Wie sehr hat euch das Mobbing im späteren Leben verändert?

@moric
Dann danke für deine Sichtweise der Dinge.

@Jasmin_Isabell

Jasmin_Isabell schrieb:...Vergeben kann ich diesen Menschen nicht ...

Ich hasse diese Menschen nicht am Ende sind es zu dem Zeitpunkt auch nur Kinder gewesen aber mögen kann ich sie auch nicht. Ich gehe ihnen aus dem Weg.

@moric

moric schrieb:...ich weiß seinen Namen noch ganz genau

Ich erinnere mich da auch noch ganz genau an Gesichter und Namen, dabei bin ich sonst ein vergesslicher Mensch.

Ich erinnere mich an eine Situation noch sehr gut, heute finde ich das Lustig, weil ich einen schwarzen Humor habe. Zu der Zeit damals war das aber ein Schlag ins Gesicht für mich.

Ich war auf den Heimweg von der Grundschule. Den selben Weg hatte ein Mittschüler aus der Mobbingklasse auch gehabt und hatte sich ganz normal mit mir unterhalten und sagte: "Hey du bist ja nett". Ich war in dem Moment voll Happy weil ich geglaubt habe dass ich jetzt einen Freund haben könnte und das die Anderen dann eventuell auch nett zu mir werden und dann kam der alles vernichtende Satz: "...aber du bist trotzdem hässlich"

Kinder können so fies sein

@zickezacke

zickezacke schrieb:Ich hasse diese Menschen nicht am Ende sind es zu dem Zeitpunkt auch nur Kinder gewesen aber mögen kann ich sie auch nicht. Ich gehe ihnen aus dem Weg.

Hassen tu ich sie auch nicht aber ich muss wiirklich nicht mit ihnen reden.

@Jasmin_Isabell
Ist vollkommen nachvollziehbar

Jasmin_Isabell schrieb:Hassen tu ich sie auch nicht aber ich muss wiirklich nicht mit ihnen reden.

Geht mir genau so... es ist eher eine Art Widerwillen, mich mit diesen Leuten zu befassen.

Hm... eine Frau von damals habe ich aber tatäschlich über diese Schulkameraden-Plattformen angeschrieben... die hat mich damals auch gemobbt... aber später haben wir uns dann gut verstanden, wie ich oben ja auch schon geschrieben habe.

Sie hat aber nicht geantwortet... ich denke mal, sie weiß nicht mehr, wer ich bin... das alles ist jetzt 35 Jahre oder so her.

Mobbing ist ein Begriff, der von Opfern benutzt wird. Es soll einen möglichst komplexen, hinterhältigen, ja sogar psychologisch-wissenschaftlichen Anstrich verleihen. Vielleicht soll der Begriff auch auf die Tränendrüse drücken, Mitleid erwecken.

@niurick

Okay... wie würdest du es dann nennen?

@moric

Ärgern, Kinderkram, Teil des Erwachsenwerdens, Streiterei - sowas in der Art.

@niurick
Ist es dann in deinen Augen etwas ganz normales, dass zum Erwachsen werden dazugehört und viel zu viel Wind darum gemacht wird?

Ich sage, dass der Begriff Mobbing oft dem Überdramatisieren dient. Es ist keine Beschreibung einer Situation oder eines Verhaltens, es ist ein verbales Stilmittel.

Aber ein Begriff muss das Ganze ja bekommen um es zu benennen. Deine Alternativen Begriffe klingen zu normal zu herabgespielt als wolle man sagen "stell dich nicht so an".

Ich glaube man kann das Kind nennen wie man will die Assoziation wird es mitnehmen.

@niurick

niurick schrieb:Ärgern, Kinderkram, Teil des Erwachsenwerdens, Streiterei - sowas in der Art.

Irgendwas fehlt da... Ah ja, wie wäre es mit Quälen, Drangsalieren, Würgen, Verprügeln, Hassen und einsam Ausgestossen sein?

Nein Danke, ich nehme dann doch lieber Mobbing. Obwohl das Wort für mich maximal ein wenig merkwürdig klingt.

