Lernentwicklungsgespräch in der Grundschule

Da wir heute ein solches Gespräch  haben, wollte ich andere Eltern mal fragen, was sie so davon halten.

https://www.km.bayern.de/lehrer/meldung/2910/gespraech-bietet-alternative-zum-zwischenzeugnis.html (Archiv-Version vom 04.10.2023)

Ich stehe dem ganzen noch skeptisch gegenüber.
Meine kleine geht in die 2. Klasse und bekam einen 4 seitigen Fragebogen, bei dem sie sich selber bewerten musste

Wir leben heutzutage in einer Gesellschaft, wo vieles nur noch über Bewertungen geht. Telefonbefragungen, im Möbelhaus oder Servicetechniker - alles soll nach einem starrem Gerüst bewertet werden.
Und nun macht das nicht mal mehr vor Grundschülern halt. Natürlich gab es früher Noten, da würden sie quasi auch bewertet, aber ich persönlich habe nie groß auf Noten geachtet, da es für mich nur eine willkürliche Zahl ist und meine Kinder wissen das auch! 

Und nun müssen sie nicht nur ihre Leistung bewerten, sondern auch Fragen dazu beantworten wie toll sie sich bei einem Streit mit Klassenkameraden verhalten.


Dieses hier habe ich auf die schnelle gefunden, mal als Beispiel 
http://martinschule-forchheim.de/wp-content/uploads/2017/01/Jahrgangsmodul-2.pdf

 Hatte eventuell schon jemand so ein Gespräch? Und wie steht ihr dazu?

Gerne sind natürlich auch Nichteltern eingeladen, um mitzudiskutieren :)

Also die Bewertung vom Verhalten bei Konfliktsituationen finde ich toll.
Wenn man von früh auf lernt, sich da korrekt zu verhalten, kann sich das positiv auswirken auf andere Konflikte, da man sich mehr damit befasst. Die wenigsten heute denken über sich selbst zu wenig nach. Ich finde es gut, wenn das besser wird in der nächsten Generation.

Noten bei der Leistung sind für spätere Firmen ein Signal. Es steht für Leistung, nicht nur für das Ergebnis als solcher. Mitarbeit ist im Berufsleben wichtig, dicht gefolgt vom Ergebnis.
Stell dir vor, du bestellst was bei einem Laden im Internet, aber bekommst nie was, da keiner von denen was tut, oder das falsche Produkt plus falsche Rechnung, da sie ihren Job nicht richtig machen (können).

Das soll ja alles produktiv laufen.
Das System ist ja leider darauf aus, die Menschen nach Leistung zu bewerten.

Hallo,

Meiner geht erst in die 1. Klasse und ich fand diese Selbstbewertung ein wenig komisch.
Er musste folgendes bewerten:
Lesen 
Rechnen 
Schreiben 
Soziales Verhalten
Mitarbeit 

Das gefällt mir
Das macht mir Sorgen


Ich mein, sie kriegen ja im Endeffekt sowieso noch mal am 17. ihr Zeugnis und egal wie sie sich selbst bewerten, da steht dann einfach die Meinung vom Lehrer.



Wiederum kann es vielleicht nicht schlecht sein, Menschen bzw. Kindern aufzuzeigen "nein, du bist nich der King! Du bist ein arsch!" In dem er den Smilie bekommt :(

Die Schulkollegen die ich inzwischen so kennengelernt haben halten sich wirklich größtenteils für was ganz tolles, denke aber das kann auch so ne Bewertung nicht ändern.

hmm na toll. Ein Bewertungsbogen? in der Grundschule? also wirklich...

was ist wenn sie sich gut bewerten...bekommen sie dann etwa n Einzelgespräch in dem es heißt "Wir müssen mal reden, so ganz stimmt deine Selbsteinschätzung ja nicht...", oder wie?


Frage mich grade gab es das bei uns früher....ähm nö natürlich nicht. Aber wahrscheinlich sind es wieder irgendwelche Vorgaben vom Schulträger wo es um Verteilung von Geldern geht usw..., garantiert.

Kann man nur noch mit dem Kopf schütteln...

@knopper
Bei uns ist es ein "Einzelgespräch".
Mutter/Vater, Lehrer und Kind besprechen den ausgefüllten Bogen und treffen eine Vereinbarung, was man für die Zukunft ändern/bessern möchte.

