univerzal schrieb:Mit viel Geldeinsatz und unter rigorosen Selektion dressieren Menschen Pferde, auf dass sie dann letztlich zur Belustigung den Kürritt vollführen. Da zusätzlich im Geschäft mit Dressurrössern zig Millionen umgesetzt werden, achtet der Markt und dessen Spieler natürlich weniger auf die Belange der Klepper. Das zeigen auch teils bizarre Verbesserungsmassnahmen (Doping), die im Pferdesport schon längst angekommen sind.
Dein Standpunkt ist deutlich, aber was Pferderennsport nun mit Tierversuchen zu tun hat, ist mir nicht ganz bewusst.
univerzal schrieb: Genau genommen wäre dann das komplette Tierschutzgesetz entbehrlich, denn man müsste Tiere folgerichtig als juristisches Kriterium mit Menschen gleichstellen.
Trotz Tierschutzgesetz werden Tiere rechtlich gesehen leider immer noch als Sachen behandelt; wer den Nachbarshund vergiftet, begeht Sachbeschädigung ist schadensersatzpflichtig.
Von diesem Standpunkt aus ist es natürlich ein Leichtes, die Verantwortung, die der Mensch als "höhergestelltes Wesen" (im Sinne von intelligenter und in der Hierachie übergeordnet) zu ignorieren und das Tier als das zu sehen, was es im Sinne des BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) ist, nämlich eine Sache. Und das ist wohl eher die Richtung, in die Du tendierst.
Rechtlich gesehen ist es also schwierig, eine ausdrückliche Aussage zu formulieren, wenn das TierSchG Tiere als "Mitwesen", das BGB Tiere als "Sache" behandelt.
Die Frage, welche Rolle hier die Moral spielt, ist eine ganz andere.
In Deutschland werden über 23 Millionen Haustiere gehalten. Sie bekommen Namen, werden gepflegt und sind oft mit viel zeitlichem und finanziellem Aufwand verbunden. Gleichzeitig wird von uns hingenommen, dass Millionen der gleichen Tiere – also Kaninchen, Mäuse, Ratten, aber auch Hunde und Katzen – bei Tierversuchen gequält und misshandelt werden.
2009 starben rund 2,7 Millionen Tiere bei Tierversuchen- und das lediglich in Deutschland. Mit 1,8 Millionen sind Mäuse die Spitzenreiter, gefolgt von über 500.000 Ratten. Darauf folgen Fische, Vögel, Kaninchen, andere Nagetiere, Schweine und mit 3.800 Versuchstieren auch der angeblich beste Freund des Menschen- der Hund. Außerdem werden Katzen, Ziegen, Schafe, Rinder, Pferde und Affen ‚verwendet’, jedoch keine Menschenaffen, da diese aufgrund ihrer Intelligenz verschont werden.
Quelle:
http://ths-pressident.de/tierversuche-eine-frage-der-moral/ (Archiv-Version vom 24.04.2012)Wenn ich schon lesen muss, dass Menschenaffen aufgrund ihrer Intelligenz vor Tierschutzversuchen verschont werden, kann ich nur den Kopf schütteln. Wenn schon Tierversuche gemacht werden, dann doch an Tieren, die dem Menschen am ähnlichsten sind - oder nicht?! (rhetorische Frage)
Sicher. Alle sind gleich, manche sind gleicher, das war ja schon immer so.
univerzal schrieb: Nichtsdestotrotz benötigen beide Verfahren zur Verifikation den Draize-Test, auch bekannt als Versuchsreihe an Kaninchenaugen, die Bilder kennen wir alle.
Der Draize-Test: (um es auch für die Mitlesenden nochmal genau zu erklären)
Hierbei werden Kaninchen chemische Substanzen ins Auge getropft, um mögliche Reizungen zu Überprüfen. Oft verätzen hierbei die Augen der Tiere. Außerdem werden Versuchstiere mit Parasiten oder Bakterien infiziert, ihnen werden Tumorzellen injiziert, giftige Substanzen verabreicht, die Knochen gebrochen und teils sogar Organe oder die ungeborenen Föten aus dem Körper geschnitten.
Quelle:
http://ths-pressident.de/tierversuche-eine-frage-der-moral/ (Archiv-Version vom 24.04.2012)Der HET-CAM-Test stellt eine Alternative zum Draize-Test dar, der diesen überflüssig macht.
Der HET-CAM-Test:
Beim HET-CAM-Test wird die zu testende Substanz auf die Aderhaut von ausgebrüteten Hühnereiern geträufelt und die Reaktion beobachtet.
Man kann nun eine eigene Diskussion darüber beginnen, wann ein Leben ein Leben ist, wie sich dies bei Tieren verhält und ob der Hühnerembryo als "Leben" zählt. Kann man.
