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Lebenserwartung Steinzeit und heute

76 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Medizin Paläontologie Archäologie Biologie Demoskopie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Lebenserwartung Steinzeit und heute

17.09.2020 um 15:10
Nein, es wurde auch angedacht, das es eine Hochwasserschutz-Mauer gewesen sei, und der Turm ein Vorratsgebäude, weil er hinter der Mauer stand.
Eine Stadtmauer (bisher ungeklärten Zwecks) ist laut der Archäologin Kathleen Kenyon spätestens ab etwa 8300 v. Chr. belegt, zusätzlich der Turm von Jericho und vermutlich Verteidigungsanlagen. Nach Ansicht anderer Archäologen handelte es sich um einen Schutzwall gegen die winterlichen Regenfluten aus den Bergen.[2


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Lebenserwartung Steinzeit und heute

17.09.2020 um 22:26
Zitat von Vomü62Vomü62 schrieb:Nein, es wurde auch angedacht, das es eine Hochwasserschutz-Mauer gewesen sei, und der Turm ein Vorratsgebäude, weil er hinter der Mauer stand.
Wer braucht denn bittschön in einer Ebene einen bis 5,75 Meter hohen Schlammlawinen- und Regenwasserschutz!!!

500m westlich des Tell es-Sultan (das antike Jericho) liegt der Rand einer Hügelkette, und in der Tat tritt dort 1km westnordwestlich vom Tell auch ein Wadi aus. Doch führt der Wadi - nun deutlich breiter und flacher, direkt beim Eintritt in die Ebene nach SSO am Bergrand entlang, um auf der Höhe des Südendes des Tells in 500m Entfernung von diesem sich endgültig in der Ebene zu verlieren. Unweit dieses Wadis führen zwei weitere Wadis den Berghang hinab und führen als Bäche in maximal 2km Entfernung nördlich und südlich vom Tell es-Sultan ihr Wasser nach Osten in Richtung Jordan ab. Die Hauptentwässerung des Berglandes von Jerichos Umgebung findet hier statt.

Tell es-Sultan-Jericho-Regenwasser-001Original anzeigen (0,3 MB)

Der Tell liegt übrigens zwar schon in der Ebene, aber noch immer auf einem sehr flachen Höhenzug, der ein Ausläufer des Berglandes im Westen ist. Der Wadi nun, der westnordwestlich herabkommt, fließt über diesen Höhenzug an dessen niedrigster Stelle nach SO weg - und trennt den Bereich, auf dem der Tell liegt, von dem eigentlichen Bergland. Wenn herabfließende Regenwasser- und Schlammmassen nicht bergauf fließen, brauchte das alte Jericho ganz sicher keinen Schutzwall gegen diese Elemente.

Tell es-Sultan-Jericho-Regenwasser-002Original anzeigen (0,3 MB)

Auch Forscher dürfen Unsinn verzapfen. Ne fast 6m hohe Mauer als Regenschutz, ja nee, is klaar, ne?


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Lebenserwartung Steinzeit und heute

17.09.2020 um 22:38
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Auch Forscher dürfen Unsinn verzapfen. Ne fast 6m hohe Mauer als Regenschutz, ja nee, is klaar, ne?
Na, wenn die das dürfen, dann ich auch. Ich war nicht dort vor Ort, um den Wahrheitsgehalt von Wikipedia zu überprüfen. Meine Schuld.
Stellt sich die Frage, wen die Mauer abwehren sollte?
Aber das gehört ja nun nicht unbedingt hier her.


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Lebenserwartung Steinzeit und heute

17.09.2020 um 22:44
Zitat von Vomü62Vomü62 schrieb:Stellt sich die Frage, wen die Mauer abwehren sollte?
Wie gesagt: Untertanen wurden damit nicht abgewehrt, da erstens keine Untertanen zu jener Zeit und zweitens erst recht keine außerhalb der Mauer.

