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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

1.353 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Weihnachtsmarkt, Augsburg, Feuerwehrmann ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

10.11.2020 um 20:17
Zitat von Ludwig01Ludwig01 schrieb:Was mich an dieser Diskussion mittlerweile extrem stört ist der Umstand, dass manche ausschließlich täterzentriert argumentieren nach dem Motto: Wie kann er so therapiert werden, damit er so schnell wie möglich wieder entlassen werden kann?
Wer ein gerichtliches Urteil kritisiert, der muss damit leben, dass der Fall vom juristischen Standpunkt aus betrachtet wird...mit fehlender Empathie hat das genau gar nichts zu tun.

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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 02:13
Zitat von monstramonstra schrieb:Über das Leid der Opfer kann man nicht sachlich diskutieren. Das ist da und es ist höchstpersönlich. Die Opfer haben auch nichts davon, wenn ich hier schreibe "Die tun mir total leid!" Die brauchen echtes Mitgefühl, helfende Hände, finanzielle Unterstützung. Keine Frage. Aber ein Diskussionsforum für Kriminalfälle ist da der völlig falsche Ort.
Das sehe ich etwas anders. Ein Diskussionsforum für Kriminalfälle ist durchaus ein Ort, wo (auch) über Opfersicht geredet werden muss. Denn auf Dauer wird eine Gesellschaft Regeln, also Gesetze, und deren Durchsetzung durch Gerichte und Vollzugsbeamte nur akzeptieren, wenn bei der Regelsetzung die Sicht ALLER Betroffenen, für diese sichtbar, zur Kenntnis genommen worden ist. So viel Empathie hat nämlich (fast) jeder, dass er sich bei spektakulären Kriminalfällen fragt, wie er empfinden würde, wenn er oder seine Mutter oder sein Sohn das Opfer gewesen wäre, und wie da die Ahndung der Tat aussehen sollte. Bei einer Gerechtigkeitsdiskussion, die nun mal auch zu Kriminalfällen mit Strafverfahren gehört, kann die Opfersicht nicht ersatzlos unter den Tisch fallen.

Gerade bei ungeklärten Kriminalfällen, wo es nur Opfer und Angehörige, manchmal nur Angehörige, gibt, aber bisher der Aufenthaltsort des/der Vermissten bzw. kein Tätet ermittelt werden konnte, speist sich die Diskussion überdies zu einem guten Teil aus der Sicht der Angehörigen, siehe die Fälle Madeleine McCann, Inga Gehricke, Rebecca Reusch. Ließe man diese Sicht weg, wäre das das Ende so mancher Diskussion hier bei allmy.

Das heißt natürlich nicht, dass die Opfer von Straftaten über die Art und die Höhe der Strafe für den Täter bestimmen sollen. Aber man muss nicht nur Tätern, sondern auch ihren Opfern, so gesehen der gesamten interessierten Bevölkerung, zu erklären bzw. zu vermitteln versuhen, warum im Fall der Verurteilung eines Täters diese Strafe sinnvoll und angemessen ist (oder auch nicht). Solche Antworten bzw. Diskussionsmöglichkeiten kann den Opfern weder der Weiße Ring noch eine andere Art der Opferhilfe bieten, so wertvoll und notwendig die dort geleistete Arbeit und staatliche Gelder für diese Zwecke sind.


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 02:43
Zitat von Ludwig01Ludwig01 schrieb:Was mich an dieser Diskussion mittlerweile extrem stört ist der Umstand, dass manche ausschließlich täterzentriert argumentieren nach dem Motto: Wie kann er so therapiert werden, damit er so schnell wie möglich wieder entlassen werden kann?
Für mich ist dies nur ein Teilaspekt; daneben gibt es aber noch den Schutz der Allgemeinheit, und der wird gerne vergessen. Schlimmer aber ist, dass die Opferperspektive von einigen hier völlig außer acht gelassen wird (Wie lebt die Familie des Toten jetzt, welche psychischen Folgen haben die Angehörigen davongetragen, welche materielle Einschränkungen müssen sie hinnehmen etc.). Denjenigen spreche ich jegliche Empathiefähigkeit ab!
Das ist richtig. In diesem Fall hier, das weiss ich genauso gut wie @monstra oder andere ist juristisch gesehen alles korrekt. Im Rahmen der in Deutschland geltenden Normen der Justiz wurde anscheinend alles richtig gemacht und ist auch das Strafmass so weit in Ordnung.

