AlteTante schrieb:Was ist mit gemein und bösartig gemeint?
Berechtigte Frage.
Denn "gemein" ist allenfalls ätzend für das Umfeld, aber "bösartig" kann ja schon ganz andere Formen annehmen.
AlteTante schrieb:Ich vermute mal, das Verhalten anderen gegenüber während der Erkrankung.
Ist zumindest eine sinnvolle Annahme, ggf auch "Das Verhalten anderen gegenüber WEGEN der Erkrankung" und nicht wenige Leute werden mit der Frage leben, ob man da auch "zurückschiessen" darf.
Wir hatten in den letzten Jahren unschön viele Todesfälle in Familien- und Bekanntenkreis und oft war Krebs an diesen Verlusten beteiligt.
Tatsächlich stellen sich unterschiedliche Krebserkrankungen ja nicht nur sehr unterschiedlich dar, auch Menschen sind nun einmal individuell.
Meine Ziehmutter blieb die in sich Ruhende Güte in Person und die letzten Wochen, die wir im Hospiz alle immer enger zusammenrückten waren auf eine merkwürdige Art eine schöne Erfahrung.
Während sie im Bett lag, mal schlief, mal auf ihre Weise strahlte, weil es sie einfach nur glücklich machte von Menschen umgeben zu sein, die sie lieben, jeden Weg mit ihr gehen und da sie klüger war als wir alle zusammen wusste sie auch lange vor uns, dass wir in diesen Wochen Bindungen zueinander geschmiedet haben, die absolut unzerstörbar sein würden.
Sie starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs, wohl einer der fiesesten Krebsarten, aber sie war eben wie sie war.
Mein Vater hatte Lungenkrebs, der ist sehr lange praktisch symptomfrei, so dass mein Vater den Rat des Arztes das untersuchen zu lassen ignoriert hat, als bei einer anderen Untersuchung zufällig ein "kleiner Schatten auf der Lunge" zu sehen war.
Ein Jahr später als er dann doch zum Arzt ging war es einfach mal zu spät.
Dennoch wollte er sich durch eine Chemo beißen, die leider einer zuvor nicht diagnostizierten Leukämie zum Durchbruch verhalf.
Das letzte Jahr war für meinen Vater mit viel körperlichem Leid verbunden, aber auch einer Scheisswut auf sich selbst, denn das seine Chancen ganz anders ausgesehen hätten, wäre er dem ersten Arzt gefolgt, das wusste er.
Und er war eben zwar ein lieber, aber auch jemand, der ausgesprochen fit und aktiv war und nun zum ersten Mal in seinem gesamten Leben erfahren musste, dass sein Körper nicht tut wie er es kennt.
Wenn er mal wieder grumpy war, dann ist seine Frau eben raus, hat was anderes gemacht und wenn ich da war kam ich mit.
Er kam reproduzierbar nach ner Weile angetapst und säuselte "Schnuuuuuckii...." ihm war klar, dass er sich nicht so benimmt wie er es gern wollte und ich denke mit sowas kann man umgehen, grade, wenn man es offen und ohne direkten Vorwurf anspricht.
Ich kenne aber (zum Glück nur aus zweiter Hand) Fälle in denen der Erkrankte und letztlich Sterbende so toxisch wurde, dass man schon fast von einer Misshandlung derer die ihn pflegen und betreuen sprechen könnte und das auszuhalten ... da bin ich bei jeder Privatperson die sich zurückzieht und auch bei Pflegepersonal von Berufswegen, die mal klarstellen, dass es Dinge gibt die inakzeptabel sind.
Der Umgang mit Leuten die nicht nur "ungewollt toxisch" sind, weil sie Schmerzen haben, Angst, wütend und traurig sind..
Sondern mit Krebspatienten, die wirklich meinen der Krebs gäbe ihnen das Recht ihr gesamtes Umfeld in den Staub zu treten... das kann wirklich anspruchsvoll und zuweilen auch unerträglich sein.