Damit bleibt nur übrig: äußere Feinde - nichtmenschliche Bedrohung schließe ich jetzt mal wirklich aus.


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Lebenserwartung Steinzeit und heute

17.09.2020 um 23:07
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Damit bleibt nur übrig: äußere Feinde -
Klar, Streit und kriegerische Auseinandersetzungen gab es immer und überall mal. Da würde mich interessieren, ob es dafür irgendwelche Belege gibt in Jericho. Muß ich mal recherchieren.


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Lebenserwartung Steinzeit und heute

19.09.2020 um 17:03
@kleinundgrün
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Na ja, vergleichen wir mal die Aufwände um X Kalorien zu bekommen:
J/S: Man muss zur Nahrung hin. Im Fall von Jagen gibt es Risiken, zum einen der eigenen Verletzung zum anderen des Fehlschlags. Nur wenn die Nahrung in kurzer Zeit und mit wenig Aufwand erreichbar ist, ist es eine einfache Art der Nahrungssuche.
V/L: Pflanzen und Tiere sind in unmittelbarer Nähe und mit einer gewissen Sicherheit weiß ich, wie viele Ressourcen ich noch habe und kann planen. Ich habe kaum Risiken bei der Nahrungsbeschaffung selbst und nur sehr kurze Wege.
Rein grundsätzlich fällt schlicht die Zeit der Nahrungsbeschaffung zu großen Teilen weg.

Jetzt gibt es andere Risiken des Sesshaftseins - aber die Nahrung ist halt immer in unmittelbarer Nähe.
Und dass sie "mehr" sind, ist ja eine Folge davon. Es gibt mehr verfügbare Kalorien.
Als Jäger und Sammler braucht man nicht unbedingt mehr Arbeitsaufwand (wenn mansich an heute noch so lebenden Gesellschaften orientiert), um an ausreichend Nahrung zu kommen. In gemäßigten Klimazonen wird die Nahrung wahrscheinlich zu 80-90% aus pflanzlicher Nahrung bestanden haben. Kennt man sich aus, weiß man, wo man gehaltvolle Nahrung, wie z.B. Wurzeln, Sämereien, Nüsse, Beeren etc finden kann. Jagen war die Ausnahme. Zudem weiss man von Steinzeitlern die an Küsten und Flüssen gelebt haben und sich in zum Teil großen Mengen von den dortigen Meeresfrüchten und Fischen ernährt haben (z.B. heutiges Portugal).

Seßhafte mußten mit Missernten, einseitigerer Ernährung etc klarkommen. Zudem kostet es Zeit die Behausung, Werkzeuge für die Landwirtschaft, Bevorratung u.s.w. zu erarbeiten.


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Lebenserwartung Steinzeit und heute

19.09.2020 um 19:30
Zitat von osakiosaki schrieb:In gemäßigten Klimazonen wird die Nahrung wahrscheinlich zu 80-90% aus pflanzlicher Nahrung bestanden haben. Kennt man sich aus, weiß man, wo man gehaltvolle Nahrung, wie z.B. Wurzeln, Sämereien, Nüsse, Beeren etc finden kann. Jagen war die Ausnahme.
Nein. Jäger- und Sammlerkulturen decken ein recht breites Spektrum darüber ab, wie hoch der Fleischanteil an der Gesamtnahrung ist. Auch in gemäßigten Breiten. Schon der Homo erectus aus dem thüringischen Bilzingsleben vor knapp 400.000 Jahren besaß Jagdwaffen (ein Speerrest wurde gefunden) und bejagte eine Vielzahl von Tieren, erstaunlicherweise sogar bevorzugt (Mengenanteil der gefundenen Speisereste) wehrhaftes Großwild wie Waldelefanten, Nashörner und Wildrinder (erst jüngere Lagerplätze späterer Menschenarten weisen einen höheren Anteil älterer Jagdbeute auf, die in Bilzingsleben gefundenen Elefantenreste gehörten fast ausschließlich zu maximal vier Jahre alten Jungtieren). Auch zahlreiche Bärenreste wurden gefunden. Man fand auch pflanzliche Nahrungsreste, keine Frage. Doch der Fleischanteil lag deutlich im zweistelligen Prozentbereich. Nach Erlegen eines Elefanten dürfte die Nahrung bis wochenlang hauptsächlich aus Fleisch bestanden haben.

