Frage zu (m)einer Verhaltensweise

Sonniges Hallo aus den warmen Bayern :D

Zu aller erst: dieser Thread befasst sich im Kernpunkt eher um ein Verhalten, das ich irgendwie im laufe der Jahre aufgebaut habe. Ich habe bisher noch nie über jemanden darüber gesprochen.
Laut den Regeln hier auf Allmy ist es dennoch nicht gerne gesehen, wenn man mich hier als "Verrückter" abstempelt oder einfach nur schreibt "Geh zum Arzt, Allmy ist kein Psychiater". Das alles ist mir klar. Und auch wenn der Kernpunkt eher von mir ausgeht, so gehe ich davon aus, dass es solche Verhaltensweisen bestimmt des einen oder anderen aufgetaucht ist, egal ob jetzt hier bei den unzähligen Usern oder in deren Freundeskreis.
In diesem Thread soll es also nicht um mich gehen, sondern eher nur darum, ob jemand folgende Verhaltensweisen schon einmal von jemand anderen kennt. Denn ich kann es beim besten Willen mir nicht erklären.

Früher in meiner Kindheit war ich eher der fröhliche Mensch. Ich bin gerne raus gegangen, in die Stadt oder ins Kino.
Heute aber bin ich eher sehr zurück gezogen. Bestes Beispiel ist Heute. Ich wollte mir um 14:45 einen Kinofilm angucken (Ant-Man and the Wasp) aber aus irgendeinen Grund sträube ich mich davor, einen Fuß vor die Tür zu setzen.
Wenn ich mal nicht in der Schulung bin, bin ich meistens Daheim. Und da verkrieche ich mich eher in mein Zimmer, wo ich meine Ruhe habe. Früher brauchte ich manchmal meine Auszeit. Heute aber scheint es irgendwie ein art "Trott" geworden zu sein. Also es ist Selbstverständlich geworden für mich dass ich alleine im Zimmer sitze, vorm Notebook usw.

Okay ich bin eher der typische Außenseiter. Freunde habe ich nicht. Aber deshalb jammer ich nicht.
Wenn ich in der Schulung bei meiner Ausbildung bin, so versuche ich zwar immer offen und lustig zu sein, aber im Kern weiß ich, dass, sobald ich wieder in meinem Auto bin und alleine nach Hause fahre, dass es irgendwie alles wieder "grau" wird.
Ich will nicht sagen, dass es mir irgendwie schlecht geht. Depressionen hatte ich zwar schonmal, aber das Heute ist nicht so wie damals wo ich teilweise sogar Suizitgedanken hatte.

Worauf ich hinaus will:
Was kann es sein, dass ich meinen "Arsch" nicht "hochbekomme" und mir einfach sagen "Komm Flo. Raus, ab ins Kino" ?
Früher hatte ich kein Problem damit. Heute fühle ich mich irgendwie Träge.

Kennt jemand das? Oder hat es mal gekannt? Wäre nett wenn mir da jemand mal ein wenig helfen könnte.

Danke schonmal.

Für mich hört sich das alles normal an, weil ich genau so drauf bin wie du.

Ich gehe nur noch raus wenn es nötig ist, hauptsächlich dann mit dem Auto zum Supermarkt, zum Einkaufen fahren, oder wenn es wichtige Angelegenheiten sind, wie ein Besuch beim Amt oder Arzt.

Das Wichtigste ist für mich, dass ich keine oder nur wenige Menschen sehe, weil ich keine sehen will.
Menschen haben mich nur enttäuscht und ich habe mittlerweile mit der Menschheit abgerechnet, ausser mit Familienangehörigen und eine viertel Hand voll Freunden/Bekannten.

Ab und zu gehe ich dann nachts doch mal raus, aber nur dahin, wo keine Menschen sind, wie Wald und Felder oder am Fluss.


Im Gegensatz zu dir, bin ich allerdings mit meinem Leben relativ zufrieden und will auch keine Freundin mehr haben - ich will am liebsten nur noch alleine sein

Niederbayern88 schrieb:Worauf ich hinaus will:Was kann es sein, dass ich meinen "Arsch" nicht "hochbekomme" und mir einfach sagen "Komm Flo. Raus, ab ins Kino" ?Früher hatte ich kein Problem damit. Heute fühle ich mich irgendwie Träge.

