Freiwillig verschwunden - neues Leben

Ich hatte eine richtige Familie, auch einen Sohn. Jedoch haben es die Umstände nicht anders zugelassen.

Ich habe den Kontakt komplett abgebrochen, neue Nummer, fast 500 km Umzug usw.
Außer meinen Eltern weiß niemand wo ich bin. Es hat mir oft das Herz zerissen, aber wie gesagt die Umstände haben es nicht anders zugelassen .

So wie ich Havran verstanden habe, hat er wohl den kompletten "Cut" gemacht mit dem Unterschied, dass eben nur seine Eltern noch wissen wohin. Sehe ich das richtig?
Soweit mir bekannt ist, darf die Polizei - solange der Gesuchte wohlauf auf ist u. nichts strafrechtlich gegen jemanden vorliegt - die Suchenden nicht über den Aufenthaltsort in Kenntnis setzen, wenn der Gesuchte gewissermaßen nicht gefunden werden will.#

@Havran: Bist du weit weg gezogen, also von der Entfernung?
Wie hast du den beruflich den Neustart geschafft?

Ansonsten meinte ich in der Tat wie Laucott das schon richtig vertsnaden hat, Fälle mit komplettem Abbruch zum vorherigen Umfeld, die also wirklich abtauchen, die so zugespitzte Lebenssituationen haben (unaushaltbarer Beruf und keine Alternativen, krasse Konflikte im Umfeld, die sich nicht beheben lassen o.ä.), dass Verschwinden und woanders Neu Anfangen gewissermaßen die einzige erträgliche/ aussichtsreiche Option ist.

@Pitbull8

Den Rest habe ich ja in meiner vorherigen Antwort geschrieben:)

Naja, ich habe mir eine Legende zusammengebastelt und die entsprechend Verkauft. Musste ja auch meine Arbeit von heute auf morgen abbrechen .

@Havran:
Sorry, da hab ich wohl deine letzte Antwort überlesen ... ist aber sehr aufschlussreich.
Kann ich mir gut vorstellen, dass dir das oft sehr schwer fällt ...
Genau solche Fälle meinte ich, die das eben nicht machen, um die Familie / Angehörigen in Schrecken zu versetzen oder zu ärgern, sondern einfach weil sie eine bestimmte Lebenssituation (oft auch welche, die eben nur noch die "Wahl" zwischen Pest und Cholera lassen - da ist dann der allgemeine Spruch "Es gibt für alles eine Lösung" auch ein Hohn) nicht mehr aushalten /auf andere Art lösen können.

Hast du dich denn vorbereitet (überlegt in welche Stadt und was du dann dort beruflich machen willst etc.) oder war das ein spontanes Untertauchen?

@Pitbull8

Ich musste es im Endeffekt machen um mein Kind zu schützen.
Ich habe die "Flucht" länger geplant, habe es dann aber spontan aussehen lassen damit der Überraschungseffekt größer ist und ich weniger spüren hinterlasse. Aber am Tag ging es recht schnell, sämtliche Social Media Accounts gelöscht Nummer gewechselt und rein in den Zug. Müsste halt einiges zurücklassen, aber so spielt das Leben .

Puh ... So etwas braucht wahrscheinlich auch eine Menge Überwindung in dem Moment, aber anderenteils ist anzunehmen, dass die "Untertauchenden" in derartigen Zwangslagen vorher bereits alle anderen Optionen durchüberlegt und als sinnlos verworfen haben, um zu so einer Entscheidung zu gelangen.
Arbeitest du denn wieder in deinem Beruf bzw. hast du ich mit deinen regulären Zertifikaten als die Person, die du der Identität nach bist am neuen Wohnort beworben?

@Pitbull8 arbeite noch im selben Bereich, habe mir halt ne Legende ausgedacht warum ich keine Arbeitszeugnisse vorlegen kann, einfach etwas logisch rumgesponnen. Spielst du auch mit den Gedanken?

Sicherlich spielen Viele mal mit diesem Gedanken, gehöre ich auch dazu, aber das wird wohl nur bei den wenigsten dann auch Wirklichkeit...
Mich interessiert die Thematik auch deshalb, weil wie im EP beschrieben das jedes Jahr zahlreiche Personen betrifft und es eben ein Feld ist, auf dem es kaum Forschung gibt.
Klingt aber kreativ, wenn du das mit ohne Zeugnisse so auf die reihe gekriegt hast

Es war ein sehr länger denkprozess, das kannst du mir glauben. Aber es geht alles irgendwie

Pitbull8 schrieb am 16.07.2019:Wie schaffen es z.B. diese Personen, ihre Angehörigen (Eltern, die ja oft auch schon in höherem Alter sind) zurückzulassen

Dazu gehört ganz sicher eine gewisse Härte.

Ich verstehe es, wenn man bedroht wird, in Schulden erstickt oder vor einer Strafe (Haft) davonläuft.

Wenn man aber die eigene Familie einfach im Stich lässt, nur weil man sich überfordert und eingeengt fühlt, ist das Feigheit vom Feinsten.
In so einer Situation muss man die Eier haben , der Familie ehrlich zu sagen, warum man geht.
Man braucht sich ja nicht zum Bleiben überreden lassen (das hätte keinen Sinn), aber die Familie in Ungewissheit zurück zu lassen ist unter aller Sau!

Solche Menschen widern mich an.

.Schwierig dürfte auch sein, dass natürlcih in der ersten Zeit nach dem Verschwinden für viele die Motive gar nicht unbedingt klar sind, gerade wenn jemand aufgrund einer Zwangslage verschwunden ist, so ist diese ja nach außen oft nicht gleich sichtbar und dann stellt wohl auch erstmal die Frage einer Abgrenzung, ob denn jemand freiwillig weggegangen ist.

