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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

77 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Versuchter Mord, Säureanschlag, Konkurrent als Verdächtiger ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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Begründung: Da der Thread nur aus unbelegten Behauptungen, Verschwörungserzählungen und unerlaubten Verdächtigungen besteht und somit den Krimiregeln zuwiderläuft, wird er geschlossen.

Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

03.07.2025 um 18:35
Herr Dr. Bernhard Günther wurde im Frühjahr 2018 nach einer Joggingrunde wenige Meter vor seinem Haus in Haan bei Düsseldorf von zwei Fremden überfallen und mit hochprozentiger Säure, vor allem im Gesicht, übergossen. Nach diesem Anschlag musste er sich ca. einem dutzend Operationen unterziehen. Er hätte bei diesem Anschlag erblinden können und ggf. auch sterben können, wie sein Arzt ihm bestätigte. Sein Gesicht wurde entstellt. Er erkennt sich selbst kaum wieder.

Diesen Leidensweg sieht und hört man ihm an:

Die ARD hat vor einigen Tagen in ihrer True Crime Reihe einen sehr gut recherchierten und spannenden Dreiteiler auf Mediathek eingestellt.

Herr Dr. Günther hat, nachdem die Staatsanwaltschaft zunächst Ermittlungen eingeleitet hatte, diese aber ergebnislos wieder eingestellt hatte, selbst die Dinge in die Hand genommen. Er hat einen Rechtsanwalt aus Düsseldorf beauftragt, der ein privates Hinweisgebersystem erstellt hat, um Hinweise auf die Täter und ihre Hintermänner zu bekommen. Nach Zahlung von insgesamt 180.000, 00 Euro hat ein Hinweisgeber so gute Hinweise geliefert, dass die beiden Täter, die Herrn Dr. Günther mit Salzsäure übergossen hatten, gefasst und zu sehr langjährigen Haftstrafen von je über 10 Jahren verurteilt wurden.

Jetzt geht es um den oder die Hintermänner des Anschlags. Er eilt. Denn die Staatsanwaltschaft hat aus für mich wenig nachvollziehbaren Gründen bislang den von Herrn Dr. Günther als Verdächtigen genannten Manager noch gar nicht als Zeuge vernommen. Ermittelt wird wegen schwerer Körperverletzung und gefährlicher Verletzung und nicht wegen versuchten Mordes. Das heisst, die Verjährungsfrist beträgt nur 10 Jahre und ist, wenn man die Langsamkeit der Justizmühlen sieht, sehr kurz. Sie läuft im Frühjahr 2028 ab.

Herr Dr. Günther hat der Staatsanwaltschaft seit langem den Namen eines Verdächtigen genannt, den er hinter dem Anschlag vermutet. Es soll ein Konkurrent für einen Spitzenposten als Finanzmanager gewesen sein. Herr Dr. Günther war schon davor im Jahr 2012 in der Nähe seines Hauses, wieder bei einer Joggingrunde Opfer von zwei Schlägern geworden, die ihn niederprügelten. Die Täter wurden nie gefasst.

Nach Aussage von Herrn Dr. Günther stehen beide Taten in einem engen Zusammenhang. In beiden Fällen sei es eine besondere berufliche Situation gewesen, als er angegriffen worden sei. Wenn man sich seine Liste der möglichen Verdächtigen (Hintermann) für den Anschlag im Jahr 2012 und für den Anschlag aus dem Jahr 2018 ansehe, stehe auf beiden Listen ein Name, der identisch sei. Dieser sei seiner Auffassung nach der gesuchte Hintermann.

Herr Dr. Günther hat aus eigenen Mitteln bis zu 100.000, 00 Euro für Hinweise ausgelobt, die zur Aufklärung der Tat und zur Ergreifung des Auftraggebers führen. Einzelheiten dazu finden sich auf linkedin:

https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:7345099036816797696/


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

03.07.2025 um 19:47
Sehr interessanter Fall, der bisher an mir komplett vorbei gegangen ist. Ich kann das gar nicht glauben, dass die Polizei und Staatsanwaltschaft so wenig unternommen hat und das Opfer quasi selbst die Ermittlungsarbeit übernommen hat. Man kann nur hoffen, dass in anderen ungeklärten Mordfällen nicht auch solch ambitionslose Ermittler am Werk waren und sind. Da fällt mir gerade die Posse um Birgit Meier ein...

Wahrscheinlich hätten viele bisher ungeklärte Mordfälle gelöst werden können bei "normalem" Engagement der Ermittlungsbehörden.


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

03.07.2025 um 20:39
Zitat von NadjsNadjs schrieb:Die ARD hat vor einigen Tagen in ihrer True Crime Reihe einen sehr gut recherchierten und spannenden Dreiteiler auf Mediathek eingestellt.
Ich verlinke sie einfach mal. Sehr interessante Doku:

https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIyNDg5MjM/


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

03.07.2025 um 20:55
Ja diese Ermittlungsarbeit der Wuppertaler Staatsanwaltschaft ist sehr merkwürdig. Das Opfer hat ihr schon vor Jahren einen Verdächtigen genannt, der hinter diesem Anschlag stecken soll und sie vernimmt ihn nicht mal als Zeugen.
Und das Justizministerium erteilt im Übrigen offensichtlich auch keine entsprechende Weisung an die Staatsanwaltschaft. Vielleicht sogar umgekehrt?
Wenn ich an den Justizminister von N-W denke, fallen mir auch nur Negativschlagzeilen ein (Umgang mit Frau Brorhilker oder Besetzung der Stelle des OVG Präsidenten in NRW u.a.).

