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Political Correctness und Humor - Haben John Cleese und ...?

45 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Humor, Political Correctness, Cancel Culture ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Political Correctness und Humor - Haben John Cleese und ...?

22.10.2021 um 18:39
Danke für den Beitrag, @tHEbLOb

:)

Interessantes Interview mit Martin Sonneborn, im Großen denkt er nicht unähnlich wie John Cleese :)

https://taz.de/Sonneborn-und-Latour-ueber-Die-Partei/!5798107/

Er sieht sich als Dialektiker und Satire auch als Notwehr.

Gegen den heiligen Ernst, sehr schön :)

Er setzt auf die Jungen :) Ist ja auch der Fall, wenn man sich mal umschaut, auf Twitch Stream oder TikTok :)

Auch wenn, hm, Humor ist manchmal auch nur das Eingeständnis der eigenen Ohnmacht :)

Ein weites Feld :)
Kann man da noch eine Satirepartei betreiben?

MS: Doch kann man. Und ich setze sehr auf die heute 13- bis 14-Jährigen. Immer mit dieser politischen Korrektheit durchs Leben laufen, das geht nicht. Da kommt eine Gegenreaktion.
Quelle: https://taz.de/Sonneborn-und-Latour-ueber-Die-Partei/!5798107/

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Political Correctness und Humor - Haben John Cleese und ...?

12.10.2022 um 13:52
:note:

John Cleese macht ne neue TV-Show, aber er machts im falschen Sender.
Hätte ihn vonseiten der BBC ein Angebot für eine neue TV-Show erreicht, hätte er hingegen abgelehnt: „Die BBC kam nicht zu mir und fragte: ‚Hättest du gerne eine einstündige Sendung?‘ Hätten sie es getan, hätte ich geantwortet: ‚Nie im Leben!‘ Denn ich wäre in dieser Sendung nicht fünf Minuten weit gekommen, ohne dass sie abgebrochen oder zensiert worden wäre.“

Bei Twitter streitet sich John Cleese zur Stunde mit zahlreichen Usern, die ihm sein neues Engagement bei dem umstrittenen Sender übel nehmen, ebenso wie seine diskreditierenden Ansichten zur Meinungsfreiheit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen Großbritanniens.
Quelle: https://www.rnd.de/medien/john-cleese-monty-python-komiker-kuendigt-satire-show-an-TDBHDD7N6RGWFASXC35IPXIYUU.html


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01.12.2022 um 16:48
Hm. Da rauchten die Köpfe. Der Zentralrat des deutschen Humors tagte.
Man kann lachen, ohne zu verstehen, aber auch verstehen, ohne zu lachen: Der „Zentralrat des deutschen Humors“ kommt in München zur Sache.
Wird Tucholsky missbraucht?
Dass Kurt Tucholsky sein berühmtes Wort ironisch gemeint haben könnte, ist ein Verdacht des Kabarettisten Bruno Jonas, der den Zentralrat nicht nur initiiert hat, sondern der auch bei seinem ersten Symposion in München den Eingangsvortrag lieferte. Jonas ist der Ansicht, dass der inzwischen wehrlose Tucholsky missbraucht wird. Jeder Mist werde unter Berufung auf ihn zur Satire promoviert. Dabei werde, so legte Jonas nahe, ein Unterschied danach gemacht, wo der Urheber der (Nicht-)Satire politisch steht.
Satire darf vor allem nicht schlecht sein? Und wie steht es mit den Tabus?
Jonas sagte: Satire habe noch nie alles gedurft – vor allem nicht schlecht sein, wie Polt mit Bezug auf Dieter Hildebrandt ergänzte. Darf man über die Grünen-Chefin Ricarda Lang sagen: „Sie hat Gewicht“?

