myöskin sitä mitä ihminen, joka on kaiken kärsinyt [...], tuntee?



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13.01.2022 um 21:16
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Es mag ein düsteres Lied sein, aber in düsterer Zeit brachte es Licht.
Ja, scheint auch so zu sein, dass es ja mal ein Hochzeitsmarsch war. Demnach hat es für die Vereinigung von Mann und Frau gestanden, die durch ihr "Einswerden" in ihren Nachkommen das "das Wunder" des Lebens erfahren ... sehr viel Licht sehr ich da 😊

Der Marsch hat womöglich beide Seiten in sich? Licht und tiefstes Dunkel?

"Vaikeuksien kautta tähtiin" ist eine wirklich wunderschöne Umschreibung für unsere optimale Entwicklung als ausgereifte Seelen bzw. Menschen, finde ich. Diese Worte berühren mich.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Eikö se voisi symbolisoida myöskin sitä mitä ihminen, joka on kaiken kärsinyt [...], tuntee?
Was ist hier mit "se" -im finnischen- oder mit "es" im Deutschen gemeint? (Könnte "ES" nicht auch das symbolisieren, was ein Mensch, der alles erlitten hat fühlt?)


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13.01.2022 um 21:49
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Was ist hier mit "se" -im finnischen- oder mit "es" im Deutschen gemeint?
Er bezieht sich da auf die Pose der ausgebreiteten Arme. Auf dem Bild "ad astra" da oben sieht man es nicht (entweder ist es ne andere Version, oder es wurde wegretuschiert), dafür aber hier deutlich:

79b101aOriginal anzeigen (0,5 MB)

Das Mädchen hat die Nägelmale Christi an den Händen, und es hat die Arme ausgestreckt wie Christus am Kreuz. Diese Pose ist "se".
Akseli Gallen-Kallela muisteli Ad Astran syntyä myöhemmin: “Aloitin sen vuonna 1894 asuessani Sääksmäen Rapolassa. Mallina oli pieni kalvoilainen tyttö. Häneltä otin ruumiin, ja toiselta tytöltä pään, mitkä sitten sovitin yhteen. Teos kuvaa ylösnousemusta. Aiheeseen ja sen käsittelyyn on kertomus ristiinnaulitusta vaikuttanut huomattavalla tavalla. Maailman vapauttajan asento ristinpuulla, – eikö se voisi symbolisoida myöskin sitä mitä ihminen, joka on kaiken kärsinyt ja kaikesta vapautunut, tuntee? […] Maalaukseen käytetty kangas on osa suuresta taulusta; sen alle on maalattu oma muotokuvani ilkialastonna.” (Gallen-Kallela, Akseli: Kallela-kirja, 1924, s. 180–182)
https://www.gallen-kallela.fi/kuollutlemminkainen/adastra/ (Archiv-Version vom 29.10.2021)

Kallela thematisierte ja desöfteren das Leiden des Menschen als Weg zu Besserem. Etwa Rakennus:

Akseli Gallen-Kallela - Building - A II Original anzeigen (0,3 MB)

Finnland war ein Land voller Wälder und Sümpfe (und ist es zum Glück noch heute, damals aber weit mehr). Und doch zog es Menschen in diese unwirtliche Welt, sich dort niederzulassen, ein Stück Wald zu roden, um dort Äcker anzulegen. Wir sehen hier den gerodeten Wald, dessen Boden aber kein fruchtbarer Acker ist, sondern voller großer Steine.

Diese ersten Siedler hatten ein hartes Leben, und sie starben früh, kaum daß ein Stück Wald gerodet, eine Hütte gebaut und ein erster Acker angelegt war. Die zweite Generation hatte damit zu kämpfen, daß ein früher Winter die Ernte zerstören konnte, weil der nächste Sumpf durch seine Feuchtigkeit den Boden vereisen ließ. Also mußte die zweite Neubauern-Generation von Jahr zu Jahr hungern und erst mal die Sümpfe trocken legen. Auch sie starb früh, nach kurzem entbehrungsreichem Leben. Erst die dritte Generation konnte etwas länger leben, als arme Bauern mit wenig zu essen, aber viel zu arbeiten.

