Jenisa und Dano - Ein Täter?

SunnyBeatz schrieb:Ist ja auch die Frage, warum er Jenisas Familie so etwas antun wollte...dafür muss es ja Gründe geben...
War aus irgendwelchen Gründen der Hass so groß?

Mahoni schrieb:Im Danoprozess und in den Zeitungsartikeln heißt es immer wieder, dass er sich von der Familie gedehmütigt und nicht akzeptiert empfunden hat. Sie hätten ihm immer wieder in seine Ehe reinreden wollen usw. Und die Kinder hatte er sich ausgesucht, weil "wenn ein Kind stirbt, dann leiden die ihr ganzes Leben lang"

@SunnyBeatz
@Mahoni
in der Tat ist die Motivlage für die Taten das eigentliche Geheimnis.
Richtig ist das der Hass auf Albaner und das Einmischen in die Beziehung zu seiner Partnerin und Streit um allgemeines "Brautgelt" mit der Familie seiner Lebensgefährtin in dem Geständnis gegenüber den Mitgefangenen mutmaßlich eingeräumt wurde. Das Problem ist die Authenzität der Angaben in diesem Geständnis ist schwer zu überprüfen.
Das Geständnis enthält zwar eindeutig Täterwissen (zB Ablageort Jenisa), aber das muß nicht heißen, daß das Motiv auch authentisch angegeben ist.
Familienangehörige des Opfers schildern das Verhältnis zum Angeklagten als nicht so problematisch. Vom Brautgeldstreit will weder Vater noch Mutter Jenisas gewusst haben. Der Angeklagte wurde sicher wegen häuslicher Gewalt gegen seine Partnerin kritisch beäugt, aber es wurde sich nicht wirklich eingemischt.
Es ist für mich durchaus vorstellbar daß Hass eine Rolle spielt. Ich glaube aber daß die Gründe für diese Haßgefühle aus der Unfähigkeit des Angeklagten herrühren in Konflikten Frustrationen zu tolerieren und die Impulskontrolle zu behalten. Und nicht das Verhalten seitens der Opferfamilie. Aber letztendlich bleibt es wohl ein Rätsel...

Vom 5. Prozesstag finde ich online keinen aussagekräftigen Artikel.
Ich fasse daher stichwortartig zusammen was ich aus der Zeitungslektüre der NP vom 7.Okt 15 erinnere:

Der Gutachter Psychiater Norbert Leygraf konnte den Angeklagten nur nach Aktenlage einschätzen, da dieser eine Begutachtung ablehnte:

dissoziale,gewaltbereite egozentrische Persönlichkeit
extremes Defizit an Empathie
keine Einschränkung der Schuldfähigkeit feststellbar
Gefahr in Freiheit weitere schwere Straftaten zu verüben liegt auf der Hand
pädophile oder sadistische Neigung nicht feststellbar

Als Zeuge sagte noch ein Schwager des Angeklagten aus, er sei 2006 als damals 14jähriger von Ibrahim B. entführt worden. 4 Tage sei er ohne Essen und Trinken eingeschlossen gewesen, dann seien sie in einen Wald gegangen.
Als der Angeklagte sah daß sie nicht allein dort waren, schickte er den Jungen nach Hause. Laut früherer Zeugenaussagen von Mitgefangenen hatte B. vor das Kind zu erstechen.



Der 6. Prozesstag fand in keiner der 3 Hannoverschen Tageszeitungen Erwähnung und online konnte ich ebenfalls nichts finden.

@crackle
danke für die Info. Die dissoziale Persönlichkeit, Schuldfähigkeit und das Fehlen von pädophilen Neigungen hatte der bielefelder Psychologe auch festgestellt. da ist man sich scheinbar einig

@crackle
ich sehe gerade, dass für nächsten Donnerstag nur noch die Plädoyers aller Beteiligten und das Urteil geplant sind. Da hat sich das Gericht aber einen vollen Tag vorgenommen und glaubt schnell zu einem Urteil zu finden.

Was mich wundert, wurde er als damals 14jähriger nicht vermisst gemeldet, wenn er 4 Tage entführt wurde und warum gab es danach keine Anzeige? Nicht dass ich es dem Täter nicht zutraue, aber ungewöhnlich find ich es schon.

