Einen Gefangenen via Briefe kontaktieren?

Habt ihr Briefkontakt zu einem unbekannten Gefangenen? Es würde mich wirklich interessieren, weshalb gewisse einem unbekannten Insassen Briefe schreiben oder den Kontakt suchen. Ist es die Neugierde oder was?

@NutzerXO1

Da steckt bestimmt auch bloß ein "Machtgedanke" hinter, unbewusst. Sprich: "Ich hier draussen habe die Macht mich um dich zu kümmern, mich für dich zu interessieren- und du bist ohnmächtig!" ... Dadurch entstehen emotionale Verbindungen und durch die Situation evtl. auch Abhängigkeiten. Denkbar. Diese Position nimmt man dann mit nach draussen. Ewige Dankbarkeit als Ziel und Zweck, vermute ich. Es soll eine vermeintlich sichere und festere Bindung dadurch entstehen. Ausgehend von eben bindungsunsicheren- oder ängstlichen Menschen, die dadurch eine Aufwertung und vermeintliche aber brüchige Selbststärke zugewinnen.

@Paradigga
na ich denke mal, es gibt mehr Gründe, Kontakt mit Insassen aufzunehmen, als den von Dir genannten. Es gibt sehr erfolgreiche Programme in den USA zum Beispiel, da helfen diese Brieffreundschaften auch der Re-Integration in die Gesellschaft, zum Beispiel.

@NutzerXO1
Ich würde das auch aus reiner Neugier ausprobieren, nur hätte ich diese Hemmung, das meine Adresse preis gegeben wird.
Ob ich die unbedingt mit einem Gefangenen austauschen würde.. ich weiß nicht..

@Miss_Hippie
also in den Staaten ist es so, dass man eine P.O. Box benutzt oder aber über eine Kirche und deren Adresse korrespondiert. Es reicht dann als Info auch nur der Vorname zum Beispiel. Wie das hier ist, weiß ich nicht, aber Postfächer gibt es hier ja auch

Paradigga schrieb:Da steckt bestimmt auch bloß ein "Machtgedanke" hinter, unbewusst. Sprich: "Ich hier draussen habe die Macht mich um dich zu kümmern, mich für dich zu interessieren- und du bist ohnmächtig!" ...

Völliger Unfug. Beim Schreiben meiner Briefe hab ich eigentlich immer nur daran gedacht, was ich wie ausdrücke, weils enorm genervt hat, dass die die Dinger filzen.

@löm
Bekommt man da eine Art "Benimm-Regel" wenn man schreibt?

@Miss_Hippie
Der gesunde Menschenverstand

@löm
ja schon klar, aber muß man vorher mit der Gefängnisleitung reden, oder Briefwechsel ankündigen oder sowas?

@Miss_Hippie
Keine Ahnung, hab nie mit Fremden geschrieben.

@löm
@Tussinelda

Logisch, dass Verwandschaft von obigem ausgenommen ist. Das ist was anderes.

Ich habe vor Jahren einen zum Tode verurteilten geschrieben. Was ich zurück bekam war erstaunlich. Ich persönlich glaube, dass er unschuldig verurteilt wurde und selbst wenn nicht, war er ein wahnsinnig interessanter Mensch und liebevoller Vater. Er liebte es, zu lesen und zu schreiben und seine Schrift war wirklich verdammt schön. Leider ist er mittlerweile auch nicht mehr und ich hatte überlegt, nochmal eine solche "Brieffreundschaft" einzugehen, aber irgendwie war es bisher diese Blockade, die mich davon abhielt. So ähnlich wie wenn der Hund starb und man sich erstmal keinen neuen anschaffen kann, weil die Trauer noch zu groß ist :/

Wozu das denn?

