Altersbeschränkung für`s Theater?

Wer häufiger ins Theater geht, dem wird vielleicht schon aufgefallen sein, dass eine große Zahl der modernen Regisseure sich scheinbar nur noch über die Stilmittel ,,Special effects, Schock und Porno" zu profilieren weiss.
Oder es zumindest versucht.

Da knallt dann mal beim ,,Käthchen von Heilbronn" einfach die hochgezogene Bühne runter als ,,Schlusseffekt", da wird bei den ,,Leiden des jungen Werther" Technomusik verwendet, bei der ,,Iphigenie auf Tauris" einfach ein Eimer ,,Blut" an die Wand gespritzt, sich drin gewälzt - und natürlich ist kaum ein modern inszeniertes Theaterstück richtig vollkommen, ohne dass sich irgendwer oder am besten mehrere Darsteller halb- oder ganz nackt ausziehen.
Mit unter wird dann auch noch gefoltert etc., alles schön plastisch.

Selbstverständlich, wie üblich, gilt das nicht für alle Inszenierungen (schon gar nicht für die explizit für Kinder gedachten Inszenierungen) und auch nicht für alle Regisseure, das muss man dazu sagen.

Doch eine Tendenz ist meiner Ansicht nach durchaus zu erkennen.

Wie seht ihr das? Brauchen wir langsam auch eine Alterbeschränkung, zumindest eine Altersempfehlung für Theaterstücke?

Und wie seht ihr meine Einschätzung, dass im modernen Theater eine konforme Ideenlosigkeit herrscht und sich zu viele Regisseure nur noch durch dicke Special effects, Schocker, Nacktheit oder sinnentlehrten Metaphern behelfen, weil sie unbedingt ,,innovativ" sein wollen?

Hierzu noch ein interessanter Link:

http://www.tagesspiegel.de/kultur/kresnik-premiere-die-120-tage-von-sodom-brauchen-wir-eine-altersbeschraenkung-im-theater/11828586.html (Archiv-Version vom 29.05.2015)

Also ich sehe eine Altersbegrenzung als Sinnvoll an. Immerhin gibt es die im Kino auch und ich finde es gibt Dinge die Kinder noch nicht sehen sollten. Ob es jetzt mit spezial Effekten im Kino ist oder direkt vor den Kindern auf der Bühne macht eigentlich keinen grossen Unterschied.

Ehrlich gesagt habe ich mich mit Theaterstücken noch nicht so befasst und ging sowieso davon aus das gewisse Stücke nur für Erwachsene sind.

@Kc

Also für die 120 von Sodom sehe ich es als sinnvoll an, wobei ab 16 denn wenn man weiss was sich "Jugend von Heute" so alles anschaut... kann man das schon vertreten.

Gut es gibt ausnahmen für die es zu krass ist aber der grossteil kann das ab.
Denn wenn ich zurück denke was ich mir 14 so alles angesehn hab ...

Joa, kann man drüber nachdenken. Allerdings würde ich dann religiöse Geschichten und auch Feiertage etc. miteinbeziehen. Jungfräufliche Empängnis, Wiederauferstehung, ans Kreuz nageln etc. sind auch Sachen, die Kinder irritieren könnnten. Zumindest mehr als als Leute, die sich nackt präsentieren..

@joules

Wenn live und in Farbe jemand auf der Bühne gefoltert und gekreuzigt wird, findest du das weniger irritierend und siehst geringere, negative Auswirkungen für Kinder, als bei der Behauptung jungfräulicher Empfängis?

Lol :D

Muss man nicht verstehen.

@Kc
:D
Doch doch, hätte mal voher auf den Link klicken sollen..

ICh wäre eher dafür, dass man diese Grenzdebilen Inzenierungen verbietet...

@Ferraristo

Verbieten würde ich es nicht gleich.
Aber wenn man mich fragt, müsste schon eine geänderte Philosophie her bei den Inszenierungen.

Es muss wieder mehr sinnvollen Inhalt geben, statt Effekte und Stilmittel ohne Inhalt.
Am Montag war ich ja in Ernst-Deutsch-Theater in HH, wo ,,Iphigenie auf Tauris" lief.

Fazit: Es wurde die meiste Zeit mit verzerrten Gesichtern herumgeschrien, eine Schauspielerin hat sich ausgezogen, eine andere einen Eimer ,,Blut" an die Wand gespritzt, in dem sich ein Schauspieler gerollt hat.
Message? Keine Ahnung :D

Und es ist echt nicht das erste Mal im Theater gewesen für mich, ich komme auch mit abstrakteren Dingen klar.

Das war so inhaltsleer, so sinnfrei.


Man fragt sich ja:

Wie schwer kann es eigentlich sein für einen Regisseur, eine gute Inszenierung hinzubekommen? Eine Inszenierung, die nicht nur von Effekten und Nacktheit lebt, sondern von qualitativ gutem Spiel und von ihrem Inhalt?