Welches Interesse könnte das Justizministerium damit verfolgen, die Staatsanwaltschaft nicht entsprechend anzuweisen? Nun es geht um sehr grosse Unternehmen im Land NRW mit entsprechend grossem politischen Einfluss.

Laut Berichten geht diese sehr hochrangige Führungskraft auch völlig ungestört weiterhin ihrer Arbeit nach. Offensichtlich kam der Arbeitgeber noch nicht auf die Idee, eine Verdachtskündigung auszusprechen. Wenn ein Mitarbeiter von dem Opfer einer Straftat verdächtigt wird, einen versuchten Mord an ihm in Auftrag gegeben zu haben, wäre eine Verdachtskündigung das naheliegendste. Man will und muss ja seine übrige Belegschaft und Kunden etc. vor so einer Person schützen, auch wenn es nur einen Verdacht und noch keine Beweise gibt.

Deshalb frage ich mich, warum der Arbeitgeber nichts gegen diese Person unternimmt. Und komme immer wieder zu derselben Hypothese: Weil diese Person nicht nur eigenmotiviert gehandelt haben könnte, sondern selbst Handlanger grösserer Hintermänner, vielleicht aus dem eigenen Unternehmen war und sich deshalb so entspannt zurücklehnen kann. Wahrscheinlich hat sie ihre Hintermänner mit diesem Wissen auch in der Hand.

Wer könnte ein Interesse gehabt haben, Herrn Dr. Günther als Finanzvorstand von Innogy auszuschalten? Oder: Wer wollte Innogy scheitern sehen?
Die zwei Unternehmen, die sich Innogy nach dem Anschlag auf Herrn Dr. Günther unter sich aufgeteilt hatten, waren RWE und E.On.
Wenn Innogy nicht zerschlagen worden wäre, hätte es unter einem starken Finanzvorstand, wie hier, vielleicht sogar zu einer Konkurrenz für diese Firmen oder Sparten dieser Firmen werden können. Ich erinnere mich, dass die Innogy an der Börse zunächst sehr hoch gehandelt worden war. Das war wohl der grösste Börsengang seit dem Beginn der 2000er Jahre und der Finanzvorstand machte einen starken Eindruck.

Jetzt wisst ihr, wo ich die echten Drahtzieher vermute. Es wäre auch kein Widerspruch zu der Tatsache, woher die ersten 180.000, 00 Euro an den Hinweisgeber kamen. Nichts ist trügerischer als eine offenkundige Tatsache.
Wie gesagt, alles Spekulation, keine Beweise. Aber Eure Thesen würden mich interessieren.


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

03.07.2025 um 21:38
Zitat von NadjsNadjs schrieb:Offensichtlich kam der Arbeitgeber noch nicht auf die Idee, eine Verdachtskündigung auszusprechen. Wenn ein Mitarbeiter von dem Opfer einer Straftat verdächtigt wird, einen versuchten Mord an ihm in Auftrag gegeben zu haben, wäre eine Verdachtskündigung das naheliegendste. Man will und muss ja seine übrige Belegschaft und Kunden etc. vor so einer Person schützen, auch wenn es nur einen Verdacht und noch keine Beweise gibt.
Dann behaupte ich morgen, @Nadjs würde Kolleg:innen nachstellen und erwarte, dass dich dein Arbeitgeber aufgrund meines Verdachts kündigt. Zum Schutz der Belegschaft. Beweise hab ich leider keine, aber das macht ja nichts…

Abgesehen davon, dass das arbeitsrechtlich nicht durchgeht, gibt es laut oben verlinkter Doku zumindest keine öffentlichen Anhaltspunkte, dass es der Verdächtige gewesen sein soll, außer, dass er angeblich als einziger auf zwei vom Opfer subjektiv erstellten Listen auftauchte. Listen von Personen, die beruflich davon profitiert hätten, dass das Opfer im Abstand von sechs Jahren tätlich angegriffen wurde.


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

03.07.2025 um 21:51
Hier geht es nicht um Nachstellungen. Es geht aus Opfersicht um versuchten Mord.


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

03.07.2025 um 21:53
Naja, die verurteilten Täter scheinen ja kein Motiv gehabt zu haben, ergo muss es da Auftraggeber gegeben haben. Wenn das private Umfeld ausgeschlossen werden konnte liegt dann ein berufliches Motiv auf der Hand.


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

04.07.2025 um 19:07
Hier aus den sehr zahlreichen Berichten ein link zu einem Artikel aus dem Manager Magazin, in dem beschrieben wird, wir E.On und RWE von der Zerschlagung von Innogy profitiert haben:

https://www.manager-magazin.de/unternehmen/energie/innogy-rwe-und-eon-teilen-oekostromtochter-und-strommarkt-neu-auf-a-1197598.html

Die Aktie von Innogy war vorher schon über die von E.On geklettert.


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

04.07.2025 um 19:23
@Nadjs
Wieso bist du denn darin so persönlich invested, hm?

Und unabhängig davon, ob es für das Opfer um versuchten Mord geht (die Staatsanwaltschaft gab in der Reportage an, dass die Konzentration der Säure zu gering gewesen ist, um den Überfall als Mordversuch zu werten), kann man jemandem doch nicht aufgrund von haltlosen Verdächtigungen kündigen (was nicht heißt, dass mir die ganze Sache für das Opfer leid tut, es ist lediglich eine rationale Betrachtung).