Warum willst Du Dich zu etwas zwingen, was Du im Grunde nicht möchtest?
Mach lieber das, was Dir Freude bereitet, wozu Du wirklich Lust hast.

Lass Dich nicht durch die Gesellschaft in eine Form pressen, die Dir nicht passt.

Ich bin beispielsweise sehr gerne alleine. Es gibt nur sehr wenige Menschen, mit denen ich mich beispielsweise unterhalten mag.
Die meisten Menschen sind viel zu oberflächlich und deren Interessengebiete zu wenig tiefgefächert, so daß mich ein Gespräch mit den meisten Menschen langweilt.

Wozu also versuchen mit Menschen in Kontakt zu sein, deren Gesellschaft keine Bereicherung für einen selbst darstellt?

Bevor ich ins Kino gehen würde, gehe ich lieber in die Natur spazieren. Dort gibt es wesentlich mehr zu sehen und zu entdecken, als in den Hochburgen der gesellschaftlichen Einöde.

Mach Dir keinen Kopf. Sei Du selbst und mache das, was Dir Freude bereitet.

Zum einen gilt auch hier der Leitspruch: alles, was Du tust, trainierst Du. Jedes Mal, wenn Du entscheidest, etwas nicht zu tun, gewöhnst Du Dein Gehirn daran. Und wenn dann in der Folge nicht der Sessel unter Deinem Hintern explodiert, dann denkt Dein Gehirn: fein, hat nicht weh getan, muß also richtig sein.

Das Vermeiden von sinnvollen Dingen wird meist als richtig abgespeichert, wenn es keine negativen Konsequenzen hatte.

Wieviel Leben du dabei verpaßt, ist eine andere Frage.

Du bist, wie die meisten Menschen, mehr oder weniger zufällig konditioniert. Gewohnheiten, die sich selbst verstärken. Das kannst Du umtrainieren, wenn Du ein Umfeld aufbaust, das Tatkraft belohnt und Zögerliches Ausweichen bestraft.

Dein Tatmuskel ist atrophiert und braucht ein paar tägliche Liegestütze. Jetzt ist die Frage, was macht die Liegestütze für Dich attraktiv?

Ich kann mich natürlich auch komplett irren. Das ist jetzt erstmal mein Schuß ins Blaue. Irgendwas dran an dem, was ich so vor mich hin tippe?

"What you don't do can be a destructive force" Eleanor Roosevelt

@Niederbayern88
Leidest du unter dem Alleinsein und dem fehlenden Antrieb, etwas zu unternehmen oder nicht?

Meinst du, dass es eventuell sein könnte, dass du eine depressive Episode erlebst oder ergeht es dir, vom Wohlbefinden her, doch eher gut?

Ich kenne das sehr gut und finde es überhaupt nicht schlimm. Vermutlich liegt es aber auch daran das ich älter bin als du. Ich habe gelernt mich so zu lieben wie ich bin, ohne schlechtes Gewissen.
Klar gehe ich auch raus und treffe Freunde, aber nach spätestens 3 Stunden habe ich das Bedürfnis nach Hause zu gehen. Ich bin ein Mensch der nur wenn er alleine ist Energie tanken kann.
Auch sehe ich keinen Sinn darin mehr z.b. auf ein Straßenfest zu gehen und ein paar Bier zu trinken um dann nur oberflächliches Geschwätz zu ertragen.

Ich glaube, dass so Menschen wie du und ich mit dieser oberflächlichen Gesellschaft nichts anfangen können.

Wichtig ist nur, sich nicht kpl. von der Außenwelt abzuschotten, wir sind nun mal ein Teil davon und das wäre nicht gut.

Im übrigen ahnt niemand in meinem Umfeld wie ich wirklich ticke. Alle denken ich bin immer gerne dabei. Ich sage nichts,warum? Sie würden es nicht verstehen.

Wobei man aufpassen sollte, daß das eigene Leben nicht immer kleiner und kleiner wird. Da bleibt viel Potential auf der Strecke. Auch ich gehe niemals in Kneipen oder auf Feste. Was soll ich da? Gemeinsam nichts tun?