Aber hier wird das Ganze zur politischen Frage: Die Justiz setzt nämlich keineswegs aus irgendeiner niederen Menschen nicht gegebenen Weisheit ein Strafmass fest, entscheidet also, z.B. wieviele Jahre Freiheit die unrechtmässige Vernichtung eines Menschenlebens "kosten" soll, sondern das tut die Politik, im Namen aller Bürger. Die Justiz darf sich nur in dem von der Politik gegebenen Rahmen bewegen.

Und hier allein, an der Politik, setzt meine Kritik an. In meinen Augen ist in Deutschland der "Preis" für ein Menschenleben viel zu niedrig angesetzt.

Wie man leicht recherchieren kann kostet eine ganz simple Steuerhinterziehung durchaus mal zwei Jahre. Kein Mensch kommt dabei körperlich zu Schaden. Und in Augsburg ist ein Menschenleben gerade mal "doppelt so viel Wert?" Mir scheint ich bin nicht der einzige, der hier das Gefühl hat, das Verhältnis stimmt nicht mehr.

Sicher, auch ich denke nicht, dass für KV mit Todesfolge gleich eine lebenslängliche Freiheitsstrafe drohen sollte, denn dann ist das Verhältnis zu einem perfiden Mord nicht mehr gerecht. Ich bleibe allerdings dabei, dass nach meinem "Gerechtigkeitsgefühl" Gewaltdelikte und besonders solche mit tödlichem Ausgang in Deutschland zu niedrig bestraft werden. Und entsprechend auch dieser Täter hier weitaus mehr "Bedenkzeit" verdient hätte.


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 07:12
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Ich bleibe allerdings dabei, dass nach meinem "Gerechtigkeitsgefühl" Gewaltdelikte und besonders solche mit tödlichem Ausgang in Deutschland zu niedrig bestraft werden.
Darüber kann man sicher diskutieren.

Das gehört aber meiner Meinung nach in einen eigenen Strang.

Ist jetzt nicht auf dich bezogen, aber dieses Geschrei, dass der Täter lebenslang hinter Gitter gehört und auf gar keinen Fall mehr auf die Menschheit losgelassen werden darf, und das in fast jedem Thread, das nervt einfach nur noch.

Und wenn wir über Gerechtigkeit reden, es gibt letztendlich keine gerechte Strafe für das Leben eines Menschen.


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 10:12
Seine beiden Verteidiger Marco Müller und Hansjörg Schmid haben am Montag (09.11.20) Revision eingelegt...
Halid S. und seine Familie wollten sich mit dem Urteil nicht abfinden...
Dann müssen wir wohl mal abwarten, was der Bundesgerichtshof entscheidet....

https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Urteil-im-Koenigsplatz-Prozess-Verteidiger-legt-Revision-ein-id58510256.html

Richter Lenart Hoesch hat auch einen seiner Berufskollegen kritisiert:
Halid S. war schon vor zwei Jahren gegen einen Mitschüler gewalttätig...

Richter Hoesch bezog sich damit auf die milde Sanktionierung einer Körperverletzung des jetzt verurteilten Haupttäters an einem Mitschüler vor zwei Jahren. Der Hauptangeklagte habe im aktuellen Fall aus einem "nichtigen Anlass" einen vernichtenden Schlag abgegeben, und keinesfalls aus einer Nothilfe-Situation. Aus dem früheren Vorfall, bei dem er einen Mitschüler in der Schule gegen den Kopf und Hals geschlagen hatte, habe der 17-Jährige anscheinend nichts gelernt. Damals hatte er lediglich eine Verwarnung kassiert.

https://www.br.de/nachrichten/bayern/getoeteter-feuerwehrmann-in-augsburg-reaktionen-auf-das-koe-urteil-fallen-unterschiedlich-aus,SFZXC7l (Archiv-Version vom 09.11.2020)


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 10:30
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Mir scheint ich bin nicht der einzige, der hier das Gefühl hat, das Verhältnis stimmt nicht mehr.
Interessanter Aspekt. So wird seid Jahr und Tag das Missverhältnis zwischen Eigentumsdelikten und Gewaltdelikten diskutiert. Raub mit Spielzeugpistole ("Scheinwaffe") mindestens 5 Jahre, Körperverletzung mit Todesfolge mindestens 3 Jahre. Fahrlässige Tötung gar mit Geldstrafe nur.