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

04.07.2025 um 19:26
Ich denke der Fall lässt niemanden kalt. Sollte der Verdacht des Opfers zutreffen, wäre es ein Novum, dass Menschen in beruflichen Konkurrenzsituationen zu solchen Mitteln greifen. Man kennt ja die üblichen Methoden, um unliebsame Kollegen und Mitarbeiter loszuwerden (Mobbing und Bossing etc.). Auch das Überziehen mit sinnlosen Klagen ist eine bekannte Methode, um Menschen gefügig zu machen. Aber ein Säureanschlag? Man stelle sich vor, das macht Schule...
Deshalb beschäftigt mich das so.


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

04.07.2025 um 19:36
Zitat von NadjsNadjs schrieb:Hier geht es nicht um Nachstellungen. Es geht aus Opfersicht um versuchten Mord.
Das ist ja völlig richtig, aber das bedeutet ja noch lange nicht, dass das Opfer im Bezug auf den Täter richtig liegen muss, nur weil es das Opfer ist.

Wie @CurlySue_ bereits richtig schrieb: Man kann nicht einfach so irgendwen entlassen oder verurteilen, nur weil jemand anderer das so sagt. Selbst wenn dieser andere das Opfer eines scheußlichen Verbrechens gewesen ist.

Da muss man schon ein bisschen mehr haben.


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

04.07.2025 um 21:12
Hallo,

ich denke, wir müssen hier zwei Themen abschichten, damit es nicht zu Verwirrung kommt:

1) die strafrechtliche Seite

Das Opfer hat nach dem Anschlag angegeben, dass er jemanden im Verdacht hat, der sowohl 2012 wie auch 2018 Hintermann hinter dem Anschlag gegen ihn gewesen sein könnte. Er hat dies fundiert begründet. Es wäre das normalste der Welt gewesen und in anderen Fällen auch üblich, dass die Polizei daraufhin diese Person zumindest als Zeugen vernimmt. Aber sie hat nichts getan. Seit Jahren hat sie den Namen des vom Opfer verdächtigten hochrangigen Managers in ihrer Akte und vernimmt ihn nicht. Das ist sehr (!) merkwürdig. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Polizei / Staatsanwaltschaft ihn nicht vernehmen wollen oder vernehmen sollen (Weisung vom Justizministerium?). Polizei und Staatsanwaltschaft sind weisungsgebundene Behörden. Man kann sie also durch Weisung des Justizministeriums "an die Leine" legen und Ermittlungen stoppen oder in eine Richtung lenken oder von anderen Richtungen weglenken. Diese Weisungen müssen leider nicht einmal schriftlich erteilt werden.
Grosse Frage ist also, warum ermitteln die Behörden nicht. Naheliegende Antwort: Weil es nicht im Interesse der Landes- und oder Bundesregierung liegen könnte. Warum? Weil sie vielleicht in diesen Komplex entweder mit verstrickt sind oder weil es schlicht um sehr einflussreiche Firmen geht, E.On und RWE sind die grossen Platzhirsche der Energieversorger in NRW, sie sind grosse Arbeitgeber und zumindest ihre Arbeitnehmer auch Steuerzahler und Wähler. (Viele Grossunternehmen selbst zahlen dagegen in Deutschland schon seit Jahrzehnten und zwar ganz legal gar keine Steuern mehr, aber das nur am Rande).

Merkwürdig ist auch, dass die Staatsanwaltschaft nicht wegen versuchten Mordes ermittelt, obwohl der Arzt des Opfers klar mitgeteilt hat, dass das Opfer auch hätte versterben können. Da wird von der Staatsanwaltschaft eine Diskussion um die Konzentration der Säure geführt, als wenn es ein Gesetz gäbe, in dem stünde, dass eine bestimmte Konzentration vorliegen muss, um tödlich zu sein. Es kommt aber auf die Menge und darauf an, wohin diese verabreicht wird. Hier auf das Gesicht!!! Hier waren lebenswichtige Organe in Gefahr. Das Opfer hätte in dem Schockmoment einfach den Mund möglicherweise nicht rechtzeitig schliessen können und die Säure wäre in die Lunge gelangt. Das Opfer hat nur durch Zufall und Glück überlebt. Es müsste also wegen versuchten Mordes bzw. Anstiftung zum Mord ermittelt werden, das ist meine Meinung dazu.

2) die zivilrechtliche Seite

a) hier kommen Schadenersatz- und Schmerzensgeldansprüche des Opfers gegen den Täter in Frage. Die strafrechtliche Klärung wäre natürlich sehr hilfreich, aber da die Zivilgerichte nicht an eine Entscheidung der Strafgerichte gebunden sind, könnte das Opfer die von ihm verdächtigte Person auch verklagen und in dem Prozess seine Verdachtsmomente offenlegen. Je nachdem, auf welchen Tatsachen der Verdacht fusst, könnte es vielleicht sein, dass er damit die Zivilrichter überzeugt und damit die schleppenden Ermittlungen ihm zivilrechtlich egal sein können.

b) hier kommt auch das Instrument der Verdachtskündigung in Betracht. Das Opfer könnte an den Arbeitgeber des von ihm vermuteten Täters mit seinem Verdacht herantreten und die Tatsachen offenlegen, auf denen sein Verdacht fusst. Der Arbeitgeber könnte dann prüfen, ob er eine Verdachtskündigung ausspricht. Hierfür reicht ein Verdacht, es müssen also keine Beweise vorliegen. Je nachdem ob dieser vom Opfer Verdächtigte ein Kollege war, also im selben Konzern tätig oder nicht, würde dann die Hürde des außerdienstlichen Verhaltens hinzukommen. Eine Verdachtskündigung des Verdächtigen würde dem Opfer Genugtuung verschaffen.