Aber der Wunsch, mit anderen an sinnvollen Projekten zusammenzuarbeiten, wirklich relevant etwas zu bewegen, das ist schon vorhanden. Der Wunsch, sein Leben durch geschicktes Handeln freier zu machen. Wenn man es läßt, reduziert sich das eigene Leben auf nahezu null.

Das Gehirn vermeidet gern unnötige Arbeit. Nur Müssen oder Wollen hält es davon ab.

Für mich liest sich da eine Unentschlossenheit da raus.
Du sagst dir, es geht dir nicht schlecht, sprichst aber von einer Tristheit, sobald du wieder nach Hause fährst.
Du bist unzufrieden, aber wahrscheinlich hatte dein Rückzug einen Grund.
Vielleicht die Tatsache, dass du dich selbst Außenseiter nennst, was irgendwo seine Gründe hat.
Welche sind das? Immer von den falschen umgeben, was dir einerseits das Gefühl gibt, der Rückzug ist richtig, aber deine Vorstellungen, nicht alleine sein zu wollen sowie Gedanken, es muss doch auch die richtigen geben, sagen dir, so richtig kann es doch nicht sein?
Vielleicht warst du auch damals nur nicht bereit, jetzt aber hast du Angst?
Du musst für dich die Antworten finden. Was willst du und was fürchtest du, was passiert?
Ins Kino gehen zu wollen und es dann nicht vor die Tür zu schaffen ist schon eine große Nummer.
Vielleicht hast du in all den Jahren auch eine soziale Phobie entwickelt, wer weiß.
Wenn du Hilfe brauchst beim Klarwerden deiner Blockaden und dem, was du willst, dann wäre professionelle Hilfe tatsächlich nicht schlecht.

@Niederbayern88

Solange du unter der Art und Weise, wie du lebst, nicht irgendwie leidest, ist alles gut, finde ich.

Es gibt unterschiedliche Arten von Menschen. Es gibt extrovertierte Leute, die immer in Action sein wollen, immer raus, immer unterwegs, Party hier, Party da, mit X Freunden treffen, bloß nichts verpassen...

Und es gibt ruhige und introvertiertere Leute, die gerne alleine oder mit 1-2 Freunden/Freundinnen zu Hause entspannen und sich dabei wohlfühlen.

Beides ist völlig in Ordnung. Wenn man nicht unter seinem Lebenszustand leidet, ist alles ok.

@Niederbayern88

Es ist fast alles genetisch festgelegt. Der eine ist ein Hibbeligen, der nicht eine Sekunde Zuhause auf dem Sofa sein kann. Der andere ist froh, wenn er seine Ruhe hat.
Solange es nicht mit einer Depression zusammen hängt, ist gegen zweiteres nichts einzuwenden.
Aber wie immer im Leben, ist ein gesundes Mittelmaß am Besten.
Nur Zuhause auf der Couch ist auch nicht schön und wenn man nie außer Haus geht, kann man sich auch mit dem auf das heimische Sofa freuen.

@forestmaster_
@bennamucki
@Kältezeit
@salzgrotte
@Thaddeus
@Alphabetnkunst
@Kc
@derjips
Sorry war weg.
Danke erstmal an alle für eure Beiträge.

Leiden tue ich nicht, das kann ich auf jedenfall sagen.
Mir hat sich halt nur die Frage im Kopf aufgeworfen, ob das "normal" ist oder nicht.

Ich sehe unten im Hof jeden Tag meinen Nachbarn mit seinen Freunden zusammen sitzen und Bier trinken, darten usw.
Normalerweiße bräuchte ich mich nur unten zu ihnen hinsetzen. Kennen uns ja.
Aber hab eben das Bedürfnis nicht.

Wäre das jetzt eine Depression dann wäre es wohl eine andere als die, die ich schonmal durchlebt habe.

Ich weiß, Allmy ist keine "Hier-findest-du-Hilfe" Webseite, das soll sie ja nicht sein :D
Nur habe ich mich halt gefragt, ob dieses "sich abschotten" normal oder gesund ist oder nicht.

@Niederbayern88

Was verpaßt Du denn, wenn Du nicht dartest und Bier trinkst? Soweit ich weiß, gar nichts.