Gerade die Empörung ist die Währung

Oder sollte man Anklänge ans Körperliche vermeiden, obwohl gerade dieses ein Quell von Komik sein kann – wie Polt anhand der Physiognomie Karl Valentins erläuterte? Wie sieht es beim Klimaschutz aus? Gilt der inzwischen als zu sakrosankt, um Witze darüber zu machen? Tabus, so sagte Martin Sonneborn, ehemaliger Chefredakteur des Satiremagazins „Titanic“, habe man dort früher gesucht, heute flüchte man sie eher. „Das ist natürlich eigentlich das falsche Herangehen für ein Satiremagazin.“
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buehne-und-konzert/der-zentralrat-des-deutschen-humors-tagt-in-muenchen-18492442.html

Hm. Böhmermann war nicht zugegen.


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Political Correctness und Humor - Haben John Cleese und ...?

20.08.2023 um 00:02
Ein kurzer aber treffender Kommentar über die neuen Warnhinweise des WDR (Hinweise, die aber nicht sagen, wozu oder zu welchen Passagen): über Otto und Sendungen mit Harald Schmidt. Von Reinhard Müller.
Es ist nicht ganz klar, warum der WDR nur alte Otto-Sendungen mit einem Warnhinweis versehen will. Jeder Mensch, jedes Produkt ist ein Kind seiner Zeit. Also: „Achtung: Diese Zeilen sind in der Zeit entstanden, in der sie geschrieben wurden. In Zukunft könnten sie als anstößig empfunden werden.“ Oder auch: „Vorsicht: Der Autor wurde sozialisiert durch Otto, Loriot, Astrid Lindgren und ‚Schmidt­einander‘.“
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/warnhinweis-im-wdr-fuer-otto-waalkes-humorlos-19113073.html

Mehr im Link.

Hm, Otto kenn ich kaum, war auch nie so mein Fall (von dem, was ich so hörte), aber Harald Schmidt war/ist gut :)


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20.08.2023 um 21:40
Tja, die für Satire Unberührbaren. Das wusste schon Charlie Hebdo - mit den bekannten Folgen:


Charlie-Hebdo-Intouchables-2-la-une-640x


Grundsätzlich sollte sich Humor und/oder Satire natürlich immer von unten gegen oben richten. Nicht umgekehrt. Das wäre dann eher Häme.


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21.08.2023 um 00:31
Zitat von FellatixFellatix schrieb:Ein kurzer aber treffender Kommentar über die neuen Warnhinweise des WDR (Hinweise, die aber nicht sagen, wozu oder zu welchen Passagen): über Otto und Sendungen mit Harald Schmidt.
Das fehlt noch: Warnhinweise zu alten Otto-Filmen, und nur zu denen. Entweder der WDR macht zu allen alten Schinken Warnhinweise oder er lässt es ganz bleiben. Warum sollen die heute ganz Korrekten (oft jüngeren Baujahrs) nicht mal ganz brutal damit konfrontiert werden, wie ihre Altvorderen sozialisiert wurden, eben u.a. mit einem nach heutigen Maßstäben nicht immer politisch korrekten Otto und Harald Schmidt?

Wenn man sich alte Werbefilme anguckt, wo die hübsche, super zurechtgemachte Hausfrau verzückt an ihrem Wäscheweichspüler schnuppert, dem absoluten Produkt ihrer Träume, oder als liebende Mutter bestens gelaunt morgens die Frühstücksbrote für die Kinder schmiert und dem Gatten fürsorglich die Brotdose einpackt (wer kennt sie von den Älteren nicht, die Margarinewerbung), finde ich das eher einen Warnhinweis, und zwar zum Rollenbild, wert. Mein Hit für einen Warnhinweis wären die alljährlich zu Weihnachten ausgestrahlten Sissi-Schmonzetten. Da wünsche ich mir dann doch den Stempel „Achtung, trotz Romy Schneider reines Schmalz, ohne historische Wahrheit in Bezug auf die reale Sissi, auch nach der 50. Wiederholung nicht“.

Wenn das so weitergeht, ist irgendwann auch der Karneval erledigt. Viele Kostüme sind ja jetzt schon nicht mehr korrekt, und wenn die Zensur immer heftiger durch die Büttenreden fegt, kann man sich gleich früh schlafen legen, weil´s nur noch langweilig ist. Aber gesund, man soll ja schließlich ausreichend schlafen.