In den letzten 20 oder 25 Jahren hat die Politik "nachgelegt" und die Strafen im Bereich der Gewalt- und Sexualdelikte deutlich erhöht. Trotzdem nahm das Unsicherheits- (und Ungerechtigkeits-)Empfinden in der Bevölkerung immer mehr zu ("gefühlte Kriminalität"). Zugleich nimmt die gesamtgesellschaftliche Gewaltbereitschaft ab (z.B. in der Erziehung) und der individuelle Wert eines Menschenlebens steigt.

Ob jetzt auch im Durchschnitt die in Deutschland verhängten Strafen steigen, das weiß ich nicht. Justiz und Polizei sind ja grundsätzlich überarbeitet und überfordert. Da kommt ja noch hinzu, dass es zwischen Bundesländern und Landgerichtsbezirken erhebliche Unterschiede bei den "Tarifen" gibt, die um das Doppelte oder die Hälfte divergieren können.
Zitat von AndanteAndante schrieb:Aber man muss nicht nur Tätern, sondern auch ihren Opfern, so gesehen der gesamten interessierten Bevölkerung, zu erklären bzw. zu vermitteln versuhen, warum im Fall der Verurteilung eines Täters diese Strafe sinnvoll und angemessen ist (oder auch nicht).
Natürlich! Das ist Aufgabe der beteiligten Juristen, vorrangig des Richters, aber auch der Rechtsanwälte, in der Tat. Aber auch der Journalisten. Und da bieten die seriösen Tageszeitungen (insbesondere auch die Lokalmedien - vorbildlich z.B. die "Mittelbayerische") wie auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk häufig gute Erklärungen an.

Meiner Beobachtung nach sind Angehörige zumeist sehr gut informiert und haben eine sehr differenzierte Meinung. Sie sind viel vernünftiger als die Schlagzeilen und Slogans im Internet, weil sie sich informiert haben. Einige wünschen sich eine härtere Strafe, wissen aber zugleich, dass ihnen das nicht wirklich in ihrer Trauer helfen würde. Andere haben Angst, dass der Täter wieder entlassen wird. Dritte machen sich frei von Schuldgefühlen und akzeptieren, dass es Schicksal ist, Opfer zu werden und dies Teil des Lebens ist.


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 10:36
Zwei Zitate, die sich zudem gut als Schlussworte für diesen Thread eignen würden - auch wenn das Urteil noch einmal vom BGH überprüft wird.
Der Richter Lenart Hoesch hatte bereits gleich zum Beginn des Verfahrens deutlich gemacht, dass es nicht Aufgabe des Gerichts sei "irgendwelche gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen, sondern nach Recht und Gesetz" zu handeln.
Quelle: https://www.br.de/nachrichten/bayern/getoeteter-feuerwehrmann-in-augsburg-reaktionen-auf-das-koe-urteil-fallen-unterschiedlich-aus,SFZXC7l (Archiv-Version vom 09.11.2020)

Wir dürfen nicht vergessen, dass der Vorfall zu überzogenen Reaktionen in der Öffentlichkeit wie auch bei Staatsanwaltschaft und Ermittlungsrichter geführt hat. Und dadurch letztlich die Aufklärung sehr erschwert wurde.
Zitat von Cassandra71Cassandra71 schrieb:Ist jetzt nicht auf dich bezogen, aber dieses Geschrei, dass der Täter lebenslang hinter Gitter gehört und auf gar keinen Fall mehr auf die Menschheit losgelassen werden darf, und das in fast jedem Thread, das nervt einfach nur noch.

Und wenn wir über Gerechtigkeit reden, es gibt letztendlich keine gerechte Strafe für das Leben eines Menschen.



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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 11:39
Zitat von monstramonstra schrieb:Meiner Beobachtung nach sind Angehörige zumeist sehr gut informiert und haben eine sehr differenzierte Meinung. Sie sind viel vernünftiger als die Schlagzeilen und Slogans im Internet, weil sie sich informiert haben.
Dem möchte ich zustimmen. Im Höxter-Fall waren nach der Urteilsverkündung Prozessbeobachter von den Medien interviewt worden. Es wurden die zu niedrigen Strafen bemängelt. Einzig die Mutter des einen Mordopfers, sie war an jedem Prozesstag anwesend gewesen, meinte dann in die Kamera: Für mich ist das Urteil in Ordnung.