Wenn man sich mit Menschen trifft, um eine Sprache zu lernen, oder um zusammen eine Werkstatt aufzubauen (Stichwort Hackerspaces), wenn man gemeinsam etwas tut, wovon das eigene Leben besser wird, das sind die Aktivitäten, wo es interessant wird. Ob Du Dich allein ablenkst oder gemeinsam, das ergibt nur wenig Unterschied.

@Niederbayern88

Nein,es ist nicht krank,du bist vielleicht manchmal etwas müde und hast dann keine Lust rauszugehen,aber wenn ich nicht arbeiten muß,bin ich genauso gerne mal einen Tag zu Hause und sitze vorm PC oder fröhne meinen Hobby´s dazu muß ich nicht raus gehen....

Thaddeus schrieb:Was verpaßt Du denn, wenn Du nicht dartest und Bier trinkst? Soweit ich weiß, gar nichts.

Genau so ist es. Unterm Strich habe ich mehr davon, an einem Regentag ein gutes Buch zu lesen, als an der Dartscheibe immer die gleichen Nasen zu sehen und immer die gleichen Geschichte zu hören. ;)

@derjips

Ich hab' keine Ahnung, warum Geselligkeit in Deutschland immer Abhängen bedeuten muß. Und spaß haben immer Saufen ( :

Problem ist eben: je mehr man sich aus Selbstschutz einigelt, desto kleiner und langweiliger wird in der Regel das Leben. Diese Schonhaltung ergibt sich manchmal aus schlechten Erfahrungen und verselbständigt sich. In den seltensten Fällen führt das zu einem ereignisreichen, erfüllten Leben, sondern oft zu einer sich begnügenden Minimalexistenz.

Ist nichts für mich, weil es sich für mich furchtbar anfühlt.

@Thaddeus

Deshalb sprach ich ja von Mittelmaß. Man muss aufpassen, dass man nicht vereinsamt.
Aber nur um der Gesellschaft Willen, mich mit Leuten zu umgeben, die mir gar nicht übermäßig sympathisch sind?! Nee danke.
Ich kenne solche Fälle. Das kann auch in Ausnutzung enden.

@derjips

Ich denke der Trick besteht darin, mit den Tätigkeiten aufzufallen, die die richtigen Leute anziehen. VHS-Kurse, Projekte oder Vereine, je nachdem, was einem liegt.

Niederbayern88 schrieb:Nur habe ich mich halt gefragt, ob dieses "sich abschotten" normal oder gesund ist oder nicht.

Tja, der wirtschaftlich orientierte Mensch wird vielleicht in etwas sowas sagen wie: Du braucht gute Connections, umgib dich nur mit positiven Leuten die dich voran bringen usw. das ergibt sich aus der Netzwerktheorie bla bla.

Der ein oder andere super soziale: Der Mensch braucht unbedingt anschluss an andere Menschen. Kein Mensch ist gerne allein, sowas gibts gar nicht.

Aber ich halte mich lieber daran was der alte Jack Burton in Zeiten wie diesen sagen würde: Ach, scheiß drauf. :D

@Yooo
Unwirtschaftlich orientierte Menschen enden schon gern mal in Altersarmut.

Wobei ich mit den zynischen Klischees jetzt nicht übereinstimme.

Hallo @ Niederbayern88
es stellt sich die Frage, wie lange du schon in diesem "Abschottungsmodus" steckst. Ein User hatte ja von der Gewohnheit des Gehirns geschrieben ;-).
Die nächste Frage wäre ob du jünger oder älter bist. Mit dem Hintergrundwissen, dass ältere Menschen eher zum Zurückziehen neigen. Wenn jung, dann ist das über einen längeren Zeitraum betrachtet, schon nachdenkenswert.
Weiters könntest du dich fragen, ob du so ganz allgemein Freude im Leben oder bei Dingen verspürst.
Vielleicht hilft dir ja diese Seite weiter:
http://www.hilfe-gegen-depressionen.de/depressionstest-goldberg-test-auf-depressionen-bin-ich-depressiv.php (Archiv-Version vom 11.08.2018)
Viele Grüße, Soluna