@Kc
Okay, ich habs ein bisschen übertrieben gesagt.
Aber trotzdem ist das Regietheater total bescheuert.
Denn die Scheißen einfach mal auf Werktreue, sie verfälschen damit das Kunstwerk, den Willen des Künstlers
Und das geht garnicht

Interessieren sich denn junge Leute überhaupt noch für das Theater? Geht da überhaupt noch irgendjemand hin?

@Kc

Schwieriges Thema!
Ich schau mal öfter auf Arte rein. Dort kommen ja öfter Berichte über solch von Dir beschriebenen Theaterstücke.
Was soll ich sagen, spritzendes Blut, nackte Männer die sich Tücher um den Penis binden, Frauen die daran ziehen und zuletzt gesehen Menschen die sich auf der Bühne übergeben.
Ich mit 45 kann damit nichts anfangen, sosehr ich mir auch Mühe gebe den Regisseur im Interview,nach seiner Intuition gefragt, zu verstehen.
Zur Altersbegrenzung ein ganz klares Ja.

@Ferraristo
So ein Unsinn. Sie behaupten nicht, dass sie ein Kunstwerk originalgetreu widergeben würde. Von Verfälschen kann hier keine Rede sein. Desweiteren ist und kann es nie ein Ziel des Künstlers sein, möglichst dogmatisch an seinm Werk festzuhalten. Die Veränderung ist zwingender Teil der Kunst.

@joules
Muss also der Ring der Nibelungen ins hier und HEute versetzt werden?

@Aniara
Ja ich.
ICh geh aber lieber ins Symphonienkonzert ;)

Und als Nächstes dann die Altersbeschränkung für Bücher -.-

Mein Gott. Es ist so unsinnig, das zu begründen, aber ich tus dennoch: Was auf der Bühne geschieht, ist NICHT ECHT. Es ist Theater.

Und ansonsten halte ich mich da an die klassischen Versionen.

Noch was. Wer sein Kind in so eine abgedrehte Vorführung mitnimmt, ist selbst verantwortlich dafür. Da brauchen wir keinen Altersnachweis.

@Aniara
Ja ich.
ICh geh aber lieber ins Symphonienkonzert ;)

@Ferraristo
Was ist die Kunst dabei, es immer und immer wieder auf die möglichst gleiche ursprüngliche Art zu spielen?
Oder anderes Beispiel: du gehst gerne auf Symphoniekonzerte, würdest du einen Einfluss der Dirigenten auf das originale Werk absprechen und es gutheißen? Oder erschafft der Dirigent durch die Interpretation der Noten ein eigenes Kunstwerk?

@joules
NAtürlich interpretiert jeder Dirigent anders. Eine Interpretation von RAttle ist zB ganz anders als die von Karajan (zB Beethoven Symphonien). Das war aber eigedlich nmicht mein Punkt.


Mir geht es um sowas:

Kc schrieb:Da knallt dann mal beim ,,Käthchen von Heilbronn" einfach die hochgezogene Bühne runter als ,,Schlusseffekt", da wird bei den ,,Leiden des jungen Werther" Technomusik verwendet, bei der ,,Iphigenie auf Tauris" einfach ein Eimer ,,Blut" an die Wand gespritzt, sich drin gewälzt - und natürlich ist kaum ein modern inszeniertes Theaterstück richtig vollkommen, ohne dass sich irgendwer oder am besten mehrere Darsteller halb- oder ganz nackt ausziehen.
Mit unter wird dann auch noch gefoltert etc., alles schön plastisch.

Das ist doch nicht mehr schön oder besonders Kunstvoll. Das ist einfach nur bescheuert.
MAn kann gerne ein Modernes Bühnenbild verwenden oder sowas, das kann ja noch ganz schön sein.
Aber solche unnötigen und uninterpretierbaren Eskapaden auf der Bühne?
In einem Stück, passend geschrieben wurde, vielleicht, aber nicht in einer Mozart-Oper...

@Ferraristo
Joa, wenn man nicht experimentieren, schocken und Grenzen einreißen würde, müsste man wahrscheinlich in jedem Gemälde eine Frau mit einem Feigenblatt malen. Alles andere wäre zu recht verpönt, weil unschön, unsittlich oder sonst was.^^
Ernsthaft, ich denke nicht, dass die eigene Empfindung, ob etwas schön sei, ein Indiz für dessen Kunstgehalt sein kann. Ich persönlich verstehe zwar niemanden, der sagt, Beethovens Neunte wäre schrecklich zu hören, damit hat es sich dann aber.

Je nach Theaterstück wäre Ich durchaus dafür eine Altersbeschränkung einzuführen .
Wenn es das Im Kino gibt so sollte es auch im Theater nicht fehlen,zum Schutz von Minderjährigen.