@Mahoni

Mahoni schrieb:danke für die Info. Die dissoziale Persönlichkeit, Schuldfähigkeit und das Fehlen von pädophilen Neigungen hatte der bielefelder Psychologe auch festgestellt. da ist man sich scheinbar einig

Ja, der Gutachter im Dano Prozess war der selbe! (nämlich Professor Norbert Leygraf)

Mahoni schrieb:ich sehe gerade, dass für nächsten Donnerstag nur noch die Plädoyers aller Beteiligten und das Urteil geplant sind. Da hat sich das Gericht aber einen vollen Tag vorgenommen und glaubt schnell zu einem Urteil zu finden.

Ja ich hab das auch gelesen! Das ist sportlich... 4 Plädoyers (Staatsanwalt, Verteidigerin, und 2 Nebenkläger)
Und dann noch das Urteil am selben Tag??? Bei dem Fahrplan müßte eine gehörige Pause dazwischen liegen oder kann das Gericht ein Urteil schon vorbereiten und im Anschluß an die Plädoyers ggfls in einer Pause modifizieren?

Der ursprüngliche Plan war eigentlich am 14.10 Plädoyers und am 15.10 Urteil
Da gab es aber Kollisionen bzgl des 14. mit anderen Terminen so daß dieser bereits am 4. Prozeßtag gestrichen wurde.

@crackle
ach stimmt, ich hab das grad mit einem anderen Prozess durcheinandergehauen. Hatte den Gutachter von dort vorm Auge. Sorry :D

Weiß ich nicht ob man das schon vorbereiten darf. Aber würde ja eigentlich gegen eine objektive und unvoreingenommene Beweisaufnahme sprechen. Dann könnten sich die Leute ja ihre Plädoyers sparen wenn das Gericht eh schon beschlossen hat wie sie urteilen wollen.
Der Zeitplan ist echt sportlich. Die Verteidigerin war beim Danoprozess nicht besonders kurz angebunden im Plädoyer. Also da wird es sicherlich mindestens Mittag/früher Nachmittag sein wenn die Plädoyers abgeschlossen sind. Dann Pause und dann nochmal ne Stunde Urteil verlesen? Das wird ein langer Tag

Artikel vom 13.10.2015 aus der HAZ

http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Urteil-vielleicht-am-Donnerstag-Sicherheitsverwahrung-fuer-Mord-an-Jenisa (Archiv-Version vom 15.10.2015)

Sicherheitsverwahrung für Mord an Jenisa?

Der Prozess um den Mord an der kleinen Jenisa könnte schon Donnerstag beendet sein: Am Landgericht Hannover werden an dem Tag die Plädoyers erwartet und möglicherweise auch das Urteil erwartet. Für das Gericht stellt sich die Frage, ob der Angeklagte im Fall eines Schuldspruchs nie mehr frei kommen soll.

Hannover. Ein 44-Jähriger ist angeklagt, die Nichte seiner damaligen Lebensgefährtin 2007 sexuell missbraucht und ermordet zu haben. Die Leiche der Achtjährigen wurde erst 2014 entdeckt. Der Angeklagte war schon zu Beginn der Hauptverdächtige, kam aus Mangel an Beweisen aber frei.

Erst nachdem er im vergangenen Jahr für den Mord an dem fünfjährigen Dano in Herford zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, rückte er wieder in den Fokus der Fahnder. Möglich ist nun, dass zusätzlich eine besondere Schwere der Schuld festgestellt wird, sollte der 44-Jährige für den Mord an Jenisa verurteilt werden. Auch könnte eine Sicherungsverwahrung im Anschluss an die Haft angeordnet werden, dann würde der 44-Jährige womöglich nie mehr in Freiheit kommen.

Der Prozess am Landgericht hatte Ende September begonnen.

@crackle
nun doch am Donnerstag schon?

@Mahoni
Ja, scheint so ... ich bin gespannt ob sie das hinbekommen....