@TristansMinne

TristansMinne schrieb:Irgendwas fehlt da... Ah ja, wie wäre es mit Quälen, Drangsalieren, Würgen, Verprügeln, Hassen und einsam Ausgestossen sein?

ich bilde mir ein, mobbing nimmt zu, weil man mobbing dazu sagt, das ist wie clubbing oder hugging, gaaanz harmlos.

sagte man ärgern, würgen, ausstoßen, verleumden, zu den taten, könnten die täter erkennen, was sie taten.

TristansMinne schrieb:Quälen, Drangsalieren, Würgen, Verprügeln, Hassen und einsam Ausgestossen sein?

Das dient doch einseitig der Kritik an Mobbern, es verstellt aber den Blick auf die eigene Rolle in diesem Spiel. Fest steht, dass sich derjenige, der sich als Gemobbter bezeichnet, gerne als Opfer sieht.
Wenn er eingestehen müsste, lediglich geärgert worden zu sein, würde die Lächerlichkeit der Situation sehr schnell sehr viel klarer.

Es geht erstens um falsche Anschuldigungen, zweitens um Selbstbetrug.

@niurick
psychoterror / mobbing.
es ist nur eine bezeichnung damit man sich ein bild machen kann.

Psychoterror ist besonders stark verbreitet in streng hierarchischen Gesellschaften, kommt aber auch in fast allen Gesellschaften vor: in sozialen Gruppen als so genanntes Mobbing am Arbeitsplatz und in der Schule, als so genanntes Stalking in Familien und im Freundes- oder Bekanntenkreis sowie als Diskriminierung oder so genanntes Dissen zwischen sozialen, kulturellen oder politischen Gruppen ohne eine direkte persönliche Bindung zwischen Opfer und Täter.

Der Täter ist eine Machtperson, die im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen möchte und durch das verbale Attackieren des Opfers ein Macht- bzw. Überlegenheitsgefühl verspürt. Nicht selten kommt es vor, dass er andere Menschen dazu anstachelt, bei diesen von Intrigen und Schikanen gefärbten "Spielen" mitzumachen. Darüber hinaus kann er bei entsprechender Kenntnis mögliche vorhandene Schwachstellen des Opfers ausnutzen. Oft steht dabei mindestens eine psychische Störung des Täters hinter seiner Handlung und er kann häufig nicht nachempfinden, was das Opfer dabei fühlt (Mangel an Empathie).

Je nach Art und Weise des Psychoterrors, der zum Teil indirekt und hinterhältig ist, braucht das Opfer eine gewisse Zeit, um zu begreifen, in was für eine Situation es geraten ist. Wenn das Opfer die Situation als solche erkennt, reagiert es oft unangemessen, zum Beispiel aggressiv oder ängstlich, wodurch die Konfliktsituation verstärkt beziehungsweise begünstigt wird und sich eine entsprechende Rangfolge über die psychologische Dominanz beziehungsweise Unterwürfigkeit verfestigt.

Wikipedia: Psychoterror

Zweitheld schrieb:damit man sich ein bild machen kann.

Dafür wär's ja okay. Es wird aber augenscheinlich zur Lebensphilosophie umfunktioniert. Eine Rolle, an der nicht mehr gerüttelt wird, die nicht hinterfragt oder jemals wieder verlassen wird.

@niurick
Ich muss sagen, dass ich deine Meinung

niurick schrieb:Ärgern, Kinderkram, Teil des Erwachsenwerdens, Streiterei - sowas in der Art.

teilweise teile. Das Wort Mobbing wird fast nur von den betroffenen benutzt, die sich dadurch selbst in die Opferrolle bringen. Mobbing hat es schon immer gegeben, nur wurde dies eben anders bezeichnet. Ich würde behaupten dass schon jeder durch mindestens einer solcher Situationen gelaufen ist.

@niurick
was meinst du?

@niurick

Also... ich kann schon unterscheiden, ob ich geärgert werde, oder ob ich bewußt von anderen tagtäglich drangsaliert werde.