Ich frage mich, warum noch gar nichts passiert ist. Die Ermittlungen werden nicht mit der gebotenen Konsequenz betrieben und der Verdächtigte scheint auch von seinem Arbeitgeber noch nicht mit dem Verdacht konfrontiert und zur Stellungnahme aufgefordert worden zu sein. Arbeitgeber sind in anderen Fällen weit weniger zimperlich mit Verdachtskündigungen.


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

04.07.2025 um 23:27
ich verwechsele diesen Fall wohl mit dem Bodyguard von verona Feldbusch richtig?
war da auch etwas mit einem Säureanschlag?


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

04.07.2025 um 23:52
Hallo zusammen,

anbei mal eine kleine Einführung in die Machtkämpfe bei RWE/Innogy zwischen 2012-2019, die einen guten Überblick über die verschiedenen Interessen gibt:

Machtkampf 2011/12 um den RWE-Vorstandsvorsitz

Ende 2011 entbrannte bei RWE ein heftiger interner Machtkampf um die Nachfolge des damaligen Vorstandschefs Jürgen Großmann. Zwei interne Kandidaten standen sich gegenüber: Peter Terium, ein Niederländer und bis dahin Chef der RWE-Tochter Essent, und Rolf Martin Schmitz, damals RWE-Vorstand für das operative Geschäft. Im Aufsichtsrat bildeten sich zwei Lager. Manfred Schneider, der Aufsichtsratsvorsitzende, und mehrere Vertreter der großen institutionellen Aktionäre (darunter Allianz-Vorstand Paul Achleitner) favorisierten Terium. Dagegen wollten die einflussreichen kommunalen Anteilseigner – Städte und Kommunen halten rund 20 % der RWE-Aktien – unbedingt den Deutschen Schmitz an der Spitze sehen. Auch die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat neigten eher zu Schmitz. Die Situation spitzte sich zu, als Schneider und Achleitner sogar mit Rücktritt drohten, falls ihr Wunschkandidat Terium nicht durchgesetzt würde (Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/streit-ueber-chefposten-rwe-aufsichtsraete-drohen-mit-ruecktritt-a-778963.html). Auf der anderen Seite versuchten die Kommunen, „einen deutschen Kandidaten zu erzwingen“ – sprich Schmitz (Quelle: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/streit-ueber-chefposten-rwe-aufsichtsraete-drohen-mit-ruecktritt-a-778963.html). Der Konflikt wurde nicht nur hinter den Kulissen ausgetragen, sondern fand auch in der Presse breite Beachtung. Schließlich kam es Anfang August 2011 zur Entscheidung: Trotz des erbitterten Widerstreits einigte man sich im Aufsichtsrat auf einen Kompromiss. Peter Terium wurde zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestimmt – sein Amtsantritt sollte im Juli 2012 erfolgen – während Rolf Martin Schmitz weiterhin im Vorstand blieb und zum Stellvertreter ernannt wurde. Die offizielle Abstimmung im Aufsichtsrat fiel einstimmig aus, nachdem die Terium-Befürworter ihren Kurs durchgesetzt hatten (Quelle: https://www.energie-chronik.de/110807.htm). Damit gewann Terium die Führung, doch Schmitz behielt als starke „Nummer 2“ Einfluss im Konzern.

Parallel dazu entschied der Aufsichtsrat am 28. Februar 2012, dass Günther – damals CFO der Handelstochter RWE Supply & Trading – zum 1. Juli 2012 in den RWE-Vorstand aufrückt und zum 1. Januar 2013 das Finanzressort von Rolf Pohlig übernimmt (Quelle: https://www.iwr.de/re/iwr/12/02/2811.html).

Am 10.06.2012 wurde Günther 2012 Joggen von zwei Tätern attackiert; die Polizei ging von einem Zufallsdelikt aus (Quelle: https://www.deccanherald.com/world/brutal-acid-attack-prompts-executive-to-hunt-down-his-assailants-3229965).[/quote]


Strategische Differenzen RWE vs. Innogy nach der Ausgliederung 2016

Angesichts der Energie­wende und massiven Umbrüche in der Branche entschied sich RWE 2016 zu einer radikalen Neustrukturierung: Die zukunftsträchtigen Sparten Netze, Erneuerbare Energien und Vertrieb wurden in eine neue Tochtergesellschaft namens Innogy SE ausgegliedert und im Oktober 2016 teilweise an die Börse gebracht. Peter Terium wechselte im Zuge des Carve-outs an die Spitze von Innogy, während Rolf Martin Schmitz im Herbst 2016 Vorstandschef der RWE AG wurde. Fortan verfolgten RWE und Innogy teilweise unterschiedliche Interessen und Strategien, was zu neuen Konflikten führte.

RWE unter Rolf Martin Schmitz konzentrierte sich auf das Kerngeschäft mit konventioneller Stromerzeugung (Kohle, Gas) und Energiehandel, das im Mutterkonzern verblieben war. Nach Jahren sinkender Gewinne lag Schmitz’ Fokus darauf, die finanzielle Stabilität von RWE zu sichern. Wichtig war dabei die Dividende, die Innogy an RWE abführte: Rund 70–80 % des Innogy-Gewinns sollten ausgeschüttet werden, um RWE die notwendigen Mittel zur eigenen Weiterentwicklung bereitzustellen (Quelle: https://www.reuters.com/article/idUSKBN1ED2KI). RWE brauchte diese Geldzuflüsse dringend, um beispielsweise in neue Projekte zu investieren und Altlasten (etwa Rückbauverpflichtungen aus der Kernenergie) zu schultern.