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21.08.2023 um 01:20
Zitat von FellatixFellatix schrieb am 01.12.2022:Jonas sagte: Satire habe noch nie alles gedurft – vor allem nicht schlecht sein, wie Polt mit Bezug auf Dieter Hildebrandt ergänzte. Darf man über die Grünen-Chefin Ricarda Lang sagen: „Sie hat Gewicht“?
Ich finde, man darf das so sagen. Dass Ricarda Lang Gewicht hat, sieht schließlich jeder, sie weiß das auch, und ihr Gewicht wird nicht weniger, bloß wenn man so was nicht sagt. Dieses absichtsvolle Verschweigen von und die Herumdruckserei um das, was jeder sieht, aber nicht sagt, wird im Märchen von des Kaisers neuen Kleidern am Ende von dem Kind entlarvt, und Satiriker sind in etwa in der Rolle des Kindes bzw. auch des Hofnarren und von daher quasi automatisch zuständig für Tabubrüche, nicht dafür, allen immer zu gefallen und niemals anzuecken.

Wenn es verpönt ist, irgendwelche körperlichen Merkmale bzw. Eigenheiten bei anderen satirisch zu thematisieren, dürfte es auch keine politischen Karikaturen mehr geben. Der gute Karikaturist erkennt natürlich sofort die hervorstechenden bzw. herausragenden individuellen Merkmale der Physiognomie oder des Körperbaus eines Politikers und überzeichnet sie grotesk, aber eben so dass man den Betreffenden sofort erkennt und grinsen muss, weil er mit spitzer Feder so gut getroffen ist. Soll das auch nicht mehr erlaubt sein?


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21.08.2023 um 20:47
Zitat von tHEbLObtHEbLOb schrieb am 10.10.2021:die wohl großartigsten & lustigsten Anarchisten aller Zeiten ...
:Y:

RIF Herbert Feuerstein
Auch vor „Schmidteinander“ warnt der WDR. Vor jener chaotischen Sendung, in der sich einst Harald Schmidt und Herbert Feuerstein übereinander lustig machten. Über den jeweils anderen, aber auch über sich selbst. Im Jahr 1994 wurde Herbert Feuerstein in einem „Spiegel“-Interview gefragt, ob er nicht die Etiketten frauenfeindlich, ausländerfeindlich und schwulenfeindlich fürchte. Worauf Feuerstein antwortete: „Ich bin feindlich. Aus. Vor allem gegen mich selbst.“

Dieser Humor-Anarchismus, der in alle Richtungen schießt, der gegen alle anderen feuert und auch gegen sich selbst. Selbstironie scheint es schwer zu haben.
Quelle: https://www.welt.de/debatte/kommentare/article247009622/Otto-Waalkes-Wenn-sich-Intendanten-vor-Ottifanten-fuerchten.html

Lächerlich, meint Imre Grimm.
Kein Witz: Der WDR versieht alte Otto-Waalkes-Shows mit einem Warnhinweis. Sie enthielten „Passagen, die heute als diskriminierend betrachtet werden“. Auch Harald Schmidt ist betroffen. Die WDR‑Witzpolizei will das Volk vor Humor schützen? Das ist überdrehter Tugendfuror, kommentiert Imre Grimm.
Quelle: https://www.rnd.de/medien/otto-waalkes-dass-der-wdr-vor-ihm-warnt-ist-laecherlich-ein-kommentar-22V7GTMOJBFWBDMJ72FDPMI3VQ.html


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21.08.2023 um 22:39
Nun, auch Humor ist dem Zeitgeist unterworfen. Würde heute noch jemand hämische Witze über Juden machen, wie in den 1930ern? Oder die berüchtigten "Türken-Witze" der 1970er, die Witze über klauende Polen oder blöde Blondinen aus der Zeit danach? Die Witze über doofe Zonis nach 1990? Scherze über 9/11, die man sich damals erzählte oder schwarzhumoriges über Amokläufer oder Suizidbomber?

Klar, kann man alles machen - aber dann muss man auch mit dem Echo leben.


