Mordfall Beverly Lynn Smith (1974)

Ich bin (mittlerweile) gestern auf diesen sehr alten Cold Case aus Kanada aufmerksam geworden. Ich hab auf Amazon Prime die Dokuserie The Unsolved Murder of Beverly Lynn Smith entdeckt und sie mir gleich angesehen (4 Folgen je 44-51 Minuten). Einmal nicht von Netflix und die hat es ziemlich in sich.
Der Fall hat eigentlich alles was man sich nur ausdenken kann.

Beverly Lynn Smith war 22 Jahre alt, verheiratet und Mutter einer 10 Monate alten Tochter, als sie am 9. Dezember 1974 in ihrem Haus erschossen wurde. Von hinten in den Kopf, zwischen 19 und 20:30 uhr.
Der Fall erlebte 3 Ermittlungswellen, direkt 1974, 1988 sowie ab 2007.
Es gab eine Menge von Ansatzpunkten, die auch eine Menge an potentiellen Verdächtigen hervor gebracht hatten.
Marihuanageschäfte, Seitensprünge, Drogen…

Eine Ermittlungsarbeit die man eigentlich nur aus „Murica“ kennt war die Folge. Allerdings war diese auch nur so in Kanada möglich und der Fall Beverly Lynn Smith führte zu Einschränkungen diesee Methode die als „Mr. Big“ bekannt ist.
Wikipedia: Mr. Big (Ermittlungsmethode)

Alan Smith (nicht verwandt mit Beverly) war der frühere Nachbar und geriet aus unterschiedlichen Gründen 1988 und speziell ab 2007 ins Visier der Polizei.
Die Ermittler beeinflussten die frühere Frau von Alan Smith 2007 so oft und lange bis sie ihre Aussage mit false memories so gestaltete, dass Alan Smith belastet wurde.
Es gab auch jeweils einen Lügendetektortest von Alan und seiner Ex-Frau - beide fielen laut dem Polygraphenbeamten durch.
Seine Ex-Frau wurde gefragt ob sie wisse wer Beverly getötet hatte - Nein! (Wahrheit)
Ob sie selbst Beverly getötet hatte - Nein! (Lüge)
Also man sieht, da sind wirkliche Genies unterwegs…

In diesen Mix kam dann noch, dass seine Ex-Frau so lange traktiert wurde bis sie in eine Psychatrie eingeliefert wurde. Dort hat man dann ihre Mitbewohnerin (gemeinsam waren sie strenggläubige Christen) vollverkabelt reingeschmuggelt, damit sie ihr noch mehr false memories rauslocken konnte.

Einfach ein unglaublicher Fall, der sich lohnt in ihn einzutauchen - auch für fortgeschrittene Kriminologen empfehlenswert, weil es so eine Vielzahl von Aspekten kaum in einem anderen Fall gibt.

Wer kennt den Fall / die Serie?
Was sagt ihr dazu?

@osttimor
Im eigenen Haus von hinten in den Kopf, das kommt auch nicht so oft vor. Waren die Waffengesetze in Kanada damals genauso lasch wie heute in manchen Teilen der USA, dass jeder eine Waffe spazieren trägt? Ist hier ein Streit eskaliert oder hat der Täter die Waffe in Tötungsabsicht mitgebracht?

Naheliegend scheint nur, dass Täter und Opfer sich kannten, Seitensprünge wären ein naheliegendes Motiv. Was die Drogen angeht, in welchem Umfang war das denn? Gerade wenn die Getötete nur Konsumentin / Kleindealerin gewesen wäre, sehe ich hier eher kein Motiv für einen Mord.