Aber dennoch waren es diese unzähligen Bauern, die mit ihrem Leben der Natur das Kulturland abgerungen haben und so die Grundlage für das Suomi der Gegenwart (von Akseli Gallen-Kallela) gelegt hat. Diesen Gründungs-Mythos hielt der Künstler in diesem Bild fest. Das Gesicht der Frau, es zeigt kein Glück, keinen Wohlstand, kein gutes Leben. Aber es zeigt sisu.

Wie sehr der Tod teil des Lebens dieser Menschen war, dies zeigt Kallela, indem er diesen Menschen einen "treuen Knecht" oben rechts zur Seite stellt. Hast Du dem schon mal ins Gesicht gesehen?

per aspera ad astra / vaikeuksien kautta tähtiin - durch das Leid dieser Menschen das heutige Glück Finnlands... Sisu!


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13.01.2022 um 22:09
@perttivalkonen

Sisu habe ich hier noch nicht angesprochen, weil mir dieses -vermutlich hinsichtlich meiner finnischen Prägung- nah geht.
(Der Thread hat ja auch etwas mit Wiederannäherung meinerseits an meine finnischen Themen zu tun.)

Ach ... ich bin gerade wirklich berührt, das muß ich zugeben. Werde das von Dir Gesagte heute in meine Gedanken mitnehmen,
und morgen darauf antworten. Ich danke Dir an dieser Stelle für die wunderbaren Impulse!
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Hast Du dem schon mal ins Gesicht gesehen?
Soll das Gesicht den Tod darstellen? Der Tod als "treuer Knecht" ... er kommt verlässlich irgendwann ... und ist stets in unserer Nähe ...
Das sind so gerade meine Assoziationen dazu, mit denen ich aber auch am Thema vorbei interpretiere, falls das Gesicht nicht den Tod darstellen sollte ...


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13.01.2022 um 23:44
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Soll das Gesicht den Tod darstellen?
Korrekt. Der Tod war das "Verläßlichste", mit dem diese Neuland-Bauern rechnen konnten, er war allgegenwärtig. Dargestellt wird er aber nicht als Feind, sondern als treuer Gefährte. Er gehört eben dazu, wenn Menschen aus Suo-mi ein koti-maa machen.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:(Der Thread hat ja auch etwas mit Wiederannäherung meinerseits an meine finnischen Themen zu tun.)
Am sechsten Dezember hatte ich sowas im Fenster.

itsenaisyyskynttilat-2-1

Und meinen Kaffee trink ich immer aus sowas (gekauft in einem der drei Berliner Iitala-Shops):

nn

Finnland ist näher als Du denkst.

Vor Jahren hatte ich mal dieses Mitbringsel aus Finnnland (ging leider kaputt)

e9d61e Basthut.jpg conv

Ich wurde auf der Straße angesprochen - auf finnisch! Kein Wunder. 2018 lebten hier in Berlin 2750 Finninen und Finnen, in Deutschland insgesamt 15.000. Von 370 Finnen lebt einer in Deutschland.


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14.01.2022 um 09:42
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Er bezieht sich da auf die Pose der ausgebreiteten Arme. Auf dem Bild "ad astra" da oben sieht man es nicht (entweder ist es ne andere Version, oder es wurde wegretuschiert

Es ist, wie Du auch vermutet hattest, die erste Version:
Akseli Gallen-Kallela muisteli Ad Astran syntyä myöhemmin: “Aloitin sen vuonna 1894 asuessani Sääksmäen Rapolassa.
Akseli Gallen-Kallela erinnerte sich später an die Entstehung von Ad Astra: "Ich habe 1894 damit begonnen, als ich in Rapola, Sääksmäki, lebte.
Vuonna 1907 Gallen-Kallela maalasi toisinnon Ad Astrasta. Näiden kahden version huomattavin ero ovat stigmat myöhemmän version käsissä.Ensimmäisessä versiossa oli ensin stigmat käsissä ja kyljessä, mutta taiteilija kertoi poistaneensa ne myöhemmin, harkittuaan asiaa tarkemmin.
Im Jahr 1907 malte Gallen-Kallela eine zweite Version von Ad Astra. Der auffälligste Unterschied zwischen den beiden Versionen sind die Stigmata an den Händen der späteren Version. Die erste Version hatte ursprünglich Stigmata an den Händen und an der Seite, aber der Künstler sagte, dass er sie später, nach genaueren Überlegungen, entfernte.