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21.08.2023 um 23:02
@Doors

Türken- oder Ostfriesenwitze oder Witze über blöde Blondinen würde ich jetzt nicht unbedingt bei „Satire“ einordnen. Obwohl: Ein Blondinenwitz gefällt mir bis heute gut und hat ganz entfernt ein ganz bisschen Satirequalität. Der geht wie folgt (kann bei Bedenken wegen Verstoßes gegen die political correctness gerne umgehend gelöscht werden):

Frage: Was passiert, wenn eine Blondine von Deutschland nach Österreich wechselt? Antwort: Dann steigt in beiden Ländern der Intelligenzquotient.


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Political Correctness und Humor - Haben John Cleese und ...?

22.08.2023 um 01:30
Aber mal grundsätzlich: Dürfen nur Türken Türken oder das Verhältnis Türken-Deutsche satirisch behandeln? Es gibt hierzulande großartige (teil)-türkische Satiriker/Kabarettisten, die das Verhältnis Türken/Deutsche und umgekehrt schon seit langem thematisieren, Django Asyl, Bülent Ceylan, Kaya Yanar kennt jeder (hoffentlich).

Ein weiterer Star ist der Deutsch-Marokkaner Abdelkarim, der nicht nur im Fernsehen Erfolge feiert.

https://www.cz.de/Celle/Aus-der-Stadt/Celle-Stadt/Abdelkarim-in-Celle-Moslem-mit-Wahlheimat-Duisburg

Es müsste also auch erlaubt sein, dass Rein-Deutsche das Verhältnis Deutsche-Türken oder Deutsche-Marokkaner behandeln. So rum könnte es dann aber automatisch sensibel werden? Warum eigentlich?


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22.08.2023 um 02:44
Aus einem Nachruf auf Herbert Feuerstein.
Wie die Steinzeit des papierenen Journalismus, in der Feuerstein angefangen hatte, fand auch das in der Zeit statt, als das Fernsehen noch etwas verkraftete und die Heulsusen von Twitter noch gewickelt wurden. Man litt und hasste weitgehend analog. Die beiden haben das trübsinnige deutsche Fernsehen kurz (und für kurze Zeit) neu erfunden, und wenn man einen der beiden traf, wurde man mit Herabwürdigungen des jeweils nicht anwesenden anderen weiterbelohnt, als liefe die Glotze noch. Das war zu schön, um wahr zu sein, aber in seiner Wahrheit als Kunst ist es unübertroffen.
Und
In Amerika wird so einer unweigerlich Larry David. Im deutschen Fernsehen, wo man viel hat, aber selten Fantasie, wollte sich keiner der Sesselbesitzer mehr für ihn verwenden. Immerhin hatte noch wer die Idee, ihn in der Brecht-Weill-Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny als Gott zu besetzen. Am Dienstag ist ein kleiner Gott gestorben.

Herbert Feuerstein wurde 83 Jahre alt.
Quelle: https://www.sueddeutsche.de/medien/herbert-feuerstein-tot-nachruf-1.5058329
Zitat von DoorsDoors schrieb:dem Zeitgeist unterworfen.
Das gilt nicht nur für Humor.

Deshalb besteht aber keine Not, Agatha Christies Bücher umzuschreiben. Man kann da auch auf die Intelligenz des Lesers bauern, manche ihrer Charakterisierungen als klischeehaft und rassistisch zu erkennen und so den Autor als Kind seiner Zeit zu verstehen.


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22.08.2023 um 03:15
Zitat von AndanteAndante schrieb:Frage: Was passiert, wenn eine Blondine von
Verona Pooth ist nicht mal blond, und sie war sich auch nicht zu schade, als dumme Werbeikone durch die Medien gezogen zu werden. Im Prinzip hat diese Frau aufgezeigt, wie mies das deutsche Bildungssystem war/ist.

Wie ging der Spruch noch mal?

,,Da werden sie geholfen!"