Der spätere Neandertaler brachte es sogar auf bis zu 90% fleischlicher Nahrung. Aber auch der war nicht bloß unflexibler Großwildjäger, wie man lange dachte, sondern er verspeiste in jeder Region, "was die lokale Küche anbot", also Kleingetier, an der Küste auch Robben, Delfine, nicht nur Fische und Meeresfrüchte, und immer wieder auch einen gehörigen Anteil an vielfältiger pflanzlicher Kost (im Schnitt um 20%; aber wie gesagt, mit lokalen Schwankungen in beide Richtungen). Der zeitgleich mit dem Neandertaler lebende Sapiens hatte ebenfalls ein breites Spektrum an tierischer Jagdbeute, nur befand sich im Schnitt seltener besonders großes Großwild darunter.

Ach ja, nicht daß es heißt: das war ja Eiszeit. Die Regionen in Europa, in denen der Neandertaler und dann auch der hinzugekommene Sapiens lebten, waren durchaus gemäßigt, maximal hatten sie ein Klima ungefähr wie im heutigen Baltikum. Tatsächlich hielt es sogar der Sapiens noch in Gebieten aus, die um 2° im Jahresmittel kühler waren als die kältesten neandertalertauglichen Locations. Als der Homo erectus in Bilzingsleben lebte, herrschte dort sogar mediterranes Klima; da lebten auch Flußpferde und Affen.
Zitat von osakiosaki schrieb:Seßhafte mußten mit Missernten, einseitigerer Ernährung etc klarkommen.
Naja, vor allem am Anfang gab es noch viel Jagen und Sammeln nebenbei. Erst als der landwirtschaftlich erzeugte Nahrungsanteil größer geworden war, traten die Mangelerscheinungen deutlich zutage. Mißernten waren ein großes Problem; allerdings konnte das ersammelte pflanzliche Nahrungsangebot ebenfalls in schlechten Jahren ebenfalls drastisch zurückgehen, und beim Jagen gab es ebenfalls Mißerfolge, ja es gab sogar Probleme durch abgewandertes bzw. dezimiertes und schließlich ausgestorbenes Jagdwild. Gut zu erkennen daran, daß zur Zeit des Aussterbens des Neandertalers an den Rastplätzen der Sapiense der Anteil an Kaninchenbeute extrem groß wurde. Über 40% der tierischen Proteine wurden von Kaninchen gestellt. Wer schon vom "Kaninchenhunger" gehört hat (wer nicht, einfach googeln), wird wissen, daß ein hoher Kaninchenanteil an der tierischen Kost bei Jägerkulturen ein Zeichen von Fleischnahrungsmangel und ernsthafter tödlicher Bedrohung ist. Kurz nach dem Aussterben des Neandertalers in jener Zeit verschwand auch der Kaninchenverspeisende Sapiens aus Westeuropa (später kamen Sapiense von weiter östlich wieder in diese Region).