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 11:59
Schlimmer - aus Sicht der Angehörigen - finde ich solche Fälle wie die Love-Parade in Duisburg (21 Tote) oder das Seilbahnunglück von Kaprun (155 Tote, darunter auch Menschen, die ich kannte). Menschenleben, die genauso viel wert sind.

https://www.sueddeutsche.de/politik/kaprun-unglueck-interview-1.5110628

Da handelte nicht ein einziger "böser" Mensch, der zuschlägt, zusticht oder stößt, als Raser bei Rot über die Ampel brettert. Sondern um Organisationsverschulden, kollektive Verantwortungslosigkeit, Kombinationen aus Schludrigkeit und Rücksichtslosigkeit. Und obwohl sich die Anhaltspunkte für fahrlässiges Handeln stapeln, fehlt es am guten Willen, Roß und Reiter zu benennen. Hinzu kommen gewichtige politische Interessen, die die Verfahren so beeinflussen, dass sie scheitern.

So wird den Opfern das verweigert, was die Angehörigen des Toten vom Königsplatz bekommen haben: Eine Anerkennung des Unrechts, das dem Opfer und ihnen widerfahren ist. Eine rechtliche Genugtuung und die Solidarität der Gesellschaft.

Diese Verfahren von Duisburg oder Kaprun scheiterten auch nicht an den Unzulänglichkeiten des Rechts selbst, sondern zumeist an mächtigen Gegeninteressen und am fehlenden Strafwillen. Was sind die 155 Menschen von Kaprun wert? Geopfert für den Tiroler Skizirkus. Oder die 21 von Duisburg, geopfert für ein völlig überdimensioniertes "Event" in einer strukturschwachen Region? Auch das ist eine Schieflage.

Und da sind die Angehörigen bis heute verständnislos. Mangels des einen "bösen" Verantwortlichen fühlen sich oftmals noch hilfloser, noch ausgelieferter, noch ohnmächtiger. Und ohne Strafe, ohne Folgen, ist die Gefahr für neue Schlampereien und Rücksichtslosigkeiten weiter eröffnet.


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 18:15
Da isser, Dein Goldjunge @monstra
Als alles vorbei ist, dreht sich der Angeklagte um und lächelt. Eine Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten hat ihm der Richter gerade eröffnet, wegen Körperverletzung mit Todesfolge und gefährlicher Körperverletzung. Aber Halid S. lächelt, er wirft seinen Verwandten unter den Zuschauern Luftküsschen zu.
Quelle:

https://www.google.ch/amp/s/www.sueddeutsche.de/bayern/augsburg-koenigsplatz-feuerwehrmann-prozess-urteil-1.5105896!amp

Jetzt geht‘s mit meinen und Deinen (?) Steuergeldern weiter bis zum BGH oder vielleicht sogar bis zum EuGH?

Deine Vergleiche hier (Loveparade-Unglück, Seilbahnunglück etc.) sind völlig unangebracht und unangemessen und in kleinster Weise vergleichbar. Wenn das Wort nicht schon von Leuten wie Dir besetzt wäre, würde ich doch glatt sagen: Klassischer Whataboutism.

Desweiteren
Die beiden Mitangeklagten kamen mit Bewährungsstrafen wegen gefährlicher Körperverletzung davon. Sie waren auf den Begleiter von Roland S. losgegangen und hatten ihm gemeinsam mit Halid S. die linke Gesichtshälfte zertrümmert. Auch diese Schläge seien potenziell lebensgefährlich gewesen, sagt Richter Hoesch, der aber bei beiden Angeklagten von einer günstigen Sozialprognose ausging.
Quelle: Süddeutsche

Gelesen und (bitter) gelacht. Ob die beiden wohl wissen, wo der Gutachter wohnt? Bestimmt.


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 18:30
Zitat von Sonderling69Sonderling69 schrieb:Jetzt geht‘s mit meinen und Deinen (?) Steuergeldern weiter bis zum BGH
Zunächst mal, dieses (?) finde ich schon recht grenzwertig.

Weil du die Kostenseite ansprichst, in welcher Größenordnung bewegen wir uns da?
Liegt eigentlich schon die Revisionsbegründung vor?


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 18:43
Zitat von Sonderling69Sonderling69 schrieb:Als alles vorbei ist, dreht sich der Angeklagte um und lächelt. Eine Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten hat ihm der Richter gerade eröffnet, wegen Körperverletzung mit Todesfolge und gefährlicher Körperverletzung. Aber Halid S. lächelt, er wirft seinen Verwandten unter den Zuschauern Luftküsschen zu.