@LittleDarky

oh na toll.... naja noch ein Grund mehr lieber keine Kinder in die Welt zu setzen, und froh darüber zu sein die Schulzeit in den 90ern verbracht zu haben....

Leistungsgesellschaft ahoi!

knopper schrieb:oh na toll.... naja noch ein Grund mehr lieber keine Kinder in die Welt zu setzen, und froh darüber zu sein die Schulzeit in den 90ern verbracht zu haben....

Leistungsgesellschaft ahoi!

Wo genau ist das Problem das Eltern und Lehrer zusammen besprechen wo das Kind Schwachstellen im Lernen hat um diese dann besser anzupacken?

Ich habe zwar nichts mit Grundschulen am Hut, aber so ein Fragebogen wie verlinkt erscheint mir jetzt nicht so blöd. Vor allem weiß das Kind, was die Zielvorgaben sind und wofür es Noten gibt, und die Eltern erhalten auch eine kleine Auffrischung, was die Kleinen so können sollten.

@Nerok

kann ich dir sagen.....das Problem ist das sowieso nichts bei rum kommt. Evt. wird nur noch der Druck auf das Kind zusätzlich erhöht….wenn es sich trotz diesen Gesprächs nicht bessert.

Früher ging es ja schließlich auch so…

katniss schrieb:Meine kleine geht in die 2. Klasse und bekam einen 4 seitigen Fragebogen, bei dem sie sich selber bewerten musste

Da hängt es wohl davon ab, wozu dieser Fragebogen verwendet wird. Wenn er der Schule vermitteln soll, wie das Kind sich selber sieht, ist das eine feine Sache.
Wenn er die Bewertung durch die Lehrer ersetzen soll, eher nicht. Aber das kann man sicher bei der Schule erfragen.

katniss schrieb:Wir leben heutzutage in einer Gesellschaft, wo vieles nur noch über Bewertungen geht.

Na ja, Bewertungen sollten schon nach einem bestimmten Schema erfolgen - weil sie sonst nicht vergleichbar sind. Man darf nur nicht die falschen Interpretationen in diese Bewertungen hinein legen. Wenn ein Kind eine schlechte Zensur in Mathe hat, dann ist es mit dem Stoff in er angebotenen Form nicht zurecht gekommen und wahrscheinlich ist Mathe dann nicht seine Stärke. Es ist aber kein Indiz, dass es dumm wäre. da muss man differenzieren.

katniss schrieb:aber ich persönlich habe nie groß auf Noten geachtet, da es für mich nur eine willkürliche Zahl ist und meine Kinder wissen das auch

Es gibt halt nicht viele Möglichkeiten, die Eignung eines Menschen für bestimmte Aufgaben oder Themen zu kommunizieren. Standardisierte Bewertungen sind im Einzelfall sicher auch ungerecht - aber sie sind von allen zur verfügung stehenden Mittel leider das am wenigsten ungerechte.

knopper schrieb:kann ich dir sagen.....das Problem ist das sowieso nichts bei rum kommt. Evt. wird nur noch der Druck auf das Kind zusätzlich erhöht….wenn es sich trotz diesen Gesprächs nicht bessert.

Ich glaube, der Sinn dahinter ist, dass dann geguckt wird, in welchen Bereichen das Kind seine Stärken hat.
Da kann es dann wieder gefördert werden.
Es muss und wird nicht auf Biegen und Brechen zu einer bestimmten Richtung gelenkt, in der es ja offensichtlich nicht hinwill und kann.
Es kann dan anderweitig gefördert werden und je früher man damit anfängt, desto besser ist es.

Also ich wusste vor dem Gespräch genau das selbe, wie nach dem Gespräch.
Entweder man lernt mit dem Kind und unterstützt es oder es ist einem egal, dann bringt das Gespräch Sowieso nichts. Man sieht ja bei der Kontrolle der Hausaufgaben und beim lernen wie das Kind ist und wo es Fehler hat.

Kann sein, dass es ab der 3,4,5... Klasse nicht schlecht ist?!
Denke da lernen wir auch und helfen bei den Hausaufgaben, also werd ich wohl auch weiterhin den Stand wissen?! 

katniss schrieb:Wir leben heutzutage in einer Gesellschaft, wo vieles nur noch über Bewertungen geht. Telefonbefragungen, im Möbelhaus oder Servicetechniker - alles soll nach einem starrem Gerüst bewertet werden.
Und nun macht das nicht mal mehr vor Grundschülern halt. Natürlich gab es früher Noten, da würden sie quasi auch bewertet, aber ich persönlich habe nie groß auf Noten geachtet, da es für mich nur eine willkürliche Zahl ist und meine Kinder wissen das auch!