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22.08.2023 um 03:49
Verona Pooth hat geschickt mit dem Klischee der etwas unterbelichteten Frau gespielt und ist damit ziemlich reich geworden. Für Hardcore-Feministen/innen kaum eine Traumgestalt, aber es gibt halt viele verschiedene Geschöpfe unter der Sonne.
Zitat von FellatixFellatix schrieb:Deshalb besteht aber keine Not, Agatha Christies Bücher umzuschreiben. Man kann da auch auf die Intelligenz des Lesers bauern, manche ihrer Charakterisierungen als klischeehaft und rassistisch zu erkennen und so den Autor als Kind seiner Zeit zu verstehen.
Bald wird Bayreuth geschlossen werden müssen, Richard Wagners Musik muss auf den Index, wegen Wagners Antisemitismus und Instrumentalisierung durch die Nationalsozialisten. Obwohl es ausgerechnet Daniel Barenboim, der Jude und Israeli, war, der Wagner in Israel zuerst spielen ließ.

https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/wagner-in-israel-heftige-kritik-an-barenboim-a-144198.html

Inzwischen ist man in Israel teilweise auf dem Standpunkt, dass man Künstler, Werk und Rezeption trennen müsse.

https://www.br-klassik.de/aktuell/wagner-richard-inoffizieller-boykott-israel-soll-aufgehoben-werden-100.html

Aber wir hier in Deutschland haben Warnhinweise und bald eine flächendeckenden Anpassung der Kulturlandschaft an die Regeln der political correctnis ganz dringend nötig. Das Werk unverändert zu drucken, zu schauspielen, in Kino und Fernsehen vorzuführen, es musikalisch aufzuführen und dem Publikum den Rest zu überlassen geht nicht mehr, sonst bricht Deutschland umgehend unter den Rufen von Empörten zusammen. Ganz gewiss.


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Political Correctness und Humor - Haben John Cleese und ...?

22.08.2023 um 12:51
Zitat von AndanteAndante schrieb:Aber wir hier in Deutschland
Analytisch hast du da eine Unschärfe drin.

Frankreich streitet um Voltaire, aber es streitet.
Spätestens mit den Debatten und Demonstrationen, die sich am Entwurf eines Gesetzes über die Pressefreiheit entzündeten, ist Voltaire wieder aktuell. Sein berühmtestes Zitat ist zwar Fake News: Dass er bereit wäre, sein Leben auch für die Meinungsfreiheit Andersdenkender zu riskieren, hat ihm eine Biographin in den Mund gelegt. Doch dieses Bekenntnis, erfunden und gleichwohl nicht falsch, wird heute von französischen Denkern wie Levet und Robert Redeker hochgehalten.

Letzterer musste schon einmal wegen angeblich „islamfeindlicher“ Schriften wochenlang untertauchen, in Michel Houellebecqs Roman „Unterwerfung“ wurde er zur Romanfigur. Nun stimmt Redeker sein Lob Voltaires in „L’Express“ an und unterstreicht den Kampf des Klassikers gegen Barbarei und Ungerechtigkeit. Voltaire sei spöttisch, emanzipierend, befreiend, Rebell, Grandseigneur, Bilderstürmer gewesen. Mit einem Wort: widersprüchlich. Weltweit sei er ein Symbol der Freiheit und Botschafter seine Landes: „Voltaire, c’est la France.“
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/nach-demonstrationen-voltaire-statue-in-paris-verschwunden-17138854.html
Woke ist für ­Jourde „kein politisches, sondern ein moralisches Denken“: „Man will das Böse ausradieren.“ .... Gegen die moralische Ordnung zitiert Jourde Sar­tre und setzt auf Humor, Satire, Kritik: „Merci, Charlie Hebdo.“
Quelle: https://www.msn.com/de-de/nachrichten/other/in-frankreich-w%C3%A4chst-der-widerstand-gegen-die-woke-bewegung/ar-AA17sbQy (Archiv-Version vom 24.03.2023)

Ist es so, dass in D eher nicht gestritten wird? Streit ist nicht gut? Braucht D mehr Voltaire?

Oder ist es eine Sache von ARD und ZDF, wie es Tom Bohn (ehemaliger Tatort-Regisseur, der die Nase voll hat) sagt?
Ja, und?