Wer sich nur minimal tierisch ernährt, der muß in Mangelzeiten für Jäger nicht so stark auf Kaninchen zurückgreifen. Der erhöhte Kaninchenverzehr ist nur verständlich, wenn Fleischkonsum einen erheblichen Anteil an der Ernährung stellte. Und ebenso stirbt keiner, der sich fast ausschließlich pflanzlich ernährt, an Kaninchenhunger, wenn er für seine geringfügige tierishe Beikost nur noch auf Kaninchen zurückgreift. Da die nordamerikanischen Prärieindianer nach der massiven Dezimierung ihrer Hauptjagdbeute, der Bisons, tatsächlich massiv unter Kaninchenhunger litten, haben wir mit ihnen auch schon mal ein Beispiel von einer sehr neuzeitlichen Jäger- und Sammlerkultur aus gemäßigten Breiten, bei der der Fleischanteil an der Ernährung sehr hoch ausgefallen sein muß. Was bei Großwildjagd ja ohnehin eigentlich klar sein dürfte.
Zitat von osakiosaki schrieb:Zudem kostet es Zeit die Behausung, Werkzeuge für die Landwirtschaft, Bevorratung u.s.w. zu erarbeiten.
So ein Hausbau ist jetzt nicht wirklich sehr viel aufwändiger. Noch in der ausgehenden Bronzezeit wurden in der Levante bestimmte einfache Wohnhäuser in Form von Nomadenzelten gebaut, und das auch mit eher einfachen Baumaterialien. Je aufwändiger ein Hausbau war (z.B. Steinhaus), desto länger hielt das dann auch, und man mußte jahre- bis jahrzehntelang nicht immer wieder neu bauen. Reparieren, Ausbessern etc. muß man auch bei Zelten. Die muß man auch stets abbauen, mitnehmen, wiederaufbauen, jedes Mal, wenn man den Platz wechselte. Tierischer Aufwand, der durch seine Regelmäßigkeit ordentlich ins Kontor schlägt. Na und auch Nomaden brauchen Werkzeuge, Vorratsbehälter usw., auch da gibts Aufwand, einen sehr vergleichbaren. Is auch nicht so, daß sich ein Bauer jeden Morgen ne neue Sense oder Hacke schnitzen muß.


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Lebenserwartung Steinzeit und heute

19.09.2020 um 19:42
@perttivalkonen
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Schon der Homo erectus aus dem thüringischen Bilzingsleben vor knapp 400.000 Jahren besaß Jagdwaffen (ein Speerrest wurde gefunden) und bejagte eine Vielzahl von Tieren, erstaunlicherweise sogar bevorzugt (Mengenanteil der gefundenen Speisereste) wehrhaftes Großwild wie Waldelefanten, Nashörner und Wildrinder
Es stellt sich die frage, über welchen zeitraum die knochen dort abgelegt wurden. Nach 400.000 jahren kann man nicht mehr sagen, ob es 10, 50, oder 200 jahre waren. Aus diesem grund gibt es ernstzunehmende theorien, dass es sich um orte handelt, an denen über generationen jährliche jagten veranstaltet wurden. Sie lagen auf den wanderouten des wildes. So rechnet sich der fleischanteil erheblich herunter.


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Lebenserwartung Steinzeit und heute

19.09.2020 um 20:25
@perttivalkonen
Steinhäuser waren für die meisten frühen sesshaften die grosse ausnahme. Im fruchtbaren halbmond z.b. waren lehmbauten die regel, in kälteren regionen erdhäuser oder holzbauten. Und die müssen nicht nur jährlich ausgebessert werden, sondern es gehören alltägliche dinge dazu, wie tönerne gefässe, werkzeuge aus holz und flintstein, kleidung, die meist gewebt wurde etc. und ständig erneuert werden mussten. Und beim getreide darf man nicht an unser heutige korn denken, sondern an einkorn, emmer, hülsenfrüchte und die urform des weizens. Der aufwand sesshaft zu sein ist erheblicher, als man denkt. Die vorteile der sesshaftigkeit sehe ich vor allem in der gemeinschaft und nicht so sehr in der einfacheren nahrungsmittel beschaffung. Obwohl diese mit wachsender bevölkerungszahl der ansässigen einer gemeinschaft auch nicht vorhersehbare probleme mit sich brachte. Zum beispiel die entsorgung von unrat, wie in chatal höyük deutlich wurde. Oder auch die versorgung mit holz, die eine nachhaltige veränderung der umgebenden natur mit sich brachte.
Die wiege der sesshaftigkeit( zumindest was den vorderen orient betrifft und sich von dort aus verbreitete ) liegt in einem gebiet, dass weitaus günstigere bedingungen hatte, als die der nachfolgenden, die in gebieten siedelten, die weniger begünstigt waren.