Ich finde das Gerüst aus deinem Beispiel gar nicht so starr, sondern eigentlich ganz sinnvoll für die Kinder, die dazu ermuntert werden, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Find ich gar nicht so schlecht. Manchmal differieren Eigen- und Fremdeinschätzung schon recht stark... Oft auch bei den Eltern. Ist vielleicht mal ganz gut zu hören, dass der heißgeliebte, hochbegabte Sprössling einfach nur Durchschnitt ist.

Sogar mein Sohn hat inzwischen geschnallt, dass Noten nicht nur willkürliche Zahlen sind, sondern ihm den Weg ebenen können in einen Beruf, der ihm liegt oder eben zu einer nicht so tollen Tätigkeit, mit der er sich dann über Wasser halten kann. Aber er ist sechzehn und hat noch ein bisschen was vor sich.
Solche Selbsteinschätzungsbögen sind auf vielen alternativen Schulen schon lange integraler Bestandteil des Schullebens. Ich hatte schon etliche in der Hand und bin eigentlich ganz angetan, weil sie manchem Rüpel zu ein wenig Selbsterkenntnis verhelfen und den gar so schüchternen vielleicht auch Mut machen, sich mehr zu beteiligen. Hängt aber auch davon ab, was die Schule damit anfängt.

LittleDarky schrieb:Also ich wusste vor dem Gespräch genau das selbe, wie nach dem Gespräch.
Entweder man lernt mit dem Kind und unterstützt es oder es ist einem egal, dann bringt das Gespräch Sowieso nichts. Man sieht ja bei der Kontrolle der Hausaufgaben und beim lernen wie das Kind ist und wo es Fehler hat.

Bei den Bögen und Gesprächen geht es ja nicht nur um den Wissenszuwachs und ums Lernen, sondern eben auch um Sozialverhalten. Das kann Eltern, die vielleicht ein sehr einseitiges Bild von ihrem Kind haben, schon mal auf die Sprünge helfen.

@GranaPadano
War ja bei uns auch, aber selbst das wusste ich. Kindergarten ist ja noch nicht lange her bei uns, gerade mal ein halbes Jahr und die Erzieher haben eigentlich nie was bemängelt. 
Wir reden ja auch viel und selbst den kleinsten Mist erzählt er mir NOCH (mal gucken wie lange ;))
Natürlich ändert sich viel bis zur 4. Klasse, allein durch die Freunde, neue Fächer ect. 

Nur denke ich macht es halt bei den "kleinen" noch nicht so großen Sinn, zumal viele das selbst nicht verstehen wie ihr "Sozialverhalten" ist.




@katniss
Sag mal ist es bei euch auch so, dass nur noch zwischen Lehrern und Eltern (außer zum Elternsprechabend) nur noch per Heft "kommuniziert" wird? 

LittleDarky schrieb:Nur denke ich macht es halt bei den "kleinen" noch nicht so großen Sinn, zumal viele das selbst nicht verstehen wie ihr "Sozialverhalten" ist.

Klar verstehen die Kleinen das noch nicht vollumfänglich und benutzen gar das richtige Wort dafür. :)
 Aber ansatzweise können sie das schon begreifen und lernen, darüber nachzudenken und beginnen damit, sich selbst realistisch einzuschätzen.

Wenn alles gut ist, braucht sich eh keine Gedanken zu machen, aber wenn es irgendwo hakt, sieht man es eben frühzeitig. Nicht alle Eltern sind gleich engagiert oder involviert.

Hauptsächlich geht's darum, dass für die Kinder nachvollziehbar wird, nach welchen Kriterien die Bewertung vorgenommen wird. Im Gespräch haben dann auch beide Seiten eine Grundlage, die es erlaubt, konkret zu werden - was für die Kinder praktisch ist, weil ein "Ich find mich aber besser als 2" nicht viel hergibt.
Und natürlich sollen die Kinder ihre eigenen Leistungen und ihr Verhalten reflektieren lernen. Das hängt damit zusammen, dass man langfristig die Selbstständigkeit fördern will. Wenn man weiß, was schon gut klappt und was noch Übung braucht, kann man sich sinnvolle und realistische Ziele setzen und ist gleich mehr ins Lernen involviert, als wenn einem nur von außen rückgemeldet wird, woran es noch hapert. (Das alles entspringt der "Kompetenzorientierung".)