Es entbrannte eine grosse Diskussion. Die beiden Radikalen dürften nicht zu sympathisch wirken, da müsse man aufpassen. Immer wieder wurde nachkorrigiert, am Ende hatten wir ungefähr elf Drehbuchfassungen. Von der ursprünglichen Idee ist noch die Hälfte übrig geblieben. Es ist der klassische Fall: Man glaubt, dem Zuschauer alles erklären zu müssen. Es darf bloss nicht jemand etwas missverstehen ...
Quelle: https://www.nzz.ch/feuilleton/tatort-regisseur-wuenschte-mir-einen-kommissar-der-afd-waehlt-ld.1687876


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22.08.2023 um 16:39
Zitat von AndanteAndante schrieb:Türken- oder Ostfriesenwitze oder Witze über blöde Blondinen würde ich jetzt nicht unbedingt bei „Satire“ einordnen.
Es geht hier ja nicht um Satire, sondern, der Threadtitel sagt es schon, um Humor im Allgemeinen. Ottos Kaspereien würde ich ja auch nicht als Satire bezeichnen, sondern eher als eine besonders alberne Form des Humors.

Die Türkenwitze, die ich meine, waren seinerzeit unter Jugendlichen durchaus üblich. Dabei ging es inhaltlich nicht um "Eigenheiten" oder "Besonderheiten" türkischstämmiger Menschen, sondern um blanke Menschenverachtung.

Beispiele die dies illustrieren sollen:

Wie kriegt man 25 Türken in einen VW-Käfer? Fünf auf die Sitze, 20 in die Aschenbecher.

Anderes Beispiel von menschenverachtendem Humor aus den 1990ern:

Hamburger kennst Du - aber was ist ein Lübecker? Flambierter Mohrenkopf! (Nach dem Brandanschlag auf Geflüchtete 1996 in Lübeck mit 10 Toten.)

Das ist eben keine Satire, sondern die Art von Humor, mit der sich Möchtegern-Herrenmenschen über die Opfer von Rassismus lustig machen.
Weitere Beispiele von "Witzen" über bestimmte Personengruppen verkneife ich mir. Sie sind zu eklig.


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22.08.2023 um 16:44
Zitat von FellatixFellatix schrieb:Deshalb besteht aber keine Not, Agatha Christies Bücher umzuschreiben.
Das ist meines Wissens nach nicht der Fall. Selbst den rassistisch-kolonialistischen Zyklus der Afrika-Romane von Edgar Wallace, in denen sich dieser über die primitiv-brutalen "N***" auslässt und die Überlegenheit der weissen Rasse hochlobt, kann man noch überall kaufen.

Dass Kinderbücher umgeschrieben und aktualisiert werden, ist nichts Neues. Wenn in Enid Blytons Büchern im Laufe der Jahrzehnte "Er zog das Grammophon auf" über "Er legte eine Cassette ein" zu "Er stöpselte den MP3-Player ein" verändert wurde, nicht mehr die Kutsche vorfuhr, sondern das Automobil oder der Familien-Van, wenn nicht mehr das Fräulein vom Amt angewählt wurde, sondern das Handy klingelt, dann ist das eine Anpassung an veränderte Lebensumstände und veränderten Sprachgebrauch. Schliesslich will man die Bücher ja auch heute noch verkaufen.

Verboten ist da nichts. Wer sollte das denn wohl auch tun?

Gerade mal unter lieferbaren Büchern ein paar Titel nachgeschlagen. Immer noch unter dem Original-Titel erhältlich:

Hans Leip, Der Nigger auf Scharhörn
Hans-J. Massaquoi, Neger, Neger, Schornsteinfeger
Felicitas Kuhn, Zehn kleine Negerlein
Agatha Christie, selber Titel

Das waren nur die, die mir spontan einfielen. Hat sich also was mit "Politischer Korrektheit", wenn's um Auflage und Umsatz geht.


HINWEIS: Das sind die Original-Titel, in denen das N-Wort immer noch verwendet wird, daher habe ich sie aus Gründen der Authentizität hier mit ihren Original-Titeln wiedergegeben - nicht, weil ich diese Begriffe noch verwende. Aber als Beleg scheint es mir vertretbar.


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22.08.2023 um 18:02
Zitat von DoorsDoors schrieb:Hat sich also was mit "Politischer Korrektheit", wenn's um Auflage und Umsatz geht.
Na, wie mit deinen Witzen greifst du aber auch zu Extrem-Beispielen. Ich weiß jetzt nicht, was das bringen soll.