Innogy unter Peter Terium (CEO) und Bernhard Günther (CFO) verfolgte hingegen einen wachstumsorientierten Kurs. Terium wollte die neue Tochter als führendes „grünes“ Energieunternehmen etablieren. Das Management plante hohe Investitionen in Zukunftsfelder wie erneuerbare Energien, E-Mobilität, schnelles Internet (Breitbandanschlüsse) und moderne Netztechnik. Für 2017/2018 stellte Innogy eine erhebliche Steigerung der Investitionsausgaben (CAPEX) in Aussicht – teils um über 25 % – selbst wenn dies kurzfristig die Gewinne schmälerte (Quelle: https://www.reuters.com/article/idUSKBN1ED2KI). Teriums Überzeugung war, dass sich dieses „Investieren heute für Gewinne morgen“ lohnen würde. So sollte etwa die britische Vertriebstochter npower mit einem Konkurrenten fusioniert werden, um den schwierigen UK-Markt zu konsolidieren, während parallel verstärkt in erneuerbare Projekte und neue Geschäftsmodelle investiert wurde.

Diese strategischen Differenzen führten ab 2016 zu Spannungen zwischen Essen (RWE-Zentrale) und dem neu geschaffenen Innogy-Board. RWE als Mehrheitsaktionär pochte darauf, dass Innogy profitabel bleibt und die Kosten im Griff behält – zu hohe Ausgaben hätten RWE’s eigene Sanierung gefährdet. Innogy hingegen wollte in die Zukunft investieren und Marktanteile gewinnen. Die Lage eskalierte Ende 2017: Innogy musste im Dezember 2017 eine Gewinnwarnung herausgeben, insbesondere wegen Problemen im britischen Vertriebsgeschäft (npower) und geringerer Ergebnisse im Ökostromsegment. Zugleich präsentierte Terium der Öffentlichkeit eine neue Strategie, die zwar Wachstum durch Investitionen versprach, aber für 2018 zunächst rückläufige Gewinne prognostizierte. Die Börse reagierte panisch – der Innogy-Aktienkurs brach innerhalb weniger Tage um fast 18 % ein. Damit war für den RWE-dominierten Aufsichtsrat die Grenze des Zumutbaren erreicht: Das Kontrollgremium stellte sich zwar nicht grundsätzlich gegen Innogy’s Kurs, verlangte nun aber drastische Kostendisziplin und einen deutlich fokussierteren Wachstumspfad (Quelle: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/unternehmen-innogy-chef-peter-terium-muss-gehen-1.3799325). RWE unterstützte diese Forderungen ausdrücklich, da man das finanzielle Gleichgewicht der Gruppe gefährdet sah. Im Klartext bedeutete dies: weniger Experimente und Ausgaben, mehr Augenmerk auf das Kerngeschäft und stabile Gewinne.

Die Konsequenz folgte umgehend: Am 20. Dezember 2017 trat Peter Terium als Innogy-Chef zurück – offiziell „im freundlichen Einvernehmen“ mit dem Aufsichtsrat, faktisch aber auf Druck des Hauptaktionärs RWE (Quelle: https://www.reuters.com/article/idUSKBN1ED2KI). Terium war es nicht gelungen, Aufsichtsrat und Investoren von seinem langfristigen Investitionsplan zu überzeugen, nachdem kurzfristig die Zahlen enttäuschten. Sein Abgang kam abrupt und überraschend; selbst enge Mitarbeiter sollen bis zuletzt nichts geahnt haben, dass der Aufsichtsrat ihn zum sofortigen Rücktritt drängen würde (Quelle: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/unternehmen-innogy-chef-peter-terium-muss-gehen-1.3799325). Der Innogy-Personalvorstand Uwe Tigges (ebenfalls ein ehemaliger RWE-Manager) übernahm interimsweise den Vorstandsvorsitz. Teriums Ausscheiden offenbarte den internen Machtkonflikt deutlich: Die Vision Innogys als wachstumsstarker „Energiewende-Champion“ prallte auf die finanzpolitischen Zwänge der Mutter RWE.

Nur wenige Wochen später zeichnete sich die finale Eskalation ab. Im März 2018 – kaum ein Jahr nach Teriums Strategieoffensive – überraschte RWE die Öffentlichkeit mit einem dramatischen Schritt: Gemeinsam mit dem Konkurrenten E.ON wurde die Zerschlagung von Innogy vereinbart. Am 11. März 2018 gaben RWE und E.ON bekannt, Innogy aufzuteilen: E.ON würde das Netz- und Vertriebsgeschäft von Innogy übernehmen, während RWE die erneuerbaren Erzeugungsanlagen von sowohl Innogy als auch E.ON erhalten würde. Dieser Asset-Swap bedeutete das Ende von Innogy als eigenständigem Unternehmen nur zwei Jahre nach dem Börsengang (Quelle: https://www.reuters.com/article/world/rwe-eon-reshape-german-power-sector-in-innogy-asset-swap-deal-idUSKCN1GN0RQ). Branchenbeobachter sprachen vom größten Umbau des deutschen Energiesektors seit dem Atomausstieg. Die Entscheidung markierte auch den Schlusspunkt des Machtgerangels: RWE-CEO Schmitz zog damit die Konsequenz aus den vorherigen Streitigkeiten, indem er Innogy’s Geschäfte teilweise in fremde Hände (E.ON) gab und sich im Gegenzug die für RWE strategisch wichtigen Ökostrom-Assets zurückholte. Bis 2019 wurde diese Transaktion regulatorisch genehmigt und umgesetzt. Innogy wurde von der Börse genommen, die Belegschaften und Vermögenswerte auf die neuen Eigentümer verteilt. Damit wurde der Konflikt zwischen RWE und Innogy letztlich durch die Auflösung der innogy SE beigelegt.