Laucott schrieb am 19.07.2019:Wäre interessant zu erfahren wie so etwas im RL tatsächlich funktioniert.

Du suchst Dir ne Wohnung und Arbeit in andere Stadt und dann ziehst Du um, so einfach ist das. Bei der Ummeldung richtet du eine Auskunftssperre ein und teilst dies am besten deiner Bank und deinen Versicherungen bei Adressänderung mit, dass auch da keiner sich verplappert und wenn doch sich strafbar macht.eine neue handynummer die du niemanden gibst und dann besuchst du mit Ausweis die Polizei und teilst ihnen mit dass falls jemand dich sucht, dieser suche nicht nachgegangen werden soll, denn dir geht es gut und du willst nicht gefunden werden. Dass wird dann jeden der dich vermisst so auch mitgeteilt.

Warum man dafür neue Identität braucht und auch vor Behörden abtaucht verstehe nicht. Es ist ganz legal sehr einfach ab 18.
Hab das auch hinter mir, da die Familienverhältnisse katastrophal waren. Das einzige was hart ist, man sollte sich die ersten Jahre wirklich bei niemanden Aus dem alten Leben melden. Wenn man jemanden wirklich sehr vermisst gibt es noch anonymen Anruf. Aber besser ist es das sein zu lassen. Emotional aufgeladen redet man einfach zu viel.

Kann mich an eine junge Studentin erinnern, die vor über 30 Jahren an einer Bushaltestelle verschwunden war. Weil da auch ein Verbrechen an einer anderen Frau da stattfand nahm man an auch die verschwundene Studentin, könnte Opfer einer Straftat geworden sein.
Tatsächlich hatte sie ihr Weggehen geplant und wohnte dann 200 km weit weg.

Wegen einem Brand in der Nachbarwohnung, wurde nun diese Frau in Düsseldorf befragt, Wobei der Ausweis vorgelegt werden sollte; sie legte den alten Ausweis vor. Sie muss wohl immer schwarz gearbeitet haben, hatte sonst keine Papiere.

Diese Person lehnte jeden Kontakt zur Familie die sie vor 30 Jahren verlassen hatte ab!

Ob da dann unmenschlicher Leistungsdruck war, dem sich sonst die junge Frau nicht entziehen konnte? Wenn man so überlegt nur schwarz arbeiten und wohl weder Bankkonto noch Krankenversicherung, das muss auch alles nicht einfach sein!

AFG97 schrieb am 12.01.2022:macht.eine neue handynummer die du niemanden gibst

Daa gibt's doch in Deutschland seit einigen Jahren die Identitätsprüfung. So einfach, ohne fremde Hilfe, wird man also keine neue Handynummer mehr bekommen, weil bei jeder Aktivierung der Personalausweis von Nöten ist.
Wird die Person dann polizeilich gesucht, wird auch die neue Nummer herausgefunden - egal ob Vertrag oder Prepaid

AFG97 schrieb am 12.01.2022:und dann besuchst du mit Ausweis die Polizei und teilst ihnen mit dass falls jemand dich sucht, dieser suche nicht nachgegangen werden soll, denn dir geht es gut und du willst nicht gefunden werden. Dass wird dann jeden der dich vermisst so auch mitgeteilt.

Ist das wirklich so einfach? Vermerkt die Polizei dann tatsächlich, dass diese Person bewusst verschwunden ist und richtet den Angehörigen (oder wer auch immer nach denen sucht) dann aus, dass es der Person gut geht? Ich kenne mich damit nicht aus, aber es klingt für mich etwas unrealistisch. Aber wie gesagt, ich hab keinerlei Erfahrung damit.

angehörige haben, soweit ich weiß, kein recht zu erfahren wie es jemanden geht oder wo er ist. zumindest wenn die person volljährig ist.

ich hab letztens ein youtube video gesehen über vermisste. da war ein fall, der mir vorher schon bekannnt war. da ist eine studentin einkaufen und beim zahnarzt gewesen. dann ist sie verschwunden. ihr bruder hat sie vermisst gemeldet. 30 jahre später gabs wohl einen diebstahl oder einbruch. da wurde diese dame befragt und dabei kam raus, dass sie die vermisste petra ist. sie weigerte sich aber kontakt zu ihrem bruder oder anderen angehörigen aufzunehmen. da kann dann die polizei auch nix machen.

Anya1981 schrieb:angehörige haben, soweit ich weiß, kein recht zu erfahren wie es jemanden geht oder wo er ist. zumindest wenn die person volljährig ist.

Das denke ich mir auch, aber wenn nun jemand einen Angehörigen vermisst meldet und die Behörden wissen, wo sich dieser Angehörige befindet, sind die dann verpflichtet, Auskunft zu geben, dass diese Person eben NICHT vermisst wird? Dass sie keine Daten wie Adresse oder Telefonnummer rausgeben dürfen, ist mir klar. Aber es wäre jetzt interessant zu erfahren, ob Angehörige über den Status aufgeklärt werden dürfen/werden.

ich denke schon, dass man ihnen mitteilt, dass derjenige nicht weiter vermisst wird. aber mehr auch nicht.

Anya1981 schrieb:ich denke schon, dass man ihnen mitteilt, dass derjenige nicht weiter vermisst wird. aber mehr auch nicht.

Okay, stelle ich mir jetzt auch nicht lustig vor, wenn du von den Behörden erfährst, dass die Person X nicht verschwunden ist, sondern einfach alle Brücken hinter sich abgebrochen hat. Wobei man das bei manchen Schicksalen aber durchaus nachvollziehen kann.

@EnyaVanBran
ja, das ist schon merkwürdig. ich habe den kontakt zu meiner mutter abgebrochen, aber sie weiß wo ich wohne.