Dazu nur die Frage, ob es nicht einen Unterschied macht, ob ein Titel umgeändert wird oder ganze Bücher umgeschrieben werden?
Da auch das bald als unpassend empfunden wurde, heißt das Buch seit 1986 "And Then There Were None", wobei es sich um die letzte Zeile des entsprechenden Kinderreims handelt. Daran orientiert sich auch der aktuelle deutsche Titel.

Der Verlag Harper Collins engagierte nun "Bewusstheits-Lektoren", die die Christie-Krimis auf Passagen untersuchten, die in der heutigen Zeit nicht mehr passend sind. Besonders um Stereotypen bezüglich Herkunft und Geschlecht sollte es dabei gehen. Verändert wurden Begriffe wie "Eingeborene" oder "orientalisch", klischeehafte Beschreibungen von jüdischen, indischen oder schwarzen Figuren, zudem sollen Begriffe wie das Z-Wort gestrichen werden. Die Änderungen sollen in den künftigen Neuauflagen umgesetzt werden.
Quelle: https://www.stern.de/kultur/buecher/agatha-christies-buecher-sollen-sprachlich-ueberarbeitet-werden-33321942.html

Oder Salman Rushdie von Befindlichkeits-Polizei spricht.
In einem Tweet kritisierte der britisch-indische Schriftsteller die Entscheidung des Puffin-Verlags, Wörter wie "fett" oder "hässlich" durch weniger abwertende Begriffe zu ersetzen.

Der 1990 gestorbene Dahl sei "kein Engel" gewesen, schrieb Rushdie am Wochenende, doch der Verlag Puffin Books betreibe "absurde Zensur" und solle sich schämen, so der in den USA lebende Autor, der im vergangenen Jahr nur knapp ein Attentat überlebte. Zuvor hatte die britische Zeitung "Telegraph" über die sprachlichen Anpassungen berichtet.

"Befindlichkeitspolizei"

Rushdie wurde daraufhin jedoch selbst zur Zielscheibe von Kritik. Die britische Komikerin Abi Roberts warf ihm vor, sich mit der Beschreibung Dahls als "kein Engel" der "zensierenden Linken" anzubiedern. Rushdie stellte daraufhin klar, dass er zwar das Werk Dahls gegen eine "kriecherische Befindlichkeitspolizei" verteidige, aber Dahl ein "bekennender Antisemit mit ausgeprägten rassistischen Tendenzen" gewesen sei.
Quelle: https://www.derstandard.de/story/2000143735799/rushdie-kritisiert-verlaghaesslich-aus-dahl-buechern-gestrichen

Man kann also auch beides sehen und sagen.


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Doors ehemaliges Mitglied

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Political Correctness und Humor - Haben John Cleese und ...?

22.08.2023 um 19:54
Zitat von FellatixFellatix schrieb:Na, wie mit deinen Witzen greifst du aber auch zu Extrem-Beispielen. Ich weiß jetzt nicht, was das bringen soll.
Nun, dass Bücher dem Zeitgeist angepasst werden, ist nichts Neues. Das gilt für Sach- und Fachbücher ebenso wie für Unterhaltungsliteratur. Die Debatte um Astrid Lindgren und andere wurde hier ja schon verschiedentlich geführt. Wenn ich mal daraus zitieren darf:

Die meisten Kinderbücher hatten in früheren Zeiten einen rassistischen Unterton. In "Mecki bei den Negerlein" sind die Afrikaner "schwarz an Leib und Seele" und darauf erpicht, die "guten Deutschen" in den Suppentopf zu stecken, denn natürlich ist der Bimbo im Bastrock ein Menschenfresser, gegen den nur Krieg hilft. Das wundert nicht, wenn man weiss, dass der Autor der Bilderbücher ehemaliger Freikorpskämpfer, Kapp-Puschist, frühes NSDAP-Mitglied, Professor in der NS-Zeit und später Kriegsberichterstatter war. Seine Propagandazeichnungen hat der ehemalige SS-"Kriegszeichner" konsequenterweise 1980 im rechtsradikalen Munin-Verlag erscheinen lassen.

