Geiseldrama von Gladbeck

Der Fall hat sich ziemlich genauso zugetragen , die im Film gezeigten Szenen mit Degowski und Rößner sind fast alle 1:1 nachgestellt, die original Szenen sind im Netz noch immer verfügbar.
Das Polizei Fiasko an Grundbergsee , in Bremen sowie die "Befreiung" kurz vor der Ländergrenze ( letzte Chance für NRW ) sind detailliert u.a. per Tonbandaufnahmen des Funkverkehrs dokumentiert, da war der Film schon überraschend sehr sehr nah dran, ich war vor 2 Wochen noch der ehemaligen Deutschen Bank Filiale , der ganze Komplex steht kurz vor dem Abriss und befindet sich mitten in einem Wohngebiet, das ist schon völlig unglaubluch was sich da abgespielt hat, vor allem hatte man soviel Zeit um direkt nach der Abfahrt aus der Bank das ganze ohne Probleme zu beenden, ob es der Halt an der Raststätte war oder etliche andere Orte die kaum noch Erwähnung finden, Rößner könnte ja sogar noch an einer Tankstelle einem Polizisten die Dienstwaffe entwenden, das wurde ja überhaupt nicht gezeigt.
Das Ganze war ein einziges Debakel und ich glaube bis heute nicht daß Rößner zwingend derjenige war der Silke Bischoff erschoss, habe die damalige Diskussion noch sehr gut vor Augen und in den Ohren, bei den Untersuchungen dürfte auf keinen Fall noch das Ergebnis auf den Tisch kommen das Silke möglicherweise durch eine Polizeikugel starb....dann hätten noch viel mehr Köpfe rollen müssen, vor allem in NRW..... am schlimmsten ist es für mich jetzt die ganzen Gestalten der Journalie im TV zu sehen, Meiser, Plasberg, Meier... das sind alles so erbärmliche Gestalten die jetzt auch noch darauf hinweisen wollen das sie am Schluss doch noch moralisch gehandelt hätten...Pustekuchen.

Ich muss sagen, dass die Verfilmung schon sehr gut gemacht ist, die Schauspieler ähneln schon sehr dem Original vor allem dem von Silke Bischoff und Marion Löblich.

Man fragt sich wo es noch mehr das Debakel war, die der Polizei oder die der Medien, beides war definitiv ein absolutes Fiasko.

Das Silke Bischoff von Rösner erschossen wurde ist genauso möglich wie das es die Polizei war, immerhin sind auf die Fahrerseite, da wo Silke Bischoff gesessen hat über 60 Schüsse abgefeuert wurden.

Bei Plasberg sehe ich das anders, ihm ist es ziemlich unangenehm das in Sachen Geiseldrama von Gladbeck seine Person mit in Verbindung gebracht wird, am liebsten hätte er damit nichts zu tun, sein "Saubermann" Image ist dadurch schon etwas angekratzt.

@Rotkäppchen
Im Film -kurz bevor die Schießerei losging- saßen Opfer und Gangster lachend, sich freuend, im Auto.
Alle gingen wohl davon aus, daß die Geiseln unverletzt und bald gehen konnten. ...
ich meinte diese Szene mit "wenn es sich so zugetragen hat" , in meinem vorherigen post.

Ich nehme eigentlich an, daß es sich damals auch so abgespielt hat und Ines dies dann so schilderte.

@Whitelight
Ich hab jetzt gerade das erste Beispielvideo gepostet, das ich gefunden habe.
Die anderen findest du auch. Kann sein, dass die Situation auch dabei ist, die du meinst. Schau einfach mal. Im Film wurde alles ziemlich genau dargestellt.

Ich hab mir schon ein paar Original Aufzeichnungen angeschaut und die haben das wirklich sehr gut gemacht, das Interview mit Rösner in Bremen am Bus ist wirklich O-Ton aus dem Original. Aber gerade da es so nah an der Realität ist, ist es ja umso erschreckend, was die Polizei da alles verbockt hat. Den Zugriff in diesem Moment zu wagen, nur damit das ganze noch in NRW erledigt wird, ist einfach unglaublich. Ich kann kaum glauben das selbst wenn die Patrone aus Rösners Waffe war, das das Absicht war, bei mir bleibt da der fade Beigeschmack, das die auf keinen Fall hätten zugeben können das Silke von einer Polizei Waffe getötet wurde, das hätte dem ganzen ja wirklich die Krone aufgesetzt. Ich finde Peter Meier hat mir den Eindruck gemacht, das er wirklich die Vermittlerrolle in die Hand nehmen wollte, weil die Polizei nicht reagiert hat. Die Szene als er sein Auto neben den Bus fährt und in der Verhandlungsstelle anruft, dort keiner ans Telefon geht und die Geiselnehmer daraufhin mit dem Bus wegfahren, da war der echt total sauer und verzweifelt. Alles was an Journalisten nach ihm kam, hat das wirklich wegen der Story gemacht, das hat man sehr gut gehört, allein der Fotograf in Köln der zu Degowski sagt: Halt ihr die Knarre nochmal an den Kopf, ich hab das Bild noch nicht. Das so jemand ungestraft davon gekommen ist, geht gar nicht und auch das es dazu in der Polizei und in der Politik keine wirklichen Konsequenzen für irgendjemanden gab.