https://www.gallen-kallela.fi/kuollutlemminkainen/adastra/ (Archiv-Version vom 29.10.2021)
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Maailman vapauttajan asento ristinpuulla, – eikö se voisi symbolisoida myöskin sitä mitä ihminen, joka on kaiken kärsinyt ja kaikesta vapautunut, tuntee?
Ja, Gallen-Kallela, stellte sich die Frage, ob die Haltung nicht auch symbolisieren könne, was ein Mensch, der alles erlitten und sich von allem befreit hat, fühlt. Ich persönlich finde das vorstellbar. Wie wird denn die Haltung -ohne das Kreuz- sonst (also im Allgemeinen bzw. im Christentum) interpretiert?


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14.01.2022 um 10:21
@mitH2CO3
@perttivalkonen

Seid ihr beide Finnen? Eure Unterhaltung hab ich sehr interessiert gelesen. Danke.


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14.01.2022 um 10:42
@Katori
Zitat von KatoriKatori schrieb:Seid ihr beide Finnen?
Ich bin in Finnland (Helsinki) geboren und aufgewachsen. Späterhin zog die Familie nach Deutschland, und seit dem lebe ich hier. Habe daher auch die deutsche Staatsbürgerschaft (meine Mutter ist Finnin, mein Vater war Deutscher).
Zitat von KatoriKatori schrieb am 03.01.2022:Kauhavan Puukkopaja
Ich hatte auch mal ein Finnenmesser, ein PUUKKO. Das ist aber leider bei einem der Umzüge verloren gegangen 😔


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14.01.2022 um 10:56
@perttivalkonen

Nochmal kurz zu dem Trauermarsch, bevor das womöglich in Vergessenheit gerät.
Ich hatte ihn noch zwei Mal angehört. Also ich finde ihn auch nicht nur düster. Ab ca. min 01:40 steigt die Geige aus dem tiefen, langsameren "Marschteil" aus, mit einer "etwas leichteren und schnelleren Passage", welche die bis dahin schwere Musik soz. "erhöht", nach meinem Empfinden. Ab etwa min 02:55 bekommt der Marsch sogar fast so etwas wie "Leichtigkeit" ….
(Ich kenne mich leider nicht mit den korrekten Begrifflichkeiten in der Musik aus, daher das Ganze nur in meinen Worten.)

Ach ja, und ich könnte mir vorstellen, dass auch ein Aphorismus wie "man wächst an seinen Aufgaben" in die Richtung weist, um die es Gallen-Kallela bei dem Vollendungsgedanken geht, oder sehe ich das zu vereinfacht?


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14.01.2022 um 11:50
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Wie wird denn die Haltung -ohne das Kreuz- sonst (also im Allgemeinen bzw. im Christentum) interpretiert?
1-format6001


Rio de Janeiro Helicoptero 47 Feb 2006Original anzeigen (1,0 MB)


Die Pose des Gekreuzigten ohne das Kreuz ist die Pose des Segnens. Der Segen der Kirche ist der Segen Christi. Und der Segen Christi speist sich aus dem Kreuz. Es ist die Kraft dessen, der durch den Tod gegangen ist. Denn gerade der Tod Christi am Kreuz gilt im Christentum als der Sieg, die Rettung und das Heil für die Menschen.
Zitat von KatoriKatori schrieb:Seid ihr beide Finnen?
Nee, bin ich nicht, bin nur interessiert. Bin da aber auch nicht so bewandert, wie ich es mir wünschte. Habs nie hingekriegt, die Sprache zu lernen, und war auch nur zwei mal dort. Und das is ewig her, 91 und 94.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Ab ca. min 01:40 steigt die Geige aus dem tiefen, langsameren "Marschteil" aus, mit einer "etwas leichteren und schnelleren Passage", welche die bis dahin schwere Musik soz. "erhöht", nach meinem Empfinden. Ab etwa min 02:55 bekommt der Marsch sogar fast so etwas wie "Leichtigkeit" …
Das ist gut zusammengefaßt. In der Tat spielen JPP das Stück sehr langsam (auf Youtube gibts das Lied auch von anderen Interpreten, z.T. gesungen, und da geht die Melodie schneller). Das verstärkt das "Trauerspiel", und auch die Geigen scheinen ja "extra zu jammern". Und dann, wie Du sagst, wird es plötzlich anders, lebendiger, heller, beschwingter.