Und damals, in dieser einen Phase in der Schule, die ja auch nicht so lange ging, aber immerhin mind. ein Jahr, in dieser Phase wurde ich tagtäglich gepiesackt und bloß gestellt, immer und immer wieder...

...und ich sagte ja bereits, dass ich auch mit meiner Art dies provoziert habe damals... das weiß ich... und das ist auch so... und dennoch... das war kein einfaches Ärgern, das man "mal" abgekommt und das auch normal ist.

Das ging ja nicht nur von einem aus, sondern es sieht so aus, dass keiner zu dir hält, dich niemand unterstützen will, sondern das alle irgendwie "mitmachen", mit einem Anführer an der Spitze... so war es bei mir... das als "erwachsen werden" oder "normales ärgern" zu bezeichnen, ist einfach scheiße... und vor allem nicht wahr.

Und es beleidigt all diejenigen, die ähnliches miterlebt haben... das alles hat absolut NICHTS mit Ärgern zu tun, das ist mobben... man heute einfach ein Wort dafür gefunden.

Natürlich habe ich später Meinungsverschiedenheiten mit anderen gehabt und ab und an ging es da auch mal härter zu... aber das war dann mit einzelnen Personen, die man einfach nicht ab konnte... und es hat sich nicht ein ganzer Klassenverband dich als Ziel ausgesucht.

@moric
Verstehe mich nicht falsch, die Aussage von mir trifft sicher nicht auf alle Opfer zu und ich will auch nix pauschalisieren. Mir fällt einfach auf, dass der Begriff Mobbing sehr oft für Kleinigkeiten missbraucht wird. Das finde ich denen gegenüber unfair, die einfach schlimmeres mitmachen mussten. Danke für deine Geschichte, dir ist es sicher auch nicht leicht gefallen das alles darzustellen. Ich habe da großen Respekt davor. Es zeigt aber auch, wenn das Opfer sich verändert in der Denkweise und dem Verhalten, dass die Umgebung auch drauf anspricht. Heißt sich selbst aus der Opferrolle zu befreien, gibt Mobbern keine Grundlage mehr

moric schrieb:Und damals, in dieser einen Phase in der Schule, die ja auch nicht so lange ging, aber immerhin mind. ein Jahr, in dieser Phase wurde ich tagtäglich gepiesackt und bloß gestellt, immer und immer wieder...

Wer hat das nicht schon hinter sich?
Ich bin zu einer für mich ungünstigen Zeit umgezogen, und zwar zu Zeiten des Jugoslawienkriegs. Zur der Zeit wurde ich erstens fälschlicherweise auf die Hauptschule geschickt, zweitens war die Schule voller Ausländer und/ oder Flüchtlingen, die wenig mit westlichem Benehmen anfangen konnten.
Schon zu der Zeit waren Abzocke, Prügeleien, Beleidigungen usw. an der Tagesordnung.

Als ich nach wenigen Monaten als viel zu intelligent für die Hauptschule eingestuft und aufs Gymnasium geschickt wurde, hörte das nicht gleich auf. Dort hatte ich anfänglich Probleme als der dumme Hauptschüler.

Ich bin mir eben sicher, dass nicht nur ich es schaffe, mit der Situation umzugehen. Das können auch andere, ohne sich dabei in der Opferrolle zu suhlen.
Bei mir hat sich damals eine faszinierende Neugier entwickelt. Ich wollte selbst erfahren, ab welcher Mitgliederstärke einer Clique meine Angst entsteht/ ansteigt, wann es mir zu viel wird usw. Das geschah aber nie. Im Gegenteil!

Wenn ich mit einem der Ausländer ein Problem hatte, habe ich nie gewartet, bis derjenige alleine war. Ich empfand es immer besser, einer Gruppe als Einzelner zu begegnen.
Damit will ich nicht sagen, dass sich jeder in der Situation wohlfühlen soll. Ich sage aber, dass diesen Phasen auch Chancen innewohnen.