Rolle von Bernhard Günther (CFO RWE/Innogy)

Eine Schlüsselperson in diesen Entwicklungen war Dr. Bernhard Günther, der die ungewöhnliche Position innehatte, beide Seiten des Konflikts zu kennen: Er war von von Juli 2012-2016 Vorstand bzw. von 2013 bis 2016 Finanzvorstand der RWE AG und ab April 2016 bis 2019 Finanzvorstand der Innogy SE. Günther galt konzernintern als enger Vertrauter Teriums und als Architekt der finanziellen Neuaufstellung. Beim Carve-out 2016 spielte er eine zentrale Rolle: Als RWE-CFO verantwortete Günther das Projekt der Konzernaufspaltung maßgeblich und trieb parallel den erfolgreichen Börsengang von Innogy voran (Quelle: https://www.finance-magazin.de/cfo/cfo-wechsel/innogy-cfo-bernhard-guenther-verabschiedet-sich-42723/). Er hatte bereits seit den 2000er Jahren diverse leitende Finanzpositionen im RWE-Konzern inne und kannte das Geflecht aus kommunalen Anteilseignern und Kapitalmarkt sehr genau. Zusammen mit Peter Terium entwickelte Günther die Vision, die „neue RWE-Tochter“ Innogy zu einem Wachstumsunternehmen der Energiewende aufzubauen. Er arbeitete entscheidend an der Entstehung Innogys mit und wechselte 2016 in das Management der neuen Firma, um dort als CFO die finanzielle Steuerung zu übernehmen (Quelle: https://www.businessinsider.com/r-acid-attack-manager-rushed-back-to-work-to-deal-with-innogy-break-up-2018-7).

In der Wachstumsstrategie Innogys war Günther eine treibende Kraft im Hintergrund. Einerseits musste er gegenüber Investoren und dem eigenen Aufsichtsrat solide Finanzkennzahlen liefern – etwa eine weiterhin hohe Ausschüttungsquote an RWE – andererseits unterstützte er Teriums Kurs, verstärkt in zukunftsträchtige Bereiche zu investieren. Diese Gratwanderung prägte seine Amtszeit als Innogy-Finanzchef. Als 2017 die Ertragsprobleme zunahmen, stand Günther zwischen den Stühlen: Er wusste um RWE’s Erwartungen und kannte zugleich die Erfordernisse, die Innogy für langfristigen Erfolg investieren musste. Nach Teriums erzwungenem Abgang Ende 2017 blieb Günther zunächst im Innogy-Vorstand und sicherte die Handlungsfähigkeit der Gesellschaft in einer schwierigen Phase.

Nur eine Woche vor der öffentlichen Ankündigung des RWE/E.ON-Deals in 2019 wurde Günther Opfer eines heimtückischen Säureattentats, bei dem er schwer verletzt wurde. Nur wenige Wochen nach dem Anschlag kehrte er schon wieder in die Firma zurück (Quelle: https://www.businessinsider.com/r-acid-attack-manager-rushed-back-to-work-to-deal-with-innogy-break-up-2018-7). Tatsächlich blieb Günther als einziger Innogy-Vorstand auch nach der Übernahme durch E.ON noch im Amt, um die Integration von Innogy in den E.ON-Konzern zu begleiten. Während seine Vorstandskollegen das Unternehmen verließen, verzichtete Günther auf eine mögliche Abfindung und arbeitete bis 2020 eng mit E.ON-Chef Johannes Teyssen und dessen Team zusammen, um die Zusammenführung der Geschäfte erfolgreich umzusetzen (Quelle: https://www.finance-magazin.de/cfo/cfo-wechsel/innogy-cfo-bernhard-guenther-verabschiedet-sich-42723/). E.ON würdigte später seinen Beitrag als entscheidend für das Gelingen dieser komplexen Transaktion.


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

05.07.2025 um 00:01
Zitat von hofff.hofff. schrieb:Nur eine Woche vor der öffentlichen Ankündigung des RWE/E.ON-Deals in 2019 wurde Günther Opfer eines heimtückischen Säureattentats, bei dem er schwer verletzt wurde.
Korrektur - muss natürlich 2018 heißen


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

05.07.2025 um 00:10
Zudem auch sehr interessant, dass der Innogy-Vorstand von der Transaktion „erst aus den Medien“ am 11.03.2018 erfahren hat und komplett überrumpelt wurde (Quelle: https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/energiedeal-bei-innogy-herrscht-angst-vor-eon-und-wut-auf-rwe/21074854.html).

Der Anschlag auf Günther war am 04.03.2018 und damit in direktem zeitlichen Zusammenhang zu dem Deal (Quelle: https://amp.dw.com/de/s%C3%A4ureanschlag-auf-innogy-vorstand-g%C3%BCnther/a-42823424).


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

05.07.2025 um 06:50
Das führt uns ja schon sehr viel weiter. Jetzt müssten wir nur noch klären, für welche Positionen Herr Dr. Günther (und wer noch?) im Jahr 2012 und im Jahr 2018 jeweils kurz vor den Anschlägen auf ihn gehandelt worden ist.
Parallel dazu entschied der Aufsichtsrat am 28. Februar 2012, dass Günther – damals CFO der Handelstochter RWE Supply & Trading – zum 1. Juli 2012 in den RWE-Vorstand aufrückt und zum 1. Januar 2013 das Finanzressort von Rolf Pohlig übernimmt (Quelle: https://www.iwr.de/re/iwr/12/02/2811.html).
Also im Jahr 2012 kurz vor dem Anschlag ging es um einen Vorstandsposten bei RWE. Was passierte eigentlich mit Herrn Rolf Pohlig, nachdem er diesen Posten abgeben sollte?