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Lebenserwartung Steinzeit und heute

19.09.2020 um 22:09
Zitat von osakiosaki schrieb:Es stellt sich die frage, über welchen zeitraum die knochen dort abgelegt wurden. Nach 400.000 jahren kann man nicht mehr sagen, ob es 10, 50, oder 200 jahre waren. Aus diesem grund gibt es ernstzunehmende theorien, dass es sich um orte handelt, an denen über generationen jährliche jagten veranstaltet wurden. Sie lagen auf den wanderouten des wildes. So rechnet sich der fleischanteil erheblich herunter.
Entschuldige mal, aber was Du Dir da gerade eben ausgedacht hast, das ist keine ernstzunehmende Theorie. Der Lagerplatz Bilzingsleben ist kein Kurzzeitlager für ne alljährliche Jagdsession, sondern ein jahreszeitliches Dauerlager für Monate. Gut erkennbar an den drei Hüttengrundrissen, die zeigen, daß man da nicht jedes Mal beim Ankommen seine Unterkunft frei Schnauze mal hier, da oder dort aufbaute. Der Platz war jedes Mal derselbe, die Eingänge zeigten jedes Mal in die selbe Richtung wie zuvor. Wer da seine Behausung aufschlug, der betrieb einigen Aufwand. Für Monate, nicht für ein paar Nächte des "Jagdausfluges". Der Untergrund, quasi das "Fundament", der Behausungen wurde augearbeitet, also für lange Zeit eingerichtet. Überhaupt war das gesamte Lager auf Dauer angelegt. Da wurde z.B. ein großer, aufwändig gepflasterter Bereich von bis 10m Ausdehnung angelegt, dessen Zweck nicht sicher ist. Und obwohl im gesamten Lager überall Essensreste herumlagen, war just dieser Bereich erstaunlicherweise abfallfrei - mit Ausnahme einzelner Frühmenschenknochenstücken. Das war kein Jagdcamp für wenige Übernachtungen, bis man das Jagdwild ausgenommen hatte (sowas hat man etwa in Schöningen gefunden), hier handelt es sich um die eigentliche Wohnstatt, wo die Leutz nach ihren Jagdausflügen zurückkamen. Dazu paßt, daß vor Ort weit über 100.000 Abschläge gefunden wurden, Reste der Werkzeugfertigung vor Ort, sowohl aus Silex (Feuerstein) als auch aus anderen Gesteinsarten. Selbst aus Holz, Knochen und Horn. Ebenso hat man bisher mehrere tausend Werkzeuge ergraben. Es wurden auch Arbeitsunterlagen gefunden, z.B. zum Darauf-Schneiden (der größte, ein Travertinblock, brachte es auf 30kg!). Konzentriert fand sich dieses Material in einem separaten Bereich, offensichtlich dem Arbeitsbereich. Ebenso fanden sich Feuerstellen, speziell drei Stellen je vor dem Eingang jeder der drei "Hütten". Ein spezieller Bereich zum Zerlegen des erjagten, vorzerlegten und dann ins Lager gebrachten Großwildes befand sich im Uferbreich der "Steinrinne". Das war eine Wohnstatt mit praktisch allen Äußerungen des alltäglichen Lebens.