Dadurch, daß JPP das Stück so langsam spielen, ergibt der Takt ziemlich gut die Schrittgeschwindigkeit von Sargträgern und den hinterdreinlaufenden Trauernden. Das find ich haben die Pelimannit wirklich gut umgesetzt.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:(Ich kenne mich leider nicht mit den korrekten Begrifflichkeiten in der Musik aus, daher das Ganze nur in meinen Worten.)
Ich auch nicht. Bin da auch nur Banause und zitier an dieser Stelle gern den Grafen von Zitzewitz (alter Berliner Militäradel, über dessen Mangel an Kultur und Bildung viele Witze existieren)
Jöhte? Jöhte kenn ick! Kleene Nachtmusik, wa'? Hmm-tataa, hmm-tataa..."
Lönnrot? Tunnen Lönnrotin! "Valse triste" , eikö olekin? Humppa, humppa...
Sehr viel besser bin ich da nicht.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Ach ja, und ich könnte mir vorstellen, dass auch ein Aphorismus wie "man wächst an seinen Aufgaben" in die Richtung weist, um die es Gallen-Kallela bei dem Vollendungsgedanken geht, oder sehe ich das zu vereinfacht?
Man lernt aus seinen Fehlern, ohne die Nacht kann man den Tag nicht schätzen. Gibt ne Menge "Weisheiten", die das zumindest tangieren. Und das Gute an Kunst: die Botschaft steckt nicht nur im Bild, sondern auch im Betrachter. Ob diese Assoziationen von Dir und mir nun wirklich von Gallen-Kallela mitgemeint waren oder nicht, uns jedenfalls bringen sie weiter. Kunst lebt nicht nur von der beabsichtigten Botschaft des Künstlers, sondern sehr stark davon, was im Betrachter / Hörer der Kunst ausgelöst wird, wie es diesen "voranbringt".


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14.01.2022 um 12:18
@mitH2CO3 cool :D

Das mit dem Puukko ist sehr schade :( weißt du noch was das für eines war?

@perttivalkonen die Sprache ist auch echt nicht ohne, ich selber war leider nie in Finnland, aber ich mag es sehr. Auch extrem was das Land damals den Menschen abverlangt hat. Kaum vorstellbar.


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14.01.2022 um 13:07
Ach ja, das noch...


zwke 3p9DfR8bOJWEX3Fp10cK02mzJ7C3B6-NhyW


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14.01.2022 um 14:40
@Katori
Zitat von KatoriKatori schrieb:Das mit dem Puukko ist sehr schade :( weißt du noch was das für eines war?
Ich hatte in etwa so ein Puukko, nur mit brauner Lederscheide.

C8A8A145-B6B6-464F-96EF-AF21BBA43FCA 4 5
https://www.nordisches-handwerk.de/skandi-messer/kauhavan-puukkopaja/kauhavan-messer-rostfrei/1324/kauhavan-puukkopaja-messer-visa-105mm-rostfrei-polierte-klinge

Hier ein Bericht zur Herstellung von den in Finnland viel genutzten Holzkörben ("Pärekori"). Dort kann man z.B. sehen, wie der Handwerker mit seinem Puukko Holz bearbeitet (min 00:46)

Youtube: Pärekorin tekoa v. 1999 Kalanti-päivillä
Pärekorin tekoa v. 1999 Kalanti-päivillä
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Es gibt in der Natur ja zig Verwendungen für das Puukko ... Holz bearbeiten, Fische aufschneiden, Fleisch schneiden etc.
Mein Puukko habe ich hier ja nie verwendet, aber leider verloren, was wirklich sehr ärgerlich ist, da es ein besonderes für mich war (mit Gravur und so). Aber vielleicht kaufe ich mir irgendwann mal ein Neues oder wünsche mit eins zu irgendeiner einer Gelegenheit 😊


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14.01.2022 um 14:44
@mitH2CO3 Issakki Järvenpää würde ich empfehlen, die sind richtig gut. Ich hab nir ein Puukko was aber nicht ais Finnland kommt, somdern von einem kroatischen Messerschmied :D aber an sich ist es ein Tommi-Puukko, mit Birkenrindenheft :D ich liebe es einfach, ich mach damit auch alles.
Einen Film zu Puukkos werde ich später verlinken :) meine to do list, ist auch iwie extrem groß :D es wird nicht weniger.