Der Film war wirklich gut gemacht, die Auswahl der Darsteller top. Keine Frage.
Nach wie vor stört mich nur der Zeitpunkt der Ausstrahlung.
Auch, dass beim Zugriff die Gefährdung der Geiseln in Kauf genommen wurde, ist einfach ohne Worte.
Wenn ich mir die Originalaufnahmen anschaue, denke ich jedes Mal, dass es schwer ist, es nicht für einen Actionfilm zu halten, eben weil es so unfassbar ist.
Dann aber erinnere ich mich an die Ereignisse, wie wir die damals live im TV verfolgt haben. Mir schaudert es jetzt noch.

@Rotkäppchen
Danke.
Ich denke,daß das,was ich meine,aus Ines' Gedankenprotokoll stammt.

Ich weiß es natürlich nicht, aber ich denke mir, daß die Gangster die beiden Mädchen frei gelassen hätten, wenn nicht ausgerechnet dann die Polizei das Feuer eröffnet hätte.

Es macht einfach sauer und sprachlos, was sich dort zugetragen hat und es bleibt nur die Frage:
"Warum?"

Das frage ich mich, die es damals mit knapp 11Jahren im TV verfolgt hat und keinerlei Verbindung zu Gladbeck hat.

Aber was ist mit den Opfern, mit deren Familien?
Spätestens seit diesem Jahr werden alle Wunden wieder aufgerissen (wenn sie denn jemals überhaupt damit klar kamen)

Whitelight schrieb:Ich weiß es natürlich nicht, aber ich denke mir, daß die Gangster die beiden Mädchen frei gelassen hätten, wenn nicht ausgerechnet dann die Polizei das Feuer eröffnet hätte.

Ich glaube auch nicht, dass es von vorne herein beabsichtigt war, die Mädchen zu töten. Sie waren sehr aggressiv und gefährlich. Aber ich denke auch, es hätte eine gute Chance gegeben, dass die Mädchen freigekommen wären.

Ich war damals 15 und erinnere mich, wie schon gesagt, auch noch gut daran.
Die Originalszenen sind immer noch genauso schlimm für mich wie damals.
Natürlich hilft es den Opfern auch nicht, ob Degowski jetzt frei ist oder nicht. Es macht nichts ungeschehen, wenn er in Haft bleibt. Ich empfinde es aber als weiteren Schlag ins Gesicht. Er bekommt seine Freiheit und eine neue Chance.
Die Toten bekommen kein neues Leben und ihre Angehörigen und die anderen Geiseln von damals bleiben immer traumatisiert.
Und ich frage mich, inwieweit er wirklich keine Gefahr mehr darstellt.

@Rotkäppchen
Ja,das ist die Frage.
Wieviel gefährliches Potential schlummert in ihm?

Und was wird sein, wenn sich Rösner und Degowski irgendwann über den Weg laufen könnten?

Aber man kann ja sicher davon ausgehen, daß dafür gesorgt wird, daß beide sehr weit voneinander entfernt sein werden.
Alles andere wäre ja ein Witz.

Ist denn eigentlich bekannt wie Rösner und Degowski heute zueinander stehen? Haben die Kontakt gehalten oder will der eine von dem anderen nichts mehr wissen? Das würde mich mal interessieren, ich habe leider nichts dazu gefunden.

Da darf man ja gar nicht drüber nachdenken das die beiden wieder zusammen "unterwegs" wären, wenn der Rösner auch frei kommt.

Degowski saß 30 Jahre in Haft. Also sein halbes Leben. Da der Mensch immer auch das Produkt seiner Umwelt ist, kann ich mir gut vorstellen, dass diese lange Zeit erhebliche Auswirkungen hatte. Sein Verhalten in der Haft wird ohne Ende dokumentiert worden sein, er hatte offenen Vollzug und Freigang, um sich wieder an die Freiheit zu gewöhnen.

Wenn er freigelassen wird, dann geht man mit einer sehr hoher Wahrscheinlichkeit (eine letzte Sicherheit gibt es nie) davon aus, dass er keine schweren Straftaten mehr begehen wird.

Dazu gehört aber auch, dass die Gesellschaft Herrn Degowski die Chance gibt, wieder in ihrer Mitte Fuß zu fassen. Tut sie das nicht, kann Resozialisierung nur schwer gelingen. Wenn BILD aktuelle Fotos des Entlassenen veröffentlicht, dann sabotiert sie die Bemühungen der Strafvollzugsbehörden.

http://www.bildblog.de/97050/resozialisierung-nicht-mit-bild/

Bei Rösner scheint das anders auszusehen, er wurde zu anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt - die allerdings auch auszusetzen wäre, wenn er keine Gefahr mehr für andere Menschen darstellt. Da Rösner als die treibende Kraft eingeordnet wurde, täte Degowski gut daran, den Kontakt schon vor 29 Jahren abgebrochen zu haben.

