Link: www.wdr.de (extern) (Archiv-Version vom 27.11.2007)Antike Steine - türkisches Gefängnis
Zwei Steine im Gepäck des Sohnes brachten den Vater in den Knast
Von Ralf Czichowski
Ein vermeintlich harmloses Urlaubsandenken brachte einen Familienvater aus Münster hinter Gitter: Sein Sohn hatte zwei Steine am Strand gefunden und eingesteckt.
Beim Durchleuchten des Gepäcks stieß der türkische Zoll auf die Steine und schlug Alarm. Ein Mitarbeiter der türkischen Museumsverwaltung stufte die Steine als 'antik' ein und der Ärger begann. In der Türkei gibt es strenge Vorschriften, was die Ausfuhr von Antiquitäten und Fossilien angeht. Weil der neunjährige Sohn noch nicht belangt werden kann, hielten sich die Beamten an den Vater: Stefan G. kam sofort in Untersuchungshaft.
"Fälle in denen Türkeireisende wegen Mitbringseln verhaftet werden, haben wir immer wieder. Im Schnitt acht bis zehn im Jahr. Einen Fall, bei dem der Vater für den Sohn hinter Gitter kam, hatten wir bisher jedoch noch nicht", so Erwin Ganzer vom Auswärtigen Amt. Auf diplomatischer Ebene werden schon die Register gezogen, um Stefan G. möglichst schnell aus dem Gefängnis zu holen. Die Haftbeschwerde des türkischen Anwalts von Stefan G. hat das Gericht abgelehnt. Nun liegt die Beschwerde bei der nächsthöheren Instanz.
Drakonische Strafen
Bis zu zehn Jahren Gefängnis können die türkischen Gerichte für so genannten Kulturdiebstahl verhängen. Nach den Erfahrungen des Auswärtigen Amtes bleiben die verhafteten Touristen im Schnitt zwei bis drei Monate in Untersuchungshaft. Dann kommen sie gegen eine Kaution von mehreren tausend Euro frei. Touristen tappen immer wieder in die Aniquitäten-Falle, da alles, was dereinst von Menschen bearbeitet wurde, unter den Schutz des Gesetzes fällt. Für den Laien ist die Bearbeitung aber nicht immer zu erkennen.
Auch wer einen Stein, eine Scherbe oder ein Fossil gekauft hat, kann beim türkischen Zoll sein blaues Wunder erleben. Denn der Kauf berechtigt nicht unbedingt zur Ausfuhr der Gegenstände. Das Auswärtige Amt warnt deswegen auf seiner Internetseite vor den antiken Souvenirs. Auch für andere Länder können Reisende hier wichtige Informationen über rechtliche Besonderheiten ihres Urlaubszieles erfahren.
Boykottiert die Türkei als Urlaubsland!!!
Verbringt den wohlverdienten Urlaub nicht in einem solchen Land, in dem Menschenrechte mit Füssen getreten werden, touristen verhaftet werden, weil sie Steine vom Strand als Souvenir aufgelesen haben.