Du kannst doch nicht ohne den Hauch einer Ahnung von z.B. Bilzingsleben einfach mal so behaupten, das wäre nur die Stätte eines kurzfristigen Jagdaufenthalts. - Deswegen übrigens war es auch so einfach erkennbar für mich, daß Dein "Aus diesem grund gibt es ernstzunehmende theorien, dass es sich um orte handelt, an denen über generationen jährliche jagten veranstaltet wurden" einfach nur von Dir ausgedacht wurde.
Zitat von osakiosaki schrieb:Steinhäuser waren für die meisten frühen sesshaften die grosse ausnahme.
Eben!
Zitat von osakiosaki schrieb:Und die müssen nicht nur jährlich ausgebessert werden
Nope. Mußten sie nicht mal in unseren eher feuchten Breitengraden. Gut zu erkennen übrigens an den Malereien an den Wänden der Häuser, die in Catal Höyük gefunden wurden. Da diese Großsiedlung keine "Straßen" hatte und man über die Dächer anderer Häuser zum eigenen Haus mußte, hätte man für ein "ständiges Ausbessern" des einen Hauses ständig die anderen Häuser gleich mitzerstört. Catal Höyük wäre aus dem Ausbessern nicht mehr rausgekommen.

Schon wieder denkst Du Dir einfach was aus und zeigst damit nur, wie wenig Du wirklich weißt um konkrete Gegebenheiten der Zeit und Kultur, über die Du da redest.
Zitat von osakiosaki schrieb:es gehören alltägliche dinge dazu, wie tönerne gefässe, werkzeuge aus holz und flintstein, kleidung, die meist gewebt wurde etc. und ständig erneuert werden mussten.
Brauchen Nomaden auch. So what!
Zitat von osakiosaki schrieb:Und beim getreide darf man nicht an unser heutige korn denken, sondern an einkorn, emmer, hülsenfrüchte und die urform des weizens. Der aufwand sesshaft zu sein ist erheblicher, als man denkt.
Ähm, ja? Hatten wir bereits. Oder anders gesagt: Auf den enormen Aufwand und die geringe Ausbeute hatte ich gerade erst hingewiesen. Das mußt Du mir nicht "entgegenhalten". Bleib doch bei dem, was Du hier vorgebracht und ich dann kritisiert habe.
Zitat von osakiosaki schrieb:Die vorteile der sesshaftigkeit sehe ich vor allem in der gemeinschaft und nicht so sehr in der einfacheren nahrungsmittel beschaffung.
Wie jetzt - Nomaden haben weniger Gemeinschaft???

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Lebenserwartung Steinzeit und heute

19.09.2020 um 23:04
@perttivalkonen

Du hast mich anscheinend missverstanden. Ich schrieb doch, dass es ein über lange zeit genutzter ort gewesen sein muss. Das hast du doch selbst so zitiert.
Allerdings muss ich hier auch mal anmerken, dass ich es cool finde, wie gut du dich auskennst.

Fühl dich durch meine anmerkungen bitte nicht provoziert. Ich sage lediglich was mir dazu einfällt und nehme bezug auf das, was ich darüber herausgefunden habe. Wenn jemand mehr weiss, um so besser für mich.


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Lebenserwartung Steinzeit und heute

19.09.2020 um 23:14
@perttivalkonen

Mit der gemeinschaft der sesshaften meine ich die grösseren gemeinschaften, die ein anderes sozialleben mit sich bringen, als es in einer jäger/sammler kultur der fall ist. Man lebt ständig in mit mehr menschen in unmittelbarer nähe zusammen, und nicht temporär. Man lebt ständig in der nähe anderer siedlungen. Also haben nomaden nicht weniger gemeinschaft, sondern eine andere art von gemeinschaft, die auf ihre lebensweise abgestimmt sein muss.


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Lebenserwartung Steinzeit und heute

20.09.2020 um 01:03
Zitat von osakiosaki schrieb:Ich schrieb doch, dass es ein über lange zeit genutzter ort gewesen sein muss.
Du meintest, daß es ein über lange Zeit einmal pro Jahr alles andere als lang genutzter Ort gewesen sei. So nach dem Motto, hier haben die Fastganzjahresveganer einmal pro Jahr die Sau rausgelassen, äh: verspeist. Quasi: Cesar-Salad vs. Grillwurst = 364 zu 1 oder 358 zu 7...

Is aber nicht. Die haben da gewohnt, nicht nur ne Schlachtefestwoche pro Jahr, und die hatten eigens nen Fleischverarbeitungs-Bereich im Camp. Dauerhaft. Ständig genutzt.