".. Frauen und ihre Neugier/Lust nach nem "BadGuy" "^^

Oh ja, da gibt es tatsächlich eine Schule, deren Namen ich hier nicht nenne, die ein Projekt betrieben hat, welches einer handvoll Schülerinnen der Oberstufe, ermöglichte in die JVA zu fahren & sich mit Insassen auszutauschen, Briefe zu schreiben & "ihre Neugierde zu befriedigen".

Der Grund dieser AG/des Projektes, diesen habe ich bis heute noch nicht verstanden. Nun ja, wie dem auch sei.

Eines der Mädchen hielt den Kontakt zu ihrem Häftling noch eine sehr lange Zeit weiter aufrecht; so 1,5 - 2 Jahre, bis er nun endlich entlassen wurde. Die Schule war nun vorbei & der ehemalige Insasse frei.
Sie trafen sich, verbrachten Zeit miteinander, entwickelten wohlmöglich - offensichtlich Gefühle füreinander.
Dieses unübliche Zusammentreffen wurde, zumindest in der Familie des Mädchens, mit Vorsicht genossen & zudem mit einer unmißverständlichen Warnung besiegelt.
Zum Trotze hin, brachte sie ihren "Freund" mit nach Hause & stellte ihn vor. Er war nett, keine Frage, doch allen war klar, dass er es faustdick hinter den Ohren hat.

Die Dinge entwickelten sich sehr schnell, sprich es gab Verbote ihn zu treffen, das mit nach Hause bringen war völlig tabu, was allerdings des öfteren ignoriert bzw. verheimlicht wurde.
Sie geriet immer mehr in die Fänge des Ex-Knackis, bishin zu dem Abend als man sie bei der Polizei abholen musste.
Das Mädchen & ihr ach so toller "Ex"-Knacki wurden erwischt, wie sie ein Auto gestohlen haben....

Das Ende vom Lied war, dass es familienintern einen gewaltigen Krach gab & sich manche Wege, von dem Zeitpunkt an, schieden. (Es ist noch mehr passiert, Lügen, Vertrauensmißbräuche etc.)

Was ich damit sagen möchte ist, dass man vorsichtig sein sollte, ob Brieffreundschaften mit Insassen oder sonstigen Fremden. Es sollte sehr gut überlegt werden, ob man den Kontakt auch nach einer Entlassung noch aufrecht erhalten möchte & wenn, dann sollte man nicht noch naiv genug sein, um sich mit diesem zu treffen :no:
Es gibt sehr viele Menschen, die ziemlich wortgewandt sind, die einem das blaue vom Himmel lügen. All das, weil sie ein bestimmtes Ziel verfolgen.

PS: Die Insassen sind vermutlich 23 Stunden in ihrer Zelle, sie haben demnach genug Zeit um sich zu überlegen, was sie den Mädchen am besten schreiben.

Fazit: Die meisten Insassen sind nicht zu Unrecht in einem Gefängnis & sind auch nicht automatisch rehabilitiert wenn sie freigelassen werden.

Dies war die Erfahrung, eines mir bekannten Falles. :ok:

@41026061_
und was ist mit denen, die frei rumlaufen und charakterlich auch nicht einwandfrei sind, auch kriminelle Energie haben, ist eben nur noch nicht "offiziell" bestätigt.......
oder mit denen, die ihre Tat tatsächlich bereuen, einen Fehler gemacht haben und lieber Kontakt zu Menschen außerhalb des Knasts möchten, anstatt innerhalb? Die gibt es ja auch. Oder die, die einfach Kontakt haben möchten, die nicht vereinsamen wollen, keine Familie haben etc.
Ein Freund meines Ex-Mannes war mal in U-Haft, der war froh, über jeden Brief, jedes Buch,jede Briefmarke, alles, was man ihm geschickt hat, er sagte immer, so hat er das Gefühl, dass er erstens nicht alleine ist und das er etwas vom "normalen" Leben mitbekommt. Und er hatte in Deutschland ja niemanden.