Ansonsten bleiben zwei Lehren:

Die Polizei hat ihre Strategie geändert, an so ein Versagen bei einer Geiselnahme wie damals kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Gut so.

Die Medien haben ihr Verhalten teilweise überdacht. Aber heute hängt auch eine Nation nicht mehr vor dem Fernseher, hat sich viel mehr auf verschiedene Kommunikationswege im Internet fragmentiert. Heute fehlt die notwendige Distanz und Professionalität leider bei anderen Vorgängen. Heute wird nach wie vor zu schnell, zu unreflektiert berichtet. Twitter & Co. führen auch zu höchst merkwürdigen Ausfällen, z.B. beim Amoklauf von Winnenden, in Talkrunden, in denen inhumanes Gedankengut unwidersprochen zum Besten gegeben werden darf oder durch "Fake News" Emotionen geschürt werden.

Rotkäppchen schrieb:Auch, wie der Reportner darum bittet, ihr nochmals fürs Foto die Knarre an den Kopf zu halten.
Unglaublich.

Das stößt mich so ab.
Man hätte diesen Journalisten anklagen müssen, für "Anstiftung einer Straftat". Auch wenn er am Ende nicht verurteilt worden wäre.

Man muss sich das mal aus Silkes Sicht vorstellen.
Ihr wird nicht geholfen, im Gegenteil, ein Unbeteiligter fordert ihren Geiselnehmer auf,
ihr die geladene Waffe an den Kopf zu halten.

@monstra
Die Bevölkerung, die ihn in der Mitte aufnehmen soll,hat Angst.
Damit schaden wir seiner Resozialisierung.

Wurden wir denn vorbereitet?
Wir haben nur gelesen,daß Herr Degowski entlassen wird und eine neue Identität bekommt.

Ich will gar nicht wissen,wie mit Männern in seinem Alter,die im Februar zufällig umgezogen sind,umgegangen wird.

Wir alle haben damals -praktisch live- mitbekommen,wie er ein Kind kaltblütig erschossen hat.

Heute haben viele, die es damals im Tv verfolgten,selber Kinder in Emmanuelles und Silkes Alter.

Schwierige Sache,aber ich war per Tv dabei.
Und für mich ist es kein Trost, daß er seine Haft abgesessen hat.

Und dann ist noch die Frage,was er denn machen wird, wenn er nicht in der Gemeinschaft aufgenommen wird.

Wir wissen doch -bis auf die Tat und daß er im Bau eine Kochlehre gemacht hat- nichts über ihn.
Z.B. ob er noch Kontakte zu Familie etc. hat.

Das Beste wäre, er geht als Katastrophenhelfer nach Syrien oder Afghanistan!
Davor hätte ich noch eine gewissen Respekt.

h.

Schlecht redegierter Artikel (Grundbergsee / Berggrundsee), aber ob sich Rösner mal Gedanken gemacht hat, was aus Bischoffs Freundin wurde: https://www.waz.de/waz-info/ex-geisel-ines-voitle-ueberlebte-dank-silke-bischoff-id53390.html

Und nach kurzer Suche stellte ich dann fest: Frau Voitle arbeitet in "unserem" Fressnapf.

Ich kann mich auch noch sehr gut an die damalige Geiselnahme erinnern und habe noch lange daran denken müssen.

Das Schlimmste allerdings fand ich, dass niemand wirklich die Verantwortung für das absolute Versagen der damaligen Entscheidungsträger der Polizei übernommen hat. Ganz furchtbar.

Was die Presse anbetrifft, müssten wir uns zuerst mal selber an die Nase fassen. Jeder - mich eingeschlossen- hat da zugeschaut und gegafft wie die Irren. Als ich den Fim sah, wurde mir klar, dass auch die damaligen Zuschauer eine Mitschuld tragen. Voyeurismus pur und ungeniert ausgelebt. Ich hab mich wirklich geschämt.

Und natürlich die Frage: Wäre das heute anders? Nein. Mit Sicherheit nicht. Im Gegenteil, heute würden alle selber filmen.

Gelernt haben wir glaube ich nicht wirklich was, wie man auf Autobahnen regelmäßig sehen kann. Das ist für mich das wirklich Tragische.

Der Degowski steht vor den Scherben seines verkorksten Lebens. Allerdings waren die Startbedingungen für ihn auch nicht gut mit einem IQ nahe der Debilität.
Aber nicht jeder Dumme wird Mörder und seine Schuld, die juristisch vllt abgegolten ist, nimmt er mit ins Grab.
Ob er das überhaupt kapiert oder empfindet, steht auf einem anderen Blatt.
Meine Gedanken sind nicht bei ihm, sondern bei den drei Menschen, die durch diese Wahnsinnstat ihr Leben verloren haben und deren Angehörige.