Nun war Astrid Lindgren sicher kein Nazi, aber koloniales und rassistisches Denken findet sich in vielen Kinder- und Jugendbüchern von Tom Sawyer bis zu o.g. Mecki, dessen Wiederauflage der Hörzu-Strips aus dem Jahre 1958 im Jahre 2009 für heftigen Streit sorgte, war doch darin vom jüdischen Schurken Schofel und diebischen Zigeunern in Lausedonien die Rede. Anders als die belgischen Tim & Struppi-Strips wurden deutsche Comics mit aus heutiger Sicht bedenklichen Inhalten allerdings nie überarbeitet.

Aber in diesem Thread geht es ja nicht um Literatur, sondern um Humor. Das muss bekanntlich nichts miteinander zu tun haben.

Bleiben wir also beim Humor, auf den sich meine Antwort auf @Andante bezog. Würde man heute noch einen Witz erzählen wie den Folgenden:

Steht das Contergan-Kind vorm Schrank: "Mama, ich möchte einen Keks, ich komm' da nicht dran!" Mutter: "Keine Arme, keine Kekse!"

Dabei haben sich die WitzeerzählerInnen zu Zeiten der Contergan-Katastrophe keine Gedanken gemacht, ob dieser "Scherz" behindertenfeindlich sei. Die haben einfach gelacht. Würden wir das heute noch tun? Na, hoffentlich nicht. So gesehen ist Humor eben immer ein Spiegel der Zeit und der Gesellschaft.

Natürlich mögen GegnerInnen der von vielen gehassten "Political Correctness" natürlich aufschreien: "Zensur! Das wird man ja doch wohl noch sagen dürfen. Ich lass' mir doch nicht von Woken vorschreiben, worüber ich zu lachen habe!"

Ich könnte jetzt noch ein paar Beispiele von extrem antisemitischen Witzen bringen, über die vermutlich schon Höss und Mengele gelacht haben, um sich vom Morden zu entspannen. Aber das verkneife ich mir lieber. Trotzdem wurden solche "Witze" noch vor Jahren durchaus am Stammtisch oder auf der Buchmesse erzählt. Das beweist wieder: Menschenfeindlicher "Humor" kommt selbst in sich für intellektuell haltenden Kreisen vor.

Da finde ich es dann schon gut, wenn jemand solche "Scherze" unterbindet. Auch wenn dann über die böse Humorpolizei gezetert wird.


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Political Correctness und Humor - Haben John Cleese und ...?

22.08.2023 um 23:08
Ich muss jetzt mal ein Geständnis machen. Ich habe in meiner Jugend Karl May gelesen. Nicht nur Winnetou und Old Shatterhand, sondern ebenso die fast noch interessanteren Orient- und und die Heimatsachen aus dem Erzgebirge. Summa summarum 70 Bände. Meine Erziehungsberechtigten sind nicht eingeschritten, die ließen mich lesen, was ich wollte bzw. vom Nachbarsjungen (der hatte alle Karl-May-Bände) auf mein Betreiben hin geliehen bekam. Ich möchte behaupten, dass ich mich trotzdem nicht zum grandiosen Rassisten und AfD-Wähler entwickelt habe, mir war von Anfang an klar, dass das alles Fiktion ist, mit den Verhältnissen vor Ort nichts zu tun hatte und May selber selten irgendwo war, worüber er schrieb. Aber spannend war es halt, sehr spannend.

Irgendwo glaube ich ja, dass die Leute nicht ständig gut gemeinte Gebrauchsanweisungen dazu brauchen, was sie gerade an Humor, Satire, Musik, Lesestoff konsumieren. Aber vielleicht täusche ich mich. Vielleicht sind heute die Leute anders drauf, abhängiger, egal ob finanziell vom Staat oder geistig vom politisch Korrekten. Wobei ich es dann schon wieder lustig finde, dass Helmut Kohl wegen seiner „geistig-moralischen Wende“ damals viel belächelt wurde, während heute die geistig-moralische Wende in Richtung perfekter political correctness voll super ist.


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