In den USA helfen diese PenPal Programme auch dabei, Familienmitglieder zu finden, zum Beispiel. Sie sorgen für Bücher, Lernprogramme, nach dem Knast Hilfe etc. die sind da voll durchorganisiert

Tussinelda schrieb:und was ist mit denen, die frei rumlaufen und charakterlich auch nicht einwandfrei sind, auch kriminelle Energie haben, ist eben nur noch nicht "offiziell" bestätigt.......
oder mit denen, die ihre Tat tatsächlich bereuen, einen Fehler gemacht haben und lieber Kontakt zu Menschen außerhalb des Knasts möchten, anstatt innerhalb? Die gibt es ja auch. Oder die, die einfach Kontakt haben möchten, die nicht vereinsamen wollen, keine Familie haben etc.
Ein Freund meines Ex-Mannes war mal in U-Haft, der war froh, über jeden Brief, jedes Buch,jede Briefmarke, alles, was man ihm geschickt hat, er sagte immer, so hat er das Gefühl, dass er erstens nicht alleine ist und das er etwas vom "normalen" Leben mitbekommt. Und er hatte in Deutschland ja niemanden.

Alles richtig. Ich kann allerdings nur aus meiner Erfahrung sprechen. Das diese Erfahrung wohlmöglich zu einem Einzelfall gehört, dass ist mir durchaus klar.

Tussinelda schrieb:und was ist mit denen, die frei rumlaufen und charakterlich auch nicht einwandfrei sind, auch kriminelle Energie haben, ist eben nur noch nicht "offiziell" bestätigt.......

41026061 schrieb:Was ich damit sagen möchte ist, dass man vorsichtig sein sollte, ob Brieffreundschaften mit Insassen oder sonstigen Fremden

Wenn diese Programme helfen, dann ist es eine gute Sache, doch wie man sieht, kann sowas auch mal mächtig in die Hose gehen, daher sollte die Vorsicht nicht außer Acht gelassen werden.

Wer weiß, wenn ich im Gefängnis sitzen würde, vilt. würde ich mich auch freuen wenn es jemanden gibt, der mir schreiben möchte. Alles möglich.

Miss_Hippie schrieb:Ich würde das auch aus reiner Neugier ausprobieren

Neugierde, ein gutes Stichwort. Wieso die Neugierde, was ist an einem Insassen so interessant? Würde Dich der Mensch interessieren oder weshalb er sitzen muss? Wenn ich jemand anschreiben würde, wäre dies wohl der einzige Grund, aber ist das wirklich alles?!
Es ist schon traurig, dass sich die Mitmenschen am Leid anderer ergötzen - oder? Man stelle sich vor, man erfährt, dass es sich um einen Mörder oder einen Kinderschänder handelt - würde man den Kontakt weiterhin beibehalten oder abblocken.

@Tussinelda

Re-Integration? Bist Du also der Meinung, dass man einen Kinderschänder, einen Mörder etc. wieder integrieren sollte? Ich persönlich, hätte ehrlich gesagt keine Lust, wenn ein Mörder wieder aus dem Gefängnis kommen würde - für was? Damit er den gleichen Fehler wieder machen kann? In diesem Forum habe ich diverse Threads gelesen über das "Todesurteil" in Amerika. Während in Amerika die Insassen getötet werden, sollen andere an einer Re-Integration arbeiten. Was nun? Kann man solche "Personen" überhaupt Re-Integrieren? Sie sitzen nicht um sonst in einem Gefängnis, obwohl mir bewusst ist, dass es Ausnahmen gibt, aber wie soll man die Ausnahmen auseinanderhallten? Oder nicht? Was meinst Du?

@löm

coronerswife schrieb:Keine Ahnung, hab nie mit Fremden geschrieben.

Du hast nie mit Fremden geschrieben? Kennst Du also alle in diesem Forum persönlich oder was? :-)

@NutzerXO1
gibt es denn nur Mörder etc. im Gefängnis? Und ist nicht jeder Mensch Teil dieser Gesellschaft?