Quelle:

https://www.google.ch/amp/s/www.sueddeutsche.de/bayern/augsburg-koenigsplatz-feuerwehrmann-prozess-urteil-1.5105896!amp
Ganz ehrlich, wenn dich auch 10 Jahre erwarten können, dann wäre wohl fast jeder froh wenn es am ende 4,5 Jahre sind.
Bei meiner Verurteilung fiel mir auch ein Stein vom Herzen und eine riesige Last von den Schultern, weil ich bis zur Verkündung nicht wusste, wie es ausgeht. Da hab ich auch gelächelt, denn es hätte mich auch weit schlimmer treffen können. Sowas ist doch einfach menschlich und hat nichts mit der Verhöhnung der Opfer oder so zu tun.


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 18:47
Zitat von monstramonstra schrieb:Dritte machen sich frei von Schuldgefühlen und akzeptieren, dass es Schicksal ist, Opfer zu werden und dies Teil des Lebens ist.
Als Schicksal wird die Familie von Roland S. das vermutlich nicht ansehen...
Damit kann man sich trösten, wenn der Ehemann mit seinem Auto in eine Leitplanke rast etc., weil er einen Herzinfarkt erlitten hat, oder....dann ist das Schicksal.
Aber doch nicht wenn eine Person den Ehemann niederschlägt...Die Ehefrau/Familie soll dann sagen, er ist eben dummerweise Halid S. in die Faust gelaufen, war halt eben leider Schicksal...


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 18:47
Zitat von Bone02943Bone02943 schrieb:Ganz ehrlich, wenn dich auch 10 Jahre erwarten können, dann wäre wohl fast jeder froh wenn es am ende 4,5 Jahre sind.
Bei meiner Verurteilung fiel mir auch ein Stein vom Herzen und eine riesige Last von den Schultern, weil ich bis zur Verkündung nicht wusste, wie es ausgeht. Da hab ich auch gelächelt, denn es hätte mich auch weit schlimmer treffen können. Sowas ist doch einfach menschlich und hat nichts mit der Verhöhnung der Opfer oder so zu tun.
Und hast Du Deinen Verwandten auch Küsschen zugeworfen, während die Angehörigen desjenigen, den Du aus Versehen totgeschlagen hast, im Gerichtssaal saßen?

Ich glaub, ich bin hier im falschen Film.


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 18:55
@Sonderling69

Natürlich nicht, da waren auch keine dabei.(wie es auch keine Opfer gab) Aber es geht mir rein um die Reaktion. Sowas macht man i.d.R. wohl nicht aus boshaftigkeit. Ich weiß ja nicht ob du schon mal in der Situation warst und vor Gericht standest. Aber wenn du ein Urteil bekommst, mit dem du deiner Meinung nach noch halbwegs gut weggekommen bist, dann bist du erstmal froh. Auch vielleicht für deine Mutter.
Im Jugenstrafrecht hätte er auch 10 Jahre bekommen können(wobei ich gerade nicht weiß was die Staatsanwaltschaft gefordert hat) und da sind 4,5 Jahre eben schon was anderes als 7, 8 oder 10 Jahre. In dem einen Moment der Urteilsverkündung und kurz danach, wird auch nahezu jeder in erster Linie an sich und vielleicht noch seine Eltern denken. Über die Tat an sich wird er noch mehr als genug Zeit zum nachdenken haben.


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

11.11.2020 um 20:06
Zitat von Sonderling69Sonderling69 schrieb:Da isser, Dein Goldjunge
Auch das ist grenzwertig. Du verhetzt und verhöhnst nur noch. Da verabschiede ich mich.
Zitat von MissWexfordMissWexford schrieb:Als Schicksal wird die Familie von Roland S. das vermutlich nicht ansehen...
Ich maße mir nicht an zu wissen, was die Opfer-Familie denkt und fühlt. Aber alle Menschen haben ihre Schicksale. Dazu gehören Unfälle, Krankheiten, Verluste. Denn das "Warum gerade er?", das beantwortet niemand.
Zitat von Bone02943Bone02943 schrieb:Im Jugenstrafrecht hätte er auch 10 Jahre bekommen können(wobei ich gerade nicht weiß was die Staatsanwaltschaft gefordert hat) und da sind 4,5 Jahre eben schon was anderes als 7, 8 oder 10 Jahre.
10 Jahre ist die Höchststrafe. Das wäre theoretisch möglich gewesen, ist aber für deutlich schwerere Straftaten reserviert. Die Staatsanwaltschaft hatte 6 Jahre gefordert. 1,5 Jahre weniger als im Plädoyer, das ist schon ein Grund für Erleichterung (was die Verteidigung gefordert hatte, das weiß ich nicht).


