@Anja-Andrea Wohl wahr.
Und dennoch hat (für mich) "scheinen" im Gegensatz
zu "schwitzen" eine ganz andere Qualität.
"Wenn der Spiegel schwitzt", dann klingt das
irgendwie abartig und brutal. Besser gesagt: nicht
so poetisch.
"Wenn der Mond scheint", dann klingt das richtig
gut. Poetisch, sanft,...
Ob sich ein sprachlicher Ausdruck durchsetzen
kann, hat zum Teil auch mit Menschen wie
Goethe, Schiller, Hermann Hesse und anderen
großen Denkern, Dichtern und denkwürdigen
Persönlichkeiten zu tun.
Früher waren sie die wahren Sprachpioniere.
Heutzutage, in einem Zeitaltern, in dem Sprachwandel
und Sprachzerfall zügiger voranzuschreiten scheinen,
sind es andere Personen, die Sprache 'prägen'.
Manager, Politker, Rapper.
Aber das sind meist Eintagsfliegen.
2 Jahre von der Masse gefeiert und imitiert.
Sprachprägende Menschen, die "flugunfähige
geflügelte Worte" produizieren. ('Prägen' wäre hier
wieder fehl am Platze, da die Worte zum Großteil
reiner Kommerz sind. Sprachentstellung auf
'Ey, Belzeboss, komm raus jetzt'. Und weil sie
in den seltensten Fällen überlebensfähig sind.
Meist stirbt die Popularität der Worte jener schon
in der ersten Hälfte ihrer irdischen Zeit. Manchmal
flackert, wenn ihr Tod in den Nachrichten bekannt
gegeben wird, noch einmal kurz ein Wort von jenen
auf (Er/sie prägte den Satz "......" oder: wir werden
jene/n vermissen, der immer sagte: "..."). Und dann
fliegen sie mit den geflügelten Worten gen Himmel.
Aus den Augen, aus dem Sinn.
Das ist Kommerz/ Globalisierung/ Schnelllebigkeit.
Und das ist es auch, was unsere Sprache so schnell
verändert.
Nur habe ich Bedenken, wohin das führt.
Zu etwas Innovativem und Schönem?
Oder doch zu etwas Vereinfachtem und
Technisiertem?
Da muss man halt schaun, was so läuft später.
Oder, wie Rainer Maria Rilke es gesagt hätte:
"Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären..."
~Ende~