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14.01.2022 um 15:48
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Lönnrot? Tunnen Lönnrotin! "Valse triste" , eikö olekin? Humppa, humppa...
😂🤣😂

Elias Lönnrot hat das finnische Nationalepos Kalevala geschrieben.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Valse triste
.. ist ein Walzer von Jean Sibelius, einem finnischen Komponisten

Youtube: Jean Sibelius, Valse Triste (orch.Herbert von Karajan)
Jean Sibelius, Valse Triste (orch.Herbert von Karajan)
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Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Humppa, humppa...
... genau, und das ist humppa

Youtube: Kesäillan humppa
Kesäillan humppa
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Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Ach ja, das noch...
... yes, very finnish 😂 ... und das Ganze mit einem Muumi-Becher von Arabia in der Hand ...🤘


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14.01.2022 um 17:21
@perttivalkonen

Gallen-Kallela sagte:
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Teos kuvaa ylösnousemusta.
Übersetzt: das Werk bildet die Auferstehung ab.

Nach meinem Verständnis stellt das Bildnis die "Auferstehung" (das Sterben .. ) eines einfachen Menschen, nach dessen "Vollendung" dar. Mit Vollendung ist wohl in etwa gemeint: ein nunmehr befreiter Mensch, der alles -weltliche- Leid durchlitten hat.
(Mir kommt gerade in den Sinn, dass es ggf. eine ziemlich krasse Vorstellung ist, dass geistig-seelische Befreiung -mehr oder weniger zwingend- weltliches Leiden voraussetzt ...)
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Die Pose des Gekreuzigten ohne das Kreuz ist die Pose des Segnens. Der Segen der Kirche ist der Segen Christi. Und der Segen Christi speist sich aus dem Kreuz. Es ist die Kraft dessen, der durch den Tod gegangen ist. Denn gerade der Tod Christi am Kreuz gilt im Christentum als der Sieg, die Rettung und das Heil für die Menschen.
Demnach interpretiert G-K diese "Haltung" bzw. "Pose" anders als das Christentum, in welcher diese Pose lediglich von Geistlichen -zur Segnung- eingenommen wird. Geht die Vorstellung des G-K möglicherweise in die Richtung, dass in allen Menschen Göttliches lebt, und man sich mit dieser (vllt. nicht nur körperlichen sondern auch geistigen) Pose dann endgültig dem Göttlichen zuwendet? Hm, solche Vorstellungen wären dann ja schon auch sehr religiöse Vorstellungen.


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14.01.2022 um 20:00
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:perttivalkonen schrieb:
Lönnrot? Tunnen Lönnrotin! "Valse triste" , eikö olekin? Humppa, humppa...

😂🤣😂
Ja, den Zitzewitz-Spruch auf finnische Verhältnisse zu übertragen hat wirklich Spaß gemacht.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:und das Ganze mit einem Muumi-Becher von Arabia in der Hand ...🤘
Ich hätt sie gern alle! Gibts ja hier in Berlin zu kaufen, aber hey, selbst die unbedruckte Teema-Tasse kostet 14 1/2 Euronen das Stück, die Kanne als Muminhaus oder Badehaus mit Deckel/Dach über 50. Wenn ich mal Geld ka**e, dann...

arabia-mumin-kanne-das-mumin-haus-1l-0Original anzeigen (0,2 MB)

44256-01-01-df8e44d024Original anzeigen (4,9 MB)
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:(Mir kommt gerade in den Sinn, dass es ggf. eine ziemlich krasse Vorstellung ist, dass geistig-seelische Befreiung -mehr oder weniger zwingend- weltliches Leiden voraussetzt ...)
Seit ich mein eigenes traumatisches Ereignis durchgemacht hab, fallen mir unter anderen Menschen regelmäßig solche auf, die ebenfalls dergleichen erlebt haben. Hinter der Oberfläche ihrer Augen ist es zu sehen, in der Art, wie sie sich bewegen, wie sie sprechen. Ja, so ein Trauma kann dem Menschen "Tiefe" geben. Aber zwingend nötig ist so ein Trauma nicht, denke ich. Hoffe ich.