Und im Jahr 2018:
Zitat von hofff.hofff. schrieb:Nur eine Woche vor der öffentlichen Ankündigung des RWE/E.ON-Deals in 2019 wurde Günther Opfer eines heimtückischen Säureattentats, bei dem er schwer verletzt wurde
Hier ist nicht ganz klar, um welchen Posten es gegangen sein könnte. Wahrscheinlich um einen bei E.ON. Denn bei RWE dürfte für ihn das Ende der Fahnenstange erreicht gewesen sein, nach den jahrelangen Gefechten dort. Nach dem Anschlag hat er die Integration von Innogy bei E.ON begleitet. Dieser Posten?

Als es bei RWE jahrelange drunter und drüber ging, wird E.ON - als der grosse Konkurrent - das Ganze interessiert von der Seitenlinie aus beobachtet haben. Vor allem als die Innogy Aktie am Anfang sogar über der von E.ON gelegen hat.
Das hätte, wenn ich im Vorstand von E.ON gewesen wäre, mich mächtig unter Druck gesetzt.

Von dem Druck, den es im RWE Vorstand durch die hauseigene Innogy-Konkurrenz gab, ganz zu schweigen.

Deshalb denke ich, dass es um mehr ging, als um einen Posten, für den zwei in Frage kamen. Es ging wohl um die Frage, ob man neben RWE und E.ON ein drittes grosses Energieunternehmen namens Innogy in NRW zulassen will. Das könnte sehr viele Jobs und Jobaussichten, Machtgefüge etc. verändert haben.

Zurück zum Thema Salzsäure:

Dieser Anschlag hat auch etwas Verzweifeltes. Es musste offensichtlich sehr schnell gehen. Die üblichen Methoden, wie gesagt, um Konkurrenten / Mitarbeiter fertig zu machen und am Erfolg zu hindern, sind ja Mobbing oder auch z. B. mit Rechtsstreitigkeiten zu überziehen oder Gerüchte zu streuen etc. Das lenkt die Energie der Opfer dann in diese, teilweise sehr kostspieligen Auseinandersetzungen und lenkt sie von ihrer Arbeit und Konzentration ab, was ja vom Mobber auch so gewollt ist.

Aber bei einem solchen Anschlag wie hier geht es darum, das Opfer sofort, hier und jetzt, kampfunfähig zu machen und zwar für eine lange Zeit.
Es muss also um eine Entscheidung gegangen sein, die schon getroffen war (Job für Herrn Dr. Günther) und man die Umsetzung sofort verhindern musste bzw. wollte.
Wer bekam nach dem Anschlag 2018 welchen Job, der für Herrn Dr. Günther bestimmt war bzw. für in in Frage gekommen wäre. Der Abwickler von Innogy scheint mir etwas uninteressant dafür.

Eine andere Richtung:

Natürlich könnten auch andere Täter in Betracht kommen. Wenn man überlegt, wie hoch die Innogy gehandelt wurde und was für eine Euphorie es gab (ähnlich wie bei Rheinmetall heutzutage) und wie tief sie dann abgestürzt ist, kann es den Investoren auch nicht gefallen haben. Rache als Motiv?


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

05.07.2025 um 10:08
Zitat von NadjsNadjs schrieb:Wer bekam nach dem Anschlag 2018 welchen Job, der für Herrn Dr. Günther bestimmt war bzw. für in in Frage gekommen wäre. Der Abwickler von Innogy scheint mir etwas uninteressant dafür.
Vielleicht ging es garnicht konkret um „seinen“ Job, sondern etwas abstrakter um die Macht und Entscheidungskraft, die er aktiv in seinem jeweiligen Job (Anschlag 2012 CFO RWE / Anschlag 2018 CFO Innogy) hatte und somit Person X „im Weg hätte stehen können“.

Was ich meine:

2011/2012 kam es zu einer Umwälzung des RWE-Vorstandes im Rahmen dessen Terium nach langem Kampf gegen den bereits bisher im Vorstand sitzenden Schmitz gewann, der stattdessen Stellvertretender Vorstandsvorsitzender und COO (Vorstand für das operative Geschäft) wurde.

Gleichzeitig wurde Günther zum 01.07.2012 in den Vorstand berufen und zum 01.01.2013 CFO als Nachfolger von Pohlig. Nachweise für einen „Kampf“ um seinen Posten gibt es offiziell nicht. Rolf Pohlig ist danach übrigens in den operativen Ruhestand gegangen und war lediglich noch in Aufsichtsräten tätig (Quelle: https://www.linkedin.com/in/rolf-pohlig-764792100?utm_source=share&utm_campaign=share_via&utm_content=profile&utm_medium=ios_app)

Jedoch ist wichtig zu wissen, dass die CFO-Position, im Konzern machtpolitisch enormen Einfluss bietet und insoweit klassischerweise als eigentliche Nr. 2 hinter dem CEO gilt.

Dies zeigt sich m.E. auch darin, dass Günther, zusammen mit CEO Terium, bis 2016 federführend bei dem Fokus auf die Ausgliederung des grünen RWE-Geschäftes in die Innogy SE waren.

Beide sind nach dem Börsengang auch zur Innogy SE gewechselt und haben die „subjektiv“ größeren Posten bei RWE aufgegeben.

RWE‘s Börsenwert bestand jedoch nach dem Innogy-Börsengang zum Großteil aus Innogy. Innogy war insgesamt das wesentlich wertvollere Unternehmen und hatte 2017 ca. 42.000 Mitarbeiter zu ca. 18.000 Mitarbeiter bei RWE. Operativ war da bei RWE nur noch wenig los.