Fall Jenisa: Lebenslange Haft für Angeklagten
Der Mörder von Jenisa muss Lebenslang in Haft. Das Landgericht Hannover fällte das Urteil am späten Donnerstagnachmittag.
HANNOVER. Das Landgericht Hannover hat den Angeklagten im Mordfall Jenisa zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht befand den 44-Jährigen am Donnerstag für schuldig, die achtjährige Nichte seiner damaligen Lebensgefährtin 2007 ermordet zu haben. Das Gericht entsprach damit der Forderung der Staatsanwaltschaft, die Nebenklage hatte zudem die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld und Sicherungsverwahrung gefordert. Die Verteidigerin hatte mangels zwingender Beweise einen Freispruch oder eine Einstellung des Prozesses verlangt. Im vergangenen Jahr wurde der Angeklagte bereits für den Mord an dem fünfjährigen Dano in Herford verurteilt.
Quelle: http://www.neuepresse.de/Hannover/Meine-Stadt/Fall-Jenisa-Lebenslange-Haft-fuer-Angeklagten (Archiv-Version vom 16.10.2015)

Das Urteil ist doch unbefriedigend, es bleit also bei einmal Lebenslänglich.
Aus dem Bericht :
Auch wenn der Angeklagte bereits für den Mord an Dano zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, liegt das Strafmaß bei einem zweiten Mord in der Summe weiter bei einer lebenslangen Haft.

Und keine Anerkennung der besonderen Schwere der Schuld, also keine Sicherungsverwahrung

Die Bild ( Ich weiß, ist die Bild !!), da steht es etwas anders, zumindest der Satz des Angeklagten würde zu ihm passen
http://www.bild.de/regional/hannover/urteil/im-fall-jenisa-gesprochen-42997208.bild.html

@seli
bei Prosieben wurde auch gerade gesagt, dass erst in 30 Jahren eine Freilassung erneut geprüft werden könne. Was hat sich denn da für ein Gerücht verselbstständigt?

@Mahoni

seli schrieb:Auch wenn der Angeklagte bereits für den Mord an Dano zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, liegt das Strafmaß bei einem zweiten Mord in der Summe weiter bei einer lebenslangen Haft.

Das verstehe ich so aus dem Bericht der Neuen Presse

Filmbeitrag bei RTL Nord der die Addition der Strafe bestätigt:
http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Uebersicht/Prozess-im-Mordfall-Jenisa-geht-in-Hannover-zu-Ende (Archiv-Version vom 17.10.2015)

ja so ist es ja definitiv auch. Ich frage mich nur wieso Prosieben und Bild so einen Quatsch behaupten. Die müssten es doch eigentlich besser wissen

@crackle
dein link geht leider nicht

sorry jetzt aber:
http://rtlnord.de/nachrichten/urteil-im-mordfall-jenisa.html

@Mahoni
Nicht die Bild, sondern die Neue Presse hat den Satz geschrieben, den ich oben zitiert habe

@seli
das was du da grade zitiert hast, das stimmt ja auch. Jedoch Bild und Prosieben behaupten, dass die beiden lebenslangen Haftstrafen addiert werden. Das stimmt aber nicht, siehe folgender §

§ 54 Bildung der Gesamtstrafe
(1) Ist eine der Einzelstrafen eine lebenslange Freiheitsstrafe, so wird als Gesamtstrafe auf lebenslange Freiheitsstrafe erkannt. In allen übrigen Fällen wird die Gesamtstrafe durch Erhöhung der verwirkten höchsten Strafe, bei Strafen verschiedener Art durch Erhöhung der ihrer Art nach schwersten Strafe gebildet. Dabei werden die Person des Täters und die einzelnen Straftaten zusammenfassend gewürdigt.
(2) Die Gesamtstrafe darf die Summe der Einzelstrafen nicht erreichen. Sie darf bei zeitigen Freiheitsstrafen fünfzehn Jahre, bei Vermögensstrafen den Wert des Vermögens des Täters und bei Geldstrafe siebenhundertzwanzig Tagessätze nicht übersteigen; § 43a Abs. 1 Satz 3 gilt entsprechend.
(3) Ist eine Gesamtstrafe aus Freiheits- und Geldstrafe zu bilden, so entspricht bei der Bestimmung der Summe der Einzelstrafen ein Tagessatz einem Tag Freiheitsstrafe.