Manchmal sehe ich das auch an Kindern. Sie wirken so reif, erwachsen, ernst, erfahren. Da denk ich dann vor allem "Armes Kind, Du hast Deine unbeschwerte Kindheit verloren".
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Demnach interpretiert G-K diese "Haltung" bzw. "Pose" anders als das Christentum
Ja, natürlich. Und doch gleich. Schau Dir nochmal das Bild vom Christus über Rio de Janeiro an. Sieht es nicht so aus, als wolle er die Stadt und ihre Menschen umarmen? Oder einladend begrüßen? Auch dafür steht diese Geste, die Welt zu umfassen, alles und alle aufzunehmen. Aufnehmen zu können.
Zitat von mitH2CO3mitH2CO3 schrieb:Geht die Vorstellung des G-K möglicherweise in die Richtung, dass in allen Menschen Göttliches lebt, und man sich mit dieser (vllt. nicht nur körperlichen sondern auch geistigen) Pose dann endgültig dem Göttlichen zuwendet?
Natürlich überträgt G-K hier den Christus-Sieg auf die menschliche Biographie, auf das Individuum, und nicht im Sinne einer jenseitigen, sondern einer diesseitigen Erlösung. Doch selbst das ist sogar "innerchristlich" ein mit-denkbarer Aspekt.

Auch Goethe (Jöhte? Jöhte kenn ick!) hat im "Faust" im Osterspaziergang dies angesprochen:
[...]
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen, finsteren Tor
Dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden
,
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbes-Banden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straße quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle an's Licht gebracht.
[...]
Religion ist nicht nur was für Religiöse, auch im areligiösen Raum lassen sich "Wahrheiten im Mythos" erkennen. Der Atheist Bertold Brecht wurde mal nach seinem Lieblingsbuch gefragt. Seine Antwort: "Sie werden lachen - die Bibel". Er hat durchaus auch biblische Themen selbst und neu verarbeitet, wie es auch andere Schriftsteller und sonstige Künstler getan haben, unabhängig von der eigenen Weltanschauung.

Nicht ohne Grund hat A G-K auch so viele Szenen aus der Kalevala umgesetzt. Denn dort kommen ebenfalls zahlreiche Themen menschlicher Tiefe, Dramatik und Hoffnung vor. Zum Beispiel dies:

874px-Akseli Gallen-Kallela - The FratriOriginal anzeigen (0,3 MB)

Die Mutter, die erkennt, daß der eine geliebte Sohn tot ist, und zwar durch die Hand des anderen geliebten Sohnes. Das ist ein gewaltiges Thema. Wie gehe ich mit Verlust um, wie gehe ich mit geliebten Menschen um, die Schreckliches getan haben? Wie kann so ein Konflikt gelöst werden?

Das Bild ist ziemlich einfach gehalten, wenige Details, simple Mimik usw. Und dennoch ist es gewaltig. Die Frau ist gebrochen, sie erkennt mit der einen, fragt und liebt mit der anderen Hand. Die Hand des Sohnes beharrt auf dem Getanen, läßt sich nichts nehmen, öffnet sich nicht. Der Mann versucht, aufrecht zu stehen, standhaft zu bleiben, doch gelingt es ihm nicht, die "Einstellung zur Tat" krümmt ihn; sein Rückgrat ist deformiert. Seine Augen können die Mutter nicht mehr sehen, doch ihre Augen können nicht von ihm lassen. Die Mutter ist verharmt, sie ist in sich gesunken, sie hält sich geradezu fest an den "beiden Söhnen". Hier wurden drei Leben beendet!

Das ist bildgewaltig, aber sowas von!


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14.01.2022 um 22:53
@mitH2CO3
@perttivalkonen


Hier endlich das versprochene Zeitzeugnis :) hab ich sogar mit meiner Mum geschaut :D gefiel ihr auch gut, auch die heimelige Musik.

Youtube: A Sheath-Knife - Kauhava Puukko
A Sheath-Knife - Kauhava Puukko
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15.01.2022 um 14:47
@Katori
Zitat von KatoriKatori schrieb:Hier endlich das versprochene Zeitzeugnis :) hab ich sogar mit meiner Mum geschaut :D gefiel ihr auch gut, auch die heimelige Musik.
Vielen Dank für den Beitrag 😊 Mir fiel insbesondere die Ruhe auf, mit welcher der Mann am neuen puukko arbeitete.


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