Quellen: Innogy Geschäftsbreicht 2017 - https://ircenter.handelsblatt.com/download/companies/innogy/Annual%20Reports/DE000A2AADD2-JA-2017-EQ-E-01.pdf

RWE-Geschäftsbericht 2017 – https://www.rwe.com/-/media/RWE/documents/05-investor-relations/finanzkalendar-und-veroeffentlichungen/2017-Q4/RWE-annual-report-2017.pdf

Günther war dabei, zusammen mit Terium, bei Innogy natürlich an einen eigenständigen Wachstumskurs und Unabhängigkeit von RWE interessiert.

Ich vermute, dass das dem verbleibenden RWE-Vorstand machtpolitisch nicht gefallen hat und am Ende zur Entlassung Teriums und Zerschlagung von Innogy (und damit dem „Zurückholen“ eines ertragreichen operativen Teils zu RWE) geführt hat.

Die Interessenslagen „gegen“ Günther/Terium lagen somit m.E. klar bei RWE.


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

05.07.2025 um 11:12
Rolf Pohlig, der CFO von RWE, war 60 Jahre alt als er 2013 in den operativen Ruhestand ging. Da sehe ich mit Verlaub, ohne irgendwelche anderen Anhaltspunkte, die es aber nicht gibt, keine Motivation. Vielleicht hätte er ohnehin gar nicht länger zur Verfügung gestanden.

Außerdem war er beim zweiten Anschlag ja längst aus dem Unternehmen. Ich gehe aber schwer davon aus, dass beide Anschläge auf das Konto des gleichen Auftraggebers gehen, sollte es den geben. Rolf Pohlig ist damit raus.

Aber am 01.07.2012 sollte Günther gemäß Aufsichtsratsbeschluss vom Februar 2012 in den RWE Vorstand aufrücken. Der erste Anschlag auf Günther war am 10.06.2012. Interessant wäre, was zwischen Februar 2012 und dem Anschlag passierte. Bot jemand Günther was anderes an? Legte man Günther nahe, die Berufung zum Vorstand auszuschlagen? Weshalb wartete man so lange, denn je dichter der zeitliche Zusammenhang, umso auffälliger ist es doch?

Zerschlagung/Übernahme durch e.on 2018: Im Prinzip gibt es bei einer Übernahme/Fusion eines Unternehmens, das im gleichen Geschäftsfeld unterwegs ist, jede Position und Funktion in dem übernehmenden Unternehmen bereits. Energie-Einkauf, Vertrieb, Kundenservice, Buchhaltung, Personalabteilung usw. Das gilt natürlich auch und umso mehr für höhere Positionen wie Finanzvorstand.

Terium verließ Ende 2017 das Unternehmen innogy - vermutlich mit einer guten Abfindung, damit war ein wichtiger Unterstützer von Günther nicht mehr im Unternehmen. Durch den Verkauf wichtiger Teile an e.on könnte man sich nun die Frage stellen, ob ein eventueller Auftraggeber des Säure-Attentats davon ausging, dass Günther zu RWE zurückkehrte oder aber mit zu e.on ging (was ja dann tatsächlich so war).

Oder ob er ebenso wie Terium das Unternehmen verließ. Aber Günther verzichtete auf die Abfindung:
Zitat von hofff.hofff. schrieb:Während seine Vorstandskollegen das Unternehmen verließen, verzichtete Günther auf eine mögliche Abfindung
Wusste ein möglicher Auftraggeber von dem Verzicht auf die Abfindung? War ihm das ein Dorn im Auge? Damit blieb noch der Gang zu e.on oder die Rückkehr in den RWE Vorstand.

Der Säureanschlag war vor Bekanntgabe des e.on Deals. War der Deal auch für einen eventuellen Auftraggeber des Anschlags noch nicht absehbar/sicher? Da beim ersten Anschlag e.on noch überhaupt kein Thema war, der Auftraggeber, sofern es einen gab, aber vermutlich der gleiche, lenkt der e.on Deal eher von RWE ab.

Generell muss man sich aber auch die Frage stellen, ob es womöglich auch ein Motiv außerhalb der beruflichen Tätigkeit von Bernhard Günther gab. Dann könnte sich jemand die Entwicklungen in seiner beruflichen Laufbahn zunutze gemacht haben, um von seinen Motiven abzulenken.


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Säureanschlag auf Dr. Bernhard Günther

05.07.2025 um 11:26
Zitat von sören42sören42 schrieb:Generell muss man sich aber auch die Frage stellen, ob es womöglich auch ein Motiv außerhalb der beruflichen Tätigkeit von Bernhard Günther gab. Dann könnte sich jemand die Entwicklungen in seiner beruflichen Laufbahn zunutze gemacht haben, um von seinen Motiven abzulenken.
Noch nicht einmal Innogy wusste vorher von dem Deal. Es ging eine Ad-Hoc-Meldung seitens RWE/EON raus, daher wussten lediglich die jeweils bei RWE/EON beteiligten Personen plus evtl. Berater davon. Bei so großen Deals werden bei Anbahnung durch die beteiligten Personen auch NDA‘s unterzeichnet.

Evtl. ist Günther auch die noch einzige verbleibende (Macht-)Person bei Innogy gewesen, die substanziell Widerstand gegen den Deal hätte einbringen bzw. ihn beinflussen können, da er ja sein „Baby“ Innogy damit verlieren würde. Der Anschlag hat ihn in der heißen Phase vor und nach Ankündigung des Deals außer Gefecht gesetzt.


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