Es ist ein Beleg dafür, daß Deine These "Jäger und Sammler essen doch eh kaum Fleisch" vom Tisch ist. Genau als solch einen Beleg hatte ich auf Bilzingsleben verwiesen, und den wolltest Du mit Deinem "gips ernstzenehmbende Tehorie, dis issn Jagdkämp, wo nur einmal im Jahr Fleisch gips" wegwischen. Was nun ebenfalls gescheitert ist.

Wieso können so wenige Leute einfach mal zugeben, daß ihre These grad den Bach runter ist?
Zitat von osakiosaki schrieb:Mit der gemeinschaft der sesshaften meine ich die grösseren gemeinschaften, die ein anderes sozialleben mit sich bringen, als es in einer jäger/sammler kultur der fall ist.
Viele Gesellschaften, die von Jagen und Sammeln auf Ackerbau und Viehzucht umsatteln, haben keine Städte gebaut. In Mittel- und Nordeuropa gabs während des gesamten Neolithikums nur kleine Gehöfte einzelner Familien. Neolithisierung vergrößert die Populationsdichte, also die Zahl der Menschen pro 1000km², aber die Größe von "Ortschaften" ist da nicht zwingend mit gekoppelt. Daß es ab dem Neolithikum immer mehr Menschen innerhalb einer Region gibt, egal, ob durch immer größere oder durch immer mehr bewohnte Stätten, erhöht die Kontaktmöglichkeiten aller: der Jäger und Sammler dieser Region genau so wie der Landwirtschaft Treibenden. Wieso sollten die Bauern diesen Vorteil haben und die Jäger nicht?

Vor allem aber ist die vergrößerte Population incl. mehr Möglichkeiten sozialer Interaktion die Auswirkung der einsetzenden Landwirtschaft, nicht deren Ursache. Daß am Ende das herauskommt, erklärt nicht, warum die Menschen zur Landwirtschaft übergingen. Die erhoffte größere Absicherung einer kontinuierlichen Nahrungsversorgung hingegen erklärt das schon.


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Lebenserwartung Steinzeit und heute

20.09.2020 um 09:26
@perttivalkonen

Wir wissen nun alle, dass du bei dem thema ziemlich belesen bist. Das sollte dich jedoch nicht dazu veranlassen, mit mir in einem ton zu reden, als wäre ich ein kompletter dummkopf.
Wissen vermittelt man nicht auf diese weise.


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Lebenserwartung Steinzeit und heute

21.09.2020 um 14:51
Zitat von osakiosaki schrieb:Seßhafte mußten mit Missernten, einseitigerer Ernährung etc klarkommen. Zudem kostet es Zeit die Behausung, Werkzeuge für die Landwirtschaft, Bevorratung u.s.w. zu erarbeiten.
Das ist alles keine Frage und von meiner Seite aus unstreitig. Aber es muss ins Verhältnis zu dem Aufwand fürs Jagen und Sammeln gesetzt werden. Auch unterschieden sich vermutlich die unmittelbaren Risiken. Einen Bären zu erlegen ist riskanter, als eine zahme Ziege.
Ich weiß nicht, was da überwiegt.
Aber letztlich wird es einen Grund gegeben haben, warum nahezu überall die Jäger und Sammler sesshaft wurden. Und sei es nur, dass die Menschengruppen immer größer wurden und es nur eine frage des Platzbedarfes war.


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Lebenserwartung Steinzeit und heute

21.09.2020 um 16:49
Mehr Menschen bedeuten mehr Nahrungskonkurrenz, ist doch klar. Wenn jeder jagen ging, und sowas wie Schonzeiten oder Jagdhege gab es damals nicht, gab es irgendwann kein Wild mehr im Wald. Dann war man zwangsweise auf die Landwirtschaft und Viehzucht angewiesen. Zuchtvieh gehörte jemandem, das durfte kein Fremder abschießen.


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