In meinen Augen ist es gleichgültig, wie diese Diskussion ausgehen würde, denn ich denke, dass der Test an Hühnereiern humaner ist als das Spritzen einer toxischen Substanz in das Auge eines lebenden -
und leidenden - Kaninchens.
Und dabei ist der Draize-Test nicht einmal sonderlich aussagekräftig:
Kaninchen werden verwendet, weil sie besonders große Augen und nur wenig Tränenflüssigkeit haben. Dabei sind Kaninchenaugen als "Modell" für das menschliche Auge völlig ungeeignet.
Menschen und Kaninchen zeigen unterschiedliche Empfindlichkeit hinsichtlich der zu prüfenden Chemikalien.
So sind menschliche Augen 18mal empfindlicher gegenüber CS-Gas und 90mal empfindlicher gegenüber CR-Gas als Kaninchenaugen.
Die Ergebnisse aus dem Draize-Test lassen sich also nicht auf die Situation beim Menschen übertragen. Außerdem können die Ergebnisse selbst innerhalb eines Labors gravierenden Schwankungen unterliegen, d. h. der Test weist eine schlechte Reproduzierbarkeit auf.
Quelle:
http://www.tierversuchsstadt-wuerzburg.de/draise-test.htmlDa Kaninchen kaum Tränenflüssigkeit bilden können, bleibt die Substanz mindestens 24 Stunden in konzentrierter Form im Auge. Starke Reizungen der Bindehaut, Verätzungen oder die völlige Zerstörung des Auges sind die Folge.
Quelle:
http://www.animal2000.de/thema/tv1.phpIch verzichte an dieser Stelle darauf, Bilder von diesen armen Tieren zu posten - wer möchte, kann sich das Elend gerne selbst ansehen. Einfach bei google.de "Draize-Test" eingeben.
Auf ein Bild allerdings kann ich in diesem Zusammenhang nicht verzichten:

Es spricht wohl für sich selbst...
Dies sorgt auch dafür, dass in der aktiven Anwendung Lehren daraus gezogen werden, wie z.B. die Max-Planck-Gesellschaft eindrücklich schildert
Ähnlich sieht man es beim Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
univerzal schrieb:Im Angesicht solcher Entwicklungen - willst du dabei immer noch behaupten, dass die Resultate nicht auf Mensch und Tier übertragbar sind?
Ja, das möchte ich.
Ein Team von britischen Medizinern decken erhebliche Unterschiede zwischen Tierversuchen und klinischen Studien auf. Die systematische Untersuchung vergleicht die Ergebnisse verschiedener Behandlungsmethoden bei Versuchstieren und Patienten. Dazu wurden entsprechende Artikel in Fachzeitschriften analysiert. Bei nur drei der sechs untersuchten Krankheitsbilder gab es Übereinstimmungen, bei der anderen Hälfte nicht. Zum Beispiel hilft Kortison Versuchstieren mit einer künstlich beigebrachten Kopfverletzung.
Bei menschlichen Patienten konnte diese Wirkung nicht festgestellt werden. Bei Tieren konnte ein Schlaganfall mit dem Medikament Tirilazad erfolgreich behandelt werden. Beim Menschen nützte es nichts oder war sogar schädlich. Umgekehrt war die Gabe von antifibrinolytischen Medikamenten bei Hirnblutungen bei Patienten hilfreich, im Tierversuch jedoch nicht.
Die Autoren kritisieren auch die unrealistische Nachahmung klinischer Beschwerden. So erhielten Nagetiere zehn Minuten nach einem künstlich beigebrachten Schlaganfall eine Behandlung, während Menschen oft erst nach 24 Stunden behandelt wurden. Weiterhin fanden die Wissenschaftler Beweise für Voreingenommenheit bei der Veröffentlichung. Studien mit unerwünschten Ergebnissen würden oft nicht publiziert werden. Quelle:
http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/infos/wissenschaftliche-studien/138-tierversuche-unter-beschuss.htmlWie können Ergebnisse übertragen werden, die im Grunde gar nicht übertragbar sind?
Eine wissenschaftliche Studie belegt, dass allein schon der Umgang mit Versuchstieren erheblichen Einfluss auf die Ergebnisse von Tierversuchen hat. Bloßes Anfassen ruft bei Mäusen bereits starke Stresserscheinungen hervor.
http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/infos/wissenschaftliche-studien/134-allein-anfassen-verursacht-schon-stress-bei-versuchstieren.html (Archiv-Version vom 02.11.2012)Die Umstände sind also nicht im Entferntesten vergleichbar, weder was die Umstände bezüglich Haltung und Wohlbefinden angeht noch den zeitlichen Einsatz der Medikation.