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

12.11.2020 um 00:57
Zitat von MissWexfordMissWexford schrieb:Richter Lenart Hoesch hat auch einen seiner Berufskollegen kritisiert:
Halid S. war schon vor zwei Jahren gegen einen Mitschüler gewalttätig...

Richter Hoesch bezog sich damit auf die milde Sanktionierung einer Körperverletzung des jetzt verurteilten Haupttäters an einem Mitschüler vor zwei Jahren. Der Hauptangeklagte habe im aktuellen Fall aus einem "nichtigen Anlass" einen vernichtenden Schlag abgegeben, und keinesfalls aus einer Nothilfe-Situation. Aus dem früheren Vorfall, bei dem er einen Mitschüler in der Schule gegen den Kopf und Hals geschlagen hatte, habe der 17-Jährige anscheinend nichts gelernt. Damals hatte er lediglich eine Verwarnung kassiert.
Und das ist genau der Punkt, der mich während meiner Arbeit mit jungen Strafgefangenen immer wieder aufregte.
Es wird gedroht, verwarnt , obwohl es oft nur Glück war, dass frühere körperliche Angriffe glimpflich geendet haben . Und dann sind alle entsetzt wenn es immer weiter eskaliert und am Ende ein Opfer verstirbt .
Er war damals 15 , da hätte man noch viel besser an der Schraube drehen können .Wichtig wäre gewesen , ihn dazu zu bringen ,sich mit seiner Tat auseinanderzusetzen , und zwar so lange, bis er es kapiert hat. Sei es durch verpflichtende Gruppentherapie o sonstige Sanktionen .
Es hätte da einfach viel früher was passieren müssen .


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

12.11.2020 um 01:24
Es hat lange gedauert, bis in D Gewalt gegen eigene Kinder unter Strafe gestellt wurde, aber z. B. bei häuslicher Gewalt scheint mir zB die USA viel weiter zu sein .
Der schlagende Ehemann hat da ein echtes Problem .
Geht gleich mal in die Zelle.
Aber bei Gewalt bei jugendlichen Tätern ist man da noch zu lasch, so auf die Tour , so sind halt Jungs , das hab ich oft gehört .
Körperliche Gewalt sollte aber nicht so abgetan werden .


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

12.11.2020 um 02:35
Stimme hier @Stradivari zu, es ist auch unter den Fachleuten wie Juristen, Kriminologen usw. heutzutage zumindest ein Trend, wenn nicht ein Konsens, dass ein frühes, relativ hartes Einschreiten sinnvoller ist, als den Kuschelkurs zu fahren und einer Eskalation des kriminellen Werdegangs immer nur zuzuschauen.

Ich bin in diesem Fall eher der Meinung der Staatsanwaltschaft, also anscheinend nicht ganz allein :) indem ich 6 oder 7 Jahre für angemessener halte.

@monstra s Ausführungen zu Kaprun oder Duisburg stimme ich auch zu, nur betreffen die etwas ganz anderes.


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Tödlicher Angriff auf dem Königsplatz in Augsburg

12.11.2020 um 10:26
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Stimme hier @Stradivari zu, es ist auch unter den Fachleuten wie Juristen, Kriminologen usw. heutzutage zumindest ein Trend, wenn nicht ein Konsens, dass ein frühes, relativ hartes Einschreiten sinnvoller ist, als den Kuschelkurs zu fahren und einer Eskalation des kriminellen Werdegangs immer nur zuzuschauen.
Das ist auch für mich der Ansatzpunkt. Es ist ein Unterschied, ob eine Jugendliche im Laden einen Lippenstift klaut oder ein Jugendlicher, ohne selber angegriffen worden zu sein, einem Mitschüler einen heftigen Schlag versetzt.

Im ersten Fall ist eine Verwarnung, sofern es die erste Straftat der Betreffenden ist, sicher ausreichend und angemessen. In Fällen körperlicher Gewalt aber kann man durchaus eine Stufe höher gehen. Ich denke nicht, dass es unbedingt zum normalen Reifungsprozess eines Menschen gehört, zuzuschlagen, wie es gerade passt, und es muss einem solche Täter an klar gemacht werden, dass die Gesellschaft derlei nicht duldet, und zwar von Anfang an, bevor noch mehr passiert.


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