(https://wiki.zum.de/wiki/Kompetenzorientiert_unterrichten)

Also an sich keine schlechte Sache, solange es nicht übertrieben wird.
Wenn sich bei einem Punkt riesige Abweichungen zwischen der Einschätzung der Lehrkraft und des Kindes zeigen, wird das bloß dazu führen, dass beide Parteien bis zur Eintragung der Noten nochmal genauer hinschauen - was ja auch eine Chance sein kann! :)

An die Bögen wird man sich gewöhnen müssen, es werden noch viiiiiiele kommen. :D

Wir sind wieder da :)

Das Gespräch war positiv.
Wie als Eltern haben eigentlich gar nichts gesagt.
Es lag der Fragebogen vor, so wie ihn unsere Tochter abgegeben hat und daneben die Einschätzung der Lehrerin, zu 90% hat sich alles gedeckt. Bei 3 Sachen hat sie sich "schlechter" eingeschätzt, als die die Lehrerin.
Meiner Tochter war es immer sehr angenehm, wenn sie gefragt wurde, warum sie sich so schlecht einschätzt - aber lieber so, als andersrum ;)

Tja, um ehrlich zu sein, fand ich das alles überflüssig. Ich habe nichts Neues erfahren, da ich eh einmal im Halbjahr bei der Lehrerin bin.
Mir fehlt eher etwas "in der Hand" da ja die Zeugnisse durch die Gespräche ersetzt wurde.

Wäre mein Kind kein so guter Schüler, würde ich schon gerne wissen auf welcher Note er steht, um das dann mit dem Jahresbeginns vergleichen zu können.

@LittleDarky
Ja, das ist bei uns auch so. Ich kenne es aber auch nicht anders. Einmal habe ich die Lehrerin zuhause angerufen, weil mir das Thema zu komplex war, um es ins Heft zu schreiben und eine Sprechstunde gab es so kurzfristig nicht mehr.

@knopper

Bei uns gab es das noch nicht, ich geh davon aus dass die 84 dein Geburtsjahr ist :) dann definitiv nicht, soviel ich weiß wurde das erst vor ein paar Jahren eingeführt 
Wenigstens einer, der mich versteht :p 

katniss schrieb:Tja, um ehrlich zu sein, fand ich das alles überflüssig. Ich habe nichts Neues erfahren, da ich eh einmal im Halbjahr bei der Lehrerin bin.
Mir fehlt eher etwas "in der Hand" da ja die Zeugnisse durch die Gespräche ersetzt wurde.

Das war doch nicht überflüssig. Genau darum geht es ja. Um die Kontrolle. Und wenn alles gut ist, ist es einfach ein gutes Zeichen und du weißt, dass ihr nach wie vor auf dem richtigen Weg seid. ;)

Ich finde diese Bögen nicht schlecht.
Mein Zwerg geht momentan in die 4. Klasse, und grade haben wir das letzte Entwicklungsgespräch durch, in dem es auch um die Wahl der weiterführenden Schule ging.
Mir wurde auch der Bogen gezeigt, den mein Sohn ausgefüllt hat, dann musste ich ihn aus meiner Sicht ausfüllen und dann habe ich das Ergebnis aus Lehrersicht bekommen. 
Mein Sohn hatte in einem Bereich enorme Schwierigkeiten, und durch das Erkennen schon in den ersten Schuljahren konnten wir das tatsächlich positiv umlenken. Mich hat seine "Schwäche" auch im Alltag gestört, weil er sich dadurch oft selbst im Wege stand, und ich war dann sehr froh, dass die Lehrerinnen in der Hinsicht in der Schule mit eingewirkt haben. So hatten wir jetzt einen Fragebogen mit übereinstimmenden Antworten. 

Wichtig ist halt, dass die Eltern "mitziehen" und diese Bewertungen nicht als Angriff sehen.

Bei meinem großen Sohn gab es diese Entwicklungsgespräche vor der Zeugnisausgabe in den ersten drei Klassen der Grundschule noch nicht, erst zum Ende der Grundschule dann. Bei ihm haben die Noten gestimmt, aber die Motivation ließ sehr zu wünschen übrig. Die Lehrerin sah das damals wie ich, und war froh, dass ich nicht aufs Gymnasium bestanden habe. Wenn man nur die Noten zur Bewertung hernimmt, kann man sich doch leicht verschätzen.